MotoHeroz20.03.2012, Benjamin Schmädig
MotoHeroz

Im Test:

Man flucht ja gerne. Über die Spielewelt im Allgemeinen, die Innovationsarmut im Besonderen und die unter Hochdruck dampfende Recyclingmaschinerie im ganz Speziellen. Der Shooter entwickelt sich kaum, das Adventure ebenso wenig und Rennspiele schon gar nicht. "Dagegen!", ruft man ja oft, ich sowieso - und verstecke mich heimlich, wenn ich in helle Begeisterung über ein zwölf Jahre altes Spiel verfalle.

Die kleinen Dinge

Unschuldig strecke ich die Hände in die Luft: Ich kann ja nichts dafür! Jahrmillionen alte Endorphine sind Schuld daran, dass ich seit Stunden das iPad in der Hand halte und nur eins im Kopf habe: die neue Bestzeit. Sekunde noch, ich versuche nur mal eben noch... ach, Fehler. Sekunde, ein Mal noch...

Das war vor ein paar Monaten schon so: Damals rauschte MotoHeroz über die Wii und ich meinen eigenen Rekorden hinterher. Und das war vor zwölf Jahren schon so. Da saß ich zum ersten Mal auf dem Motorrad, beschleunigte, bremste und verlagerte mein Gewicht nach links oder rechts, um das Zweirad gefühlvoll über Hindernisse zu manövrieren. Wie kann das eine geschlagene Dekade später noch spannend sein?

Zeitlos

Das Geheimnis ist eine famose Physik, die man mit gerade mal vier Tasten perfekt im Griff hat. Dass es diesmal vier Räder sind, spielt keine Rolle, denn das Spiel berechnet nach wie vor nur zwei Achsen. Den Rest machen die Endorphine: Stück für Stück kommt man dem Abbild eines Spielers näher, dessen schimmernde Bestzeit gleichzeitig über den Kurs rast. Man überholt ihn, man wird belohnt - Endorphine, Euphorie, "da geht noch mehr!"

Den ständigen Onlinewettstreit hat iOS der Wii voraus. Und sogar die Steuerung klappt beinahe so gut wie auf Nintendos Remote. Ein paar Mal habe ich daneben getippt, aber das sind Ausnahmen. Auch hier katapultieren mich große Rampen hundert Meter weit, mein

Die richtige Version

Inhaltlich unterscheiden sich MotoHeroz und MotoHeroz HD nicht - die iPad-Version glänzt allerdings, der Name deutet es an, mit schärferen Texturen und einem größeren Bildausschnitt.

MotoHeroz kostet 0,79 Cent und ist eine Universal App. MotoHeroz HD kostet 2,39 Euro und läuft ausschließlich auf dem Tablet. Vehikel überschlägt sich, ich rase rückwärts, kopfüber und werde quer durch die schwarzen Silhouetten der coolen "Future"-Welt gebeamt. Mit Extras mache ich Känguru-Sprünge, zünde den Turbo, fliege mit Raketenschub oder klebe wie eine Klette auf allen Oberflächen.

Nassfrei

Besonderheiten wie Wasserlöcher oder das Unterseetauchen wurden zwar gestrichen, dafür sehen Wald, Wüste und Eislandschaft so charmant aus wie auf Konsole. Die wundervolle Musik tut ihr Übriges. Auf iPad ist MotoHeroz HD natürlich am schönsten, Telefonspielern fehlt aufgrund eines kleineren Bildausschnitts mitunter ein wichtiges Stück Übersicht. Handyfinger verdecken außerdem eher das Bild und die kleineren Tasten sind etwas schwerer zu finden.

Schade, dass die Umsetzung mit 30 Abschnitten nur ein Drittel so groß ist wie das Original. Sinnvoll aber, dass man schneller den ersten Stern fürs Bestehen einer Strecke einfährt. Das verhindert Frust und stachelt mächtig zum Griff nach Stern zwei und drei an. Ohne Upgrades hat man dabei keine Chance: Erst mit Siegprämien und dem Geld versteckter Schatztruhen baut man Schub, Höchstgeschwindigkeit sowie die Kraft der Extras in neun Stufen aus. Immerhin gibt es in jeder der sechs Welten ein neues Vehikel, dessen Trägheit oder Superbeschleunigung man erst mal meistern muss! Wenn mir MotoHeroz den Spielgeldkauf und das Komplett-Sofort-Upgrade nur nicht so auffällig unter die Nase reiben würde.

Fazit

Mensch, Meier: Jetzt schwitze ich schon stundenlang um Bestmarken! Der ständige Onlinewettstreit und die beinharte Sternejagd sind Killer für jede Zeitplanung. Um jedes Fahrzeug drei-Sterne-reif zu tunen, muss man mächtig grübeln und tüfteln: Kann ich mir jetzt schon den zweiten Stern schnappen? Komme ich wenigstens an die versteckte Schatztruhe heran? Oder rase ich erst mal woanders weiter? Ach, was fluche ich auch hier gerne - allerdings nicht über die einfallslose Spielewelt, sondern über die mit Liebe perfektionierte Arcade-Herausforderung. Weil sie mich an der Spieler-Ehre packt und nicht los lässt. Wenn es doch nur ein paar mehr Strecken gäbe! Weil das Fahrgefühl aber eine Idee ausgefeilter ist, weil man schneller Erfolge feiert und weil man mehr Auswahl zwischen verschiedenen Herausforderungen hat, schiebt der iPad-Raser seine Nase sogar vor dem Wii-Original übers Ziel. iPhone- und iPod-Besitzer müssen aufgrund eines engeren Bildschirmausschnitts Abstriche bei der Übersicht machen.

Wertung

iPhone

Aufgrund des kleineren Bildausschnitts hat man weniger Übersicht - inhaltlich gleicht die "kleine" aber der HD-Version.

iPad

Unglaublich packender, liebevoll gemachter Arcade-Spaß - eins der besten Rennspiele!

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