XCOM: Enemy Unknown17.07.2013, Benjamin Schmädig
XCOM: Enemy Unknown

Im Test:

Die Außerirdischen haben sich unter einer Brücke verschanzt und feuern aus allen Rohren. Eine falsche Bewegung und einer von nur vier Soldaten könnte mit all seinen wertvollen Fähigkeiten das Zeitliche segnen. Ruhe bewahren, Risiken abwägen und das Bangen um den vielleicht alles entscheidenden Treffer: XCOM inszeniert nervenaufreibende Showdowns, in denen normale Männer zu Helden werden oder alles verlieren – so war es jedenfalls auf PC und Konsolen...

Vom Oldie zum Klassiker

Enemy Unknown war viel mehr als die Neuauflage eines Oldies: Die anspruchsvolle Mischung aus taktischem Rundenkampf und globalem Wettrüsten war so spannend, dass sie selbst zum Klassiker werden könnte! Mit knapp bemessenen Ressourcen mussten strategische Planer ihre Einsatzkommandos gegen immer stärkere Angreifer wappnen, damit sie in den harten Gefechten nicht wichtige Kämpfer verlieren.

Bangen und planen

Mit dem Geld der an XCOM beteiligten Länder betrieben sie Forschung, bauten neue Waffen und trainierten ihre Soldaten. Vernachlässigten sie dabei die Verteidigung eines Landes, strich diese Nation kurzerhand ihre Mittel – und früher oder später blieb selbst dem gewieftesten Planer nichts anderes übrig, als entweder einen Angriff im bereits panischen Russland oder dem ebenso vor dem Austritt stehenden Frankreich zurückzuschlagen...

Die taktischen Kämpfe der vier bis sechs Soldaten gegen eine Übermacht Außerirdischer waren der Dreh- und Angelpunkt. Feldherren bewegten ihre Einheiten von einer Deckung zur nächsten, wo sie entweder auf den Feind feuerten oder sich verschanzten. Spezielle Fähigkeiten von Sturmsoldat, Scharfschütze, Sanitäter oder Träger eines schweren MGs machten die Männer und Frauen besonders wertvoll: Der eine sprintet doppelt so weit und kann im selben Zug noch feuern, der andere erzielt wichtige Treffer über weite Distanzen,

"Kleine" Plattform, ganz groß: Für Rundentaktik ist der Touchscreen hervorragend geeignet.
"Kleine" Plattform, ganz groß: Für Rundentaktik ist der Touchscreen hervorragend geeignet.
die anderen werfen u.a. Rauchgranaten oder legen Sperrfeuer.

Das Wichtigste war ein gutes Stellungsspiel, denn während das sichere Verschanzen ein Leben retten kann, ermöglicht das Umgehen einer Stellung oft einen sicheren Abschuss. Das Spannende war die Angst um den Verlust eines Soldaten, denn das Training von Frischlingen zu Veteranen dauerte viele Einsätze.

Von "groß" auf "klein"?

Und leider hat ausgerechnet die Steuerung in der Umsetzung für Apples mobile Plattform Schwächen: Das Bild zeigt zwar dieselben Informationen wie auf PC und Konsolen, allerdings reagiert das Spiel mit Verzögerung auf Eingaben. Das Bewegen der Kamera ist deshalb ungenau und einige Menüpunkte im strategischen Hauptquartier sind etwas umständlich erreichbar.

Weil man in XCOM allerdings beliebig viel Bedenkzeit für jede Aktion hat, fallen die kleinen Makel kaum ins Gewicht – so hat Enemy Unknown auch auf iOS das Zeug zum Klassiker! Geschenkt, dass manch atmosphärischer Nebel oder Schatten fehlt und dass nicht alle von PC und Konsolen bekannten Einsatzgebiete vorhanden sind. Auch das Fehlen deutscher Sprachausgabe ist zwar ärgerlich, in Anbetracht der deutschen Texte aber vertretbar.

Übrigens: Den Ironman-Modus gibt es auch im Apple-Spiel. Die vor einigen Monaten hinzugefügten Optionen, etwa zum Variieren der XCOM-Gelder oder dem Verlängern der Kampagne, enthält die Umsetzung jedoch ebenso wenig wie die Inhalte des Slingshot-DLC. Die Mehrspieler-Varianten fehlen ebenfalls komplett.

Fazit

XCOM: Enemy Unknown ist auch auf dem iPad ein unverschämt packendes Erlebnis! Die kleinen, vor allem technisch bedingten Einschränkungen, kommen dem anspruchsvollen und spannenden Spiel kaum in die Quere, kleine inhaltliche Kürzungen sind verschmerzbar. Das globale Management erfordert finanzielles Kalkulieren auf Messers Schneide, das Stellungsspiel der taktischen Gefechte ist ebenso fesselnd wie fordernd – die Angst vor dem Verlust eines wichtigen Soldaten sitzt bei jeder Entscheidung im Nacken. Ganz anders als die Echtzeit-Action in Deus Ex funktioniert das rundentaktische XCOM auch auf der mobilen Plattform ganz hervorragend!

Pro

ausgesprochen packende Stellungsgefechte
Soldaten haben Gesicht, Namen und oft nur ihnen eigene Fähigkeiten
komplett zerstörbare Umgebungen
unterschiedliche Missionstypen (u.a. Eskortierungen und Retten von Zivilisten)
viele Möglichkeiten, das Team auf verschiedene Art auszurüsten
wichtiger Basisbau als cleveres Anordnungspuzzle
viele schmerzhafte finanzielle und taktische Entscheidungen auf allen Ebenen
wahlweise nur ein Spielstand, der Konsequenzen automatisch speichert
gut ins offene Spiel eingeflochtene, spannende Erzählung
Mitarbeiter kommentieren Entwicklung, Forschungsergebnisse u.a.
düstere Musik mit starken Parallelen zu Deus Ex: Human Revolution
todschicker Querschnitt durch Heimatstation

Kontra

Steuerung und Übersicht leiden unter träger Spielgeschwindigkeit
nicht vom Zufall erstellte Karten wiederholen sich
Trefferwahrscheinlichkeit nicht immer nachvollziehbar
Soldaten schießen (nur optisch) oft durch Wände
meist sehr überschaubare Einsatzgebiete
Ungenauigkeiten bei Darstellung und Berechnung der Sichtlinien
keine deutsche Sprachausgabe

Wertung

iPad

Trotz kleiner Abstriche ebenso spannende Mischung aus Taktik und Strategie wie das Original auf PC und Konsolen.

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