Im Test:
Virtuelle Wundertüte
Spiele von Farsight sind wie eine virtuelle Wundertüte: Beinahe jede Umsetzung der kalifornischen Flippersimulation bot bislang ganz eigene Bugs, Steuerungsmacken oder Eigenheiten bei den Bestenlisten. Einen kleinen Überblick über den Versionswahnsinn gibt unser Test von 2012. Schade, dass die Entwickler die technische Umsetzung nicht besser auf die Reihe bekommen, denn im Grunde ist das Spiel ein Traum für Flipper-Fans.
Auch im aktuellen PS4-Spiel stecken 22 liebevoll nachgebildete Klassiker aus der Spielhalle – und die sind wirklich unschlagbar gut designt. Vor allem die Tische von Brian R. Eddy mit all ihren hohen Rampen und lustigen Modi machen einen Riesenspaß: Medieval Madness oder Attack from Mars machen auf Anhieb süchtig. So gut wie die beiden Klassiker hat mich noch kein Videospiel-Flipper von Zen Pinball oder anderen Konkurrenten unterhalten.
Was steckt drin?
Wie bei Farsight üblich, hat sich aber wieder ein „systemexklusiver“ Fehler eingeschlichen: Die weltweiten Bestenlisten sind noch nicht erreichbar, was in einem Pinball-Spiel natürlich besonders ärgerlich ist. Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit dem Studio würde ich auch nicht darauf wetten, dass sie nachgereicht werden. Das Problem besteht
Tales of the Arabian Nights
Ripley’s Believe it or not
Elvira and the Party Monsters
Star Trek The Next Generation
No Good Gofers
Medieval Madness
Harley Davidson Third Edition
Bride of Pin-Bot
Attack from Mars
Theatre of Magic
Scared Stiff
Cirqus Voltaire
Black Knight
Funhouse
Twilight Zone
Black Hole
Taxi
Genie
Big Shot
Gorgar übrigens nur bei der Box-Version des Spiels. In der Download-Fassung sind die Online-Bestenlisten erreichbar – im Gegensatz zur PS3-Version fehlt dort allerdings die Sortiermöglichkeit nach Freunden.
Das Technik-Chaos geht weiter
Ein weiterer seltsamer Unterschied zwischen den PS4-Versionen ist der unterhaltsame Challenge-Modus: Er ist nur in der Retail-Fassung enthalten, in der Download-Version soll er laut Farsight noch nachgereicht werden. Dort spielt man eine ganze Reihe von Tischen nacheinander. Man darf aber nur weitermachen, wenn man an jedem Exemplar eine vorgegebene Punktzahl überbietet. Wer hier einen neuen Rekord erreicht, hat Pech gehabt, denn das Ergebnis wird nicht in den lokalen Bestenlisten gespeichert. Wollt ihr eure Bestleistungen wenigstens offline festhalten, müsst ihr also wohl oder übel den Standard-Modus statt einer Challenge starten. Der angekündigte Turnier-Modus funktioniert in beiden PS4- Versionen noch nicht – im entsprechenden Menü erscheint nur ein Platzhalter, der ihn für die Zukunft ankündigt.
Für Verwirrung sorgt auch die Organisation der Trophäen: Wer das Spiel als Download- und als Retail-Version spielt, kann beide unabhängig voneinander im PS4-Menü starten. Trotzdem wird jede erspielte Trophäe sofort in beiden Titeln freigeschaltet. Ärgerlich ist der zwar nur leichte, aber trotzdem spürbare Input-Lag: Die Flipperhebel reagieren einen Sekundenbruchteil später als in anderen Pinball-Spielen. Nach ein paar Gewöhnungs-Minuten fällt die Verzögerung kaum noch auf, trotzdem wäre eine direkte Steuerung natürlich schöner gewesen.
Die Stars der Spielhalle
Ähnlich viel Spaß macht das ebenfalls von Brian R. Eddy designte Attack from Mars. Im Jahr 1995 – also kurz vor dem Kinohit Mars Attacks - entwarf Midway (unter dem Label Bally) einen Comedy-Flipper mit Invasions-Thema. Das übersichtliche, aber trotzdem hochmotivierende Layout durchschauen auch Einsteiger auf Anhieb: In der oberen Hälfte des Spielfelds wartet eine fliegende Untertasse darauf, mit der Flipperkugel abgeschossen zu werden, nachdem man das Schutzschild zerstört hat. Nach ein paar Treffern gibt das Flugobjekt wild rotierend den Geist auf. Auch das Abschießen der wild auf und ab hüpfenden grünen Männchen macht Laune. So befreit man ein Land nach dem anderen, während ihre Bewohner mit überdreht stereotypen Akzenten um Hilfe rufen. Auch nach Berlin führt die Weltreise zur Rettung der Menschheit.
Weitere Tische im Detail
Auch einige ältere Perlen aus den Siebzigern und Achtzigern sind wieder dabei: Tische wie Gorgar oder das klimpernde und klingelnde Big Shot sind zwar wesentlich einfacher aufgebaut, bieten aber trotzdem eine unterhaltsame Reise in die Vergangenheit der Silberkugel. Ganz alte oder experimentelle Tische fehlen leider. Wer Gottliebs durchgeknalltes „Goin' Nuts“ (Multiball-Wahnsinn mit Countdown-Timer) oder den Pinball-Urvater „Playboy“ (kam noch ohne Flipper-Hebel aus) ausprobieren möchte, muss zum alten Gottlieb Pinball Classics greifen oder darauf warten, dass Farsight sie evtl. in der Zukunft als DLC nachreicht.
Fazit
Meine pessimistische Vorahnung hat sich schon wieder bestätigt. Bei Spielen von Farsight ist man offenbar nie sicher vor seltsamen Bugs oder Eigenheiten - auch die PS4-Version von Pinball Arcade macht da keine Ausnahme. Ohne weltweite Bestenlisten ist virtuelles Flippern natürlich weitaus weniger spannend. Auch der kleine Input-Lag und andere Problemchen stören in der PS4-Version. Wirklich schade, denn davon abgesehen ist das Spiel wieder ein Traum für Pinball-Freunde. Üppige 22 Tische sind enthalten, die meisten davon konkurrenzlos ideen- und abwechslungsreiche Spielhallenklassiker. Allein Medieval Madness oder Attack from Mars haben mich länger gefesselt als die Gegenstücke in Zen-Pinball, die guten alten Flipper aus Pro Pinball oder Pinball Fantasies. Auch die Kugelphysik überzeugt – die Grafik wurde dagegen nur leicht aufpoliert. Wer auf Online-Bestenlisten pfeift und den Challenge-Modus spielen möchte, kann also ruhig zugreifen – alle anderen sollten sich lieber die Download-Version besorgen. Oder man greift stattdessen zur nur etwas hässlicheren PS3-Fassung, für die es bereits mehr Tische gibt.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Trotz fehlender Online-Bestenlisten und kleiner technischer Probleme ist Pinball Arcade auch auf der PS4 eine fesselnde Sammlung zeitloser Flipper-Klassiker.
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