The Hacker08.05.2012, Jörg Luibl
The Hacker

Im Test:

Wie fühlt es sich an, ein Hacker zu sein? Ein kleines iOS-Spiel inszeniert eine stimmungsvolle Reise in die korrupte Welt der Bits und Bytes. Es gibt zwar E-Mails und weltweite Netze, aber das Abenteuer verströmt den digitalen Charme der 80er Jahre. Kurz nach Start verwandelt sich das iPad in ein subversives, grün schimmerndes Betriebssystem und eine mysteriöse Spurensuche beginnt.

*** GLIDER OPERATING SYSTEM ***

Ups, wurde das iPad gehackt? Das Artdesign sorgt für eine Retro-Prallelwelt.
Ups, wurde das iPad gehackt? Das Artdesign sorgt für eine Retro-Parallelwelt.
Monochromes Grün? 128k RAM? 83259 Bytes free? Piepstöne? Was ist bloß mit meinem iPad los? Keine Bange, dieses Spiel entführt nur stilistisch in die Welt der alten Computer. Aber das macht es so clever, dass man sich fast an den Klassiker Hacker (1985) von Activision erinnert fühlt. Man schlüpft in die Rolle eines Ex-Angestellten einer Softwarefirma, der zwar Entwickler ist, aber soeben gefeuert wurde – und das kurz vor der Fertigstellung des „Glider Operating  Systems“. Wieso, weshalb , warum?

Das kann man nur aufklären, wenn man sich innerhalb dieses Systems auf Spurensuche gibt. Dazu muss man weder aktiv Softwarecode manipulieren noch programmieren, sondern tückische Minispiele meistern. Und man bekommt subversive Unterstützung von ein paar Kollegen wie „Captain Org“, die ebenfalls hinter dem Geheimnis der Kündigung und ihrer ehemaligen Firma her sind. Das Ganze beginnt sehr stimmungsvoll mit der Suche nach dem Passwort, denn man wurde natürlich auch vor die digitale Tür gesetzt.

MESSAGE DECRYPTED

Man schlüpft in die Rolle eines Hackers, der kleine Minispiele meistern muss.
Man schlüpft in die Rolle eines Hackers, der kleine Minispiele meistern muss, um dem Geheimnis des Betriebssystems und seiner Kündigung auf die Spur zu kommen.
Man muss sich also in das Glider Operating System einloggen. Aber wie? Ein wenig Ausprobieren hier und da, schon kann man auf grundlegende Funktionen des Desktops zugreifen, obwohl vieles noch verschlossen bleibt. Wer E-Mails lesen will, muss sie zunächst in mehreren Stufen dechiffrieren: Umgehend öffnet sich ein Minispiel, in dem man gleichzeitig alle Knoten einer Verbindung zum Leuchten bringen muss, indem man sie berührt. Das Schwierige daran ist, dass immer eine Kombination aufleuchtet, die andere überschreibt, also muss man die richtige Reihenfolge beachten.

Das Spiel besteht im Kern aus einer ebenso verflixten wie interessanten Tüftelei. Wer keine Kopfnüsse und Puzzles mag, wird recht schnell verzweifeln, denn der Schwierigkeitsgrad steigt stetig an. Sollte es mal zu schwer werden, kann man lediglich über das Ausgeben von Erfahrungspunkten welche überspringen – falls man denn welche hat. Wer sich durchbeißt, kann nebenbei einer überraschend interessanten Story folgen. Man begibt sich quasi auf eine Hackingtour rund um den Globus, um die obskuren Machenschaften des eigenen Arbeitgebers zu lüften. Dabei gibt die Benutzeroberfläche immer mehr Geheimnisse, Anwendungen und Hinweise frei.

TRACING SERVER…HACKED

Wer E-Mails lesen will, muss sie erst dechiffrieren...das Spiel kann ganz schön knifflig werden.
Wer E-Mails lesen will, muss sie erst dechiffrieren...das Spiel kann ganz schön knifflig werden.
Acht Server von Südamerika bis Australien müssen infiltriert werden. Wer Zugriff auf sie erhalten will, muss zunächst diverse Spiele meistern. Darunter eine Art Memory: Ganz kurz werden mehrere Symbole auf einem 25 Felder großen Bereich angezeigt, die dann verschwinden. Daraufhin erscheint ein Symbol, deren Position man genau lokalisieren muss – man tippt einfach auf die Stellen, wo es vorher auftauchte. Das ist noch das einfachste Spiel.

Kniffliger wird es beim Verschieben von Datenblöcken: Hier muss man mehrere Käfer bewegen, um mehrere Blöcke in die fixierten Ziele zu schieben. Das ist angesichts der Hindernisse und der Tatsache, dass sich alle Käfer von ihren unterschiedlichen Positionen aus immer synchron bewegen, gar nicht so einfach. Man muss also versuchen, die Abstände der Käfer clever über Kollisionen anzupassen, damit sich eine optimale Route ergibt.

MESSAGE DECRYPTED

Mit den gesammelten Erfahrungspunkten lassen sich Aufgaben umgehen oder Arcade-Spiele freischalten.
Mit den gesammelten Erfahrungspunkten lassen sich Aufgaben umgehen oder Arcade-Spiele freischalten.
Richtig unterhaltsam ist auch das Abholen von Datenpaketen, bei dem man sich nicht fangen lassen darf: Man muss einen fortlaufenden Lichtpunkt so durch ein Labyrinth von Röhren leiten, dass man erstens nicht von den ebenfalls umher schwirrenden Viren gefressen wird und zweitens auf dem Weg zum Ziel das Datenpaket abholt. Dabei kann man die einzelnen Rohre per Fingertipper so verschieben bzw. drehen, dass kurzfristig Blockaden und Übergänge entstehen.

Wer innerhalb des Systems eines der fünf Arcade-Spiele wie „Earth Crawler“ oder „Space Evader“ erleben will, muss deren Module erst reparieren. Das kostet Erfahrungspunkte, die man wiederum beim Hacken sammelt. Setzt man sie ein, werden die defekten Files wieder hergestellt und man kann im Arcade-Machine-Emulator um die Highscore kämpfen. Wer Lust hat, kann mit der Erfahrung auch Wallpaper wie einen Adler freischalten, die dann als Strichzeichnungen die Benutzeroberfläche zieren.

Fazit

Wie fühlt es sich an, ein Hacker der 80er-Jahre zu sein? Cool!  Kann sich das iPad in ein subversives Betriebssystem  verwandeln? Ja! Dieses kreative Rätselspiel ist ein Genuss für Nostalgiker und demonstriert, wie man mit einfachen Mitteln eine großartige Retro-Stimmung erzeugen kann. Sobald man das Abenteuer startet, öffnet sich ein Vorhang und man betritt die Welt der alten Computer inklusive korrupter Files und simpler Piepstöne. Natürlich geht es im Kern nur um Minispiele, außerdem können die Rätsel frustrierend schwer sein und man vermisst später ein wenig Abwechslung. Aber das Knobeln wird hier stilistisch und erzählerisch so hervorragend verpackt, dass man sich wie ein Hacker fühlt. Während man in scheinbar simplen Aufgaben Server infiltriert und Datenpakete verschiebt, übernehmen Artdesign und Story schleichend die Kontrolle über den Spielspaß.

Wertung

iPad

Klasse Idee, tolle Retro-Stimmung, knifflige Rätsel und eine gute Story.

iPhone

Wie fühlt es sich an, ein Hacker der 80er-Jahre zu sein? Cool!

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.