CLARC09.04.2014, Jan Wöbbeking

Im Test: Kisten, Laser und betrunkene Roboter

Betrunkene Roboter kommen immer mehr in Mode: Nach dem blitzschnellen Arcade-Shooter Drunken Robot Pornography stellt jetzt ein Puzzlespiel blecherne Alkoholiker in den Mittelpunkt. Weil die Schluckspechte aus der Nuklearraketenfertigung den ganzen Tag über feiern, muss sich ein kleiner Wartungsroboter im Alleingang durch die Raumstation rätseln. Ein humorvolles Abenteuer?

Ein echtes Geschoss!

Da „CLARC #37“ normalerweise nur seinem Wartungsprotokoll nachgeht, ist die neue Situation natürlich reichlich ungewohnt: Wohin er auch geht, kippen sich die übrigen Roboter nur Diesel hinter die Binde. Warum hat das Mutterschiff M.O.T.H.E.R. sie im Stich gelassen? Warum rollen plötzlich gnadenlose Panzerbots mit Laserkanonen die Gänge entlang? All das kann sich der kleine Protagonist zu Beginn natürlich nicht erklären. Als er auf eine verkeilte Atomrakete trifft, weiß er allerdings auf Anhieb, dass er dem bezaubernden Wesen helfen will.

„Sie ist ein echtes Geschoss“ bestätigen ihm auch andere Bots, die er auf seiner Reise trifft. Der Humor beschränkt sich leider auf solche kleinen Kalauer, die in die Smalltalk-Dialoge eingestreut werden. Trotzdem besitzt die Geschichte um die sympathischen Blechfiguren ihren eigenen Charme. Spielerisch vermischen die Entwickler Elemente aus Titeln wie Sokoban, Prism oder LIT. Als Service-Roboter kann sich CLARC eine Kiste oder eine widerspenstige Drohne schnappen, um sie vor sich her zu tragen. Auf dem Weg zum Ziel muss er sich immer wieder drehen, seine Fracht absetzen und sie umher schieben, damit alles durch die schmalen Gänge passt.

Kisten und Laser

Mit Hilfe der Kisten werden außerdem Laserstahlen umgelenkt und elektrische Schalter aktiviert, damit sich neue Wege durchs Level öffnen. Im Laufe des Spiels wird der kleine Held außerdem von automatischen Kanonen, Wachrobotern und aggressiven Panzerbots mit Laserstrahlen attackiert. Auf simple Schalterrätsel trifft man eherselten:

Kisten, Laser, Drohnen und Schalter: Um alles an die richtige Stelle zu bekommen, darf sich der kleine CLARC kaum Fehltritte leisten. Per Tipp aufs virtuelle oder echte Steuerkreuz schreitet er Quadrat für Quadrat vor- oder seitwärts.
Die meisten Puzzles sind geschickt ineinander verschachtelt, so dass man sich mit größter Vorsicht durch das Netz aus zerstörerischen Lichtstrahlen tasten muss.

Beispiel gefällig? Nachdem CLARC eine Kiste aufgebhoben hat, kann es losgehen: Zuerst geht er zwei Schritte nach rechts, damit sich die Kiste umdrehen lässt und einen Laser zum ersten Schalter umlenkt. Um sie an die richtige Position zu schieben, muss CLARC sie aber von der gegenüberliegenden Seite aus anfassen. Der Weg dorthin führt ihn an einem der aggressiven Panzerbots vorbei, der ihn eigentlich gnadenlos verfolgen und innerhalb weniger Sekunden zerbrutzeln würde. Also schnappt sich der Held eine zweite Kiste, wehrt damit auf seinem Weg den Laserstrahl ab und sperrt den Tankbot schließlich in einer Nische ein, indem er die Box davor setzt. Jetzt kann er endlich die erste Kiste an ihr Ziel schieben, wodurch ein Schalter aktiviert wird und sich der Eingang zu einem weiteren Raum öffnet. Der ruhige Electro-Soundtrack piepst und rattert währenddessen unauffällig vor sich hin.

Die Crux der Iso-Perspektive

Manchmal spaziert auch eine kleine Drohne auf ihrer beleuchteten Leiterbahn neben CLARC entlang: Dann muss man im passenden Moment Schranken öffnen, damit weder der Held noch sein Schützling vor der Waffe eines Tankbots landet. Meist geht die Touchscreen-Steuerung gut von der Hand, in solch hektischen Momenten funkt sie aber manchmal dazwischen. Für das größte Problem sorgt die isometrische Perspektive: Das virtuelle Steuerkreuz zeigt nämlich nicht in die gewohnten Richtungen, sondern nach schräg oben oder unten. Durch die ungewohnte Anordnung ist mein Daumen in kniffligen Situationen ab und zu auf dem falschen Element gelandet, was den sofortigen Tod bedeutete. All zu schlimm ist das aber nicht: Nach der Explosion steigt man wieder am Anfang des jeweiligen Raums ein. Schade, dass es nicht auch einen Knopf für den sofortigen Neustart gibt; stattdessen kann man im Pause-Menü nur an den Anfang der sehr langen Levels zurückkehren.

Das Abenteuer führt den liebenswerten Wartungsroboter durch enge Korridore und an eigenartigen Figuren vorbei.
Der Vorteil der langen Raumstationen ist natürlich, dass man einige Stunden mit dem Spiel beschäftigt ist. Der Großteil der Puzzles ist motivierend ausbalanciert – an manchen Stellen schwankt der Schwierigkeitsgrad aber stark. An einigen stark verschachtelten Puzzles hätte ich mir fast die Zähne ausgebissen, doch dazwischen gab es immer wieder Räume, die ich im ersten Anlauf gelöst habe. Schade auch, dass es weder alternative Modi noch einen Mehrspieler-Part gibt. Vorbildlich wirkt dagegen der komplette Verzicht auf In-App-Käufe, der sogar explizit im Appstore und auf Google Play beworben wird.

Versionsunterschiede

Die beiden Versionen für iOS und Android gleichen sich fast komplett. Auf dem iPad der dritten Generation lief bei unserem Testspiel alles flüssig. Auf dem Nexus 4 mussten wir dagegen mit minimalen Rucklern leben, obwohl die Cel-Shading-Welt zwar hübsch designt ist, mit ihren kantigen Polygonen und niedrig aufgelösten Texturen aber nicht gerade wie eine Technik-Bombe aussieht.

Fazit

Es ist schon erstaunlich, wie viele Puzzles man auf kleinem Raum ineinander verschachteln kann. Oft muss der putzige Service-Roboter viele Kisten umherschieben, Lasern ausweichen und seine Aktionen mit einer Drohne koordinieren. CLARC  mixt zwar nur altbekannte Mechanismen aus Spielen wie Prism oder dem Klassiker Sokoban, verbindet sie aber clever mit großen Levels und einer liebenswerten Geschichte. Hier gibt es zwar bei weitem nicht so lustige Dialoge und Ideen wie z.B. in Portal 2, aber die richtig knackigen Kopfnüsse wurden gut in die Handlung eingebettet. Trotz kleiner Mankos wie der etwas fummeligen Touch-Steuerung und einem schwankenden Schwierigkeitsgrad steckt in CLARC ein empfehlenswertes Knobelspiel für unterwegs.

Pro

gelungener Knobel-Mix aus Sokoban und Prism
clever verschachtelte, sehr knackige Puzzles...
umfangreicher Story-Modus...
sympathische Geschichte
gelungen designte Cel-Shading-Roboter und Raumstationen

Kontra

Touchscreen-Steuerung etwas zu unpräzise für knifflige Passagen
...Schwierigkeitsgrad schwankt mitunter stark
...weder Multiplayer noch alternative Modi

Wertung

iPhone

Knackige Kistenschiebe-Rätsel mit sympathischer SciFi-Geschichte.

Android

Knackige Kistenschiebe-Rätsel mit sympathischer SciFi-Geschichte.

iPad

Knackige Kistenschiebe-Rätsel mit sympathischer SciFi-Geschichte.

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