iPhone22.05.2009, Phillip
iPhone

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Momentan herrscht eine Goldgräberstimmung in der Spielebranche, die selbst Experten überrascht. Dabei passt das Phänomen der Umwälzung des Marktes nicht nur auf Nintendos Wii und DS, sondern auch auf Apple. Selbst der durchschlagende Erfolg des iPhone (ab 1,29€ bei kaufen) als Multimediagerät war nicht abzusehen, bevor es Steve Jobs auf der Macworld am 9. Januar 2007 enthüllte. Aber die ersten Tests bei uns zeigten bereits, dass da nicht alles Gold ist, was glänzt. Wie will man die Plattform verbessern?

Der unerwartete Erfolg des iPhone

Apple-Chef Steve Jobs präsentierte das iPhone am 9. Januar 2007 - damals hat niemand damit gerechnet, dass das Gerät auch die Spielewelt beeinflussen könnte.
Analysten und Apple-Investoren haben gezittert wie Espenlaub und selbst die stets optimistischen Blogger und Fans haben nicht damit gerechnet, dass der Telefonjoker tatsächlich so deutlich die Konkurrenz aussticht. Noch weniger hätten damals damit gerechnet, dass das Gerät mit dem Touchscreen nicht nur Nokia, Samsung und Sony Ericsson hinsichtlich Stil und Benutzerkomfort düpiert, sondern zwei Jahre später auch Sony und Nintendo hinsichtlich der Spielezielgruppe im Handheldbereich nervös macht.

Was ist die Voraussetzung für diesen Erfolg? Die unkomplizierte Umgebung mit der schnellen Aussicht auf Umsatz: Seit Juli 2008 bietet Apple Entwicklern eine kostengünstige Möglichkeit, eigene Software und Spiele zu kreieren. Notwendig ist nur ein Mac, ein iPhone oder iPod Touch sowie eine iPhone Developer Lizenz für 99 Dollar pro Jahr. Damit erhält man als Entwickler Zugang zum SDK, zu aktuellen Beta-Versionen und vor allem zum AppStore. Nach Abnahme wird das eigene Spiel im AppStore zur Verfügung gestellt. Apple kümmert sich um den Vertrieb, die Bezahlung, den Download etc. und behält dafür 30% der Umsätze ein. Das ist fair und gerade für kleine Teams oder gar Solisten eine spannende Möglichkeit, an ein zusätzliches Einkommen oder gar eine Villa mit See zu kommen - je nachdem, wie gut das Spiel ankommt.

Der Fluch der Handyspiele

Video: iPhone und Spiele - kommt da zusammen, was zusammen gehört? Oder wartet eine weitere Flut an spaßfreien Casual-Titeln?Aber noch haftet dem iPhone der Fluch der Handyspiele an, die als billig und belanglos gelten. Und noch ist das iPhone trotz seiner technischen Potenz in einigen Bereichen wie der häufig als unpräzise kritisierten Steuerung unterlegen. Außerdem können externe Entwickler nicht alle Möglichkeiten der Plattform nutzen, was auch deren Möglichkeiten etwas einschränkt - je nachdem, auf welchem Gebiet man ein so genanntes App schreiben will. Kann es sein, dass die Goldgräberstimmung bald der Ernüchterung weicht? Und was wird Apple tun, um die Euphorie aufrecht zu erhalten und die Plattform für den Spielebereich zu optimieren?

Für diesen Sommer wurde die Betriebssystem-Version 3.0 für das iPhone angekündigt, die Entwicklern sowie Spielern neue Möglichkeiten bieten soll - hier ein kurzer Ausblick auf das, was Kreativköpfe erwartet.

Push-Notifications

Das iPhone ist so konzipiert, dass immer nur ein Programm gleichzeitig laufen kann. Man startet ein Programm und durch einen Klick auf den Home-Button (das ist der große Button am unteren Ende des Geräts) gelangt man zurück zum Desktop, auf dem alle Programme dargestellt sind. In der Regel speichern die Programme beim Verlassen den aktuellen Stand ab, so dass man genau dort weiter machen kann, wo man aufgehört hat - in Wirklichkeit wird das Programm aber komplett beendet. Das sorgt für ein einfaches Benutzererlebnis, insbesondere aber maximale Performance, denn jedes Programm muss sich die ohnehin begrenzten Ressourcen nicht noch mit anderen teilen. Auch muss man sich nicht mit einem bekloppten Mini-Taskmanager rumschlagen, um Speicher freizuschaufeln wie bei Windows Mobile-Systemen.

Freilich hat das auch Nachteile: Programme, die in der Regel im Hintergrund arbeiten und nur gelegentlich auf sich aufmerksam machen, sind so nicht möglich. Ein klassisches Beispiel ist der Instant Messenger: Er dümpelt im Hintergrund vor sich hin, kommt aber eine Nachricht, wird er sofort aktiv und zeigt diese an. Für das aktuelle iPhone gibt es solche Programme auch, aber man wird nicht über eine eingehende Nachricht unterrichtet, während man etwas anderes macht, sondern erst, wenn man das Programm startet.

Apple will zwar auch zukünftig keine im Hintergrund laufenden Programme zulassen, bietet Entwicklern aber einen Push-Notification-Service. Jedes Programm kann an sein Icon im Homescreen (Desktop) ein kleines "Badge" anhängen - das ist ein roter Kreis mit einer Zahl darin, der z.B. die Anzahl ungelesener E-Mails darstellt. Über das Push-Notification-System kann ein Entwickler diese Badges setzen, auch ohne dass die Applikation läuft, ebenso sind Textmitteilungen und kurze Sounds möglich. Will man ein Live-Schachspiel mit einem Freund starten, könnte man das Programm starten, lädt den Freund auf ein Spiel ein und beendet das Programm wieder. Sobald der Freund die Spieleinladung angenommen hat, erhält man eine Text-Nachricht, startet das Schachprogramm, das daraufhin die Verbindung zum Freund aufbaut. Dieses System ist der denkbar beste Kompromiss zwischen der Entscheidung nur jeweils ein Programm laufen zu lassen und dem Bedürfnis der User, gleichzeitig Echtzeit-Infos zu bekommen.

Peer to Peer Bluetooth-Verbindungen

Was bringt das neue Betriebssystem hinsichtlich der Spielfunktionen?
Der Nintendo DS bietet das schon lange: Will man ein Spiel gegeneinander spielen, findet der NDS andere NDS-Geräte in der näheren Umgebung und baut automatisch eine Verbindung zu diesen auf - das geht schnell und unkompliziert. Teilweise muss der "Gegner" das Spiel nicht einmal gekauft haben, sondern es wird vom anderen DS heruntergeladen. Exakt diese unkomplizierte Möglichkeit von Multiplayer-Games in einem Raum (um es mal bildlich auszudrücken) wird das iPhone OS ab Sommer unterstützen. Natürlich sind so auch viele praktische Anwendungen wie Visitenkartentransfer etc. schnell und unkompliziert möglich.

iPod-Access

Programme und Spiele können ab Sommer auch auf die im iPhone/iPod-Touch angelegte (i.d.R. vom PC synchronisierte) Medien-Bibliothek zugreifen. Das heißt, man kann während eines Spiels z.B. seine Lieblingsmusik hören.

Dock-Connector-Zugang

Das ist für mich die spannendste Neuerung: Jedes iPhone und jeder iPod-Touch hat am unteren Ende einen so genannten Dock-Connector. Darüber wird aufgeladen und damit findet auch der Datenaustausch mit einem PC zur Synchronisierung statt. Auch verwenden zahlreiche Audio-Docks diesen Connector, um Musik vom iPhone bzw. iPod wiederzugeben. Apple gewährt Entwicklern ab Sommer Zugriff auf diese Schnittstelle. Somit sind interessante Hardware/Software-Kombinationen möglich. Von einem Barcode-Scanner über die Anbindung einer kleinen Kamera für Video-Telefonie, Trommeln für einen Donkey Kong-Klon ist alles denkbar. Natürlich kann man sich auch ein Cover mit eingebautem Steuerkreuz und Zusatzakku vorstellen, mit dem das iPhone auch als reine Spielemaschine an Qualität und Präzision gewinnt.

Ausblick

Fakt ist, dass Apple mächtig Gas gibt und die Entwicklung der iPhone-Plattform weiter mit Hochdruck vorantreibt. Seit Juli 2008, als die ersten Spiele erschienen sind, hat sich die Art der Werbung für diese Geräte stark gewandelt. Der iPod Touch wird erst jetzt als Spiele-Plattform beworben. Das lässt darauf schließen, dass Apple eine Menge Hirnschmalz und Geld in den Ausbau dieser zumindest für Apple neuen Branche investiert. Mittlerweile hat man etwas erkannt, was ein Steve Jobs als ehemaliger Mitarbeiter von Atari (1974) vielleicht schon früher für seine Macs hätte entdecken sollen: Games sell.

      

 
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