Guitar Rock Tour10.07.2009, Mathias Oertel
Guitar Rock Tour

Im Test:

Einige Genre scheinen wie geschaffen für iPhone/iPod Touch zu sein. Die Tower Defense-Variante der Echtzeitstragie z.B. erfreut sich großer Beliebtheit. Und angesichts der Popularität von Rhythmus-Spielen stellt sich unweigerlich die Frage, wieso Entwickler nicht viel häufiger eins und eins zusammenzählen und wie hier mit Guitar Rock Tour (ab 6,90€ bei kaufen) (GRT) eine Variation anbieten.

Wieso eigentlich nicht?

Wobei man nicht nur als Klampfenspieler unterwegs ist, um die auf einem "Notenhighway" auf einen zu rauschenden Noten im richtigen (natürlich zum Rhythmus passenden) Moment anzuschlagen: Wahlweise kann man die 17 integrierten Songs auch als Drummer angehen.

Allerdings sorgt das Trommeln für leichte Sorgenfalten. Während das Herumtippen auf den vier Pfaden, auf denen die Noten beim Gitarrespielen herunterpurzeln, unkompliziert vonstatten geht und bis auf wenige Ausnahmen vorzüglich erkannt wird,

Guitar Rock Tour baut auf bekannte Elemente, steckt aber vor allem hinsichtlich der Coversongs noch in den Kinderschuhen.   
ist das Anschlagen der drei Schlagzeugelemente Basedrum, Snare und Hi-Hat immer wieder ungenau und dadurch vor allem auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade frustrierend.

Coverbands

Die Zeiten, in denen bei Titeln dieser Art nicht auf die sogenannten Mastertracks (also Originale) zurückgegriffen wird, gehören spätestens seit Rock Band der Vergangenheit an. Guitar Hero-Veteranen werden sich jedoch an die ersten zwei Teile erinnern, in denen die Harmonix-Hausband die Songs teils zum Verwechseln ähnlich einspielte.

Und das würde auch bei GRT keine Rolle spielen, wenn es nicht herbe Unterschiede innerhalb der Songs geben würde, die Klassiker wie "Rock you like a Hurricane" oder "Smoke on the Water" ebenso abdecken wie aktuellere Hits à la "The River" (Good Charlotte), Pinks "Who Knew?" oder "If anyone cares" von Nickelback.

Message in a Bottle z.B. klingt auf Anhieb ganz passabel, doch nach kurzer Zeit wirkt der Gitarrist der Coverband mit den Riffs etwas überfordert. Bei The River, In the Shadows (The Rasmus) oder Sum41s Underclass Hero hingegen schafft es der Sänger nicht, die Erwartungen zu erfüllen. Die Sängerin, die die Rockladies Pink und Avril Lavigne ersetzen soll, schlägt sich zwar insgesamt besser, hat aber hin und wieder Probleme. Und auch wenn das eigene Spiel davon unbeeinflusst bleibt und man sich auf die Drum- oder Gitarrenspur konzentriert, bleibt am Ende ein stark schwankender Eindruck, der sich letztlich negativ auf die Motivation auswirkt.

Zumal es ja z.B. mit Tap Tap Revenge 2 eine kostenlose Alternative gibt, die über einen gut 150 Song starken Musikkatalog mit Originalinterpreten wie Lady Gaga, Placebo, Papa Roach oder Kaiser Chiefs verfügt.

Doch ungeachtet der akustischen Mankos zieht das immergrüne Rhythmus-Prinzip auch hier. Wahlweise im "schnellen Spiel" oder in der Karriere, in der man eine von sechs vorgefertigten Figuren (es gibt keinen Editor) begleitet, tippt und trommelt man sich durch die Songs - und hat Spaß dabei.

Schade ist allerdings, dass man nicht zu zweit antreten kann und einer z.B. trommelt, während der andere die Saiten zupft - von Duellen ganz zu schweigen. Auch dies ist ein Punkt, in dem man hinter Tap Tap Revenge 2 zurück bleibt.

"The show must go on"

Deutlich vorne liegt man hingegen bei Kulisse und Artdesign. Die Bühnen, auf denen man im Hintergrund sein Unwesen treibt, sind ansehnlich und die Band mit ihren leicht comiclastigen Mitgliedern zieht eine interessante und gut animierte Show ab, die aber nicht auf das Geschehen abgestimmt wurde.

Dementsprechend werden Verspieler zwar wie bei den großen Vorbildern akustisch gut umgesetzt (bzw. es bleibt unangenehm leise, wenn man es nicht schafft, die Notenspur zu verfolgen), doch visuell tut die Band so, als ob nichts passiert. 

Fazit

Die Rock Tour, die trotz des Namens nicht nur den Gitarrengott, sondern auch den Meister der Drums wachzurufen versucht, ist eine unterhaltsame Ergänzung der iP-Spielebibliothek. Doch um in Spaßbereiche vorzudringen, die stationär von Titeln wie Rock Band 2 oder Guitar Hero World Tour gehalten werden, fehlt letztlich einiges - allem voran lizenzierte Songs. Die 17 Tracks sind zwar gut ausgewählt, doch alle nur talentiert und ambitioniert gecovert. Allerdings lassen sich doch qualitative Unterschiede innerhalb der Cover ausmachen: Während z.B. "Rock you like a Hurricane" gelungen ist, müht sich der Gitarrist bei "Message in a Bottle" vergeblich ab, den Groove von Andy Summers zu replizieren. Zudem ist die Berührungserkennung bei den Drumspuren nicht so akkurat wie bei den Gitarren-Riffs und sorgt so für unnötigen Frust. Ein weiteres Problem ist die Konkurrenz: Das kostenlose Tap Tap Revenge 2 z.B. hat zwar nicht das ausgefeilte Artdesign, das Guitar Rock Tour bietet, kann dafür aber einen Zweispielermodus (fehlt hier) und eine Bibliothek von gut 150 Originalsongs bieten. Im Gegenzug findet man hier akustische Hinweise auf Verspieler (das berühmt-berüchtigte "Twäng"), die bei der kostenlosen Konkurrenz so nicht auftauchen. Unterm Strich ein unterhaltsames sowie mitunter angenehm forderndes Vergnügen, das die Bandbreite der Appleschen Spielebibliothek demonstriert, aber meist nur an der Oberfläche dessen kratzt, was möglich ist.

Pro

17 bekannte Songs...
Verspieler werden akustisch umgesetzt
gute Berührungs-Erkennung...
sechs spielbare Figuren...
gute Animationen...
als Gitarrist und Drummer spielbar
Karrieremodus

Kontra

- ... die allerdings nur gecovert sind
Qualität der Cover schwankt enorm- ... die sich bei den Drums gelegentlich Aussetzer leistet- ... aber keine Editorfunktionen- ... die aber in keinem Zusammenhang zum Gespielten stehen

Wertung

iPhone

Technisch solides, akustisch dank stark schwankender Cover-Qualität zwiespältiges Rhythmusspiel, das vor allem mit kostenloser Konkurrenz à la Tap Tap Revenge 2 zu kämpfen hat.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.