Doom Resurrection04.08.2009, Paul Kautz
Doom Resurrection

Im Test:

Es gibt Spiele, die nicht als die großen Design-Meilensteine in die Geschichte eingehen werden, aber im Zweifelsfall immer dafür gut waren, die Kinnladen anwesender Freunde in Richtung Erdgeschoss krachen zu lassen - technische Brillanz ist halt immer ein Hingucker. Doom 3 war 2004 so ein Fall - und auch sein kleiner iPod-Bruder ist Teil dieser illustren Familie.

Der Marsmarine mal wieder

Doom + Story = haha. Diese einfache Rechnung galt schon immer und wird auch immer gelten - Geschichten erzählen war noch nie id Softwares Stärke, musste es aber auch nie sein. Also begnügen wir uns einfach

Düstere Gänge, durchschlagende Waffen, Grauen erregende Gegner - Doom Resurrection bleibt den Traditionen von Doom 3 treu.
mit dem Wissen, dass eine düstere Forschungsstation auf dem Mars mal wieder von Zombies aus der Hölle überrannt wurde, und nur der Spieler, in Form eines namenlosen Marines, die keuchende Brut aufhalten kann. MG, Schrotgewehr, Laser, Kettensäge und die gute alte Big Fucking Gun scheinen genau die Mittel der Wahl zu sein.

Doom Resurrection orientiert sich in nahezu jeder Hinsicht an Doom 3 : Hauptmenümusik, Leveldesign, Soundeffekte, Gegner, generelles Szenario - ein Spin-Off, wie es im Buche steht. In einem wichtigen Punkt scheiden sich aber die Wege der beiden: dem Spieldesign! Denn während Doom 3 ein klassischer WASD-Egoshooter ist, erwartet einen auf dem iPhone ein Railshooter sehr houseofthedeadiger Machart. Die Bewegungen der Spielfigur erfolgen automatisch, man selbst hat keinen Einfluss auf die Lauf- oder Sichtrichtung. Stattdessen kontrolliert man das frei im Bild schwebende Fadenkreuz, indem man das Gerät herumkippt - zum Spielstart wird automatisch kalibriert. Außerdem kann man, falls man seine Position verändert haben sollte, jederzeit manuell nachjustieren, was wunderbar unkompliziert funktioniert. Die Fadenkreuz-Kontrolle bedarf Gewöhnung, da sie relativ träge funktioniert - das ist aber auch sinnvoll, denn zu schnelle Bewegungen würden nicht zum eher gemütlichen Spielablauf passen. Für Hektik wird trotzdem gesorgt: Entweder durch halbversteckte Items, die man sich schnell schnappen muss, bevor die Spielfigur ihren Blick wegdreht. Oder durch Reaktionstests bei Gegnern, deren Geschossen man auf Knopfdruck ausweichen muss.

Stöhnen in der Dunkelheit

Aber ausgewichen wird nur selten, die meiste Zeit spricht der Feuerknopf: Drückt man auf den rechten unteren Rand des Touchscreens, wird drauflos geballert, bis der Gegner röchelnd zu Boden geht und sich kurz darauf in kleine Funken auflöst. Ob Pinky Demon, Hellknight, Imp, Lost Soul, oder diverse Standard-Zombies - ein bemerkenswert großer Teil des Doom 3-Feindeskaders hat den Sprung auf den iPod geschafft. Je nach Waffe gehen die Widersacher schneller oder langsamer zu Boden,

Doom Resurrection ist kein klassischer WASD-Shooter, sondern folgt eher der Tradition von The House of the Dead: Das Programm übernimmt die Spielerkontrolle, man selbst bewegt nur das Fadenkreuz. Ab und zu muss man gegnerischen Geschossen auch per Knopfdruck ausweichen.
manche gehen sogar in den Nahkampf: Wird man gepackt, muss man das Gerät schnell schütteln, um den Gegner abzuwehren. Ein dezentes Autotargeting vereinfacht das Marine-Leben, ebenso wie die automatisch angelegten, großzügig verteilten Checkpunkte, was gerade auf den höheren der vier Schwierigkeitsgrade sehr hilfreich ist. Zwar erreicht Doom Resurrection nie das fiese Niveau des großen Bruders, ist aber dennoch herausfordernd.

Das sollte es auch besser sein, denn gerade mal acht Levels sind im Schnitt für etwa drei Stunden Spielspaß gut, kein Mehrspielermodus wartet weit und breit - danach gibt es nicht mehr viel außer die Abschnitte nochmal im »Free Play«-Modus durchzuhetzen und nach perfekten Scores zu jagen. Denn nach jedem geschafften Level wird abgerechnet; gefundene Items und Geheimnisse, Geschwindigkeit, Schusspräzision - all das führt zu einer Endnote.

Wie bereits erwähnt ist Doom Resurrection ein kleines Technikwunder: Die enge Zusammenarbeit von id Software und den Escalation Studios zaubert beeindruckende Bilder auf den so harmlos und klein wirkenden iPod - düstere Gänge, gut animierte (wenn auch etwas eckige) Gegner, schöne Grafikeffekte, und all das bei bemerkenswert hoher Geschwindigkeit, selbst auf dem iPod touch der ersten Generation! Allerdings wird diese technische Brillanz mit sehr langen Ladezeiten erkauft. Der Gewaltgrad wurde im Vergleich

Größe: 79,6 MB

Getestete Version: 1.0.1

Preis (Stand: 4. August 2009): 7,99 Eurozum Vorbild aber erheblich zurückgekurbelt, ein paar rote Flatscher hier und da sind schon der Höhepunkt der Jugendverrohung. Akustisch geht's weniger atemberaubend zur Sache: Etwas (englische) Sprachausgabe, gut krachende Soundeffekte, abwechslungsarm stöhnende Feinde, ordentliche Musik - so kennen wir Doom.     

Fazit

Der erste Eindruck ist überraschend: Huh, hä, wie jetzt - Mars of the Dead? Wenn man sich vom Gedanken der WASD-Freiheit löst und Doom Resurrection als Railshooter akzeptiert, was ungewohnt ist, dann macht das Teil verdammt viel Spaß! Es sieht beeindruckend gut aus, klingt ordentlich, die Steuerung funktioniert nach kurzer Gewöhnungsphase wunderbar Präzise. Die Gegner kommen angemessen stöhnend angewankt, die altbekannte Doppel-Schrotflinte ist ebenso vorhanden wie das eine oder andere explodierende Fass - Spacemarineherz, was verlangst du mehr? Vielleicht etwas mehr Wiederspielwert, denn nach drei Stunden hat man alles gesehen, was das Game zu bieten hat - danach warten nur höhere Schwierigkeitsgrade sowie der Free Play-Modus, falls man nicht genug dunkle Gänge haben kann. Und auch wenn es im Doom-Universum fehl am Platze wirken mag: Ein bisschen mehr Story als das übliche Mars-Höllenzombies-Gedöns könnte es ruhig sein, auch wenn die Texteinblendungen teilweise sehr witzig sind - aber »intense Story« (so der vollmundige Pressetext) ist anders. Nichtsdestotrotz: Als anschauliches Beispiel, was auf dem iPhone/iPod touch technisch möglich ist, ist Doom Resurrection ein beeindruckender Vorzeigekandidat.

Pro

exzellente 3D-Grafik
gute Soundkulisse
einfache Steuerung
aufregende Gefechte

Kontra

lange Ladezeiten
kein Mehrspielermodus
kaum Wiederspielwert

Wertung

iPhone

Technisch höchst beeindruckender, spielerisch höchst durchschnittlicher Railshooter.

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