Spider: Das Geheimnis von Bryce Manor08.01.2010, Jan Wöbbeking
Spider: Das Geheimnis von Bryce Manor

Im Test:

Entwickler Tiger Games unternimmt etwas gegen die weit verbreitete Angst vor Spinnen. In Spider: Das Geheimnis von Bryce Manor schlüpfe ich selbst in die Rolle eines kleinen Achtbeiners. Als psychologisch anerkannte Konfrontationstherapie geht das Spiel vermutlich nicht durch - der knopfäugige Held wackelt aber so putzig mit seinen kleinen Beißwerkzeugen, dass selbst der stärkste Arachnophobiker eigentlich zum Spinnen-Fan werden müsste.

Mehr Fliegen für die Mücken

Vor kurzem haben die Entwickler ihrem Spiel ein kostenloses Update verpasst - Grund genug für uns, den Ausflug unter die Lupe zu nehmen. Dank dem "Director's Cut" werden nun 38 statt den ursprünglichen 28 Levels sowie ein paar Extras mitgeliefert. 

Geschafft: Die surrenden Plagegeister wurden erfolgreich ins Netz gejagt.
Neuerdings lasssen sich z.B. die Levels des Abenteuers einzeln anwählen. Dieser Modus ist das Herzstück des Spiels: Während entspannte Breakbeats und Bassläufe aus dem Kopfhörer wabern, erkunde ich ein idyllisch gezeichnetes, verlassenes Anwesen. In dem Gemäuer flattern jede Menge Fliegen, Falter und andere Insekten herum. Ziel des Spiels ist es, so viele Exemplare wie möglich zu fangen und anschließend zu verputzen - ganz wie in der Natur. Die Wegzehrung sorgt dafür, dass ich weitere Netze spinnen und noch mehr Viecher einfangen kann.

Die Steuerung verzichtet komplett auf emulierte Knöpfe, wirkt aber vor allem zu Beginn ein wenig hakelig und überladen: Nicht immer macht die Spinne das, was ich von ihr will. Meistens trippelt mein kleiner Nimmersatt aber brav an die Stelle, auf die ich meinen Finger lege. Liegt eine Vase dazwischen, ist das kein Hindernis für ihn. In wenigen Sekunden läuft er am Gefäß hinauf und an der anderen Seite wieder hinunter, um brav bei meinem Zeigefinger stehen zu bleiben. Auch an der Decke finden seine mit Widerhaken ausgestatteten Füßchen Halt. Das Tier ist eine Art Superheld seiner Gattung: Anders als seine Artgenossen in der Natur kann es sowohl hübsche Netze in den Raum zaubern als auch erstaunlich weit springen - nicht besonders realistisch, aber äußerst praktisch. Schnippe ich mit dem Finger über es hinweg, hüpft es in hohem Bogen in diese Richtung. Tippe ich auf die stehende Spinne verankert sie ihren Seidenfaden. Als nächstes schnippe ich sie zum Kronleuchter - schon ist ein Seil gespannt.

Knifflig: Am blitzblank funkelnden Spülbecken lassen sich keine Fäden befestigen.

Das große Fressen

Ein paar Fäden später ist ein komplettes Netz aufgebaut, in welches sich bereits die ersten Fruchtfliegen verirrt haben. Nach einem kleinen Snack scheuche ich auch ein paar Mücken in die Falle. Dicke Brummer wie die ruckartig fliegenden Libellen müssen nach erfolgreicher Jagd sofort verdrückt werden, sonst befreien sie sich schneller aus der Falle als jeder Entfesselungskünstler. Wespen sind sogar komplett immun gegen klebrige Spinnweben und müssen erst angesprungen werden, bevor sie im Magen landen. Nebenbei wird durch kleine Hinweise in den Hintergründen auch das Rätsel gelöst, warum niemand mehr in der alten Villa wohnt. Ab und gibt es auch kleine, geheime Nischen zu entdecken, in denen noch mehr Futter durch die Luft flattert. Wer sich nach rund zwei Stunden durch die relativ einfach meisterbaren Räume der Villa gefressen hat, kann in drei weiteren kleinen Modi um Punkte spielen. Mal müssen in drei Minuten so viele Insekten wie möglich erlegt werden, ein anderes mal ist die Seide begrenzt. Schafft man es, sich möglichst lang nur auf Netzen zu bewegen,  sorgen einfache Kombos für einen Punkteregen. Die Ergebnisse lassen sich dank Leaderboards weltweit vergleichen -

Getestete Version: 1.1

Größe: 70,6 MB

Preis (8.1.10): 2,39 Euro trotzdem hat mich die Highscorejagd hier bei weitem nicht so sehr gepackt wie in aktuellen Score-Shootern der Marke Geometry Wars.    

Fazit

Das größte Problem von Spider ist seine überladene Steuerung: Einfache Laufbewegungen, Sprünge, das Verankern und Spinnen der Netze - all das wird durch einfaches Tippen oder Streichen über den Bildschirm erledigt. Es ist löblich, dass die Entwickler auf emulierte Sticks und aufgesetzt wirkende Hilfsmittel verzichtet haben. Doch hier führt die Vielzahl der Befehle dazu, dass meine kleine Spinne mitunter einen eigenen Willen entwickelt und nicht das erledigt, was ich von ihr erwarte. Es lohnt sich aber, die Scheu vor der eigenwilligen Handhabung zu überwinden. Nach ein paar zähen ersten Minuten hat mich das originelle Konzept nämlich gepackt, denn der Ausflug durch die Villa sorgt für verdammt viel Genugtuung: Endlich bin ich bei der Mückenjagd nicht mehr auf die löchrige Fliegenklatsche oder den fetten Atlas angewiesen! Endlich kann ich es den piepsenden Nervensägen heimzahlen und sie höchstpersönlich in die Falle scheuchen! Auch die Jagd fetter Libellen oder Wespen macht Spaß. Nach rund zwei Stunden war die Luft aber raus - dann war das relativ einfache Abenteuer vorbei und auch die übrigen Modi konnten mich auch nicht weiter an den iPod Touch fesseln. Für 2,39 Euro bietet Spider aber ordentliche Unterhaltung und einen guten Umfang.

Pro

<P>
originelles Konzept
entspannende Entdeckungsreise mit Fliegenjagd
niedliche Springspinne
passende Dubstep- und Triphop-Untermalung
idyllisch gezeichnete Jagdgebiete</P>

Kontra

<P>
überbelegte Steuerung reagiert häufig falsch
benötigt lange Eingewöhnung
nicht sonderlich abwechslungsreich
Insekten nur marginal animiert</P>

Wertung

iPhone

Die originelle und unterhaltsame Insektenjagd leidet unter ihrer überladenen Steuerung.

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