Silent Hunter iPhone26.03.2010, Mourad Zarrouk
Silent Hunter iPhone

Im Test:

Silent Hunter 5 ist aufgrund seiner zahlreichen Bugs und Fehler unlängst abgesoffen. Doch iPhone- und iPod- Kapitäne dürfen noch hoffen: Ubisoft transportiert den U-Boot-Krieg direkt in die Hosentasche. Kann das funktionieren?

Atlantikschlacht zum Mitnehmen

Bei der Installation von Silent Hunter 5 wurde ich erstmals auf den Apfel-Ableger aufmerksam: Frei übersetzt war da von "realistischem Gameplay" und einer "realitätsnahen Geschichte" die Rede.

Zerstörer voraus! Aber keine Sorge: Wer getaucht ist, ist auch immer sicher.
Das soll gehen? Auf 3,5 Zoll? Mein Interesse war geweckt. Flugs die verhältnismäßig happigen 3,99 Euro abbuchen lassen und schon darf in See gestochen werden (eine permanente Internetverbindung wird übrigens nicht vorausgesetzt). Nach einer erstaunlich aufwändig inszenierten Introsequenz mit Spielszenen der PC-Version lande ich im Hauptmenü, wo ich die Wahl zwischen Kampagne und Einzelmission habe. Im Hintergrund läuft ein heroischer, aber überraschend stimmiger Soundtrack und ich starte gleich eine Karriere als Kapitänleutnant zur See. Der erste Einsatz fungiert als Tutorial, in Textbildschirmen wird mir die Steuerung per Neigungssensor erklärt und ich erfahre wie ich mein Boot per Fingerzeig beschleunigen und in drei Stufen tauchen lassen kann. Das funktioniert prima und so habe ich schon bald den ersten Frachter im Visier. Mit dem Periskop steuere ich im Angriffsmodus auch gleichzeitig das Boot und muss in Abhängigkeit der Entfernung des Ziels nur noch mehr oder weniger Vorhalten und schon schicke ich die Torpedos auf die Reise (immer max vier auf einmal, Hecktorpedos gibt es nicht). Nachgeladen wird im Sekundentakt und natürlich habe ich immer eine ausreichende Menge der Aale an Bord, nämlich zwischen 30 und 50(!). Schon nach 30 Sekunden steht fest: Mit einer "realistischen Simulation" hat der kleine Bruder ebensoviel gemeinsam wie der große mit einem fehlerfreiem PC-Spiel. Die Frage ist jetzt nur noch: Ist das wirklich schlimm?

"Sie waren wider Erwarten siegreich"

Das sonderbare obige Zitat erwartet mich, nachdem ich die drei ungesicherten Pötte versenkt habe und die erste von zwölf "richtigen" Missionen kann beginnen.

Im Schneetreiben wird ein Bomber aufs Korn genommen. Links ist der virtuelle Joystick zu erkennen.
 Die Handelsschiffe werden nun von Zerstörern eskortiert und es kommen jetzt auch Deckgeschütz und Flak zum Einsatz. Das Deckgeschütz wird nach Ausrichtung auf das Ziel per simplem (aber spaßigem) Reaktionstest abgefeuert und das Fadenkreuz der Flak muss mit dem Daumen in einem Aktionsfeld auf ankommende Flugzeuge ausgerichtet und abgefeuert werden - beides klappt erstaunlich gut. Was man von der Intelligenz der Verteidiger nicht behaupten kann, die stellen nämlich keine besondere Herausforderung dar - einzig die Flugzeuge können schon mal etwas gefährlich werden. Dagegen helfen aber schon früh verbesserte Flaks, die gegen Erfahrungspunkte in Heimathäfen erworben werden. Torpedos dürfen ebenfalls aufgerüstet werden es sind  bis zu drei verbesserte Schiffstypen freischaltbar. Allein die Gegner werden nicht schlauer, höchstens mehr, agieren aber stets als Kanonenfutter - das ist schade. Später gibt es witzige Sondermissionen wie das symbolische Aufbringen und Entern von Schiffen, um gegnerische Waffeningenieure zu entführen und ähnlich Abstruses, aber Lustiges. Das ist auch der später erhältliche "GPS-Torpedo" der per Neigungssensor über eine 2D-Karte ins Ziel gesteuert werden muss - völliger Quatsch im Zweiten Weltkrieg, aber absolut spaßig.

Größe: 143 MB

Getestete Version: 1.0.1

Preis (Stand: 26.03.2010): 3,99 Euro

Grafisch tritt der Ableger in die Fußstapfen seines PC-Vorbildes und gibt eine hervorragende Figur ab: Sieben Umgebungstypen, von Nacht  über Nebel bis zu Winter und sogar Polarlicht vermitteln ein überraschend stimmiges Szenario und auch unter Wasser gibt's einiges zu sehen. Entsprechend ist das hier eine hübsch anzusehende maritime Arcade-Schießbude.     

Fazit

Zunächst war ich sehr skeptisch. Aber das actionreiche Konzept geht tatsächlich auf! Silent Hunter funktioniert auf dem iPhone überraschend gut: Die taktische Karte lässt sich wunderbar mit den Fingern vergrößern und verkleinern; Wegpunkte sind per Fingerzeig unkompliziert und die Missionsziele schnell sowie direkt zu erreichen. Einzig die gnadenlose Dummheit der Zerstörer, denen ich untergetaucht immer entkomme (vergesst Wasserbomben-Jagden) sowie die fehlende Sprachausgabe  trüben das gute Gesamtbild. Das hier gnadenlos arcadelastig zu Werke gegangen wird, stört mich gar nicht, weil ich das trotz der PR-Lüge bezüglich des "realistischen Gameplays" nicht wirklich erwartet hatte. Wer was Realistisches sucht: Finger Weg! Wer einfach etwas U-Boot-Spaß für zwischendurch möchte: Zugreifen!

Pro

eingängige gut umgesetzte Steuerung
stimmige und schön gezeichnete Umgebungsszenarien
sehr ansehnliche Darstellung des Deckgeschützes und der Flak
frei befahrbare Karte
Aufrüstung in Heimathäfen
bombastischer Soundtrack

Kontra

zu leicht
keinerlei Sprachausgabe
recht kurze Spieldauer (Kampagne 3-4 Stunden)
"realistisches Gameplay" = schlechter Witz
Kanonenfutter-Zerstörer
Schwierigkeitsgrad nicht einstellbar

Wertung

iPhone

Vollkommen unrealistische, aber absolut spaßige und hübsch anzusehende Action im maritimen Szenario

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