Brothers in Arms 2: Global Front01.04.2010, Jan Wöbbeking
Brothers in Arms 2: Global Front

Im Test:

Alle paar Monate beehrt Gameloft iPhone-Besitzer mit einem neuen Ego-Shooter. Während den Titeln Terminator: Die Erlösung und Modern Combat: Sandstorm der Zeitmangel noch anzumerken war, haben sich die Entwickler beim Halo-Klon N.O.V.A. mehr Mühe gegeben - das Resultat war ein durchdachteres Level-Design und deutlich dynamischere Kämpfe. Nun nehmen sie sich wieder Ubisofts altehrwürdige Taktik-Shooter-Serie vor. Kann Brothers in Arms 2: Global Front begeistern?

Action statt Taktik

Vorweg gleich eine Warnung an Fans der Serie: Das Spiel hat nicht all zu viel mit den PC-Vorgängern gemeinsam. Statt seine Untergebenen geschickt übers Schlachtfeld zu kommandieren und seine Widersacher zu flankieren, steht auf dem iPhone nur Action auf dem Programm. Wie in Call of Duty oder Medal of Honor habe ich keinen Einfluss darauf, was meine Kameraden anstellen. 

Gegen die Tradition: Statt taktischer Kommandos steht simple Dauerfeuer-Action gegen strohdumme Gegner auf dem Programm.
Stattdessen laufe ich durch schmale, aber äußerst hübsch gestaltete Szenarien und schieße alles über den Haufen, was kopflos seine Deckung verlässt. Da meine Widersacher sich viel ungeschickter anstellen als die Aliens in N.O.V.A., bekomme ich viel zu tun: Ein Soldat nach dem anderen springt hinter tunesischen Dünen oder Mauern hervor und läuft bereitwillig in meine Schusslinie.

Statt spannender Zweikämpfe entwickeln sich also wieder Gefechte mit Schießbudencharakter - ganz wie man es aus älteren Gameloft-Titeln kennt: abgehackte Animationen von Figuren und Explosionen unterstützen den Eindruck noch. In den Zwischensequenzen bewegen sich nicht einmal die Lippen der Protagonisten. Die Suche nach seinem in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschollenen Bruder führt meine Hauptfigur durch fünf Schauplätze wie Nordafrika, die Normandie, Deutschland und Sizilien. Die platten Zwischensequenzen wurden mit derart kitschigen Dialogen, Geigen- und Klavierklängen unterlegt, dass der Titel schon fast als Parodie auf Weltkriegs-Shooter durchgeht.

Abfahrt!

Also tippe ich lieber schnell auf das »Skip«-Symbol und stürze mich ins Getümmel. Obwohl die Dauerfeuer-Action nicht all zu anspruchsvoll inszeniert ist, kann sie trotzdem unterhalten. Das liegt vor allem am gut ausbalancierten Schwierigkeitsgrad. Die Gegner sind nicht gerade klug, halten mich aber gut auf Trab. Vor allem die Fahrsequenzen machen Laune: Wenn ich auf einem Jeep durch Wüstenfestungen rase und mit dem MG im Sekundentakt Panzerfaust-Schützen von den Dächern rotze, 

Sitzt man erst einmal hinter dem MG eines Jeeps, entwickelt das pausenlose Geballer aber einen gewissen Unterhaltungswert.
entfaltet sich ein angenehmer Spielfluss. Steige ich wieder ab, fällt die Hirnlosigkeit meiner Gegner stärker ins Gewicht. Zum Glück wurden einige Fahrzeugsequenzen eingebaut: Mal bediene ich das MG eines Panzers, in Sizilien steuere ich mit sanften Bewegungen per Neigungs-Sensor einen Motorsegler übers Wasser.

Auch wenn ich zu Fuß unterwegs bin, lässt sich das Spiel gut bedienen. Kamera und Fadenkreuz bewege ich wie immer direkt mit dem Finger. Mit Hilfe emulierter Buttons und einem Stick werden die übrigen Aktionen ausgeführt: Ich gehe wie in Gears of War per Knopfdruck hinter einer schmalen Mauer in Deckung und springe hinüber, wenn ich ein weiteres mal drücke. Außerdem kann ich mein Gewehr anlegen und per Kimme und Korn bzw. Zielfernrohr auf entfernte Widersacher anlegen. Die Gegnermasse in der Nähe räume ich einfach mit dem (ausschaltbaren) Auto-Aim aus dem Weg. Wer möchte, darf auch zu einer von drei anderen Steuerungs-Varianten oder zum Linkshänder-Modus wechseln.

Ausgewachsener Online-Shooter?

Positiv fallen auch die Multiplayer-Partien (online oder lokal) mit bis zu sechs Spielern auf. Mit Online-Highlights wie Resistance: Retribution oder Socom: Fireteam Bravo 3 können die Gefechte nicht mithalten, aber auch hier haben mich die Matches kurzfristig unterhalten. Die Spieler dürfen sich gegenseitig mit MG, Panzerfäusten und Scharfschützengewehren ärgern. Die Karten, z.B. eine lange Brücke oder eine zerbombte Stadt, bieten deutlich mehr Verstecke als die schrecklich leeren Gegenstücke in N.O.V.A.. Neben Deathmatches für Einzel- und Mannschaftsspieler gibt es auch einen Domination-Modus, in welchem Punkte eingenommen werden. Mir machten mitunter Lags und Verbindungsabbrüche das Leben schwer - die Matches liefen aber deutlich stabiler als im Halo-Klon aus gleichem Hause.    

Fazit

Schade, dass Gameloft nach dem überraschend unterhaltsamen N.O.V.A. wieder in alte Muster zurückfällt. Brothers in Arms 2: Global Front bietet nur die übliche Weltkriegs-Schießbude, wie man sie aus früheren Shootern kennt. Die Kulissen machen wieder einmal auf den ersten Blick einen hübschen Eindruck, doch staksige Animationen verdeutlichen schnell, dass hier kein all zu kreatives Team am Werk war. Schade auch, dass keinerlei Taktik-Elemente ins Spiel eingeflossen sind, denn gerade sie machten die Reihe so interessant. Dass die Action trotz debiler Gegner zu unterhalten weiß, liegt vor allem am gut abgestimmten Schwierigkeitsgrad sowie den launigen Fahrsequenzen. Die Online-Matches sind sogar etwas besser gelungen als im hauseigenen Halo-Klon.

Pro

<P>
gut abgestimmter Schwierigkeitsgrad
spannende Fahrzeugsequenzen
detailreiche Kulissen
lokaler und Online-Multiplayer
vier gut funktionierende Steuerungs-Varianten</P>

Kontra

<P>
Kampagne nur gut zwei Stunden lang
strohdoofe Gegnerhorden
abgehackte Animationen
schrecklich kitschige Inszenierung
Münder bewegen sich nicht
Rufe wiederholen sich ständig (Multiplayer)
zu passive Kameraden
starke Schnittstellenfehler</P>

Wertung

iPhone

Die Dauerfeuer-Action ohne Taktik-Einschlag kann nicht mit den packenden Zweikämpfen von N.O.V.A. mithalten.

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