Modern Combat: Sandstorm HD21.05.2010, Jan Wöbbeking
Modern Combat: Sandstorm HD

Im Test:

Im Kielwasser von Activisions Modern Warfare 2 brachte Gameloft im vergangenen Jahr seine eigene Interpretation des Wüstenkrieges auf das iPhone. Jetzt sind iPad-Besitzer an der Reihe: Wie bei diversen anderen Shootern wird im amerikanischen iTunes auch für Modern Combat: Sandstorm eine »HD«-Version angeboten. Schon damals ließ das Spiel die Grafikmuskeln spielen und auch in der höher aufgelösten Fassung gibt es jede Menge feine Texturen in den staubigen Kulissen. Wurde auch an der KI der Schießbudengegner geschraubt?

Blender oder Ballerspaß?

Die zehn Missionen führen zwar allesamt durch den staubigen nahen Osten, doch dort geht es z.B. inmitten einer Stadt, der Kanalisation, am Hafen, in einem Labor und in einem Krankenhaus zur Sache. Auf Steinplatten sieht man verwitterte Risse, Panzerfäuste aus angelaufenem Metall weisen erstaunlich feine Rillen auf und auf der Uniform des Protagonisten sind Schmutz und feine Nähte zu erkennen. Auf der Mission kommen zwei Sturmgewehre, ein Scharfschützengewehr, eine Bazooka, diverse Granaten und andere Bleispritzen zum Einsatz. Wie im Genre üblich, habe ich auch hier den Auftrag, Funktürme und diverse andere taktischen Ziele in die Luft zu jagen.

Auftrag erledigt!

 

Statt den Helden wie bei Brothers in Arms 2: Global Front HD aus der Schultersicht durch die Schlacht zu navigieren, schaue ich direkt durch die Augen meines Kriegers - ganz wie im Vorbild Modern Warfare. Ein Deckungssystem gibt es nicht. Davon abgesehen wird aber gesteuert wie gehabt: Der eigene Soldat wird mittels virtuellem Analogstick in der linken unteren Bildecke übers Schlachtfeld gescheucht; die Kamera bewegt man, indem man mit dem rechten Daumen an irgendeiner Stelle über den Touchscreen streicht. Auch nach ein wenig Feintuning geht die Steuerung aber nicht so intuitiv von der Hand wie im an Halo angelehnten N.O.V.A. HD . Vor allem beim Absetzen des »Zielkreuz-Daumens« neigt die Kamera dazu, zu verrutschen. Das leichte Auto-Aim haben die Entwickler aus dem gelungenen Socom: US Navy SEALs - Fireteam Bravo 2 (PSP) übernommen; nahe Widersacher werden automatisch aufgeschaltet. Warten sie auf einem entfernten Dach auf mich, muss ich in die Bildschirmecke tippen und nehme sie mit dem Zielkreuz aufs Korn. Es dürfen auch alternative Layouts wie mit zwei Sticks ausgewählt werden, doch das Standard-Modell funktioniert am besten. Wer möchte, darf die Sticks und andere Bedienelemente frei auf dem Bildschirm verschieben - das gilt auch für die neue Minimap der HD-Version. Dank streng linearer Schlauch-Levels ist sie aber meist überflüssig.

Künstlicher Intelligenzmangel

Auch Geschütze dürfen wieder bedient werden, darunter stationäre MGs und fahrzeugmontierte Exemplare. Wenn man Letztere benutzt, geht die Fahrt wie in einem Rail-Shooter durch die Gegnermassen. Das Kanonenfutter läuft nicht nur in diesen Sequenzen lebensmüde in die Schusslinie. 

Wie bei Gameloft üblich lassen sich die virtuellen Knöpfe frei auf dem Bildschirm verschieben.
Schon in Terminator war die künstliche Dummheit eines der größten Mankos im Spiel. Damals konnte man es noch auf schlecht programmierte Blechbüchsen schieben - doch diesmal kämpft man gegen menschliche Gegner. Selbst wenn sie massiv unter Beschuss genommen werden, laufen die Wüstenkrieger nur selten in Deckung. Trotzdem muss man behutsam vorgehen, da die Dumpfbacken stets im Rudel auftauchen und erstaunlich präzise treffen.

Ein weiteres Problem des Spiels ist der sehr lineare Aufbau. Die gelungene Inszenierung mit aufwändigen Renderfilmen und Kameraschwenks vor einer großen Schlacht kann zwar einiges davon kaschieren - dank der miesen KI fühlte ich mich aber eher wie in einer virtuellen Schießbude als im Krieg. Immerhin fallen die Gegner nicht ganz so hölzern um wie die Kampfcyborgs im »Vorgänger« Terminator: Die Erlösung . Sonderlich realistisch wirken die Animationen trotzdem nicht, da getroffene Gegner wie von der Tarantel gestochen in die Luft springen oder von der Wucht des Projektils meterweit nach hinten geschleudert werden.

Größe: 192 MB

Getestete Version: 1.0.2

Preis (Stand: 21.5.2010): 6,99 DollarDer mittlerweile nachgereichte Online-Modus ist auch in der iPad-Version enthalten. Leider beschränken sich die Gefechte auf simple Deathmatch- und Team Deathmatch-Gemetzel mit bis zu vier Spielern.     

Fazit

Auf den ersten Blick macht Modern Combat: Sandstorm HD ähnlich viel her wie das Original im vergangenen Jahr: Vor allem die von der Witterung gezeichneten Wände protzen mit den bislang hübschesten Texturen aller iPad-Shooter. Außerdem ploppen entfernte Gebäude nicht mehr so häufig ins Bild wie früher. Die aufpolierte Kulisse hat aber ihren Preis: Wie bei N.O.V.A. HD und Brothers in Arms 2 geht die Bildrate in die Knie, und zwar hier noch krasser als anderswo: Erst nach Minuten hatte ich mich einigermaßen an das ständige Gezuckel gewöhnt. Nicht gewöhnen konnte ich mich an die debile KI: Wenn man gerade erst N.O.V.A. HD gespielt hat, wirkt das Leveldesign schrecklich öde und das Verhalten der Wüstenkrieger stumpfsinnig und vorhersehbar. Warum denken meine Widersacher nicht wenigstens ein bisschen mit oder benutzen wenigstens ihre Deckung? Die brennenden Barrikaden liegen schließlich nicht zur Zierde auf der Straße! Auch die Steuerung geht leider nicht ganz so feinfühlig von der Hand wie in Gamelofts Halo-Kopie. Das liegt vor allem daran, dass die Kamera beim Absetzen des Daumens zum Verrutschen neigt. Außerdem passt das COD-typische Anlegen der Waffe nicht so gut zum Touchscreen wie das flotte Anpeilen mit dem Standard-Fadenkreuz. Alles in allem ist Modern Combat: Sandstorm Gamelofts schwächster iPad-Shooter: N.O.V.A. HD hat spannende Zweikämpfe, Brothers in Arms 2 launige Fahrsequenzen, doch der monotone Wüstenkrieg hat bis auf hübsche Texturen kaum etwas zu bieten.

Pro

<P>
detailreiche Kulissen
bislang schärfste Shooter-Texturen auf dem iPad...
aufwändige Render-Videos </P>

Kontra

<P>
grenzdebile KI
...aber auch häufiges, gerade noch erträgliches Ruckeln
nerviges Dauer
Hecheln bei Energieverlust
nur Untertitel statt deutscher Synchronisation
online lediglich drei Karten und bis zu vier Spieler
nur Deathmatch
und Team Deathmatch-Modus </P>

Wertung

iPhone

Monotoner Wüsten-Shooter in beeindruckender Kulisse aber mit strohdummer Gegner-KI und häufigen Ruckeleinlagen.

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