Flying Hamster24.01.2011, Paul Kautz
Flying Hamster

Im Test:

Es gibt viele fliegende Dinge: Flugzeuge, Vögel, Pusteblumen, Insekten, Untertassen (im mystischen wie im rosenkriegerischen Bereich), Überdosierer, der Dude. Aber Hamster? Im Videospielbereich sind die fluffigen Gesellen bislang eher als Mikrowelleninhalt denn als durch die Sphären gleitende Helden in Erinnerung geblieben. Bis jetzt jedenfalls.

Natürlich. Was sonst?

Flying Hamster besticht durch wunderbar alberne Ideen und witziges Comicdesign. Sowie einen fiesen Oldschool-Schwierigkeitsgrad.
Wenn es in einem Horizontalshooter jemals so etwas wie eine Geschichte gab, beschränkte sie sich normalerweise auf etwas wie »Wah, die Aliens kommen! Tu was dagegen!« - nicht so in Flying Hamster. Held Newton und seine Freundin Sookie erfreuen sich ihres Nagerdaseins, als sie am Strand ein goldenes Samenkorn finden. Sowas lockt natürlich immer auch andere Parteien an, in diesem Fall in Form eines durchgeknallten Adlers, der sich nicht nur die Saat, sondern auch Sookie schnappt und davon schwirrt. Was tut man dagegen? Man setzt die Fliegerbrille auf, schnallt den improvisierten Rotor um den Hamsterbauch und donnert hinterher!

All das wird im niedlichen Intro gezeigt, das stilprägend für den Rest des Spiels ist: Alles ist niedlich, putzig, knuddelig, und im Falle des iPhone 4 auch nativ fürs Retina-Display gemacht. Der Hintergrund scrollt weich wie Hamsterfell in mehreren Ebenen, die Gegner sind witzig animiert und alles ist dank dicker Striche und heller Farben schön comichaft gestaltet. Das Spielprinzip ist sehr simpel: Newton fliegt automatisch, die Gegner kommen ihm (meist) von der rechten Seite entgegen und fallen idealerweise seinen Waffen zum Opfer. Davon gibt es acht Stück: Standardmäßig deckt er Feinde mit seiner Dauerfeuerspucke ein, die aber schnell an ihre Durchschlagsgrenzen stößt. Besser wird's mit Schnellfeuer-Sonnenblumenkernen, einem Apfel-Streuschuss, Bier-Laser, Bumerang-Bananen oder einem Fackel-Flammenwerfer - die sind aber nur begrenzt munitioniert. Jede Waffe kann auf zwei Arten abgefeuert werden: Normales Dauerfeuer oder durchschlagskräftigerer Schuss, der aber erst kurz aufgeladen werden muss.

Das Geheimnis des Pyramidenbaus

So abgefahren wie die Waffen schon sind, wo verdreht wird's am anderen Ende der Schüsse. Der durch den grünen Wald (inkl. einer Bar, an der sich besoffene Kater prügeln), die heiße Wüste (in deren Hintergrund ein schwitzender Orcawal mit dem Bau der

Am Ende jedes Levels wartet ein extradicker Oberwutz auf seine Abreibung.
Pyramiden beschäftigt ist), eine labyrinthartig aufgebaute Pyramide, ein japanisches Geschäftsviertel oder eine Raumstation fliegende Hamster bekommt es u.a. mit den folgenden Gegnern zu tun: Mineneier legende Hühnern, aus dem Euter feuernde Kühen, Ninja-Flughörnchen, sonnenbeschirmte Mafia-Pinguinen, mit Wollknäueln werfende Katzen oder gemeingefährliche Flugroboter. Dazu kommen natürlich noch die unvermeidlichen Zwischen- und Endbosse - wie wäre es also mit einem Punk-Pilz, einer Laser-Eule oder einem altägyptischen Riesenpinguin? Mit dieser abgefahrenen Feindesschar kommt man dank der präzisen Steuerung gut klar, wobei vier Kontrollvarianten inkl. einer Tilt-Lösung jeden Geschmack bedienen sollten.

Allerdings ändert das nichts daran, dass Flying Hamster ein spätestens ab der zweiten Welt (von fünf) ein teilweise sehr schweres Spiel ist. Die Art von Spiel, bei der es nach dem Verlust der fünf Leben konsequent »Game Over« heißt. Danach bleibt nur, das Ganze nochmal von vorn zu beginnen, denn weitere Spielmodi gibt es nicht. Allerdings kann man seine Highscores online mit dem Rest der Hamsterwelt vergleichen, wobei sowohl das Open Feint- als auch das Game Center-System zum Zuge kommen.

   

Fazit

Flying Hamster hat nicht nur einen bekloppten Titel sowie eine wunderbar bescheuerte Grundidee, sondern auch erstaunlich viele Wurzeln in den 16Bit-Shootern der frühen 90er Jahre: Gerade Konamis Meisterwerk Parodius stand hier offensichtlich Pate; das abgedrehte Gegnerdesign ist eine klare Verbeugung vor dem Klassiker. Hinzu kommt die stramm nach oben zeigende Schwierigkeitskurve, die auch von der präzisen Steuerung nicht abgefedert werden kann - Flying Hamster ist dem knuddeligen Äußeren zum Trotz ein teilweise sehr fieses Ding, mit einem Game Over im klassischen Sinne des Worte. Ein klarer Fall für Fortgeschrittene am virtuellen Pad, die sich an einer Hommage an Apidya, Thunder Force 4 oder R-Type erfreuen wollen.

Pro

niedliche Präsentation
präzise Steuerung
bizarre Geschichte

Kontra

simples Spielprinzip
hoher Schwierigkeitsgrad

Wertung

iPhone

Witziger, teilweise wunderbar durchgeknallter Geschicklichkeitstest für frustresistente Oldschool-Shooterfreunde.

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