Test: Babel Rising (Geschicklichkeit)

von Jörg Luibl



Babel Rising (Geschicklichkeit) von Ubisoft / BulkyPix (iP)
Babel Rising
Release:
13.06.2012
14.06.2012
14.06.2012
12.2009
27.06.2012
13.06.2012
Spielinfo Bilder Videos
Hilfe, wer schlachtet denn da die arglosen Babylonier wie Vieh? Wer lässt Steine, Feuer und Tod vom Himmel regnen? Ein Gott. Ein überaus zorniger Gott, der den anmaßenden Bau eines gewaltigen Turmes verhindern will. Warum er dafür nicht in alttestamentarischer Tradition eine Flutwelle entfacht, könnte mit seinem morbiden Spieltrieb zusammen hängen.


Die architektonische Gotteslästerung

Video
So dämlich sieht es aus, wenn Ottonormalzocker zum Gott ohne Controller mutiert. Wer hält das über 15 Missionen aus?
In der Mitte der Spielwelt steht also das Fundament eines Turmes, der irgendwann mal gen Himmel ragen soll. Man kann die Kamera drehen, um sich die ersten Wege und Baugerüste anzusehen – wahlweise per Gamepad oder Move-Controller. Warum baut man so ein Gemächt? Laut dem Alten Testament eigentlich nicht, um Gott architektonisch oder gar phallisch zu erzürnen, sondern einfach nur damit all die Sintflut-Flüchtigen schon aus weiter Distanz erkennen, wo sich die Reste der fast ausgerotteten Menschheit ansiedeln – quasi wie eine Rettungsboje aus Stein.

Und warum ist Gott dann mal wieder sauer? Er mag diese zentralisierte Metropole der Babylonier nicht, denn seine Schöpfung soll sich über die gesamte Erde ausbreiten. An dieser Stelle verlässt Ubisoft allerdings die Geschehnisse der Genesis, denn statt zur Strafe für eine allgemeine Sprachverwirrung und verdammt viele Synchronisationsprobleme zu sorgen, schmeißt er recht primitiv über 15 Missionen der Kampagne mit Steinen und Feuer um sich. Man bewegt ein Fadenkreuz auf die von links heran wuselnden Menschen und macht sie platt. Heraus kommt ein überaus langweiliges Gemetzel, das von einem überpathetischen Soundtrack karikiert wird.

"Tower Prevention" - oder was?

Zwischendurch ansehnlich, aber über weite Strecken nicht mehr als eine plumpe Zerstörungsorgie.
Zwischendurch ansehnlich, aber über weite Strecken nicht mehr als eine plumpe Zerstörungsorgie. Egal ob man mit Move, Kinect oder Gamepad loslegt: Man vermisst mehr Taktik und Kreativität.
Ziel ist es, die fleißigen Babylonier daran zu hindern, den Turm fertig zu stellen. Das Spiel wurde unter iOS samt Touch-Funktionen bereits veröffentlicht, allerdings mit weniger Kräften und Funktionen. Auf den Konsolen hat man in technisch aufgebohrter Variante bis zu vier Angriffsarten zur Verfügung. Die werden wahlweise über Kinect-Gestik, Move-Gefuchtel oder am präzisesten über die Knöpfe eines Gamepads, mal gedrückt, mal länger gehalten, ausgelöst: Felsen für den einzelnen Steineschlepper, kleine Erdspalten für ihn und seine Freunde dahinter, Feuerbälle für die nächste Gruppe oder ganze Flammenwände, in die die Babylonier wie blöd hinein laufen. Hinzu kommen Blitze, Fluten und so weiter. In den meisten Missionen muss man lediglich eine bestimmte Zahl an Menschen töten, um weiter zu kommen. Ob Gott ein gieriger Trophäenjäger war?

Hier ist jedenfalls schrecklich wenig Taktik oder gar planerische Vorbereitung nötig wie in guten Tower Defense-Spielen, zumal sich im Hintergrund auch noch Spezialkräfte aufladen, mit denen man Bildschirm füllend Meteoriten und andere Vernichtungsplagen hageln lassen kann. Das sieht manchmal etwas zu steril, aber zwischenzeitlich ansehnlich aus, ist jedoch trotz gewisser Ähnlichkeiten der Marschkolonnen weit entfernt vom Charme eines Lemmings. Wer einigermaßen aufmerksam das Fadenkreuz schwenkt und rechtzeitig Knöpfe drückt, kann eigentlich nicht verlieren - okay, auch die Holztürme sollte man frühzeitig verbrennen. Falls trotzdem mal Leute durchkommen, wächst der Turm um
Babel Rising bleibt offline:

Man kann es aber kooperativ und kompetitiv lokal im Splitscreen spielen. Dann wählt man zwischen drei Turmarten sowie den vier Elementen.
eine Ebene. Aber das ist kein Grund zur Veranlassung von Spannung.

In späteren Missionen, wenn nicht nur gewöhnliche Menschen, sondern auch Priester und Krugträger heran marschieren sowie Schiffe für Stein-Nachschub sorgen, wird es ein wenig interessanter: Denn Erstere sind immun gegen bestimmte göttliche Angriffe – das wird in Form von farbigen Schutzschilden symbolisiert; ein rotes Wabern deutet also auf Feuerwiderstand. Hört sich gut an, aber dann schmeißt man dem Priester einfach eine andere Macht auf die Birne. Und die Krugträger sorgen immerhin dafür, dass sich die göttlichen Kräfte etwas langsamer aufladen. Auch der leichte Hauch von Strategie im Vorfeld einer Mission verfliegt zu schnell: Man muss sich nämlich vorher für zwei von vier Elementen entscheiden; man kann also Pech haben und genau jenen göttlichen Konter nicht auf der Hand haben, den ein geschützter Priester verlangt. Wer die Kampagne hinter sich gebracht hat, kann auch noch im Endlosmodus oder in Multiplayervarianten loslegen.

Kommentare

KATTAMAKKA schrieb am
Jedes Game das Move od Kinekt beinhaltet ist spielerisch zum vergessen . Die Move und Kinekt Games sind nur eines , nähmlich super minnimalistisch und bieten ausser zweifelhafte Gymnastik vor dem TV, unterbrochen von ständigen Scriptfilmchen, überhaupt nichts. Ob es jetzt Killzone od sonstwas ist, es reduziert das Gaming aufs Spielhallen standart , und da gehören diese Games auch hin.
PunkRockGuy schrieb am
mr archer hat geschrieben:"Warum baut man so ein Gemächt? Laut dem Alten Testament eigentlich nicht, um Gott architektonisch oder gar phallisch zu erzürnen, sondern einfach nur damit all die Sintflut-Flüchtigen schon aus weiter Distanz erkennen, wo sich die Reste der fast ausgerotteten Menschheit ansiedeln ? quasi wie eine Rettungsboje aus Stein.
Und warum ist Gott dann mal wieder sauer? Er mag diese zentralisierte Metropole der Babylonier nicht, denn seine Schöpfung soll sich über die gesamte Erde ausbreiten. An dieser Stelle verlässt Ubisoft allerdings die Geschehnisse der Genesis ..."

Hm. Also diese Deutung der Geschehnisse ist mir ehrlich gesagt neu. Hier mal die Übersetzung aus der Genesis:
1 Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte.
2 Als sie von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Schinar und siedelten sich dort an.
3 Sie sagten zueinander: Auf, formen wir Lehmziegel und brennen wir sie zu Backsteinen. So dienten ihnen gebrannte Ziegel als Steine und Erdpech als Mörtel.
4 Dann sagten sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel und machen wir uns damit einen Namen, dann werden wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen.
5 Da stieg der Herr herab, um sich Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten.
6 Er sprach: Seht nur, ein Volk sind sie und eine Sprache haben sie alle. Und das ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, was sie sich auch vornehmen.
7 Auf, steigen wir hinab und verwirren wir dort ihre Sprache, sodass keiner mehr die Sprache des anderen versteht.
8 Der Herr zerstreute sie von dort aus über die ganze Erde und sie hörten auf, an der Stadt zu bauen.
9 Darum nannte man die Stadt Babel (Wirrsal), denn dort hat der Herr die Sprache aller Welt verwirrt, und von dort aus hat er die Menschen über die ganze Erde zerstreut.

Und mehr steht zu dieser Geschichte in der Bibel nicht zu lesen. Die Stelle im AT, wo etwas davon steht,...
mr archer schrieb am
"Warum baut man so ein Gemächt? Laut dem Alten Testament eigentlich nicht, um Gott architektonisch oder gar phallisch zu erzürnen, sondern einfach nur damit all die Sintflut-Flüchtigen schon aus weiter Distanz erkennen, wo sich die Reste der fast ausgerotteten Menschheit ansiedeln ? quasi wie eine Rettungsboje aus Stein.
Und warum ist Gott dann mal wieder sauer? Er mag diese zentralisierte Metropole der Babylonier nicht, denn seine Schöpfung soll sich über die gesamte Erde ausbreiten. An dieser Stelle verlässt Ubisoft allerdings die Geschehnisse der Genesis ..."

Hm. Also diese Deutung der Geschehnisse ist mir ehrlich gesagt neu. Hier mal die Übersetzung aus der Genesis:
1 Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte.
2 Als sie von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Schinar und siedelten sich dort an.
3 Sie sagten zueinander: Auf, formen wir Lehmziegel und brennen wir sie zu Backsteinen. So dienten ihnen gebrannte Ziegel als Steine und Erdpech als Mörtel.
4 Dann sagten sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel und machen wir uns damit einen Namen, dann werden wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen.
5 Da stieg der Herr herab, um sich Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten.
6 Er sprach: Seht nur, ein Volk sind sie und eine Sprache haben sie alle. Und das ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, was sie sich auch vornehmen.
7 Auf, steigen wir hinab und verwirren wir dort ihre Sprache, sodass keiner mehr die Sprache des anderen versteht.
8 Der Herr zerstreute sie von dort aus über die ganze Erde und sie hörten auf, an der Stadt zu bauen.
9 Darum nannte man die Stadt Babel (Wirrsal), denn dort hat der Herr die Sprache aller Welt verwirrt, und von dort aus hat er die Menschen über die ganze Erde zerstreut.

Und mehr steht zu dieser Geschichte in der Bibel nicht zu lesen. Die Stelle im AT, wo etwas davon steht, dass der Turmbau zu Babel...
X-Live-X schrieb am
Schade, hatte gewisse Hoffnungen auf das Spiel - aber bei "Strategie"-Spielen muss man mittlerweile leider ja immer vorsichtiger sein...
Traurig, dass selbst auf Plattformen wie Android mehr (Anspruch) zu bekommen ist, als auf den klassischen Konsolen...
schrieb am