Eine unikate Neugeburt
Meine Freundin meint, ich wäre selten mit so viel Vorfreude in ein spielerisches Wochenende gestartet, um am Sonntagabend dermaßen fassungslos dreinzuschauen. Es war das Wochenende, an dem ich viel
Die Sims 3 gespielt habe - auf Wii, wohl gemerkt. Denn sowohl am PC als auch auf den großen Konsolen lässt sich kaum ein krummes Haar an der Lebenssimulation finden. Und irgendwie ging ich davon aus, dass man dem Schicksalsspiel mit Remote und Nunchuk besondere Sorgfalt gönnen würde. Warum? Weil Wii-Simologen bis zu viert Geschicke lenken dürfen und weil sie anders als ihre mächtigen Gamepad-Kollegen sogar ohne Ladebildschirm bis in die weitesten Winkel der Stadt laufen...
Vista Beach heißt die Kleinstadt, in der sich Lebenssimulanten diesmal niederlassen - nachdem sie in der umfangreichen Charaktererstellung bis zu sechs Einwohner ihres ersten Hauses erschaffen haben. Der Editor ist erfreulich umfangreich, auch wenn die Figuren weniger ansehnlich aussehen und sich auch weniger unterscheiden als ihre Gegenstücke auf PC, PS3 oder 360: Schieberegler oder Zufallsgenerator bestimmen Körpermaße, die ansprechend gefüllte Kleiderkammer sowie fünf frei wählbare Charaktermerkmale machen echte Unikate aus den »Neugeborenen«. Im Handumdrehen erstellt man noch genetisch ähnlichen Nachwuchs und definiert im Stammbaum die Zugehörigkeiten. Es war das letzte Mal, dass ich richtig Spaß mit diesen Sims hatte.
Video. Was hat die Wii-Version alles auf dem Kasten? |
Wer bin ich und wenn ja, wie viele?
Wüsste ich nicht, was ich hier eigentlich tun soll - die fehlende Einführung würde mich nur mit Mühe über die ersten Runden bringen. In den Menüs wird zwar sehr viele sehr vorbildlich beschrieben. Wer als Neuling vor seinem Haus »aufwacht«, steht da allerdings wie nicht abgeholt. Die deutsche Übersetzung ist ohnehin ein Quell vieler Fehler; besonders auffällig sind Dreher bei geschlechtsbezogenen Begriffen. Klar: Irgendwie muss man binnen 50 Spieltage so viele Zufriedenheitspunkte wie möglich sammeln, wofür man jedem Sim das selbst gesteckte Lebensziel oder tausend kleine Wünsche erfüllt. Wie genau man das anstellt, bleibt aber völlig offen - blöd für Einsteiger, die von den Bedürfnissen ihres Zöglings keine Ahnung haben!
Du bist was du willst
Schön ist das nur für Kenner, die ihrem Alter Sim umgehend den ersten Wunsch erfüllen. Da ist fast alles, was aus den Sims erneut einen hervorragenden Zeitvertreib macht: Sie wollen kochen, schlafen, pinkeln, duschen, quatschen, tanzen, fernsehen, küssen, arbeiten, lästern, grillen, musizieren, trainieren, aufräumen, reparieren - ganz nach Gesinnung, Lust und Laune. Sogar dem kriminellen Laster dürfen sie frönen. Gute Schicksalssteuermänner haben dabei stets ein Auge auf die Grundbedürfnisse, denn ohne geregelten Tagesablauf verhungert Familie Sim, fällt aus Müdigkeit in Ohnmacht oder hat plötzlich keine Lust auf gar nichts. Arbeit sichert einen gefüllten Kühlschrank und ermöglicht die Finanzierung des Hausbaus. Bücher, Trainingskurse und Übung machen aus Waschlappen Sportgranaten, zwei linke Hände werden zu begnadeten Musikstars.
Um einem Sim des dritten Teils eine Anweisung zu erteilen, klickt man dabei erstmals nicht aufs Ziel und wählt die gewünschte Aktion. Stattdessen lenkt man ihn per Analogstick durch Vista Beach. Ein Knopfdruck aktiviert das Ziel, sobald man ankommt. Ist man so näher am Geschehen dran? Vielleicht. Mit Sicherheit würde ich meiner Familie aber lieber aus der Entfernung heraus mehrere Befehle im Voraus erteilen. Mit Sicherheit möchte ich nicht jedes Mal warten, bis irgendjemand irgendein Buch gelesen hat, bevor ich ihn oder sie zur Toilette führe, anschließend zur Dusche und dann auf dem Weg zur Arbeit begleite. Ich würde meine sechsköpfige Rasselbande gerne mit Übersicht anleiten, anstatt immer und immer und immer und immer wieder zwischen den Sims zu wechseln, um den Tagesablauf zu aktualisieren.