Professor Layton und die Maske der Wunder26.10.2012, Jan Wöbbeking
Professor Layton und die Maske der Wunder

Im Test:

Bevor Professor Layton ein Team mit Phoenix Wright bildet, schickt Level 5 ihn noch einmal in ein klassisches Rätsel-Abenteuer. In Japan kam das Spiel schon zum 3DS-Start und machte intensiv von der räumlichen Darstellung Gebrauch: Neuerdings schreiten die dreidimensionalen Cel-Shading-Figuren durch eine räumlich scrollende Welt.

Hinterm Horizont geht’s weiter

Da zum japanischen Start des Handhelds nicht viele große Namen erschienen, sollte wenigstens Professor Layton mit einem starken 3D-Effekt protzen. Es schwebt zwar nur ab und zu ein Schriftzug vor dem Screen, der Bildhorizont ragt aber richtig weit ins Gerät hinein. Auf Dauer kann das ziemlich anstrengend für die Augen werden, daher habe ich den Regler schon nach wenigen Minuten ein wenig nach unten geschoben. Einen Einfluss aufs Spiel hat das aber kaum: Auch wenn man den 3D-Effekt komplett ausschaltet, lässt sich die Kulisse gut untersuchen.

Ähnlich wie in alten Layton-Teilen oder dem Adventure-Klassiker The 7th Guest kann ich mich nicht frei bewegen, sondern gehe auf Knopfdruck automatisch ein Stückchen weiter und bleibe dann stehen, um die Umgebung unter die Lupe zu nehmen. Da die Nachforschungen jetzt auf dem oberen Bildschirm stattfinden, können interessante Gegenstände nicht mehr direkt angetippt werden. Stattdessen schiebe ich den Stylus wie eine Maus auf dem Touchscreen umher, während oben eine Cursor-Lupe übers Bild wandert.

Tippt man aufs Lupen-Symbol, lässt sich die Umgebung untersuchen. Dazu bewegt man den Cursor wie mit einer Maus.
Tippt man aufs Lupen-Symbol, lässt sich die Umgebung untersuchen. Dazu bewegt man den Cursor wie mit einer Maus.

Da sich auch die Kamera ein wenig mitbewegt, sind die Kulissen eine ganze Ecke größer geraten als in den 2D-Vorgängern. Finde ich eine verdächtige Ecke, kann ich das Bild sogar noch einen Schritt weiter scrollen lassen und eine Detailansicht öffnen. Wandert die Lupe über einen Gesprächspartner, eine Hinweismünze oder andere interessante Objekte, färbt sie sich gelb und ich muss ein weiteres mal drauf tippen. Das funktioniert vor allem zu Beginn nicht immer auf Anhieb, klappt nach einer Weile aber recht ordentlich.

Zu Stein erstarrt

Spielerisch hält sich Level 5 an die bewährte Formel. Ich wandere mit dem Archäologie-Professor, seiner Assistentin Emmy und Sidekick Luke durch eine mysteriöse Stadt und löse dort jede Menge Rätsel, welche auf ausgelagerten Extra-Bildschirmen geknackt werden. Die Geschichte erinnert an die Vorgänger: Layton erhält einen Brief von Angela Ledore, einer alten Freundin aus Uni-Zeiten. Das Schreiben berichtet von mysteriösen Geschehnissen in der Karnevals-Stadt Monte d’Or. Als die drei Protagonisten dorthin reisen, werden sie selbst Zeuge einer seltsamen Verwandlung: Am Rande einer großen Parade scheinen sich ein paar Passanten in Steinstatuen verwandelt zu haben und auch an anderen Orten wie dem örtlichen Museum gehen scheinbar übernatürliche Dinge vor sich.

Schuld an dem Chaos ist angeblich der „Maskierte Gentleman“ – er prahlt ganz offen mit

Welches Geheimnis birgt die Maske des Chaos?
Welches Geheimnis birgt die Maske?
seinen Wundern. Man sagt, die Maske des Chaos verleihe ihm magische Kräfte. Layton bezweifelt natürlich, dass Magie dahintersteckt, für ihn ist das mystische Objekt aber nichts Neues. Schon während seiner Studienzeit versuchte er, zusammen mit seinem Freund Randall das Rätsel um ein ähnliches Artefakt zu lüften. Um die Hintergrundgeschichte zu erklären, wechselt das Spiel zwischen der Gegenwart und den Abenteuern von Layton, Randall und Angela in ihrer Jugendzeit. Wer den Faden verloren oder eine der gut synchronisierten Zwischensequenzen weggedrückt hat, kann die wichtigsten Infos bequem in den Notizen nachlesen. Auch beim Laden meines Spielstands werde ich kurz und komfortabel auf den aktuellen Stand gebracht. Die japanische oder englische Vertonung ist in der deutschen Version übrigens nicht enthalten.

Las Vegas Reloaded

Zwischendurch sind Emmy, Luke und Hershel auch zu Pferd unterwegs. Gleich zu Beginn verfolgt man den Maskierten Gentleman in einem öden Ausweich-Minispiel.
Zwischendurch sind Emmy, Luke und Hershel auch zu Pferd unterwegs. Gleich zu Beginn verfolgt man den Maskierten Gentleman in einem öden Ausweich-Minispiel.
Nachdem Layton mit seiner alten Freundin Angela gesprochen hat, quartieren die drei sich in einem Hotelzimmer ein und erforschen im serientypisch ruhigen Tempo die Umgebung. Die an Las Vegas erinnernde Stadt gibt bereits Rätsel auf: Wie konnte Angelas Gatte Henry in nur 18 Jahren eine derart schillernde Karnevals-Metropole aufbauen? Und welche Rolle spielt die Maske dabei? Zu Beginn plätschert die Geschichte leider seicht vor sich hin, bevor sie Fahrt aufnimmt. Das liegt unter anderem daran, dass der Las-Vegas-Verschnitt nicht so finster oder verschroben wie z.B. das Steampunk-London aus Teil 3 wirkt.

Während meiner Nachforschungen treffe ich wieder auf jede Menge schrulliger Stadtbewohner, welche allerlei Puzzles für mich bereithalten. Ihre Einbindung in die Geschichte ist nach wie vor der größte Schwachpunkt des Spiels: Manchmal sind sie mit der Handlung verknüpft, oft haben sie aber gar keinen Bezug dazu. Hey, schau mal: Im Kostümgeschäft hängt eine Verkleidung, welcher der gesuchten Maske erstaunlich stark ähnelt. Layton und Emmy können es bestimmt kaum erwarten, sie näher unter die Lupe zu nehmen, also

Hier muss der Kiefer eines urzeitlichen Fisches erkannt werden. Manche Rätsel führen aber auch rund um rotierende 3D-Objekte, z.B. ein Maiskolben-Labyrinth für Marienkäfer.
Hier muss der Kiefer eines urzeitlichen Fisches erkannt werden. Manche Rätsel führen aber auch rund um rotierende 3D-Objekte, z.B. ein Maiskolben-Labyrinth für Marienkäfer.
schnell einmal drauf tippen! Denkste: Nachdem die beiden sie bemerkt haben, gibt Emmy folgenden Satz von sich: "Da fällt mir ein, ich wollte euch schon immer mal mein Sonnenrätsel stellen".  Also sortiere ich erst einmal ein paar uninteressante Sonnenstempel nach Unterschieden - eine seltsame Priorisierung. Auch die Besitzerin des Kostümladens präsentiert mir ein Puzzle - allerdings keines mit Kostümbezug, stattdessen dreht es sich um ein Kuchengeschäft.

Ein Layton ist ein Layton ist ein Layton

Offenbar haben sich die Rätsel-Entwickler schon wieder nicht häufig genug mit den Story-Schreibern abgesprochen. Wie es besser geht, zeigt Das Testament des Sherlock Holmes. Dort gibt es schließlich auch jede Menge ausgelagerte Puzzles, welche deutlich besser in den Kontext passen. An anderer Stelle ist Layton dem Meisterdetektiv aber meilenweit voraus: Die Kopfnüsse wirken hier viel geschliffener, besser ausbalanciert und lassen sich komfortabel bedienen. Hilfreich sind auch der Notizblock sowie die geschickt formulierten, stufenweise freischaltbaren Hinweise. Letztere muss ich mir erst einmal durch das Finden von in der Kulisse versteckten Hinweismünzen verdienen.

Außerdem präsentieren sich die Aufgaben hier sehr ideenreich. Serienprofis werden zwar viele Konzepte wiedererkennen, an Abwechslung mangelt es aber dennoch nicht. Über 130 Kopfnüsse gibt es zu knacken. Mal sind es einfache Denk- oder Malaufgaben, mit der Zeit werden die Fragen aber komplexer. Sie drehen sich um Geometrie und Rechenaufgaben,

Das Robo-Labyrinth ist eine der unterhaltsamsten Extra-Aufgaben.
Das Robo-Labyrinth ist eine der unterhaltsamsten Extra-Aufgaben.
optische Täuschungen und Scherzfragen sowie Logikrätsel. Auch weniger spannende Schiebe-Puzzles sind dabei, allerdings deutlich seltener als in frühen Serienteilen. Mal muss anhand von Fotos der richtige Weg aus einer Höhle gefunden werden, an anderer Stelle versuche ich nach dem Ausschlussprinzip herauszufinden, welcher Archäologe welches Artefakt aus welchem Material in welcher Tiefe ausgebuddelt hat.

Kaufrausch mit Suchtgefahr

Besonders gut gefallen mir diesmal die zahlreichen Bonus-Spielchen. Knifflig ist z.B., einen Aufziehroboter durch ein Labyrinth zu lotsen. Der kleine Blechkasten wackelt pro Zug drei Schritte weiter und muss diverse Gegner umschiffen, welche sich gleichzeitig vorwärts bewegen. An das Prinzip angelehnt sind auch Randalls und Laytons Forschertrips, auf denen sie die Ausgänge aus den Kammern antiker Ruinen suchen. Eine tolle Idee ist außerdem das Minispiel im Tante-Emma-Laden: Wenn ich ähnliche oder gleichfarbige Objekte geschickt im Regal platziere, geraten die Kunden in eine regelrechten Kaufrausch und leeren den kompletten Bestand. Auch eine an Nintendogs angelehnte Häschen-Dressur ist enthalten – nicht besonders spannend, aber knuffig.

Fazit

Visuell ist Professor Laytons Modernisierung gelungen: Die Cel-Shading-Versionen von Hershel, Luke & Co sind genau so charmant designt wie ihre gezeichneten Pendants. Die Umgebung lässt sich zwar nicht mehr so intuitiv untersuchen wie auf dem DS-Touchscreen, im Gegenzug gibt es in der 3D-Welt mehr zu entdecken. Spielerisch hätte ich mir aber etwas mehr Mut zu neuen Ideen gewünscht. Der Vorteil daran ist, dass die Serie auf hohem Niveau stagniert: Knobelfreunde bekommen wieder Unmengen durchdachter Rätsel, die komfortable mehrstufige Hilfe und eine professionell inszenierte Abenteuergeschichte mit hübsch gezeichneten Zeichentrick-Sequenzen. Besonders gut gefallen mir die clever designten Bonus-Spielchen. Das Kaufrausch-Rätsel oder das Robo-Labyrinth machen regelrecht süchtig. Das größte Rätsel ist aber, warum die Puzzle-Designer auch im fünften Teil nicht besser mit den Story-Schreibern zusammengearbeitet haben. Die ausgelagerten Aufgaben haben oft überhaupt nichts mit der Handlung zu tun. Wer auch in diesem Winter nach dem bewährten Layton-Schema knobeln möchte, liegt also wieder genau richtig, für einen Gold-Award bietet der Titel aber zu wenig neue Impulse.

Pro

gelungene visuelle Modernisierung in 3D...
150 knifflige Knobelaufgaben
viele unterhaltsame Bonus-Spielchen
ausgefeilte Hilfe und viel Komfort
365 Gratis-Puzzles zum täglichen Herunterladen
liebenswert gezeichnete Figuren
professionell vertonte Dialoge

Kontra

...die Spielmechanik wagt aber kaum Neuerungen
einige Rätsel sind wieder schlecht in die Handlung eingebunden
Geschichte kommt nur langsam in Gang
Der Las-Vegas-Verschnitt wirkt nicht so mystisch wie ältere Layton-Schauplätze

Wertung

3DS

Visuell ist die Modernisierung gelungen, inhaltlich gibt es den gewohnt hochwertigen Rätsel-Mix.

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