Im Test:
Die Farben der Gewalt
Nintendos Sport-Allzweckwaffe Camelot schlägt wieder zu. Und die Japaner dürften wissen, was sie machen, haben sie doch das bemützte Maskottchen schon über diverse Tennis- und Golfplätze gehetzt. Das Resultat ist angesichts der langen Reifezeit (immerhin gab es kein Mario Tennis auf dem DS) erstaunlich - allerdings nicht nur im positiven Sinne. Aber der Reihe nach:
Natürlich gibt es diverse Modi, um als Soloschläger der KI den Filz heiß zu machen - in erster Linie das »Turnier« sowie das »Match«. Ersteres schickt einen quer durchs Marioversum; man spielt auf gigantischen Pilzköpfen, auf einem Prinzessinnen-Court, einem Donkey-Kong-Dschungellevel oder einem feurigen Lavaplatz. Zwölf Tennisprofis stehen zur Wahl, die üblichen Verdächtigen von Mario über Yoshi bis Bowser - alle haben leicht unterschiedliche Eigenschaften in Sachen Geschwindigkeit, Technik oder Kraft. Man darf auch mit seinem Mii spielen, der in allen Belangen guter Durchschnitt ist. Das Turnier ist ein guter Startpunkt, denn es ist über weite Teile kinderleicht: Die ersten
Die große Tennis-Show
Und es ist noch nicht vorbei mit den Vereinfachungen: Standardmäßig wird Mario Tennis Open (ab 24,90€ bei kaufen) (MTO) über das Gyroskop des 3DS kontrolliert; man sieht seine Figur von hinten und bestimmt über die Bewegung des Handhelds lediglich die Schlagrichtung - der Spieler bewegt sich von selbst. In Kombination mit den auf dem Touchpad liegenden Glücksschlägen übergibt man das Spiel damit zum größten Teil in die Hände der Automatik, woraufhin es sich im Großen und Ganzen selbst spielt. Für absolute Noobs vielleicht sinnvoll, aber mir hat’s keinen Spaß gemacht.
Filze den Goomba!
Sowohl im Turnier als auch im Match spielt man frische Ausrüstung frei, die man im Clubhaus seinem Mii überstreifen darf: Hemden, Schuhe, Schweißbänder, ganze Kostüme oder Schläger warten auf ihre Freischaltung. Die Ausrüstung beeinflusst u.a. die Schlagkraft und Geschwindigkeit des Mii - das aber so subtil, dass einem die Unterschiede kaum auffallen dürften. Ich habe irgendwann aufgehört, auf die unübersichtlichen Kuchendiagramme zu schielen, welche meine Werte repräsentieren sollten und habe die Klamotten nach ihrem Aussehen gekauft: Yoshi-Anzug, Boo-Schuhe, Mario-Schweißbänder und Steinblock-Schläger, schon war ich der Dressman auf dem Platz. Man darf übrigens nur den eigenen Mii ausstaffieren, die Marioversum-Figuren bleiben unverändert.
All diese schönen Sachen kosten Klimpergeld - woher nehmen? Bevor jemand sein Taschengeld mit dem Tennisschläger nachts im Park verdient, greift man lieber zu den vier Minigames: »Ringeschießen« ist genau, was der Name verspricht, nur dass es hier umso mehr Geld gibt, wenn man mehrere dieser Ringe gleichzeitig erwischt. Der »Galaktische Ballwechsel« stürzt einen ins Match gegen einen niedlichen Luma aus Super Mario Galaxy, auf dessen wechselfreudigen Parcours man möglichst viele
Bleibt noch der Mehrspielermodus. Das Beste an ihm ist die Stabilität: In dem knappen Dutzend Online-Partien, die ich jetzt hinter mir habe, hatte ich mit vielen harten Gegnern zu kämpfen, aber dankbarerweise nicht mit Lags oder ungewollten Abbrüchen. Besiegt man sein Gegenüber, erhält man zur Belohnung eine Goldmünze mit dem Konterfei seines Miis. Allerdings sind im offenen Spiel (also gegen die Welt) leider keine direkten Rückmatches möglich - bei Partien gegen Freunde ist das natürlich etwas anderes. Sehr ärgerlich: Es gibt keine Möglichkeit, nach Gyroskop- und Nicht-Gyroskop-Spielern zu filtern, was für Letztere natürlich unfair ist. Außerdem beschränken sich die Online-Partien auf das absolut Nötigste. Etwas mehr Auswahl hat man, wenn man sich auf die heimischen vier Wände beschränkt: Hier darf man Singles und Doubles spielen, außerdem Ringeschießen und Super Mario Tennis - was besonders putzig ist, da man sich auf beiden Seiten der »Leinwand« bespielt. Sehr nett: Für das gesamte Erlebnis wird nur ein Modul für alle Spieler benötigt.
Fazit
Keine Items, keine Figuren-spezifischen Powershots, keine Rollenspielelemente - Camelot entfernt sich auf dem 3DS deutlich von dem Wahnsinn, der die GBA- und GameCube-Ausflüge des sportlichen Klempers geprägt hat. Das ist auf der einen Seite gut, konzentriert man sich dadurch doch mehr auf den tatsächlichen Sport als auf wildes Gimmick-Gekloppe. Auf der anderen Seite hinterlässt das eine zum Teil bedrückende Leere, die man besonders als Solo-Spieler spürt: Die erste Hälfte des Turniers ist selbst für ungeübte Spieler ein Klacks, die zweite fordert erst zum Schluss – und danach kann man sich lediglich in den wenigen, wenn auch unterhaltsamen Minispielen zusätzliche Münzen zum Kauf von Klamotten verdienen. Deren Auswirkungen auf den Spielverlauf kann man allerdings nicht zuletzt aufgrund der nahezu unbrauchbaren Kuchendiagramme vernachlässigen. Auch im guten sowie lagfreien Mehrspielermodus merkt man schnell, dass sich die Entwickler auf das Nötigste beschränkt haben. Außerdem gibt es keine Möglichkeit, die Partien nach Gyroskop- und Nicht-Gyroskop-Spielern zu filtern - Erstere haben einen deutlichen Vorteil. So bleibt ein kurzfristig unterhaltsames, aber oberflächliches Filzgebolze für Tennis-Frischlinge, die Spaß am Freischalten haben. Verglichen mit dem sieben Jahre alten Mario Tennis: Power Tour ist das eine Enttäuschung.
Wertung
3DS
Locker-leichtes und unterhaltsames, aber auch oberflächliches und in vielerlei Hinsicht stark vereinfachtes Tennis-Vergnügen.
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