Need for Speed: Undercover28.11.2008, Michael Krosta
Need for Speed: Undercover

Im Test:

Eine filmreife Inszenierung, nervenaufreibende Verfolgungsjagden gegen Gesetzeshüter, spannungsgeladene Straßenrennen durch eine wunderschöne Metropole sowie eine packende Hintergrundgeschichte um Verrat, Schmuggel und die gefährliche Undercoverarbeit - das alles wollte EAs Racing-Studio Blackbox mit der jüngsten Need for Speed-Fortsetzung bieten und dabei gleichzeitig die besten Elemente der Serie miteinander verknüpfen. Was am Ende von den löblichen Ideen übrig bleibt, ist allerdings eine uninspirierte, technisch schockierende Ruckel-Raserei, mit der die Entwickler die einst ruhmreiche Marke endgültig gegen die Wand fahren...

Vorsicht: Baustelle

In gewisser Weise ist Palm Harbor, ein Teil der fiktiven Spielwelt Tri-Cities und gleichzeitig Startpunkt eurer Undercover-Karriere, mit seinen vielen Kränen im Hintergrund, abgesperrten Straßen und Schutthaufen bezeichnend für das, was Need for Speed: Undercover (ab 9,99€ bei kaufen) eigentlich ist: eine riesige Baustelle! Ich kann mich noch gut daran erinnern, als die offiziellen Testversionen für unsere Debug-Konsolen in der Redaktion eintrafen und ich meine ersten Runden durch die Metropole gedreht habe. Innerhalb weniger Sekunden versteinerte sich meine eigentlich fröhliche Miene. Ich war fassungslos! Kopfschütteln. Nein, dieses Geruckel im Dauerzustand, diese leblose Stadt voller Grafikfehler und Pop-Ups der übelsten Sorte konnte doch nicht die finale Version des jüngsten NfS-Ablegers sein. Oder doch? Also flugs der deutschen PR von EA eine E-Mail geschrieben, um Infos gebeten und für alle Fälle nach einer möglichst schnellen Zusendung von Verkaufsversionen gefragt, die für einen Test bestimmt repräsentativer wären als das, was man uns im Vorfeld für die Testgeräte zur Verfügung gestellt hat. Ja, so habe ich damals noch gedacht - in der Hoffnung, dass es doch noch besser werden würde. Heute weiß ich: Es war so was von egal! Denn auch die Fassung im Laden ist hinsichtlich ihrer Qualität eine absolute

Grausig, einfach nur grausig: Hier seht ihr die PS3-Version in Aktion. Und dabei handelt es sich noch um eine der halbwegs flüssigen Strecken. Selbst die Videosequenzen ruckeln...
 Unverschämtheit und ein Schlag ins Gesicht all derer, die die Hoffnung an diese Rennspiel-Serie nie aufgegeben haben, obwohl sie in den vergangenen Jahren schon oft ins Straucheln geraten ist und längst nicht mehr an die Faszination älterer Teile anknüpfen konnte.

Technischer Totalschaden

Mit Undercover ist man jetzt nicht dort angekommen, wo man hin will, sondern da, wo man hingehört: ganz unten! Ich habe schon Beta-Versionen von Spielen gesehen, die runder liefen als das, was uns Blackbox hier als den nächsten Meilenstein im Racing-Genre verkaufen will. Technisch gesehen ist Undercover ein Totalschaden! Und es will mir nicht einleuchten, warum das so ist... Selbst das mittlerweile drei Jahre alte Most Wanted läuft mit einer stabileren Framerate, sieht besser aus und bietet ansprechendere Stadt- und Land-Kulissen als die jüngste Fortsetzung, die in jeder Hinsicht ein Rückschritt ist. Wie ist so was möglich? Es scheint fast so, als habe man hilflose Praktikanten das Ding irgendwie zusammenschustern lassen. Das Ergebnis wirkt eher wie ein dilettantischer Versuch, sich mit einer neuen Hardware anzufreunden als die Weiterentwicklung (und Pseudo-Optimierung) einer Engine, die bereits seit Jahren im Einsatz ist. Dabei zeigt Criterion doch mit Burnout immer wieder, dass man mit RenderWare eine potente Entwicklerumgebung bei EA hat, die sich hervorragend für Rennspiele eignet und selbst in einer offenen Spielwelt glänzt. Warum wird dieses Potenzial nicht genutzt? Sind sich die Herren bei Blackbox etwa zu fein, um sich das Technik Know-How bei den Kollegen zu borgen, weil man stattdessen lieber den eigenen Mist durchziehen will? Wer schon auf der Xbox 360 bei den omnipräsenten Stotterattacken glaubt, dass es nicht mehr schlimmer kommen könnte, wird beim Anblick der PS3-Version eines Besseren belehrt: Halleluja, das kann doch nicht wahr sein! Noch mehr Slowdowns - und das bei schwächeren Texturen. Unfassbar! Da können die Lichteffekte mit dem ansehnlichen Lense-Flare noch so schön aussehen und der Lack der Boliden noch so schön glänzen - sobald Bewegung in die Sache kommt, würde man EA am liebsten auf Schmerzensgeld verklagen, so stark wie die Augen darunter leiden. PC-Raser haben wenigstens noch die Möglichkeit, die Darstellung in den Grafikoptionen an die Rechenleistung anzupassen. Wenn ich aber bei unserem recht potenten Alienware-PC schon bei einem Großteil der Einstellungen den Regler auf "Mittel" stelle und es teilweise immer noch ruckelt wie die Hölle, ging auch hier einiges in der Entwicklung daneben. Ich gehörte immer zu denjenigen, die daran geglaubt haben, dass

Auf Bildern sehen die Kulissen noch ansprechend aus. Doch sobald Bewegung in die Sache kommt, schwindet die Begeisterung umgehend.
Blackbox die Framerate-Probleme irgendwann in den Griff bekommen würde. Jahr für Jahr. Spiel für Spiel. Schon seit NfS: Underground für die PS2! Denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Jetzt ist sie tot!

Abwechslungsreiche Events

Dabei bringt Undercover so viel mit, was den Titel zu einem soliden, stellenweise sogar einem richtig guten Rennspiel machen würde. Vor allem bei den Spielmodi hat man einiges zu bieten: Neben Rundkursen und Sprint-Events von Punkt A nach Punkt B stehen auch Zeitfahren mit Checkpunkten sowie die neuen Highway-Battles auf dem Programm, in denen ihr euch mit hoher Geschwindigkeit durch Verkehr pflügt, der hier im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen sogar ziemlich dicht ist. Ebenfalls neu sind die Outruns, in denen ihr den Vordermann bei freier Fahrt durch die Stadt erst überholen und anschließend eine bestimmte Zeit in Führung bleiben müsst. Wer lieber die Pistensau rauslassen und Sachschaden anrichten will, wird auch mit entsprechenden Events glücklich, in denen es gilt, innerhalb eines Zeitlimits so viel kaputt zu machen wie möglich. Höhepunkt sind jedoch die Auseinandersetzungen mit den Cops, bei denen trotz Dauergeruckel ein Funke Spielspaß aufkommt. Warum? Weil sie euch im Gegensatz zum etwas laschen Midnight Club-Einsatz hier alles hinterher schicken, was zur Verfügung steht - Hubschrauber und Nagelbänder inklusive! Dabei sorgt neben dem Sirengeheul auch der gelungene Funkverkehr für echtes Flucht-Feeling, in dem oft sogar euer aktuelles Wagenmodell samt Farbe genannt wird. Gerade wenn euch die Gesetzeshüter an der Stoßstange kleben, kommen die so genannten Verfolgungs-Stopper gerade recht. Diese sind in der Welt (und auch auf der kleinen Mini-Karten) mit einem entsprechenden Symbol gekennzeichnet und lösen bei einer Aktivierung kleine Katastrophen in Form von einstürzenden Brücken oder Sendemasten, dem Verteilen von Holzstämmen auf der Fahrbahn oder andere Unfälle aus, die eure Jäger in die Schranken weisen. Die automatisch eingespielte Sequenz wirkt dagegen oft lächerlich, denn man sieht dort genau, wie die Hintermänner um das Hindernis herum manövrieren - trotzdem seid ihr sie danach los und euer Zähler für ausgeschaltete Cops schnellt nach oben. Besonders spannend gestalten sich die Auseinandersetzungen mit den Verfolgern, wenn ihr gerade in einem frisch gestohlenen Auto sitzt, das ihr mit so wenig Schäden wie möglich an eurem Ziel abliefern sollt.       

Geschenkte Siege

In diesen Momenten blitzt auch so etwas wie Anspruch auf, denn insgesamt ist Need for Speed: Undercover viel zu leicht: In den ersten Rennen rast ihr locker mit einem Vorsprung von mehr als 20 Sekunden über die Ziellinie. Und werdet ihr zwischendurch von einer scharfen Kurve überrascht, aktiviert ihr halt einen Speedbreaker und driftet lässig und kontrolliert in Zeitlupe um die Ecke. Nur ab und zu findet einer der sieben KI-Konkurrenten anscheinend das Gaspedal und klebt euch bis zum Ziel am Heck, während der Rest des Feldes bis zu einer Minute hinterher fährt. Wirklich fordernd sind lediglich die Master-Events, die auf der Übersichtskarte entsprechend gekennzeichnet werden und den Schwierigkeitsgrad urplötzlich nach oben schrauben. Doch selbst gegen die Besten der Besten fällt auf, dass die KI manchmal strunzdoof ist. So habe ich erlebt, dass einer der Fahrer auf gerader Strecke und ohne Unebenheiten auf einmal nach rechts lenkte und in die Bande krachte. Doch selbst, wenn eure Widersacher unfallfrei über den Asphalt oder staubige Abkürzungen preschen, wird vor allem ab der zweiten Hälfte der Karriere und dem damit verbundenen Anspruchszuwachs ein starker Gummibandeffekt offensichtlich, bei dem die Gegner auf euch warten wenn ihr hinten liegt - aber umgekehrt auch herausgefahrene Abstände wie durch Magie wieder aufholen. Sind sie wieder an euch dran, sind die Fieslinge in höheren Stufen auch nicht darum verlegen, euch mit einer gezielten Rammattacke abzuschießen. Doch es ist nicht nur interessant, das Verhalten der direkten Konkurrenten zu beobachten. Zwar sind andere Verkehrsteilnehmer in der leblosen Stadt eher die Ausnahme, doch zeigen auch sie manchmal etwas seltsame Verhaltensweisen. Das fängt damit an, dass sie einfach durch die Seitenabsperrungen fahren (oder besser: clippen) und hört damit auf, dass sie auf dem Highway überraschend ausscheren und fast schon im Zickzack-Kurs fahren. Bei direkten Gegnern könnte ich das ja noch nachvollziehen. Aber im normalen Straßenverkehr? So sind

Die Verfolgungsjagden sind einer der wenigen Höhepunkte in Undercover. Leider können die Cops nicht diejenigen einbuchten, die für die Ruckelei verantwortlich sind...
Unfälle vorprogrammiert, in denen ihr wenigstens das ansehnliche, aber nur rein optische Schadensmodell mit vielen Kratzern und Beulen sowie abfallenden Teilen wie der Motorhaube bewundern könnt. Im Gegensatz zum Vorgänger Pro Street müsst ihr hier aber nicht für die Schäden aufkommen, die nach dem Rennen automatisch repariert werden.

Tuning gegen Geld

Trotzdem kann ein Besuch in der Werkstatt nie schaden, denn immerhin warten hier neben neuen Karossen auch attraktive Tuningpakete, mit denen ihr Leistung und Handling eures Boliden ordentlich aufmotzen könnt. Daneben dürft ihr euch Bereiche wie Motor, Fahrwerk, Nitro oder Bremsen auch einzeln vornehmen und sie mit Street-, Racing- oder Pro-Aufrüstungen versehen. Diese müssen aber zunächst freigespielt werden. Was, ihr habt keine Lust, so lange zu warten? Gut, denn die Macht des Geldes macht es möglich, dass ihr bereits vorher in den Genuss dieser

Der Golf V R32 ist einer der Anfänger-Boliden, den man aber schon zu einem mächtigen Geschoss pimpen kann.
Upgrades kommt. Nein, ich meine jetzt nicht das Spielgeld. Ich spreche von echten Moneten. Von eurer Brieftasche oder der geliebten Kreditkarte! Denn wie schon beim Vorgänger Pro Street, bietet EA auch hier die Möglichkeit, dass ihr euch neue Teile mit Microsoft-Points und neuerdings auch auf der PS3 mit Euros zulegt. Und wer kann bei einem neuen Motor für 99 Cent schon nein sagen? Wer außerdem kein Bock darauf hat, ewig lange in "Krücken" wie dem Golf R32, Lotus Elise oder einem anderen Stufe 4-Wagen rumzukriechen, kann mit etwas finanziellem Aufwand auch gleich in die Oberklasse aufsteigen und sich z.B. für 1,99 Euro einen schicken Audi R8 zulegen, um alles in Grund und Boden zu fahren, denn die Events sind nicht auf bestimmte Leistungsklassen beschränkt. Ist doch ein echtes Schnäppchen, oder? Wer noch meinen Test aus dem letzten Jahr kennt, der weiß, was ich von diesem System halte - nämlich gar nichts! Ich finde es einfach nur eine dreiste Abzocke seitens des Herstellers und ein Unding, eine solche Option überhaupt anzubieten. Aber wer sich die ohnehin viel zu einfachen Herausforderungen mit übermäßig starken Fahrzeugen noch mehr versauen und dafür sogar neben dem Kaufbetrag für das Spiel weiteres Geld ausgeben will, hat hier die Möglichkeit dazu. Nur am PC wird eine solche Möglichkeit (zum Glück) noch nicht angeboten. Beim optischen Aufmöbeln kann euer reales Bankkonto aber noch so groß sein: Hier bekommt ihr nur gegen Spielgeld und eine Freischaltung die begehrten Upgrades, die z.B. coole Spoiler, Karosserieteile, Felgen und schillernde Lackierungen umfassen. Dabei kommt auch wieder die gelungene Autosculpt-Funktion zum Einsatz, die in NfS: Carbon ihre Premiere feierte und es euch erlaubt, die Teile nach euren Wünsche in vorgegebenen Zonen zu formen. Während die Anpassungen in Pro Street noch Einfluss auf das Fahrverhalten hatten und ihr im Windkanal entsprechende Aerodynamik-Tests durchgeführt habt, gibt es hier jedoch keine Auswirkungen. Auch beim Fahrzeugsetup wird der Fokus auf Arcade deutlich: Anstatt genaue Einstellungen zu bieten, schiebt ihr nur einige Regler hin und her, um z.B. zugunsten der Höchstgeschwindigkeit mehr Wert auf Bescheunigung zu legen, die Straffheit des Fahrwerks festzulegen oder bei den Nitros die gewünschte Balance aus Kraft und Ausdauer zu finden. Der Simulationsansatz, den man noch bei Pro Street verfolgt hat, ist hier nicht mehr vorhanden - stattdessen ist mit der so genannten Heroic Driving Engine eine reine
Der Fuhrpark kann sich sehen lassen. Wer direkt in die Oberklasse einsteigen will, muss nur seine Kreditkarte zücken...
Arcade-Fahrphysik am Start, mit der ihr z.B. beim Rückwärtsfahren locker eine 180°-Drehung mit der Handbremse vollführt. Funktioniert auch super, ändert aber nichts an der Tatsache, dass bei der Ruckelei einfach kein Fahrspaß aufkommen will.

Trashige Story

Anstatt einfach nur die Events hintereinander abzuhaken, müssen sie beim neuesten Teil wieder von Story zusammengehalten werden, weil es für die Entwickler einfach zu einem echten Need for Speed dazu gehört. So weit sind wir also schon gekommen... Es gab Zeiten, in denen die Freude am Fahren bei einem tollen Geschwindigkeitsgefühl zu dieser Serie gehörten, aber diese Zeiten sind wohl spätestens jetzt vorbei. Sei's drum, dann müsst ihr euch halt durch die trashigen Videosequenzen quälen, die eine mindestens genau so trashige Hintergrundgeschichte von bösen Autoschmugglern erzählen - und das sogar in mehreren Anläufen, aber zumindest mit unterschiedlichen Nebendarstellern. Einzig die Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin Christina Milian machen die Filmschnipsel halbwegs erträglich - und das nicht etwa, weil sie sonderlich gut schauspielert, sondern einfach süß aussieht. Auch die deutsche Synchro geht überwiegend in Ordnung. Zudem ist man wenigstens konsequent: Wenn schon das Hauptspiel ruckelt, dann auch die Videosequenzen. Bravo!        

RPG + Rennspiel

Dass Rollenspielelemente auch in einem Rennspiel funktionieren können, bewiesen die Italiener von Milestone in SCAR: Squadra Corse Alfa Romeo . Hier konntet ihr euch z.B. mit der entsprechenden Ausrüstung eine verbesserte Reaktionen oder Geschwindigkeitsvorteile erkaufen. In NfS: Undercover schlagen die Entwickler einen ähnlichen Weg und peppen euer Fahrkönnen in zehn Kategorien auf, sobald ihr bestimmte Ziele (in der Regel das Unterbieten einer Rennzeit) erfüllt und damit ein Event dominiert. Dazu gehören Motorleistung, Getriebe, Aufladung, Reifen, aber auch Dinge wie Einnahme-Boni und Teilerabatt beim Händler. Eigentlich keine schlechte Idee, doch schafft man es auch hier, den guten Ansatz völlig zu versemmeln. Denn

Die Polizei - euer Freund und Helfer? Von wegen! Hier jagen euch die Cops und fahren alles auf, um euch zu stoppen!
während ihr euch bei jedem anderen Rennspiel mit RPG-ähnlichen Elementen die Fähigkeiten selbst auf die Kategorien verteilen könnt, läuft hier alles automatisch ab. So hätte man auch ganz darauf verzichten können, zumal die Auswirkungen kaum spürbar sind.

Verbesserter Onlinemodus

Mit Grauen erinnere ich mich an die Lagparade zurück, die mich noch bei den Onlinerennen von Carbon und Pro Street erwartet haben. Es war einfach nur eine Zumutung, wenn man über das PSN oder Xbox Live Gas geben wollte. Zumindest in diesem Bereich hat die Serie ordentlich zugelegt, denn Lags sind mittlerweile eher die Ausnahme. Aber was bringt's, wenn dafür jetzt der Rest ruckelt ohne Ende? Schade, denn gerade der Modus Cops gegen Räuber verspricht neben den Standardrennen im Prinzip theoretisch viel Spaß. Ärgerlich ist aber, dass sich der Mehrspielermodus einzig auf Online-Rennen beschränkt: Es gibt weder eine Splitscreen-Option noch die Möglichkeit, im LAN um die Wette zu fahren, was gerade am PC ein Unding ist. Das gilt auch für den Fotomodus, der es euch nicht mal erlaubt, die Schnappschüsse lokal auf eurer Festplatte zu speichern. Stattdessen werden sie automatisch auf der offiziellen Webseite hochgeladen. Wer davon träumt, sich seine fahrerischen Leistungen in Form eines Replays zu Gemüte zu führen, schaut dagegen komplett in die Röhre, denn eine solche Option wird erst gar nicht angeboten.

Alte Plattformen, bessere Performance?

Need for Speed ist eine der Serien, die sich auf allen gängigen Plattformen blicken lassen. So werden nicht nur die HD-Systeme bedacht, sondern auch PS2 und Wii werden noch mit PS-starken Boliden versorgt. In der Regel ziehen solche Umsetzungen im direkten Vergleich meist den Kürzeren, da diesen Systemen einfach die Leistung fehlt, um bei 360, PS3 oder dem PC mithalten zu können. Angesichts der schwachen Vorstellung auf den genannten High End-Systemen befürchtete ich schon das Allerschlimmste, was die Undercover-Missionen auf Wii und der alten Sony-Konsole angehen würde. Doch Überraschung: So übel ist es gar nicht! Zwar erwartet euch auf beiden Konsolen kein Wunderwerk mit Hit-Garantie, aber ein durchweg solides Rennspiel, das den Fassungen für die größeren Plattformen sogar in vielerlei Hinsicht überlegen ist. Der wichtigste Unterschied: Auf Wii und PS2 laufen die Rennen überwiegend flüssig! Zwar geht es nicht ganz so butterweich zu wie bei einem Gran Turismo 4 , aber zwischen der Darstellung auf der aktuellen Generation und

In den Autos und Spielmodi steckt das Potenzial, Fahrspaß und einen Geschwindigkeitsrausch zu entfachen. Leider macht die Technik einen Strich durch die Rechnung.
der "alten Hardware" liegen (verkehrte) Welten. Dabei hat man es sogar noch geschafft, euch einen Rückspiegel zu gewähren, während ihr auf 360 & Co nur mit einem Blick zurück die Verfolger im Auge behalten könnt. Hätte man auch dort noch einen Rückspiegel integriert, wäre man vermutlich zu keinem Zeitpunkt mehr über 10 FPS hinaus gekommen. Ein weiterer Vorteile der "alten Generation": Es gibt drei Schwierigkeitsgrade! So dümpelt ihr nicht länger einsam an der Spitze gelangweilt vor euch her, sondern werdet direkt gefordert. Naturgemäß bieten die Kulissen hier nicht mehr so viele Details und auch vor Pop-Ups seid ihr nicht sicher. Aber ob man es glauben mag oder nicht: Auf den beiden schwächeren Konsolen macht NfS: Undercover einen deutlich runderen und ausgereifteren Eindruck als auf den anderen Plattformen. Hier dürft ihr sogar im Splitscreen auf die Piste gehen - und das auf Wii sogar mit bis zu vier Fahrern, während PS2-Raser nur zu zweit loslegen können. Online bleibt dagegen auf beiden Systemen der Motor aus, was man gerade bei Wii nicht nachvollziehen kann, wo sich EA in Sachen Onlineservice eigentlich meistens vorbildlich einbringt. Auch wenn die Basis der Wii-Version identisch zum PS2-Pendant ist, gibt es dennoch kleine Unterschiede: Das Geschwindigkeitsgefühl kommt auf der Nintendo-Konsole ein Stück besser rüber, während auch die Steuerung auf der PS2 etwas schwammiger ausfällt. Zudem habt ihr auf Wii mehr Variationsmöglichkeiten und könnt die Boliden entweder klassisch in der Kombination aus Nunchuk und Remote, dem Classic-Controller sowie einem GameCube-Controller über den Asphalt dirigieren oder ihr klemmt die Fernbedienung in ein Lenkrad und steuert die Fahrzeuge über die Bewegungssensoren. Beiden Fassungen gemeinsam ist jedoch eine merkliche Reduzierung der Tonqualität in den Filmsequenzen, in denen ein stärkeres Rauschen auftritt, als wenn die Samplerate reduziert worden wäre.      

Fazit

So richtig kann ich es immer noch nicht fassen! Was ist bloß in EA gefahren, dass man ein derart unfertiges Spiel auf Biegen und Brechen auf den Markt wirft, wo man doch gerade erst mit Titeln wie Dead Space , Mirror's Edge  und Left 4 Dead gezeigt hat, dass Riccitellos Qualitätsoffensive Früchte trägt? Need for Speed: Undercover ist nicht nur eine Schande für den großen Namen, sondern auch für das gesamte Rennspiel-Genre! Mir schmerzen selbst jetzt noch die Augen von dieser unglaublichen Ruckelorgie, die ich während des Testens auf der 360, dem PC und - am allerschlimmsten - auf der PS3 ertragen musste. Blackbox sollte sich für dieses Machwerk wirklich schämen und ernsthaft darüber nachdenken, die Serie in andere Hände abzugeben. Mit Undercover habe ich jedenfalls das letzte Fünkchen Hoffnung verloren, dass die jetzigen Entwickler jemals die Kurve kriegen werden und den Fans endlich ein Need for Speed bescheren, das dieser Bezeichnung würdig erscheint. Momentan gleicht das Trauerspiel jedenfalls mehr einem "Need for Engine" und ihr solltet als PS3-, PC- oder 360-Besitzer einen weiten Bogen um diesen unsäglichen Schrotthaufen machen. Ich würde sogar so weit gehen, alle (Fehl-)Käufer zu ermuntern, das Spiel zum Händler zurückzubringen, denn so wie es aussieht, hat man hier eine Fassung in die Läden gestellt, die nicht mal einer Beta würdig wäre. Da können die abwechslungsreichen Spielmodi und packenden Verfolgungsjagden noch so schöne Ansätze sein - in der Praxis werden sie alle von der Ruckel-Realität zunichte gemacht. Qualität: Mangelhaft! Anders sieht es dagegen auf PS2 und Wii aus: Zwar bekommt ihr hier kein Highlight, aber zumindest die gewohnte Kost der letzten Jahre, die zwar inhaltlich leicht gekürzt wurde, aber zumindest technisch mit einer überwiegend flüssigen Darstellung die "großen" Konsolen weit hinter sich lässt.

Pro

viele Renn-Events
schöne Fahrzeugmodelle
abwechslungsreicher Fuhrpark
lizenzierte Boliden und Tuningteile
packende Verfolgungsjagden
eingängige (Arcade-)Steuerung
überwiegend flüssige Darstellung (PS2, Wii)
recht solide Online-Performance
drei Schwierigkeitsgrade (Wii, PS2)
viele Steuerungsvarianten (Wii)
Splitscreen-Rennen (PS2: 2 Spieler; Wii: 4 Spieler)

Kontra

unglaubliche Ruckelorgie (360, PC)
noch unglaublichere Ruckelorgie (PS3)
üble Pop-Ups
schwächere Texturen (PS3)
Fade-Ins (Verkehrsteilnehmer)
langweilige & leblose Kulissen
keine Cockpitansicht
kaum Gegenverkehr
starker Gummiband-Effekt
viel zu einfach (bis auf Master Events) (PS3, 360, PC)
kein Rückspiegel (PS3, 360, PC)
trashige Filmsequenzen
kein Tag-/Nachtwechsel
keine verschiedenen Witterungsverhältnisse
Teile & Autos gegen ECHTES Geld (360, PS3)
leicht schwammige Steuerung (PS2)
KI-Aussetzer
schwankender Schwierigkeitsgrad (360, PS3, PC)
lächerliches Rollenspielelement
schwachsinnige Verkehrsteilnehmer auf Highways
nur oberflächliches Wagensetup
pixelige Schattendarstellung (& Schatten Pop-Ups)
billig wirkendes Motion-Blur
selbst Videosequenzen ruckeln
keine Replays
kein Splitscreen-Modus (PC, 360, PS3)
keine LAN-Option (PC, 360, PS3)

Wertung

360

Mit Undercover erreicht die NfS-Serie ihren Tiefpunkt! Technisch katastrophales Machwerk, das an eine Beta-Version erinnert...

PlayStation3

Es geht noch schlimmer: Auf der PS3 erwarten euch noch stärkere Framerate-Einbrüche - und das bei schwächeren Texturen.

Wii

Solides Rennspiel ohne große Höhen & Tiefen, aber vielen Steuerungsoptionen.

PC

Der PC hat den Vorteil, dass ihr die magere Technik an euer System anpassen könnt. Trotzdem insgesamt eine traurige Vorstellung...

PlayStation2

Solides Rennspiel, das die Serie wie gewohnt weiter führt.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.