Im Test:
Die gute alte Zeit
Ihr wisst, dass die "Monday Night Wars" nichts mit dem Download-Titel "Monday Night Combat" zu tun haben? Für euch ist der „Montreal Screw Job“ nicht Synonym für einen Pornofilm? Dann seid ihr entweder hartnäckiger Wrestling-Aficionado oder gehört zu einer etwas älteren Generation. Vielleicht gehört ihr sogar wie ich zu beiden Gruppen. In jedem Fall richtet sich der "Attitude Ära" genannte Hauptspielmodus in WWE '13 in erster Linie an die Fans des Showkämpfens, die nicht erst in den letzten Jahren mit World Wrestling Entertainment zu tun hatten, das seinerzeit natürlich noch (bis zu einem Rechtsstreit mit dem World Wildlife Fund) World Wrestling Federation (WWF) hieß.
Doch auch wenn man mit den Begriffen D-Generation X, Corporate Ministry oder Texas Rattlesnake nichts anfangen kann, braucht man die Flinte nicht ins Korn zu werfen, sondern kann den Modus genießen, der die "Road to WrestleMania"-Kampagne der Vorgänger ersetzt. Mit cool geschnittenen Videos, die allerdings nur Englisch vertont wurden (es gibt keine Untertitel) bekommt man einen guten Einblick in die meiner Meinung nach wichtigste Phase des Sports Entertainment. Die Stories waren besser, es wurde herzhaft geflucht, auch mal der Mittelfinger gezeigt - die Charaktere waren nicht auf größtmöglichen Konsens, sondern auf Konfrontation ausgelegt. Und das kam alles nur in Gang, weil die WWF seinerzeit in den Quotenkrieg mit der WCW (World Championship Wrestling) ziehen musste.
Die virtuelle Vergangenheit
Das spiegelt sich auch in der Inszenierung wider. Zwar nutzt man bei der Matchdarstellung die dynamischeren Kameraperspektiven der modernen Wrestling-Sendungen, doch das gesamte Umfeld wurde auf "damals" getrimmt. Die Athleten kommen stilecht zu ihren "alten" Einzugsmusiken zum Ring, die Bühnen von damals wurden akkurat nachgebildet und wie man nicht nur beim Vergleich mit den freischaltbaren Videos feststellen kann, wurden viele Schlüsselmomente der WWE-Geschichte nicht nur visuell mit den virtuellen Wrestlern nachgestellt, sondern auch akustisch: Es werden immer wieder Zuschauerreaktionen und vor allem die Originalkommentare der Attitude-Ära eingespielt. Und das zeigt Wirkung. Denn im Unterschied zu den technisch zwar sauberen, aber letztlich vergleichsweise emotionslosen sowie sich schnell wiederholenden generischen
Bekanntes Drumherum
Auch das inhaltliche Umfeld kann sich sehen lassen - selbst wenn man hier bei Weitem nicht so progressiv ist wie in der Attitude-Kampagne. Die Editoren z.B. haben sich in den
Wobei man unter dem Strich eigentlich kaum einen Grund für den Online-Katalog hätte: Es gibt inkl. Diven, den Kämpfern der Attitude-Generation sowie einem breit gefächerten Spektrum aktueller Recken gut 100 Athleten zur Auswahl. Selbst Duelle des modernen Undertaker gegen sein altes Vorbild oder Triple H gegen sein 90er Jahre-Alter Ego Hunter Hearst Helmsley sind möglich. Allerdings wird vor allem bei Triple H deutlich, dass letztlich nur ein paar Texturen ausgetauscht wurden, wodurch der Zauber etwas seines Glanzes verliert. Was man im Übrigen auch von der Zuschauerkulisse sagen kann. Zwar sind die
Predator 2.0
Ein kurzer Blick zurück: Letztes Jahr wurde nicht nur der "Smackdown vs. Raw"-Name ad acta gelegt. Mit der so genannten Predator-Engine wurde ein Grafik- und Kontrollmechanik-Update eingeführt, das zwar viel Potenzial zeigte, aber in der Umsetzung nicht alle Erwartungen erfüllen konnte. Was vielleicht auch daran gelegen hat, dass zumindest die Kulisse trotz aller Fortschritte in einem jahrelang mitgeschleppten und nur marginal veränderten Grafikmotor verwurzelt war. Hinsichtlich der neuen Dynamik der Ringkämpfe wurde jedoch angedeutet, wohin sich die Matches entwickeln können. Und
Es gibt aber immer noch Probleme, so z.B. mit der Physik beim Einsatz von Gegenständen sowie beim Einsatz bestimmter Move-Ketten, die abgespult werden müssen, bevor die nächste Eingabe verarbeitet werden kann. Besondern betroffen davon sind Spottbewegungen und die Versuche, das Publikum anzuheizen, aber auch bestimmte Angriffe gehören in diese Kategorie.
Und so sehr ich es aus einem "Wrestling-Standpunkt" und dem dahinter liegenden Show-Charakter nachvollziehen kann, so sehr schadet es dem "Prügelspiel" WWE. Ich bin der Meinung, dass sich jederzeit volle Kontrolle auf Seiten des Spielers bei gleichzeitig
Oh mein Gott
Zudem hat die Engine immer noch (oder schon wieder?) Probleme mit Clipping, sprich: einer sauberen Kollisionsabfrage sowie vor allem der Darstellung von langen Haaren. Während Ersteres verschmerzbar ist (zumal es nicht so häufig auftritt wie noch vor zwei oder drei Jahren) macht Letzteres die Defizite des Grafik-Motors deutlich. Denn wenn man die 90er Jahre im Sports Entertainment Revue passieren lässt, kommt einem nicht nur "Attitude" in den Sinn. Schaut man sich das damalige "Who is Who" im Business an, stolpert man zu 80 Prozent über Charaktere, deren Haare länger sind als die meiner Tochter. So gelungen die Mimik der Figuren im Ring ist und sie auf Würfe, Schläger oder
Wenig anfangen kann ich übrigens mit den so genannten "OMG"-Momenten. Dahinter verbergen sich besondere kontextsensitive Aktionen, die einen "Finisher" kosten und die in einer spektakulären Situation enden. Zwar macht es einiges her, wenn der Ring nach einem gewaltigen Slam von Big Show in sich zusammenfällt oder zwei Wrestler durch die Barrikade in den Zuschauerraum stürzen, doch spielmechanisch hätte ich sie nicht vermisst. Vielleicht bin ich etwas zu sehr Fan der "alten Schule", aber die Möglichkeit mit Bret Hart, dem British Bulldog, Big Boss Man, der Legion of Doom oder Cactus Jack in den Ring steigen zu können, ist mir wesentlich wichtiger.
Fazit
Inhaltlich ist WWE '13 nicht nur das umfangreichste, sondern vor allem das interessanteste Wrestling-Spiel seit Jahren. Die Einbindung der so genannten "Attitude"-Ära sorgt mit über 60 Matches, haufenweise Original-Videos sowie größtenteils den damaligen Tonspuren entliehenen Kommentaren und Zuschauerreaktionen für eine in der Serie lang vermisste Authentizität und enorme Dramatik. Die lässt sich auch nicht von mitunter schwer erkennbaren Figuren wie dem Mr. McMahon der 90er kaputt kriegen. Nicht nur für alte Wrestling-Haudegen wie mich dürfte es daher schwer sein, sich der Kampagne zu entziehen. Und dann wartet noch die überarbeitete WWE-Welt mit ihren dynamischen Story-Lines sowie der meist lagfreie Online-Modus. Zusätzlich kann man sich entweder als Kreativ-Talent beweisen und Wrestler, Stories sowie Arenen erstellen oder sich als Konsument von der Community berieseln lassen, die bereits sehr aktiv ist. Die verfeinerte Steuerung sorgt mit ihrer gelungenen Konter-Mechanik für dynamische Gefechte, wobei die neuen Kameraeinstellungen die Action akzentuieren. Schade ist allerdings, dass sich die eigens eingesprochenen Kommentare zu schnell wiederholen und auch nicht die emotionale Klasse der Originalsamples aus der Attitude-Zeit erreichen. Dazu kommt, dass trotz unbestrittener spielerischer Qualität technisch nicht alles im grünen Bereich liegt und man immer noch mit Clippings, unsäglich dargestellten langen Haaren oder fragwürdiger Physik beim Einsatz von Gegenständen konfrontiert wird. Dennoch: So viel Spaß wie mit WWE '13 hatte ich als "Old-Schooler" mit keinem anderen Wrestling-Titel in den letzten Jahren.
Pro
Kontra
Wertung
360
Mechanisch wurde WWE 13 konsequent weiterentwickelt. Doch es ist vor allem der gut umgesetzte Attitude-Modus, der trotz manchmal anfälliger Technik für einen Motivationsschub sorgt.
PlayStation3
Mechanisch hat sich WWE 13 weiterentwickelt, hinsichtlich des Umfangs ist es monströs, doch die Technik bremst den Spaß im Detail immer wieder aus.
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