Test: Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain (Action-Adventure)

von Michael Krosta





FAZIT



Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain ist eine Enttäuschung auf hohem Niveau. Zwar überzeugt Snakes erster Schleicheinsatz in einer offenen Welt durch enorme spielerische Freiheiten, die gelungene Einbindung der Mother Base, nützliche Begleiter und einen gigantischen Umfang, doch dem Missionsdesign und den wenigen, dazu noch kargen Schauplätzen mangelt es auf Dauer an Abwechslung. Und wo ist der große Krieg? Was ist mit den Mudschaheddin? Wo sind die Zivilisten? Gerade in Afghanistan hat man zu oft das Gefühl, es als einsamer Schleich-Rambo alleine mit der russischen Armee aufzunehmen.Vor allem enttäuscht der fünfte Teil dort, wo Metal Gear sonst glänzte: Die Story ist zumindest im ersten Kapitel kaum der Rede wert und die wenigen Bosskämpfe sind meist weit von der Qualität entfernt, die man sonst mit der Reihe verbindet. Erst im zweiten Kapitel fährt Kojima Stück für Stück die starken Geschütze auf, fesselt endlich wieder mit einer spannenden Handlung, weckt Emotionen aus dem Tiefschlaf und zwingt mich auch spielerisch zu Aktionen, die sich teilweise nur schwer verdauen lassen. Mit dem Zwang zum Absolvieren von recycelten Missionen und / oder redundanten Nebenaufträgen werden allerdings zu viele überflüssige Steine in den Weg gelegt, bis man das zweite und wesentlich bessere Finale genießen darf, das leider immer noch Fragen offen lässt. So entsteht der Eindruck, als wäre eigentlich noch mehr geplant gewesen und das zweite Kapitel eher notdürftig für die Streckung der Spielzeit zusammengeschustert worden. Trotzdem war es für den Test richtig, nochmal in Ruhe von vorne anzufangen und das zweite Kapitel mit in die Wertung einzubeziehen, denn dafür ist es für das Gesamtbild und das abschließende Urteil einfach zu relevant (bei Konami war man übrigens der Auffassung, dass das Abschließen des ersten Kapitels für die Wertungsfindung ausreichen sollte). Insgesamt hinterlässt Snakes und Kojimas Abschied jetzt einen runderen Eindruck, der mich zufriedener stellt als zuvor. Am Ende wird die Enttäuschung trotzdem nicht so leicht ausradiert wie „A Game by Hideo Kojima“ auf dem Cover: The Phantom Pain ist zwar ein mechanisch großartiges und unglaublich motivierendes Schleichspiel, dessen größte Stärke in der Freiheit bei der Infiltration der großen Areale liegt. Doch das häufig ideenlose Missionsdesign setzt zusammen mit der Geschichte zu selten die starken Impulse, die man mit Metal Gear verbindet und erwartet.

Zweites Fazit von Jörg Luibl, 10. September 2015:

Ich spiele jeden Abend einen Einsatz. Der Kampfhubschrauber ist wie ein zweites Zuhause und seitdem D-Dog dabei ist, macht das Infiltrieren gleich doppelt so viel Spaß. Der Hund ist mir so ans Herz gewachsen, dass ich meine streng nicht tödliche Taktik in einem Blutrausch über den Haufen warf, als er angeschossen wurde – scheiß auf den Alarm, Granaten raus und Feuer frei! Ich habe schon einige geniale Momente erlebt, in denen das Schleichen im offenen Gelände für enorme situative Spannung mit glaubwürdigen Eskalationen sorgen konnte. Und die Offenheit der Missionen ist so klasse, dass wir in den letzten Tagen immer wieder über andere Erlebnisse diskutieren konnten. Weil ich die Reihe wie Michael seit ihren innovativen Anfängen liebe, fallen die Defizite allerdings deutlich auf. Hideo Kojima hat sehr viel versprochen, wollte das Thema Gewalt und Krieg auf intensive Art anpacken, aber er kann mit seiner neuen Art der Regie nur bedingt einlösen. Ja, es gibt Höhepunkte, die unter die Haut gehen, aber auch so viel Leerlauf und vertane Chancen vor allem in der Charakterzeichnung. Denn wo man sonst einem filmischen roten Faden und faszinierenden Figuren folgen konnte, zerfransen nicht nur die Episoden die Story, sondern sie schwanken in ihrer erzählerischen Qualität so stark, dass es über zu weite Strecken regelrecht belanglos und emotionslos wird. Warum sind mir dutzende Geiseln meist egal, aber der Hund nicht? Die Motherbase ist mit ihren spezialisierten Bauten und Forschungen eine tolle Idee à la XCOM, aber sie wird im wahrsten Sinne des Wortes lang(weilig) sowie steril inszeniert - man kann nicht gezielt und vor allem sinnvoll mit wichtigen Personen interagieren und so wirken sie manchmal wie Fremdkörper. Kämpfe brechen aus? Nichts ist zu sehen, keiner zu sprechen. Was meine anfängliche Faszination noch empfindlicher dämpfte war das Fehlen der Fratze des Krieges: die Welt ist so groß, aber man sieht weder Flüchtende noch findet man Lager der Rebellen, es gibt weder Gefechte mit Russen noch Frauen oder Kinder – es gibt abseits  einer Mission keinerlei Zwischenfälle. Diese künstlichen Brüche im Spieldesign und die Widersprüche innerhalb der Dramaturgie kosten letztlich den Award. Metal Gear Solid 5 ist zwar nicht der letzte Geniestreich von Kojima unter Konamiflagge, aber ein richtig gutes Schleich-Abenteuer, das einen selbst nach dreißig, vierzig Stunden noch mit seiner Liebe zum Detail sowie neuen Spielelementen motiviert.
Entwickler:
Publisher: Konami
Release:
01.09.2015
01.09.2015
01.09.2015
01.09.2015
01.09.2015
Erhältlich: Digital (Steam)
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WERTUNG



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„Spielerisch sicher das beste Metal Gear, doch hinsichtlich Story, Missionsdesign und Regie enttäuscht Snakes Einsatz auf einem hohem Niveau.”

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„Spielerisch sicher das beste Metal Gear, doch hinsichtlich Story, Missionsdesign und Regie enttäuscht Snakes Einsatz auf einem hohem Niveau. ”

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Kommentare

Flizzy666 schrieb am
Steppenwaelder hat geschrieben: Na da ist aber jemand richtig sauer dass das böse böse 4p das Spiel nicht so bewertet wie man es gerne hätte. Nächstes mal versuchen wir es noch mit Argumenten und ich kann vielleicht sogar inhaltlich drauf antworten, bei dem Gestammel leider nicht möglich.
Da liegt zum Glück der Unterschied zwischen uns, ich hänge meine Emotionen nicht an irgendwelchen Zahlen fest für ein PC-Game :lol:
Mal mehr raus gehen und so, tut dir bestimmt mal gut :Häschen:
Ich habe den von dir zitierten Beitrag auf den letzten zwei Seiten nicht entdecken können. Nur einen derart alten Beitrag auszugraben, um schwerlich etwas on topic, sondern viel mehr um zu provozieren solltest du in Zukunft sein lassen. Eine gelbe Karte gibt es dafür. - Gez. Oynox
MrLetiso schrieb am
Danke! An "gelben" (Neben-)Missionen ist alles erledigt.
sourcOr schrieb am
Nein, musst du net. Du kannst auch Nebenmissionen abschließen, damit irgend wann die Story weitergeht.
Gildarts schrieb am
MrLetiso hat geschrieben:Mal ne völlig blöde Frage: ich bin in Kapitel 2... muss ich jetzt die ganzen alten Missionen nochmal auf Extrem/bla spielen um "neue" freizuschalten? Meinen die das ernst?
https://www.youtube.com/watch?v=n3Jwm5jsoWU
Spoiler
Show
Ja

Und für eine bestimmte Hauptmission,musst du alle wichtigen Nebenmissionen(gelb) abschließen
MrLetiso schrieb am
Mal ne völlig blöde Frage: ich bin in Kapitel 2... muss ich jetzt die ganzen alten Missionen nochmal auf Extrem/bla spielen um "neue" freizuschalten? Meinen die das ernst?
schrieb am