Im Test:
Action mit Hirn?
Seit der ersten E3-Präsentation freue ich mich auf das Gemetzel im Garten: Schon der erste Teaser veralberte gekonnt das Pathos von Call of Duty, Battlefield & Co. Auch spielerisch sah das Gewusel auf dem Schirm eindeutig nach unkompliziertem Spaß aus. Ein reiner Shooter steckt allerdings nicht drin, schließlich kann ich mich auch als Fleisch fressende Pflanze durch die Erde buddeln, um Zombies aufzulauern und mit einem Happs zu verschlingen. Auch die übrigen Klassen besitzen allerlei Nahkampfattacken sowie nützliche Gadgets.
In den Online-Matches tritt immer eine Horde Untoter gegen fröhlich quietschende Pflanzen an. Entweder geht es im klassischen Team-Deathmatch um die meisten Treffer oder ein Team erobert aufeinanderfolgende Stützpunkte des Gegners – ähnlich wie in Battlefields Rush-Modus. Im Menü warten zwar noch eine Reihe weiterer Modi, doch das sind leider nur Varianten der bereits genannten Exemplare. Trotzdem ist es schön, dass sie dabei sind: In einigen lässt sich eine Runde z.B. komplett ohne die zahlreichen Klassen-Upgrades spielen, um Chancengleichheit herzustellen. Einsteiger profitieren in „Türmatte“ von einem Extraschub Energie.
Braaaiiins!
Am meisten Spaß macht mit der Rush-ähnliche Modus „Gärten und Friedhöfe“: Wenn die Zombies vorrücken, um ein Beet nach dem anderen zu zerstören, kommt es regelmäßig zu erbitterten Schusswechseln. Im ersten Garten haben die Untoten bereits einen Grabstein hochgezogen, beim zweiten passe ich besser auf. Da ein Zombie-Ingenieur bereits ein Portal eingerichtet hat, strömt eine ganze Reihe halb vermoderter Gegner hindurch. Ich verstecke mich mit meiner fleischfressenden Pflanze hinter einem Findling und vergrabe mich kurz vorm großen Ansturm in der Erde. Ein Untoter hat es im Chaos des Feuergefechts geschafft, uns hinter der Nebelwand einer Stinkbombe zu flankieren. Ich warte auf den passenden Moment, grabe mich unter der Erde von hinten an ihn heran und warte auf das rote Stealth-Symbol.
Happs!
Auch die Spezialfähigkeiten der anderen Figuren können mit ihren jeweiligen Schwachstellen ausgehebelt werden. Wie gut das Balancing in den Feinheiten gelungen ist, wird natürlich erst die Zeit zeigen - bisher gestalteten sich die meisten Duelle aber schön spannend. All zu schlimm waren die auf mich einprasselnden Schüsse übrigens nicht: Der Energievorrat fällt ähnlich üppig aus wie bei Halo, daher erinnern auch die erbitterten Zweikämpfe an die der Spartans. Die Schulterkamera orientiert sich dagegen eher an Gears of War und der Aufbau der mittelgroßen Karten schließlich weckt Erinnerungen an Call of Duty.
Kaktus-Sniper gesichtet!
Es gibt leider nur rund fünf Karten bzw. einige Variationen für andere Modi, doch die sehr unterschiedlichen Spielweisen und das kreative Schlachtfeld-Design sorgen trotzdem für Abwechslung: Inmitten der Vorstadt-Idylle geht es durch die Häuserreihen über einen Spielplatz mit verwinkeltem Tunnel bis hin zu einem mondänen Anwesen, welches von fetten Zwiebelkanonen beschützt wird. Spannend wird es auch auf dem Friedhof oder an der zerklüfteten Steilküste, an sich die Spielerhorden über schmale Pfade und Brücken kämpfen. Auch kleine Zwiebel- oder Zombiekopf-Drohnen kommen zum Einsatz. Mit ihnen kann man arglose Gegner herrlich aus der Luft piesacken oder Luftschläge anordnen. Letzteres funktioniert auch im einfach gehaltenen Commander-Modus: Ähnlich wie in Battlefield 4 spielt ein Teammitglied in der taktischen Übersicht, auf Wunsch auch mit Kinect oder einem verbundenen Tablet. Er platziert Artillerieschläge, Heilbrunnen und andere langsam regenerierende Extras auf der Karte. Zusätzliche sammelt er vom Himmel rieselnde Sonnen bzw. Gehirne – ein ödes Minispiel, welches sich aber per Druck der R-Taste umgehen lässt.
Schlägt die In-App-Seuche erneut zu?
Moment mal, Sammel-Bildchen? Sticker-Pakete? Käuflich erwerben? Hat EA das Spiel so sehr mit In-App-Käufen verseucht wie das Remake von Dungeon Keeper oder Plants vs. Zombies 2? Zum Glück vorerst nicht: Bislang gibt es nur eine interne Währung, welche sich lediglich durchs Spielen verdienen lässt. EA hat versprochen , das es zumindest zum Start keine In-App-Purchases geben soll, ob sie später nachgeliefert werden, wurde nicht erwähnt. Es scheint zumindest wahrscheinlich, dass entsprechend nachgepatcht wird, denn die Charakter- und Waffen-Upgrades lassen sich nur verhältnismäßig langsam freispielen.
Aufgemotzte Superpflanzen
Grafisch liefert die Xbox-One-Version ein gutes Ergebnis ab: Dank fast immer stabilen 60 Bildern pro Sekunde wirkt die von Frostbite 3 berechnete, knallbunte Gartenwelt sehr sauber und idyllisch. Auch die weiche Beleuchtung und der feine Glanz auf der welligen Zwiebeldrohne und anderen Oberflächen tragen dazu bei. Auf den zweiten Blick offenbaren sich aber kleine Schwächen: Bei den Hügeln am Horizont haben die Entwickler es sich leicht gemacht und sie einfach mit einem viel zu starken Unschärfefilter überdeckt. Außerdem wirken die kaum zerstörbaren Vorgärten und andere Orte viel starrer und unbelebter als die lebendigen Inseln aus Battlefield 4. Für ein Spiel im überzogenen Comicdesign schlägt sich Garden Warfare trotzdem auch technisch richtig gut. Der Soundtrack erzeugt währenddessen den passenden Klangteppich für vergnügliche Schadenfreude.
Bunt und flüssig
Offline lässt sich auf der Xbox One nur der Survival-Modus spielen, allerdings auch nur zu zweit im geteilten Bildschirm, inklusive kleiner Ruckeleinlagen. Online macht der Überlebenskampf mehr Spaß: Dann darf nur ein Spieler pro Konsole loslegen, welcher aber mit drei Online-Mitstreitern in den Kampf zieht. Zunächst wird der Garten in der Mitte angelegt, ein paar Töpfe mit Energiespendern sowie Pflanzengeschützen bestückt und schon kann der Spaß beginnen. In zehn Wellen wanken immer stärkere Zombies herbei, darunter auch fette Bosse wie ein Gigant oder ein morbider Discotänzer. Wirklich abendfüllend ist auch dieser Horde-Verschnitt nicht. Ein paar Stunden lang macht es trotzdem Spaß, sich mit verschiedenen Klassen zu ergänzen, Zombie-Nester (also große Särge) zu zerstören und zum Abschluss durchs Chaos zum rettenden fliegenden Wohnmobil zu flüchten. Wer eine größere Herausforderung sucht, kann auch den
Mäßige Umsetzung für die Xbox 360
Aus der Umsetzung für die Xbox 360 hätten die Entwickler aber deutlich mehr rausholen können: Im Vergleich zu Technik-Bomben wie Gears of War: Judgment wirkt die Kulisse reichlich unsauber. Das Ergebnis bleibt zwar erträglich, die nachladenden Texturen und unruhigen Schatten stören trotzdem. Noch ärgerlicher ist aber, dass der Splitscreen-Modus für den lokalen Überlebenskampf gestrichen wurde, wodurch das Spiel zum reinen Online-Titel wird. Immerhin kam es in den flüssigen Matches aber zu ähnlich wenigen Lags wie auf der Xbox One.
Fazit
Plants vs. Zombies: Garden Warfare ist wie ein Klecks bunter Farbe im graubraunen Alltag der Militärshooter. Vor allem zu Beginn ist das wilde Gemetzel ein Riesenspaß: Die Krieger sind unheimlich lustig designt und ihre sehr unterschiedlichen Fähigkeiten machen die Schlachten erstaunlich abwechslungsreich. Viele fiese Fallen, Gadgets und kleine KI-Helfer sorgen außerdem für eine taktische Note. Auch technisch schlägt sich der Krieg auf fantasievoll gestalteten Karten gut, auch wenn es gelegentlich zu Abstürzen und Verbindungsabbrüchen kommt. Auf Dauer dämpft die überschaubare Zahl an Karten und Modi die Motivation aber stark – vor allem, weil sich kleine Charakter- und Waffenverbesserungen nur langsam verdienen lassen. Bleibt zu hoffen, dass EA diesmal die Finger von nachträglichen In-App-Käufen lässt. Bislang bekommt man die bunten Tütchen mit gemischten Extras zum Glück nur mit Spielwährung.
Pro
Kontra
Wertung
360
Trotz Schwächen bei der Grafik und gestrichenem Splitscreen steckt auch in der Xbox-360-Version ein lustiges Gemetzel.
XboxOne
Herrlich albernes Mehrspieler-Gemetzel mit abwechslungsreichen Klassen und Karten, aber nicht allzu großem Umfang.
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