Plants vs. Zombies: Garden Warfare27.02.2014, Jan Wöbbeking
Plants vs. Zombies: Garden Warfare

Im Test:

EA gönnt den Spielergehirnen eine Pause: In Plants vs. Zombies: Garden Warfare (ab 12,17€ bei kaufen) bekriegen sich Popcaps Erzfeinde nicht im klassischen Tower-Defense-Prinzip, sondern in einem hektischen Mehrspieler-Shooter. Alberne Konkurrenz für Gears of War?

Action mit Hirn?

Seit der ersten E3-Präsentation freue ich mich auf das Gemetzel im Garten: Schon der erste Teaser veralberte gekonnt das Pathos von Call of Duty, Battlefield & Co. Auch spielerisch sah das Gewusel auf dem Schirm eindeutig nach unkompliziertem Spaß aus. Ein reiner Shooter steckt allerdings nicht drin, schließlich kann ich mich auch als Fleisch fressende Pflanze durch die Erde buddeln, um Zombies aufzulauern und mit einem Happs zu verschlingen. Auch die übrigen Klassen besitzen allerlei Nahkampfattacken sowie nützliche Gadgets.

In den Online-Matches tritt immer eine Horde Untoter gegen fröhlich quietschende Pflanzen an. Entweder geht es im klassischen Team-Deathmatch um die meisten Treffer oder ein Team erobert aufeinanderfolgende Stützpunkte des Gegners – ähnlich wie in Battlefields Rush-Modus. Im Menü warten zwar noch eine  Reihe weiterer Modi, doch das sind leider nur Varianten der bereits genannten Exemplare. Trotzdem ist es schön, dass sie dabei sind: In einigen lässt sich eine Runde z.B. komplett ohne die zahlreichen Klassen-Upgrades spielen, um Chancengleichheit herzustellen. Einsteiger profitieren in „Türmatte“ von einem Extraschub Energie.

Braaaiiins!

Ungeheuer befriedigend: Der Stealth-Kill des Schnappers.
Das Coolste am Spiel ist natürlich das abgefahrene Design: Ob nun die grinsende Sonnenblume, der aggressive Zombie-Quaterback oder die fröhlich quiekende Erbsenkanone – sie alle huschen unheimlich knuffig oder albern animiert übers Schlachtfeld. Ein Highlight sind auch die Nachladeanimationen der Kaktee: Arme nach oben, klick-klack, weiter geht‘s!

Am meisten Spaß macht mit der Rush-ähnliche Modus „Gärten und Friedhöfe“: Wenn die Zombies vorrücken, um ein Beet nach dem anderen zu zerstören, kommt es regelmäßig zu erbitterten Schusswechseln. Im ersten Garten haben die Untoten bereits einen Grabstein hochgezogen, beim zweiten passe ich besser auf. Da ein Zombie-Ingenieur bereits ein Portal eingerichtet hat, strömt eine ganze Reihe halb vermoderter Gegner hindurch. Ich verstecke mich mit meiner fleischfressenden Pflanze hinter einem Findling und vergrabe mich kurz vorm großen Ansturm in der Erde. Ein Untoter hat es im Chaos des Feuergefechts geschafft, uns hinter der Nebelwand einer Stinkbombe zu flankieren.  Ich warte auf den passenden Moment, grabe mich unter der Erde von hinten an ihn heran und warte auf das rote Stealth-Symbol.

Happs!

Die Kampfschreie der Erbsenkanone erinnern an Kenny aus South Park und erklingen immer, wenn sie mit dem Turbo-Sprint übers Schlachtfeld flitzt.
Ein Knopfdruck – und schon hängt der überraschte Gegner an meiner klebrigen Zunge und wird heruntergeschluckt. Damit das Extra nicht übermächtig wird, bin ich während der Mahlzeit angreifbar und werde bereits von zwei Seiten mit Projektilen eingedeckt. Außerdem können sich manche Zombies auch mit einem Raketensprung aus dem Staub machen; oder sie warten einfach, bis meine Buddel-Energie leer ist und ich zwangsläufig „auftauchen“ muss.

Auch die Spezialfähigkeiten der anderen Figuren können mit ihren jeweiligen Schwachstellen ausgehebelt werden. Wie gut das Balancing in den Feinheiten gelungen ist, wird natürlich erst die Zeit zeigen - bisher gestalteten sich die meisten Duelle aber schön spannend. All zu schlimm waren die auf mich einprasselnden Schüsse übrigens nicht: Der Energievorrat fällt ähnlich üppig aus wie bei Halo, daher erinnern auch die erbitterten Zweikämpfe an die der Spartans. Die Schulterkamera orientiert sich dagegen eher an Gears of War und der Aufbau der mittelgroßen Karten schließlich weckt Erinnerungen an Call of Duty.

Kaktus-Sniper gesichtet!

Teamwork spielt eine wichtige Rolle: Wiederbelebungen ziehen dem anderen Team z.B. einen Punkt beim Spielstand ab. Auch der Spieler bekommt natürlich Punkte für Hilfsaktionen im Gefecht und bei Eroberungen.
Bis zu 24 Spieler tummeln sich online auf einem Schlachtfeld. Bei den meisten Waffen bietet es sich an, vorm Feuern mit dem linken Trigger anzuvisieren, wobei meist auch ein wenig eingezoomt wird. Der bullige Quaterback trägt z.B. eine fette Minigun mit sich herum, der Kaktus feuert seine Stacheln wie ein Scharfschütze über große Distanz und die Sonnenblume folgt ihren stärkeren Kameraden mit einem gleißenden Heilstrahl. Bei den Zombies übernimmt der Wissenschaftler mit seinen Heilbrunnen diese Rolle. Der Ingenieur kann dagegen z.B. Geschütze verbessern.

Es gibt leider nur rund fünf Karten bzw. einige Variationen für andere Modi, doch die sehr unterschiedlichen Spielweisen und das kreative Schlachtfeld-Design sorgen trotzdem für Abwechslung: Inmitten der Vorstadt-Idylle geht es durch die Häuserreihen über einen Spielplatz mit verwinkeltem Tunnel bis hin zu einem mondänen Anwesen, welches von fetten Zwiebelkanonen beschützt wird. Spannend wird es auch auf dem Friedhof oder an der zerklüfteten Steilküste, an sich die Spielerhorden über schmale Pfade und Brücken kämpfen. Auch kleine Zwiebel- oder Zombiekopf-Drohnen kommen zum Einsatz. Mit ihnen kann man arglose Gegner herrlich aus der Luft piesacken oder Luftschläge anordnen. Letzteres funktioniert auch im einfach gehaltenen Commander-Modus: Ähnlich wie in Battlefield 4 spielt ein Teammitglied in der taktischen Übersicht, auf Wunsch auch mit Kinect oder einem verbundenen Tablet. Er platziert Artillerieschläge, Heilbrunnen und andere langsam regenerierende Extras auf der Karte. Zusätzliche sammelt er vom Himmel rieselnde Sonnen bzw. Gehirne – ein ödes Minispiel, welches sich aber per Druck der R-Taste umgehen lässt.

Schlägt die In-App-Seuche erneut zu?

(Noch) keine In-App-Käufe: Zum Launch des Spiels gibt es die Sticker-Tütchen nur für Spielgeld. In ihnen stecken Charakterverbesserungen, KI-Helfer, Aufkleber sowie jede Menge alberne Verkleidungen und Verhöhnungen.
Auf dem Weg zu den Gärten kommen außerdem immer wieder automatisch kämpfende KI-Helfer zum Einsatz, welche an das Tower-Defense-Vorbild erinnern. Team Grün pflanzt per Knopfdruck kleine Geschütze und Energiespender in bereitstehende Töpfe und die Zombies erwecken schwächliche KI-Bots, welche aber beim Erobern durch Übermacht und Ablenkungspotential gute Dienste leisten. Jeder Helfer lässt sich allerdings nur einmal einsetzen, danach müssen mit käuflichen Sticker-Paketen neue freigeschaltet werden. In den teuren Sticker-Tütchen stecken neben lustigen Verkleidungen und anderem Krempel auch die Charakter- und Waffen-Upgrades.

Moment mal, Sammel-Bildchen? Sticker-Pakete? Käuflich erwerben? Hat EA das Spiel so sehr mit In-App-Käufen verseucht wie das Remake von Dungeon Keeper oder Plants vs. Zombies 2? Zum Glück vorerst nicht: Bislang gibt es nur eine interne Währung, welche sich lediglich durchs Spielen verdienen lässt. EA hat versprochen , das es zumindest zum Start keine In-App-Purchases geben soll, ob sie später nachgeliefert werden, wurde nicht erwähnt. Es scheint zumindest wahrscheinlich, dass entsprechend nachgepatcht wird, denn die Charakter- und Waffen-Upgrades lassen sich nur verhältnismäßig langsam freispielen.

Aufgemotzte Superpflanzen

Vorsicht, Kartoffelmine!
Die Grundfähigkeiten hat man nach ein paar Minuten freigeschaltet. Kleine Vorteile wie schnelleres Nachladen oder z.B. die etwas weiter reichende Blitzattacke der Schnapper-Pflanze nehmen deutlich mehr Zeit in Anspruch. Ärgerlich ist außerdem, dass die Sticker-Päckchen mit KI-Helfern mit der gleichen Währung gekauft werden. Wer seine Figuren möglichst schnell hochleveln will, muss sich Automatik-Geschütze und KI-Zombies zu Beginn also oft verkneifen. Da auch jeder andere Spieler damit haushalten müssen, ist das aber nicht tragisch, sondern nur ärgerlich – gerade in einem Titel, der Wert auf unkomplizierten Spaß zwischendurch legt. Wem das ganze Aufrüsten am wohlproportionierten Hintern des Zombie-Ingenieurs vorbei geht, kann es aber auch ignorieren und die Pur-Modi ohne Upgrades spielen.

Grafisch liefert die Xbox-One-Version ein gutes Ergebnis ab: Dank fast immer stabilen 60 Bildern pro Sekunde wirkt die von Frostbite 3 berechnete, knallbunte Gartenwelt sehr sauber und idyllisch. Auch die weiche Beleuchtung und der feine Glanz auf der welligen Zwiebeldrohne und anderen Oberflächen tragen dazu bei. Auf den zweiten Blick offenbaren sich aber kleine Schwächen: Bei den Hügeln am Horizont haben die Entwickler es sich leicht gemacht und sie einfach mit einem viel zu starken Unschärfefilter überdeckt. Außerdem wirken die kaum zerstörbaren Vorgärten und andere Orte viel starrer und unbelebter als die lebendigen Inseln aus Battlefield 4. Für ein Spiel im überzogenen Comicdesign schlägt sich Garden Warfare trotzdem auch technisch richtig gut. Der Soundtrack erzeugt währenddessen den passenden Klangteppich für vergnügliche Schadenfreude.

Bunt und flüssig

Boss im Anmarsch: Auch der Survival-Modus macht Laune.
Technische Probleme funken zum Glück bei weitem nicht so häufig dazwischen wie in Battlefield 4, trotzdem kam es in unserer Testphase gelegentlich zu Abstürzen und Verbindungsabbrüchen. Sobald eine Partie lief, flutschte sie aber: Uns sind kaum Lags aufgefallen. Einen LAN-Modus, ein Browser für dedizierter Server oder private Spiele gibt es leider nicht, stattdessen kann man lediglich in der Spielersuche vermittelt werden.

Offline lässt sich auf der Xbox One nur der Survival-Modus spielen, allerdings auch nur zu zweit im geteilten Bildschirm, inklusive kleiner Ruckeleinlagen. Online macht der Überlebenskampf mehr Spaß: Dann darf nur ein Spieler pro Konsole loslegen, welcher aber mit drei Online-Mitstreitern in den Kampf zieht. Zunächst wird der Garten in der Mitte angelegt, ein paar Töpfe mit Energiespendern sowie Pflanzengeschützen bestückt und schon kann der Spaß beginnen. In zehn Wellen wanken immer stärkere Zombies herbei, darunter auch fette Bosse wie ein Gigant oder ein morbider Discotänzer. Wirklich abendfüllend ist auch dieser Horde-Verschnitt nicht. Ein paar Stunden lang macht es trotzdem Spaß, sich mit verschiedenen Klassen zu ergänzen, Zombie-Nester (also große Särge) zu zerstören und zum Abschluss durchs Chaos zum rettenden fliegenden Wohnmobil zu flüchten. Wer eine größere Herausforderung sucht, kann auch den

Die Kulissen der Xbox-360-Version wirken insgesamt deutlich unsauberer.
Schwierigkeitsgrad erhöhen.

Mäßige Umsetzung für die Xbox 360

Aus der Umsetzung für die Xbox 360 hätten die Entwickler aber deutlich mehr rausholen können: Im Vergleich zu Technik-Bomben wie Gears of War: Judgment wirkt die Kulisse reichlich unsauber. Das Ergebnis bleibt zwar erträglich, die nachladenden Texturen und unruhigen Schatten stören trotzdem. Noch ärgerlicher ist aber, dass der Splitscreen-Modus für den lokalen Überlebenskampf gestrichen wurde, wodurch das Spiel zum reinen Online-Titel wird. Immerhin kam es in den flüssigen Matches aber zu ähnlich wenigen Lags wie auf der Xbox One.

Fazit

Plants vs. Zombies: Garden Warfare ist wie ein Klecks bunter Farbe im graubraunen Alltag der Militärshooter. Vor allem zu Beginn ist das wilde Gemetzel ein Riesenspaß: Die Krieger sind unheimlich lustig designt und ihre sehr unterschiedlichen Fähigkeiten machen die Schlachten erstaunlich abwechslungsreich. Viele fiese Fallen, Gadgets und kleine KI-Helfer sorgen außerdem für eine taktische Note. Auch technisch schlägt sich der Krieg auf fantasievoll gestalteten Karten gut, auch wenn es gelegentlich zu Abstürzen und Verbindungsabbrüchen kommt. Auf Dauer dämpft die überschaubare Zahl an Karten und Modi die Motivation aber stark – vor allem, weil sich kleine Charakter- und Waffenverbesserungen nur langsam verdienen lassen. Bleibt zu hoffen, dass EA diesmal die Finger von nachträglichen In-App-Käufen lässt. Bislang bekommt man die bunten Tütchen mit gemischten Extras zum Glück nur mit Spielwährung.

Pro

süchtig machendes Shooter-Prinzip mit Tower-Defense-Anleihen
cooler Mix sehr unterschiedlicher Klassen
knuffiges Pflanzen- sowie Zombie-Design
sehr saubere und flüssige Grafik (One)
idyllische Beleuchtung und feiner Oberflächenglanz
alberne Kampfschreie
abwechslungsreiches Kartendesign
erbitterte Stellungskämpfe im Rush-ähnlichen Modus
viele lustige Attacken, Gadgets und Drohnen
nützliche aber nicht zu starke KI-Pflanzen und -Zombies
motivierender Survival-Modus für bis zu vier Teilnehmer
Soundtrack sorgt für gute Laune
ein Spieler darf sein Team als Commander unterstützen
viele lustige Verkleidungen für Ingame-Währung erhältlich

Kontra

gelegentliche Abstürze und Netzwerkprobleme
geringer Umfang
zu teure Charakter
und Waffen-Upgrades (Spiel-Währung)
kleine Kamera-Probleme
kaum zerstörbare Schlachtfelder wirken unbelebt
hässlich unscharfer Horizont
Lokaler Splitscreen unterstützt nur einen Survival-Modus für zwei Spieler (Xbox One)
Kein Splitscreen-Modus (360)
starke Texturnachlader beim ersten Spiel auf einer Karte (360)
Bild wirkt allgemein recht unruhig und unsauber (360)

Wertung

360

Trotz Schwächen bei der Grafik und gestrichenem Splitscreen steckt auch in der Xbox-360-Version ein lustiges Gemetzel.

XboxOne

Herrlich albernes Mehrspieler-Gemetzel mit abwechslungsreichen Klassen und Karten, aber nicht allzu großem Umfang.

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