Im Test:
Man fängt klein an. Wieder einmal.
Die Geschichte meiner 4Gamers Studios beginnt als Garagen-Klitsche. Das Ziel: In 35 Jahren eine bekannte Spieleschmiede aufbauen, reich werden und am Ende vielleicht sogar eine eigene Konsole entwickeln. Während ich zunächst kleine Projekte für G64 und PC entwickle, kann ich mir nach und nach einen Ruf und damit auch Geld erarbeiten, Lizenzen für neue Plattformen erwerben, in größere Büros ziehen und Mitarbeiter einstellen. Jede Wendung auf dem Spielemarkt wird dabei mehr oder weniger akkurat abgebildet: Der Siegeszug von Nintendo, Segas Niedergang, Sonys rasanter Aufstieg und das PR-Desaster der Xbox-One: alles ist vorhanden und nett umgesetzt, sogar die nächste Generation (mBox Next und Playsystem 5) ist an Bord. Trotzdem kommt vieles andere zu kurz.
Da wäre zum Beispiel die Entwicklung der Videospiele, das Kernstück der Simulation. Hier wird mir vieles zu einfach gemacht: Jedes Spiel durchläuft drei Phasen der Entwicklung, in denen ich die immer gleichen drei Schieberegler anpassen darf, um ein gutes Verhältnis zwischen Story, Technik und Spielmechanik zu erzeugen. Dies wiederum muss irgendwie zum Genre und Thema passen, die ich vorher ausgewählt habe. Zudem gibt es Optionen wie Dialogbäume oder Cutscenes, die erforscht werden können. Diese
Engine, Spiel, Messe und von vorn!
Ein Entwicklerjahr sah bei mir also meist wie folgt aus: Im Herbst eines Jahres habe ich eine neue Engine aus den entwickelten Bausteinen zusammengeklickt und gewartet, bis sie fertiggestellt war. Dann wurde ein neues Spiel, meist ein Sequel meiner wichtigsten Reihen, in Auftrag gegeben, die Schieberegler eingestellt, das rudimentäre Personalmanagement vorgenommen und gewartet. Das Spiel war meist zur G3 fertig, also den Messe-Hype nutzen, veröffentlichen und Geld abgreifen. Wenn man das zehn mal gemacht hat, wünscht man sich das Ende der 35 Jahre schnell herbei. Hat man nämlich erst mal einen bestimmten Punkt überschritten, ist das Konto immer prall gefüllt und die Lizenzkosten können aus der Portokasse bezahlt werden. Game Dev Tycoon bietet auf lange Sicht kaum Herausforderung oder Abwechslung: ist man erst mal in das größte Büro
Die Wirtschaftssimulation ist dabei ein simpler Klon, im Englischen würde man es wohl Rip-Off nennen, des iOS-Hits Game Dev Story von Kairo Soft. Es ist mir jedoch schleierhaft, warum man ein so charmantes Spiel derart steril umsetzt. Die Kulisse des Originals war voll mit Details und alles war in knuffiger Pokémon-Manier gestaltet. Und jetzt? Blickt man auf ein statisches und langweilig gezeichnetes Büro, in dem fast nichts passiert. Auch die Spielmechaniken wurden teilweise im schlechten Sinne vereinfacht. Angestellte haben statt vier nur noch zwei Entwicklungs-Talentwerte, (Technologie und Design), die merkwürdig aufploppenden Kugeln, die den Fortschritt des Spiels darstellen, wirken deutlich deplatzierter als die Symbolik des iOS-& Android-Titels und insgesamt gibt zu wenig eindeutige Statistiken. Umso ironischer ist die im Internet bekannt gewordene Kopierschutz-Maßnahme der Hersteller. Wer sich das Spiel illegal von einer der einschlägigen Quellen bezog, bekam eine Variante, in der Softwarepiraterie die eigene Firma zerstören und ein Weiterspielen unmöglich machen.
Fazit
Game Dev Tycoon ist eine dreiste Kopie des gelungenen Game Dev Story. In keinem Moment erreicht dieser Nachahmer die Qualität und den Charme der Vorlage, auch wenn der Verlauf der Spielegeschichte schön in Szene gesetzt wird. Stattdessen stört das viel zu einfache Design, die oberflächlichen Mechaniken und die sterile Kulisse. Game Dev Tycoon bringt dabei alle schlechten Eigenschaften eines mobilen Titels auf den PC, ohne die Vorzüge der Plattform auszunutzen. Wo es unterwegs auf Dauer vielleicht reichen würde, nur aufploppende Kugeln zu beobachten, wünscht man sich am heimischen PC etwas weniger Flash-Atmosphäre und etwas mehr Tiefgang. Z.B bei der Spielentwicklung, den Finanzen oder dem Personal. Wo sind eigentlich die wichtigen Statistiken und wo die aufgeschlüsselten Verkaufszahlen? Warum kann ich keine eigenen Cover gestalten, warum sitzen meine Angestellten jahrelang nur vor ihrem Schreibtisch, bevor ich sie in den Urlaub schicke? Und wieso gibt es keine Möglichkeit, meine neuen Engines zu lizenzieren? Kurz: Solltet ihr ein iOS oder Android-Gerät besitzen, Game Dev Story ist ganz klar die bessere Wahl!
Pro
Kontra
Wertung
PC
Ganz schwacher Klon des erfolgreichen Spiels Game Dev Story für iOS und Android.
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