State of Decay 218.05.2018, Jens Bischoff

Im Test: Die Zombies sind zurück

Einer der größten Wünsche der State-of-Decay-Spieler war ein Mehrspielermodus. Mit State of Decay 2 (ab 19,51€ bei kaufen) haben die Undead Labs und Microsoft genau den nun erfüllt. Wie der aussieht und was die zweite Auflage der Zombie-Apokalypse sonst noch zu bieten hat, klärt der Test.

Der Überlebenskampf geht weiter

In State of Decay 2 hat sich die Untotenplage weiter ausgebreitet. Doch noch gibt es Überlebende. Als Spieler kann man sich zu Beginn für eines von vier Pärchen entscheiden, mit denen man in den Überlebenskampf einsteigen möchte. Nach dem Tutorial in einem maroden Flüchtlings-Camp hat man dann die Wahl zwischen drei Startgebieten für seine eigene Enklave: Das Vorgebirge, das Tal oder das Hochplateau.

Zum Start kann man zwischen vier Pärchen wählen oder gleich eine eigene Gruppe bilden.
Wer will, kann auch gleich direkt mit einem selbst zusammengestellten Team mit ausgewürfelten Charaktereigenschaften ins Abenteuer starten oder in New-Game-Plus-Manier Überlebende aus einem bereits erfolgreich abgeschlossenen Szenario übernehmen.

Sobald man nämlich alle für die zombiefizierende Blutseuche verantwortlichen Seuchenherzen zerstört und das persönliche Vermächtnis des auserkorenen Anführers verwirklicht hat, darf man sich gestärkt in ein neues Abenteuer stürzen. Doch bis dahin ist es ein langer, steiniger Weg. Denn auch die Bedrohungen und Herausforderungen abseits der Seuchenbekämpfung und individueller Ziele sind zahlreich, die Ressourcen begrenzt, Entscheidungen nicht einfach, Fehler oft fatal. Denn wer im Kampf oder an einer Infektion stirbt, ist tot und das unwiederbringlich.

Zwar trifft man immer wieder auf andere Überlebende, denen man in Notsituationen helfen, Tauschgeschäfte unterbreiten oder auch einen Platz in den eigenen Reihen anbieten kann, aber die haben oft weniger Erfahrung und Fähigkeiten. Zudem können bestimmte Charaktereigenschaften zu Konflikten innerhalb der Gruppe führen, wenn man zu gegensätzliche Charaktere aufnimmt. Auch die Versorgung mit Essen, Medikamenten, Baumaterial, Benzin und Munition muss natürlich gewährleistet werden.

Die eigene kleine Festung

Bestimmte Gebäude lassen sich als Stützpunkte einrichten, wo man Beute einlagern, Gegenstände herstellen und sich ausruhen kann. Wenn ausreichend Platz und Baumaterial zur Verfügung steht, kann man auch Gärten zur Nahrungsgewinnung anlegen, eine Krankenstation zur Behandlung von Verletzungen errichten oder eine kleine Werkstatt betreiben.

Beim Ausbau des eigenen Stützpunkts muss man sich mit Platz-, Rohstoff-, Lärm- und Moral-Problemen auseindersetzen und Kompromisse eingehen.
Selbst Wachtürme, Fitnessräume sowie Regen- und Solarkollektoren sind möglich, wenn die Voraussetzungen stimmen. Mehr Einrichtungen bedeuten aber meist auch höhere Betriebskosten und Geräuschentwicklung. Und je lauter man ist, um so häufiger muss man sich gegen aufmerksam gewordene Zombiehorden wehren.

Das Suchen, Ausbauen und Pflegen immer größerer Stützpunkte mit begrenzten Mitteln und Kapazitäten ist jedenfalls enorm motivierend und durchaus facettenreich. Man muss flexibel sein, die Versorgungen sichern, Risiken abwägen, Prioritäten setzen, moralische Entwicklungen beachten und mehr. Darüber hinaus können Modifikationen an Einrichtungen und Ausrüstung angebracht, Außenposten mit individuellen Boni und Produktionsmöglichkeiten beansprucht, per Funk dringend benötigte Rohstoffe ausfindig gemacht und Raubzüge durch die Nachbarschaft unternommen werden.

Hin und wieder bekommt man es auch mit anderen Enklaven zu tun, die, je nachdem wie man sich ihnen gegenüber verhält, sowohl neutrale, freundliche als auch feindliche Gesinnungen annehmen und zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen können. Auch immer wieder aufkeimende Infektionsherde sollten eingedämmt werden, bevor die Lage eskaliert. Ist die eigene Situation irgendwann doch einmal aussichtslos oder keine Beute mehr vorhanden, kann man sich aber auch nach einem neuen Territorium umsehen und mit Sack und Pack die Karte wechseln.

Hilfe von außerhalb

Wer Hilfe benötigt, kann sogar bis zu drei andere Spieler vorübergehend in seine Enklave einladen oder selbst Unterstützung anbieten - allerdings nur online. Diese kooperativen Einsätze mit eingeschränkten Gastrechten und getrennter Itemverwaltung sind selbst zwischen PC- und Konsolenspielern möglich und lassen sich natürlich auch auf Freunde begrenzen oder ganz deaktivieren.

Im Stützpunkt kann man in der Regel frei zwischen den Gruppenmitgliedern wechseln.
Wer sowohl eine Xbox One als auch einen Windows-10-PC sein Eigen nennt, kann dank Xbox Play Anywhere sogar wechselweise auf beiden Plattformen spielen und automatisch angelegte Speicherstände via Cloud abgleichen. Automatisches Weiterspielen der KI wie im Vorgänger gibt es hingegen nicht mehr.

Insgesamt können Speicherplätze für bis zu drei Gemeinschaften angelegt und unabhängig voneinander genutzt werden. Wer mit KI-Begleitern unterwegs ist, kann sich die meiste Zeit auf sie verlassen. Wird man attackiert, leisten sie Schützenhilfe, beginnt man zu rennen, setzen auch sie zur Flucht an und wechselt man in den Schleichmodus, halten auch sie sich im Verborgenen. Beim Plündern sind sie allerdings überhaupt keine Hilfe und auch das Wechseln der Begleiter gestaltet sich trotz stetem Funkkontakt unnötig umständlich.

Immerhin kann man, abgesehen von persönlichen Spezialeinsätzen, die Rollen untereinander jederzeit auf Knopfdruck tauschen und so auch Begleiter mit Beute beladen oder mit Mitgliedern anderer Enklaven Handel treiben lassen. Als Währung dient Einfluss, den man sich mit verschiedenen Hilfs- und Kampfleistungen verdienen kann. Auch über Funk kann Einfluss geltend gemacht werden, um bestimmte Ressourcen zu finden, medizinische Versorgung zu erhalten oder militärische Unterstützung anzufordern.

Maßnahmen zur Gegenwehr

Im Kampf kann man neben allerlei Schlag- und Schusswaffen auch gefundene oder selbst zusammengebaute Brandbomben, Rauchgranaten und Sprengfallen einsetzen oder mit Feuerwerksraketen, Leuchtfackeln sowie Ghettoblastern für Ablenkung sorgen.

Die meisten zurückgelassenen Fahrzeuge sind nur noch Schrott. Daher sollte man auf die, die noch fahrtüchtig sind, besonders gut acht geben.
Wer Munition sparen muss oder nicht so viel Aufmerksamkeit erregen will, kann sich auch mit Hämmern, Äxten, Brechstangen oder Paddeln zur Wehr setzen. Allerdings nutzen sich auch die zunehmend ab und müssen irgendwann ausgetauscht, verwertet oder repariert werden.

Das gleiche gilt für die wenigen noch fahrtüchtigen Fahrzeuge, mit denen man zwar reihenweise Zombies umnieten kann, die aber irgendwann in Flammen aufgehen, wenn man es übertreibt und keine funktionierende Werkstatt besitzt. Zudem muss regelmäßig Benzin nachgetankt werden - also lieber immer einen Ersatzkanister im Kofferraum dabei haben. Mit entsprechendem Equipment und Know How kann man einen Wagen aber auch zu einer fahrenden Festung machen und die entlegensten Orte aufsuchen.

Individuelle Stärken

Die sich über mehrere Gebiete erstreckende Spielwelt ist jedenfalls riesig, der dynamische Tageswechsel ungemein stimmungsvoll, die in der Wildnis fast rabenschwarzen Nächte unheimlich beklemmend - selbst wenn man die Fähigkeit besitzt, potentielle Gegner bereits früh zu erkennen und auf der Karte zu markieren. Dazu ist aber nicht jeder in der Lage. Generell werden Fertigkeiten wie das Rennen, Kämpfen oder Schießen durch aktive Nutzung verbessert, bis sie einen Scheidepunkt erreichen, wo man sich für eine bestimmte Ausrichtung entscheiden kann.

Die Möglichkeiten sind allerdings von Charakter zu Charakter verschieden, die Festlegung unumkehrbar. Mal kann man sich zwischen erhöhter Ausdauer oder Tragekapazität, mal zwischen höherer Aufklärungsreichweite oder reduzierter Sichtbarkeit entscheiden.

Charaktere können ihre Fertigkeiten durch aktive Nutzung verbessern und spezialisieren.
Zudem verfügen manche über Spezialtalente in Bereichen wie Medizin, Elektronik oder Gartenbau. Auch durch das Lesen spezieller Bücher kann man sich entsprechendes Wissen aneignen und dann trainieren.

Schön ist auch, dass man viele Aktionen sowohl schnell und laut als auch langsam und leise ausführen kann, um je nach Situation und Risikobereitschaft Aufmerksamkeit zu vermeiden oder Zeit zu sparen. Neben Gesundheit, Ausdauer, Munition und Waffenverschleiß muss man auch ein Auge auf Müdigkeit, Infektionsrate und Verletzungen haben. Wer keine Proben mehr von Seuchenzombies für Gegenmittel hat, ist vielleicht sogar gezwungen, einem Gefährten den Gnadenschuss zu verpassen, bevor er sich verwandelt und die ganze Enklave gefährdet.

Feine Unterschiede

Auch Zombies sind nicht gleich Zombies. Neben optischen Unterschieden gibt es auch nach Verstärkung rufende Kreischer, extrem flinke Tobsüchtige, Giftgas verströmende Aufgeblähte sowie extrem zähe und gefährliche Kolosse, die einen wortwörtlich in Stücke reißen können. Aber auch bei selbst ausgeführten Finishern geht’s nicht gerade zimperlich zu, wobei die Steuerung sowohl mit Controller als auch Maus und Tastatur gut von der Hand geht und sich weitreichend konfigurieren lässt.

Systemunterschiede halten sich in Grenzen. Die Xbox-One-Fassung entspricht in etwa der PC-Version auf mittleren Grafikeinstellungen und reduzierter Bildrate, während die Xbox-One-X-Fassung eher den hohen PC-Einstellungen entspricht, weitestgehend flüssig läuft und 4K-Unterstützung bietet.

Kolosse sind vor allem im Dunkeln ernstzunehmende, oft tödliche Gegner - es sei denn, sie bleiben wie manchmal auch die eigene Spielfigur irgendwo hängen...
Die Story-Elemente sind trotz regen Funkverkehrs und individueller Auftragsreihen hingegen eher mau, die lediglich deutsche Texte bietende Lokalisierung durchwachsen, wenn man im Eifer des Gefechts überhaupt Zeit zum Mitlesen hat.

Weit schlimmer sind allerdings die technischen Gebrechen unter denen der Überlebenskampf auch dieses Mal wieder leidet. Zwar hat sich gerade in punkto Grafik und KI einiges getan, aber die Kollisionsabfrage ist nach wie vor ein Graus. Mal stürzt man schwer verletzt vom Funkmast, weil die Leiter nicht richtig erkannt wird, mal verwächst man mit einem Türrahmen und kann weder vor, noch zurück. Zwar gibt es extra eine Rücksetzfunktion für solche und ähnliche Verhänger, aber hin und wieder hängen sich auch Quests, Kartenanzeige oder das ganze Spiel auf, so dass nur noch ein Neustart hilft. Und selbst den nimmt man bereitwillig in Kauf, da einen die Weiterentwicklung der Enklave einfach nicht mehr loslässt.

Fazit

Mit State of Decay 2 haben Microsoft und die Undead Labs ihre Zombie-Apokalypse behutsam, aber sinnvoll erweitert: Die Spielwelt ist nun noch größer und abwechslungsreicher, die Aktionsmöglichkeiten und Charakterentwicklung sind noch vielfältiger und die stockfinsteren Nächte noch bedrohlicher. Doch am wichtigsten: Es gibt endlich den von vielen herbeigesehnten Mehrspielermodus. So kann man jetzt bis zu drei weitere Spieler in seine Enklave einladen und gemeinsam auf Beute- und Untotenjagd gehen oder anderen Überlebenden seine Hilfe anbieten. Kompetitive Inhalte wie Revierkämpfe unter Spieler-geführten Enklaven gibt es hingegen auch dieses Mal nicht. Der Ausbau des eigenen Stützpunkts, die Hatz nach dringend benötigten Rohstoffen sowie das Erfüllen persönlicher und allgemeiner Auftragsziele fesselt aber selbst im Alleingang. Gerade als Solist hätten die Story-Elemente aber ruhig noch umfangreicher und aufwändiger ausfallen können. Und auch wenn KI und Technik Fortschritte gemacht haben, gibt es noch immer reichlich Luft nach oben - vor allem in punkto Kollisionsabfrage. Immerhin haben das wohl auch die Entwickler eingesehen und vorsorglich eine Rücksetzoption implementiert - sofern sich das Menü aufrufen lässt... Letztendlich hält einen aber auch das nur kurz davon ab, den spannenden Überlebenskampf weiterzuführen.

Pro

motivierende Stützpunktpflege und Rohstoffhatz
aktive und individuelle Charakterentwicklung
persönliche Auftragsziele
dynamischer Koop-Modus
weitläufige Schauplätze
düstere Atmosphäre

Kontra

holprige Technik
durchwachsene KI
kaum Story-Elemente

Wertung

XboxOne

Erweiterter und endlich auch kooperativ spielbarer, aber noch immer recht holpriger Überlebenskampf in der Zombie-Apokalypse.

PC

Erweiterter und endlich auch kooperativ spielbarer, aber noch immer recht holpriger Überlebenskampf in der Zombie-Apokalypse.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt keine Käufe.
  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.