Layers of Fear: Inheritance05.08.2016, Mathias Oertel
Layers of Fear: Inheritance

Im Test: Zurück in den schleichenden Wahnsinn

Anfang des Jahres hat Layers of Fear für eine Überraschung im erzählerischen Psycho-Horror gesorgt. Es fehlte zwar die allerletzte Konsequenz, doch die Mischung aus P.T. und Gone Home konnte mit einer spannenden Geschichte punkten, in der man mehr und mehr in die Wahnvorstellungen eines Malers hineingezogen wird. Mit dem Add-On Inheritance kehrt man wieder in das schicksalhafte Haus zurück - dieses Mal in der Rolle der Tochter. Ob das Konzept auch mit einer neuen Figur funktioniert, klären wir im Test.

Der Wahnsinn geht weiter

Erinnern wir uns: In Layers of Fear ging es in erster Linie um einen Kunstmaler, der in seinem Haus von Wahnvorstellungen geplagt wird, während er an seinem vermeintlichen Meisterwerk arbeitet. Man durfte diesen Wahnsinn durch die Augen des Malers betrachten und konnte über Fundstücke sowie mitunter subtile Entscheidungen nicht nur das Ende beeinflussen. Man erfuhr auf diesem Wege auch alles (oder wenig, je nach Erforschungsgrad) darüber, wie das Schicksal dieser Familie mitgespielt hat. Angereichert mit zahlreichen Schreckmomenten, leichten Rätseln sowie einer (vor allem auf PC) ordentlichen audiovisuellen Umsetzung kam Michael Anfang des Jahres zu folgendem Schluss: „Ein atmosphärischer Horror-Wahnsinn, gespickt mit fiesen Psycho-Spielchen und Schockmomenten. Doch der allgegenwärtigen Bedrohung mangelt es an tatsächlicher Gefahr.“

Der Horror beginnt auch im Add-On Inheritance weitgehend klassisch: mit Erforschung der Umgebung.
Das Download-Add-On Inheritence bringt einen zurück in das Anwesen - in der Rolle der Tochter, die im Hauptspiel zwar im Rahmen des sich entfaltenden Familiendramas Erwähnung fand, aber letztlich nur eine Randfigur war. Sie stattet ihrem alten, mittlerweile stark verfallenen Wohnsitz einen Besuch ab, um einerseits die Suche nach ihrer Vergangenheit aufzunehmen und andererseits mehr über die Beweggründe ihres Vaters sowie seinen schleichenden Wahnsinn herauszufinden. Es bleibt dabei, dass man in Ego-Perspektive das Haus durchstreift. Man kann mit zahlreichen Schubladen, Schränken und Türen interagieren, um entweder neue Wege, Hinweise oder wichtige Gegenstände zu finden, die abermals das Ende beeinflussen. Und natürlich dauert es nicht allzu lang, bis auch sie von Wahnvorstellungen und lebhaften Erinnerungen heimgesucht wird.

Die Kunst des Erschreckens

Als ob die Welt der Erwachsenen aus Kindersicht nicht erschreckend genug ist, wird auch hier mit Wahnvorstellungen und absurden Situationen gearbeitet.
Dabei spielt man zunehmend aus der Sicht eines Kleinkinds, das die Welt mit seinen Augen leicht verzerrt und überdimensioniert wahrnimmt. Dieser Perspektivenwechsel tut dem Horror gut - auch wenn nach etwa zwei Dritteln das Geschehen zu dunkel und im wahrsten Sinne des Wortes zu nebulös erzählt wird. Mit diesen Sichtverhältnissen bin ich häufiger etwas orientierungslos umhergeirrt als noch im Hauptspiel. In Relation zur Länge -man kann Inheritance je nach Erforschungsdrang in deutlich unter zwei Stunden schaffen- wurde die Zahl der Schreckmomente erhöht, wobei die sehr gute Soundkulisse gelegentlich den eigentlichen "Jumpscare" vorweg nimmt und dadurch die Spannung etwas gedrückt wird. Auch bei den Rätseln hätte Bloober Team für die Erweiterung gerne zulegen können. Doch sowohl numerisch als auch hinsichtlich des Niveaus bleibt man sich treu: Es gibt nur wenige Puzzle, deren Lösungen bis auf eine Ausnahme weitgehend offensichtlich sind.

Natürlich werden auch wieder Gemälde genutzt, um die dramatische Geschichte anzutreiben.
Als erzählerische Ergänzung hingegen kann das Add-On auf ganzer Linie punkten. Man schafft nicht nur immer wieder durch die Räumlichkeiten Bezüge zu den Erlebnissen des Hauptspiels. In manchen Momenten vertieft man bestimmte Situationen, während manche Erinnerungen vollkommen neue Aspekte des Dramas beleuchten und einem so ein kompletteres Bild dessen geben, was sich seinerzeit hier abgespielt haben könnte. Vor allem die Rolle der Mutter wird deutlich erweitert, während der Vater im Spagat als Künstler in einer Schaffenskrise sowie treusorgendes Familienoberhaupt mit weiteren Facetten gezeigt wird. In einem weiteren Punkt bleibt Inheritance dem Horror-Wahnsinn ebenfalls treu: Eine imminente Gefahr, wie man sie z.B. in Outlast erlebt, wird nicht ausgestrahlt. Doch die Spannung, die Layers of Fear auch im Add-On mit einem geschickten Zusammenspiel aus Bild und Ton aufbaut, sorgt immer wieder für innere Unruhe.

Fazit

Abgesehen von der Kürze (ein Durchlauf kann in unter zwei Stunden geschafft werden) ist Inheritance eine gelungene Ergänzung des psychologischen Horrors, der künstlerischen Wahn gekonnt mit einer Familientragödie kombiniert. Man hält dabei genau an dem fest, was auch das Hauptspiel auszeichnete: spannende Schreckmomente, verstörende Umgebungen und eine interessante Geschichte, deren Ende von den eigenen Entscheidungen beeinflusst wird. Allerdings bleibt es auch bei den negativen Aspekten, die schon das "große" Abenteuer plagten, allen voran die weitgehend anspruchslosen Rätsel und die mangelnde Bedrohung, die dafür sorgt, dass das Spannungsniveau trotz kontinuierlicher innerer Unruhe deutlich unter dem eines Outlast liegt. Dafür aber darf man nicht nur den schleichenden Wahnsinn oder das Drama, das von der Familie Besitz ergreift, aus Kinderaugen betrachten, sondern erfährt auch noch weitere Hintergründe, die das erzählerische Gesamtbild abrunden.

Wertung

PC

Gelungene, aber kurz ausgefallene Erweiterung des Psycho-Horrors, die eine neue Facette des Familiendramas zeigt.

XboxOne

Gelungene, aber kurz ausgefallene Erweiterung des Psycho-Horrors, die eine neue Facette des Familiendramas zeigt.

PlayStation4

Gelungene, aber kurz ausgefallene Erweiterung des Psycho-Horrors, die eine neue Facette des Familiendramas zeigt.

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