Life is Strange: Before the Storm10.01.2018, Alice Wilczynski

Im Test: Teenie-Freundschaft Reloaded

Die letzte Folge von Episoden-Adventures ist in der Regel herrlich dramatisch und belohnt mit den heiß ersehnten Antworten, auf die man Folge für Folge gewartet hat. Wer darauf gehofft hat, endlich neue Details über das Hauptspiel Life is Strange zu erfahren, wird enttäuscht. Denn Life is Strange: Before the Storm (ab 12,76€ bei kaufen) erzählt eine eigene Geschichte. Wieso diese auch ohne großartige Bezüge zum Vorgänger packen kann, lest ihr im Test.

Zuneigung auf den ersten Blick

 

Manchmal trifft man eine Person und weiß einfach sofort, dass es passt. So erging es Chloe Price und Rachel Amber, die sich in der ersten Folge von Life is Strange: Before the Storm auf einem Rockkonzert kennenlernen und seitdem unzertrennlich sind. Neben ihren Problemen mit den Eltern verbindet sie das gleiche Ziel: Möglichst schnell Geld auftreiben, um endlich aus dem langweiligen Arcadia Bay abzuhauen.

Es sind die kleinen magischen Momente zwischen Rachel und Chloe, die das Erlebnis besonders machen.

Deck Nine Games schafft es, die Spielwelt durch die Linse der beiden Teenager zu präsentieren, wodurch viele der traurigen, romantischen oder lustigen Momente besonders intensiv wirken. Oft fühlte ich mich in meine eigene Jugend zurückversetzt, als einfach jeder, bis auf die beste Freundin, nervte. Die Stärke von Before the Storm liegt in den vielen magischen Momenten zwischen den beiden Heldinnen, die auf einem Schrottplatz Zukunftspläne schmieden, sich ihre Liebe in einer Schulaufführung eines Shakespeare-Stücks gestehen oder sich gegenseitig therapieren.

Andere Themen wie Chloes Streit mit ihrer Familie oder ihrem Drogendealer kratzen so sehr an der Oberfläche, dass sie eher ablenken als das Spiel zu bereichern. So wirkt die Geschichte rund um den arroganten Footballspieler Drew, oder die Auftritte von Chloes ehemaligem Freund, extrem überflüssig. Zwar lernt man neue Facetten von Chloes verhasstem Stiefvater David kennen, aber den Entwicklern blieb in drei Episoden einfach keine Zeit, die Beziehung zwischen den beiden mehr als nur an der Oberfläche darzustellen.

Nach einer eher enttäuschenden zweiten Episode rückte die Geschichte im Finale zum Glück erneut das Seelenleben der

Im Finale darf man endlich hinter Chloes rebellische Fassade blicken.

beiden Heldinnen in den Fokus. So durfte ich endlich hinter Chloes rebellische Fassade blicken, wenn sie beispielsweise über den Tod ihres Vaters spricht, peinliche Geheimnisse auspackt und zusammen mit Rachel den Schock einer dramatischen Enthüllung überwindet.

 

Das Schicksal von Arcadia Bay liegt nicht mehr in meinen Händen

 

Da Max diesmal fehlt, muss Before the Storm ohne die Zeitmanipulationsfunktion auskommen, die im Hauptspiel für einige interessante Wendungen sorgte und den Spieler immer wieder vor wichtige Entscheidungen stellte. Man kann das Spielgeschehen kaum noch beeinflussen und ich hatte stets das Gefühl, nur ein stiller Beobachter zu sein.

Leider nutzt auch Deck Nine Games erneut die langweiligen Suchrätsel, die in der letzten Episode zumindest toll mit der Geschichte verknüpft wurden. So hat es unheimlich viel Spaß gemacht Chloes Auto zu reparieren, indem man die richtigen Werkzeuge auswählt und Teile miteinander kombiniert, damit sie und Rachel Arcadia Bay verlassen können. Auch das Reparieren von Rachels Lieblingslampe motivierte, weil man genau wusste, dass man sie so wieder glücklicher stimmen kann. 

Die Spielmechaniken bieten leider wenig Anspruch und auch Chloes neue Fähigkeit wird kaum sinnvoll eingesetzt.

Abseits davon muss man jedoch langweilige Hol-und Bringdienste erledigen und auch Chloes „Widerrede“-Skill, mit dem sie sich in Clubs schleicht, oder Leute zur Schnecke macht, spielt nach der ersten Episode kaum noch eine Rolle.

Auch wenn die zweite Episode zu viel Leerlauf hatte, sind mir die Charaktere erneut extrem ans Herz gewachsen. Bis zur letzten Sekunde fragte ich mich, ob die beiden ihren Traum verwirklichen können, obwohl ich durch das Hauptspiel genau wusste, wie alles enden wird. Before the Storm zeigt, dass es nicht immer die großen dramatischen Ereignisse sind, die uns bewegen. Manchmal reicht es schon zu beobachten wie die Protagonisten unterm Sternenhimmel liegen, um sich zusammen mit der tollen Musik von Daughter mit ihnen an einen anderen Ort zu träumen. Anders als das Hauptspiel thematisiert Before the Storm keine ernsten Themen wie Suizid oder Entführung und konzentriert sich vor allem auf die Darstellung einer Teenie-Freundschaft.

Fazit

Life is Strange: Before the Storm geht nicht wirklich auf offene Fragen des Hauptspiels ein, sondern fokussiert sich auf die Geschichte einer Teenie-Freundschaft. Auch ohne die zahlreichen dramatischen Wendungen und Beeinflussungsmöglichkeiten des Vorgängers haben es DeckNineGames geschafft, dass ich mich stets für das Schicksal von Chloe und Rachel interessiert habe. Ich durfte ihre Eigenarten immer intensiver kennenlernen und als stiller Beobachter Teil ihrer wunderbaren Freundschaft bzw. Liebe werden. Leider gab es vor allem in Episode 2 zu viele Momente, in denen die Entwickler krampfhaft versucht haben andere Personen aus Chloes Leben einzubringen. So kratzen die Konflikte mit David oder ihrer Mutter stets nur an der Oberfläche und die wenigen Nebengeschichten wirken überflüssig. Before the Storm nutzt nicht nur immer wieder verträumt schöne Situationen, es hat mich vor allem tief in meine eigene Jugendzeit mit all ihren Problemen versetzt. Durch die fehlende Rückspulfunktion wird mechanisch leider kaum etwas geboten. Nur die letzte Episode enthält nette Rätsel, die gut mit der Geschichte verknüpft sind. Auch wenn Before the Storm nicht an das imposante Life is Strange herankommt, erzählt es im Kleinen eine rührende Geschichte von zwei Teenagern, die endlich glücklich werden wollen.

 

Pro

Interessante Heldinnen mit guter Chemie
Viele gefühlvolle Momente ohne Kitsch
Die Geschickte weckt Erinnerungen an die eigene Jugend
Grandioser Soundtrack

Kontra

Geschichte verliert teilweise zu sehr den Fokus
Charaktere abseits von Chloe und Rachel werden nur oberflächlich dargestellt
Zu viele überflüssige Nebengeschichten
Rätsel sind zu leicht und Chloes neue Fähigkeit wird zu selten genutzt

Wertung

XboxOne

Auch wenn Before the Storm nicht an das imposante Life is Strange herankommt, erzählt es im Kleinen eine rührende Geschichte von zwei Teenagern, die endlich glücklich werden wollen.

PC

Auch wenn Before the Storm nicht an das imposante Life is Strange herankommt, erzählt es im Kleinen eine rührende Geschichte von zwei Teenagern, die endlich glücklich werden wollen.

PlayStation4

Auch wenn Before the Storm nicht an das imposante Life is Strange herankommt, erzählt es im Kleinen eine rührende Geschichte von zwei Teenagern, die endlich glücklich werden wollen.

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