Wolfenstein 2: The New Colossus02.11.2017, Marcel Kleffmann
Wolfenstein 2: The New Colossus

Im Test: Terror-Billy kämpft gegen das Regime

BJ Blazkowicz ist zurück - und wie! In seinem zweiten Abenteuer ballert und meuchelt sich der Albtraum des Regimes (deutsche Version) durch die besetzten Vereinigten Staaten. Neben furiosen Feuergefechten punktet Wolfenstein 2: The New Colossus (ab 4,30€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) mit charismatischen Charakteren und einer imposant inszenierten Geschichte voller Überraschungen und Emotionen. Machine Games und Bethesda gelingt ein toller Ego-Shooter, der nur auf den Einzelspieler-Modus mit Story setzt und weder mit Mikrotransaktionen, Beutekisten oder einem überflüssigen Multiplayer vollgestopft ist. Doch wo ist der Haken?

Wie The New Order, nur besser

Wolfenstein 2: The New Colossus ist wie der Vorgänger eine ziemlich eigenwillige Mischung aus ausgedehnten, cinematischen Zwischensequenzen mit B-Movie-Tendenz sowie temporeichen Shooter-Passagen, die diesmal durch frei begehbare Erkundungselemente mit Storybezug leicht aufgebrochen werden. Insgesamt gibt es ungefähr drei Stunden Videosequenzen bzw. Ingame-Zwischensequenzen zu betrachten, die sich zudem unterscheiden, ob man sich in Wolfenstein: The New Order oder zu Beginn dieses Spiels (falls kein Speicherstand mehr vorhanden ist) für Wyatt oder Fergus entschieden hat. Groß ändern tut sich die Hauptstory je nach Zeitlinie nicht, jedoch bringen beide Charaktere ihre eigene kleine Geschichte mit.

Ein Regime-Soldat mit doppeltem Laserkraftwerk versucht BJ aufs Korn zu nehmen.

Emotionaler Befreiungskampf

Grundlegend knüpft The New Colossus an die Ereignisse aus The New Order an. Die Aufständischen haben den Nazis bzw. dem Regime (deutsche Version) das mächtige und gigantische U-Boot "Hammerfaust" geklaut und sind auf der Flucht. BJ Blazkowicz, Hauptdarsteller und harter Hund mit Auszeichnung, erholt sich gerade von seinen schweren Verletzungen, als die Ausmerzer, das fliegende Flaggschiff von Frau Engel, dem Fluchtversuch einen Strich durch die Rechnung macht und das Unterwassergefährt entert. Also schleppt sich Blazko in den nächstbesten Rollstuhl und beseitigt erstmal die Regime-Soldaten in sitzender Position - natürlich mit unterschiedlichen Waffen in den Händen, wenn man möchte. Die doppelte Feuerkraft (Akimbo) hat ihren Preis: das Zielfernrohr lässt sich nicht mehr zum Zoomen verwenden.

Die Waffen von Gegnern, die auf Akimbo setzen, können gezielt beschossen und somit ausgeschaltet werden.
Auf seinem Weg zur Ausmerzer trifft BJ auf Set Roth (Wissenschaftler), Anya Oliwa (BJs schwangere Frau) sowie andere Nebenfiguren wie Max Hass oder Caroline Becker, die als Charaktere gut ausgearbeitet und mit eigenem Hintergrund ausstaffiert sind. Danach geht einiges schief: Frau Engel nimmt Geiseln, lockt BJ an und schaltet eine der wichtigen Nebenfiguren in einer ebenso sensationell inszenierten wie brutalen Cutscene aus. Doch BJ kann sich mit unerwarteter Hilfe befreien, flieht von der Ausmerzer und versucht im weiteren Verlauf mit der Unterstützung von anderen Widerständlern und psychologisch auffälligen Personen die Vereinigten Staaten von Amerika von der Herrschaft des Regimes zu befreien ...

Weiter soll nicht auf die Handlung eingegangen werden, denn Story, Wendungen und Entwicklungen sind für einen Shooter hochgradig gelungen, überraschend und stellenweise herrlich bekloppt. Dabei gelingt den Entwicklern oftmals die überaus schwere Gratwanderung, sowohl ernste, schwermütige, emotionale und knallharte als auch lustige, alberne bis comichaft derbe oder schwarzhumorige Themen zu bedienen. Nicht immer gelingt dieser Spagat, aber größtenteils schon und das ist bemerkenswert.

Schwermut, Hochmut und Unmut

Besonders tiefgängig ist die Geschichte von BJ, die in mehreren teils spielbaren Rückblenden in seine Jugend führt, während er in der "Spielgegenwart" mit seiner Kampfmüdigkeit, der eigenen Gebrechlichkeit und dem Verlust einer wichtigen Person hadert - ziemlich ungewöhnlich für solch einen unkaputtbaren Ego-Shooter-Helden, aber dennoch gelungen.

In den Rückblenden geht es um knifflige Themen wie Rassismus und Unterdrückung. Auf dem U-Boot und in den ersten Missionen stehen dann sein emotionaler Zustand und die problematische Beziehung mit Anya im Vordergrund, was stellenweise mit der Brechstange präsentiert wird, wenn sich zwischendurch andere Personen über die transzendentale Erhabenheit einer Toilette freuen oder beim Sex im Mini-U-Boot erwischt werden. Nur den Showdown mit seinem Vater hätte man besser lösen können, aber was danach kommt, toppt noch einmal alles ...

Wie bricht man schwermütige Stimmung? Genau, mit Toilettenwitzen!
Im Zuge der Reise schließen sich viele neue Charaktere der Crew an. Viele erweisen sich als würdige Verstärkung, gerade Grace bekommt mit BJ, Fergus und Sigrun einige starke Szenen verpasst. Andere Neulinge wie den Verschwörungstheoretiker empfand ich eher als nervig. Viel Charakterbildung findet zwischen den Ego-Shooter-Ausflügen auf der "Hammerfaust" statt. Dort kann man sich frei bewegen und den zahlreichen Charakteren bei ihrem Treiben zuschauen, mit ihnen sprechen oder ihren Dialogen folgen - was größtenteils optional ist. Dabei muss man sich zunächst im U-Boot orientieren, denn das Gefährt ist übertrieben groß und bis man die Wege zwischen Kantine, Einsatzleitung, Hangar, Labor, Kabinen und Co verinnerlicht hat, geht trotz Ingame-Karte und praktischen Wegweisern etwas zu viel Zeit flöten.

Frau Engel und ihre Stimme

Hervorgehoben werden muss Frau Engel als kaltblütige, sadistische, hochidealistische und vollkommen kompromisslos überzogene Gegenspielerin, die in ihren Zwischensequenzen eine starke Präsenz besitzt und das Feindbild erstklassig verkörpert. Wenn jetzt nur die deutsche Sprachausgabe synchron mit den Lippenbewegungen des Charakters wäre. Die Sprecherin von Frau Engel gibt sich wirklich Mühe und schlägt manchmal über die Stränge, aber leider passt es oft nicht mit der Lippensynchronität, was natürlich an der Atmosphäre nagt, da Inszenierung, Kameraführung und Schnitt wirklich auf absolut hohem Niveau sind.

Eine der zahlreichen Rückblenden in die Vergangenheit von BJ.
Der erste Auftritt von Engel oder das Treffen bei Horton Boone wurden phantastisch eingefangen. Animationen, Mimik und Gestik sind hochgradig gelungen. Die fehlende Lippensynchronität fällt auch bei anderen Charakteren auf, zumal man bei der deutschen Version nicht auf die englische Sprachausgabe wechseln kann. Sehr schade!

Während die Charaktere in vielen Shootern höchstens dazu dienen, den Hauptcharakter von Mission A zu Mission B zu geleiten und meistens nach Spielende wieder vergessen werden, sieht es hier zum Glück anders aus, da sich die Entwickler Zeit für die Figuren nehmen - das kann gar nicht stark genug hervorgehoben werden. Insbesondere, da in den Filmszenen nicht nur Fakten abspult werden, sondern auf sehr viele Details geachtet wird, die in anderen Spielen niemanden interessieren. So dreht der Kontaktmann in Roswell zum Beispiel erst den Herd aus, bevor sie in den Keller gehen.

Wolfenstein 2 wird laut Bethesda gemäß den in Deutschland geltenden rechtlichen Beschränkungen für die Verwendung von Inhalten mit Bezug zum Nationalsozialismus und Neo-Nazi-Organisationen, die in der Vergangenheit u. a. als Verstöße gegen §86 des deutschen Strafgesetzbuches ausgelegt wurden, mit inhaltlichen Anpassungen in Hinblick auf die NS-Propaganda und -Symbolik erscheinen. In Österreich und Deutschland ist die gleiche Version erhältlich. Es ist nicht möglich, die englische Sprachausgabe in der deutschen Version zu aktivieren.

BJ als Dampfwalze

Ja, geschossen wird in Wolfenstein 2: The New Colossus auch viel, jedoch sind der Story- und Charakter-Fokus überraschend stark, was viele Spieler überraschen könnte, die nur einen "weiteren Shooter von der Stange" erwarten. Im Zuge der famos inszenierten Geschichte darf BJ reichlich Regime-Soldaten, an Terminatoren erinnernde Roboter und fette Kampfmaschinen ausschalten. Dabei kann BJ in hohem Tempo in Rambo-Manier durch die Levels fegen, auf eine eher "versteckte" Vorgehensweise setzen oder die Umgebung für seine Zwecke nutzen.

Setzt man auf die Rambomethode, darf man haufenweise Gegner und noch mehr Verstärkungstruppen über die Wupper schicken. Das Kampftempo ist hoch, die Gefechte sind blutig und Munition ist bis zum Abwinken vorhanden. Zielen und Schießen ist sehr präzise und die Steuerung geht gut vor der Hand - auch auf Konsolen. Auf höheren Schwierigkeitsgraden ist man gezwungen, die Waffen zu wechseln, um besser auf die entsprechenden Gegnertypen reagieren zu können, denn nicht immer ist der Schockhammer die beste Lösung.

Etwas mau ist hingegen das Trefferfeedback, wenn BJ getroffen wurde. Sowohl optische als auch akustische Rückmeldungen des Treffers eines Feindes sind viel zu zaghaft, was auf höheren Schwierigkeitsgraden schnell zu Trial-&-Error-Situationen führen kann, da man gar nicht mitbekommt, von wo und wie man getroffen wurde. Übermäßig schlau stellen sich die Gegner übrigens nicht an. Sie gehen zwar in Deckung und rücken aggressiv vor, sobald aber Alarm ausgelöst wurde, laufen viele Soldaten wie Moorhühner vor die Flinte.

BJ auf Samtpfoten

Schafft man es, die Offiziere lautlos auszuschalten, wird keine Verstärkung auf der Bildfläche erscheinen.

Setzt man auf die heimliche Vorgehensweise mit schallgedämpften Waffen oder brutalen Nahkampfkills schnellt zunächst die Spielzeit in die Höhe. Stealth ist aufgrund von fehlenden Hilfsmitteln wie bei Dishonored und Co. nur rudimentär realisiert (Leichen können nicht versteckt werden), funktioniert im Shooter-Kontext trotzdem gut und wird zusätzlich belohnt, wenn man es schafft, zu verhindern, dass die Offiziere Verstärkung rufen. Es gibt zwar ärgerlichen Kleinkram, wie z. B. die Alarmierung sämtlicher Einheiten in der Umgebung, wenn man entdeckt wird, obwohl der entsprechende Gegner binnen einer Sekunde starb und nicht mal einen Laut von sich gab. Dafür kann man Wachen an eine Stelle locken, indem man eine Axt dorthin wirft oder mit "leisen" Waffen schießt. Auf Konsolen ist zudem das in Deckung gehen und an der Deckung vorbei lehnen in Kombination mit dem freien Umschauen fehleranfällig. Beim Zielen und freien Umsehen klebt man so sehr an der Deckung, dass die Zielmarkierung ständig verzieht und man aus der Deckung heraus gezogen wird. Es wäre gut, wenn man das automatische Herauslehnen abschalten könnte.

Bessere Waffen und Kampfmods

Je nach Spielweise verbessert BJ automatisch seine Fähigkeiten in bestimmten Bereichen. Macht man viele Kopfschüsse, so werden diese Attacken in Zukunft effektiver etc. Gleiches gilt für Messerkills, Akimbo, Fassexplosionen und und und. Darüber hinaus lassen sich die Waffen mit Verbesserungskits individualisieren. Abgesehen von größeren Magazinen werden die Eigenschaften der Waffen stark personalisiert. Aus dem Sturmgewehr lässt sich zum Beispiel ein panzerbrechendes Scharfschützengewehr mit Einzelschuss basteln oder aus dem Schockhammer eine Art FLAK-Kanone, wie man sie aus Unreal Tournament kennt. Schwere Waffen wie Dieselkraftwerk, Laserkraftwerk oder einen BFG-Ersatz kann BJ ebenfalls einsetzen, sofern die Gegner diese gewichtigen Wummen fallenlassen.

Aus dem Sturmgewehr kann man ein panzerbrechendes Gewehr mit Scharfschützen-Zieloptik und einem 60-Schuss-Magazin machen.

Anfang der zweiten Spielhälfte werden die Kampfmods als neues Element eingeführt. Zuerst hat man die Wahl zwischen Donnerfäusten, Schlachtenläufer und Pythongurt. Mit den Donnerfäusten kann Blazkowicz bestimmte (angeknackste) Wände einrennen oder alternativ Gegner über den Haufen laufen. Mit den Schlachtenläufern, die im Prinzip so etwas wie ausfahrbare Stelzen sind, können höhergelegene Bereiche (ca. drei Meter) leicht erreicht oder Angriffen ausgewichen werden. Die Pythongurte erlauben es BJ, sich durch normalerweise viel zu enge Räume zu bewegen, wie zum Beispiel Rohre oder Lüftungsschächte. Erst durch optionale Nebenmissionen, die man findet, wenn man sich im U-Boot umschaut, lassen sich die anderen Kampfmods freischalten, die man in schon bekannten Levels findet.

Mach’s noch einmal Blazko

Mithilfe des Kommandopults auf der Hammerfaust können abgeschlossene Levels erneut besucht werden, die sich dann in leicht veränderter Form präsentieren (unterschiedliche Gegner, andere Lichtstimmung etc.). Dort kann BJ zusätzlich auf Kopfgeldjagd gehen und bestimmte Kommandanten ausschalten. Für diese Missionen benötigt man Enigma-Codes, die man bei getöteten Offizieren findet. Diese lassen sich mit der Enigma-Maschine in einem kleinen Minispiel decodieren. Diese Einsätze sind völlig optional sowie kaum abwechslungsreich, aber strecken natürlich die Spielzeit - nur der letzte Killauftrag ist etwas Besonderes.

Lässt man die optionalen Aufgaben beiseite und stürmt zügig die Levels, kann Wolfenstein 2: The New Colossus in sieben oder acht Stunden durchgespielt werden. Nimmt man sich Zeit, setzt auf unterschiedliche Vorgehensweisen, versucht höhere Schwierigkeitsgrade, lässt sich auf die Geschichte und die Charaktere ein, macht nicht nur stumpf die Storymissionen und spielt die Geschichte mit einem anderen Überlebenden (Fergus oder Wyatt) erneut, steigt die Spielzeit logischerweise enorm an. Zudem verpasst man einiges, wenn man nur der Hauptgeschichte folgt. Bei mir lag die Spielzeit auf dem vierten Schwierigkeitsgrad bei ungefähr 12 Stunden.

Zwischen den Missionen verbringt man die Zeit an Bord der Hammerfaust.

Weite Schlauchigkeit

In Sachen Level-Design und Abwechslung hätte Machine Games noch eine Schippe drauflegen können, da man sehr häufig zwischen Beton und Metall unterwegs ist. Die meisten Levels können zudem ihren Schlauch-Charakter nicht verbergen, außer das detailliert zerstörte Manhattan. Da trotzdem mehrere Wege oder Vorgehensweisen ermöglicht werden und man somit einen "erweiterten" Schlauch durchschreitet, ist dieses Manko zu verschmerzen. Allerdings können auch die Erkundungsareale ihre Schlauchigkeit nicht verbergen, wobei es in einem Atomschutzbunker, einem U-Boot, einer Forschungsanlage oder einem Flugschiff nun mal eng ist. Es fehlt aber an einem wirklich besonderen Schauplatz, wie es z.B. der Mond bei The New Order war. Lediglich der Panzerhundritt, der Raketenzug oder das fliegende Haus in The New Colossus sind ähnlich nachhaltig beeindruckend wie die Areale in der Radioaktivität bzw. Hitze. Wenig spektakulär sind die - zum Glück seltenen - Arenagefechte auf einer Hochhausspitze oder in einem Gerichtssaal, die mit unnötigen Spitzen beim Schwierigkeitsgrad garniert sind. Fans von Bosskämpfen werden bei Wolfenstein übrigens nicht auf ihre Kosten kommen.

Grafische Wucht

Optisch ist Wolfenstein 2: The New Colossus erste Sahne. Die grundlegende idTech 6 Engine punktet mit extrem starken Lichteffekten, die in Kombination mit dem volumetrischen Nebel sogar dafür sorgen können, dass man die Gegner vor lauter Nebel gar nicht mehr sieht.

Ausführliche und lange Zwischensequenzen lockern die Action immer wieder auf.
Hinzu kommen beeindruckend aussehende Metalloberflächen und Rüstungen, sehr schicke Partikeleffekte beim Laserkraftwerk, tolle Tiefenschärfeeffekte, viele Details in Innenräumen und sogar die Bewegungsunschärfe stört kaum (dass ich das mal schreiben werde, hätte ich nie gedacht). Nur die Weitsicht über das eigentliche Level hinaus (Skybox und Co.) könnte etwas schicker ausfallen. Obgleich das Spiel auf dem PC mit NVIDIA-Grafikkarten aufgrund der Vulkan-API (nicht DirectX) leichte Macken hat, ließen Performance und Bildqualität auf einem Rechner mit GeForce GTX 1080 mit maximalen Grafikdetails praktisch keine Wünsche offen. Auf Konsolen läuft der Shooter fast durchgehend butterweich - zwischen 50 und 60 Bilder pro Sekunde (PS4: 1080p; PS4 Pro: 1440p; Xbox One: 810p).

Gut, aber mit Potenzial nach oben, gibt sich die Soundkulisse: Die musikalische Untermalung geht mit vielen dumpfen, metallenen Klängen beinahe mit den Umgebungsgeräuschen eine Symbiose ein und gibt sich sonst eher ungewöhnlich. Die Soundeffekte, gerade bei den Waffen, könnten etwas mehr Wumms vertragen und lassen sich räumlich nicht so verorten wie bei anderen Shootern.

Fazit

Wolfenstein 2: The New Colossus ist einer der besten Ego-Shooter für Einzelspieler seit langem. Die Action nach Old-School-Bauart ist deshalb so gelungen, weil sich Machine Games und Bethesda auf die Stärken des Vorgängers besonnen und eine Schippe draufgelegt haben, während Schwächen ausgemerzt wurden. Wolfenstein 2 erzählt eine starke, überraschende und stimmungsvolle Geschichte mit B-Movie-Flair, die von ihren charismatischen sowie zumeist gut entwickelten Charakteren lebt und mithilfe von hochkarätig inszenierten Zwischensequenzen in hoher Qualität dargeboten wird. Oftmals gelingt sogar die Gratwanderung aus emotionaler Erzählung, Ernst, überzeichnetem Comic, derber Gewaltdarstellung und (absurdem) Humor - so etwas habe ich in noch keinem Shooter in dieser Qualität und dieser Detailverliebheit gesehen. Abseits der ungefähr drei Stunden Zwischensequenzen darf sich BJ Blazkowicz durch ziemlich bombastisch aussehende Schauplätze ballern - entweder in hohem Tempo mit Akimbo oder in Stealth-lite-Manier. Mehrere Wege/Vorgehensweisen führen zum Ziel - klasse. Die Feuergefechte überzeugen durch hohes Tempo, präzise Steuerung, enorme (anpassbare) Waffenwucht, kompromisslose Gewaltdarstellung und gut gestaltete Levels, die ihren Schlauch-Charakter allerdings nicht immer verbergen können. Lediglich das Trefferfeedback, wenn Blazkowicz getroffen wird, fällt zu mager aus, während die Schwierigkeitsgrade besser ausbalanciert sein könnten. Schade ist zudem, dass man die Sprache in der deutschen Version nicht wechseln kann, denn die eigentlich gute deutsche Lokalisierung ist oft nicht lippensynchron. Abgesehen davon, dass die Spielzeit mit ca. acht bis zehn Stunden etwas mau ausfällt, wenn man sich nur auf die Hauptstory beschränkt, bin ich hochgradig angetan von Wolfenstein 2 und freue mich auf den Abschluss der Trilogie.

Pro

toller Shooter nach Old-School-Bauart
hohes Tempo, präzise Steuerung und tolles Shooter-Gefühl
keine automatische Gesundheitsregeneration
außergewöhnlich gutes Szenario
viele lange und famos inszenierte Zwischensequenzen
Gratwanderung in Sachen Story gelingt (Ernst, Emotionen, Humor)
allerlei B-Movie-Überraschungen
toll ausgearbeitete Charaktere
beide Zeitlinien werden aufgegriffen (Fergus und Wyatt)
um Abwechslung bemühte Schauplätze
mehrere Vorgehensweisen sind möglich
sinnvoll anpassbare und modifizierbare Waffen
Waffenmods und automatische Charakterverbesserung
viele Sammelobjekte, die sich nicht aufdrängen
optionale Nebenaufträge
Detailverliebtheit (in der Spielwelt und den Cutscenes)
performante id Tech 6 Engine mit starken Licht- und Nebeleffekten
zumeist gute deutsche Sprecher
Speichern: Checkpoints und Quicksave

Kontra

mageres Trefferfeedback, wenn BJ getroffen wurde
Hauptgeschichte könnte länger sein
Balance-Macken bei den Schwierigkeitsgraden
deutsche Sprachausgabe ist manchmal nicht lippensynchron
Arenagefechte (zum Glück sehr wenige); kaum Bosskämpfe
typische Shooter-KI-Macken; wenig Gegnervielfalt
Nebenmissionen ähneln sich oft

Wertung

PC

Wolfenstein 2: The New Colossus ist einer der besten Ego-Shooter nach Old-School-Bauart für Einzelspieler seit langem - mit überraschend starker Geschichte. Die PC-Version setzt optisch Maßstäbe, kämpft aber manchmal mit der Vulkan-API.

XboxOne

Wolfenstein 2: The New Colossus ist einer der besten Ego-Shooter nach Old-School-Bauart für Einzelspieler seit langem - mit überraschend starker Geschichte. Steuerung und Performance auf Xbox One sind gelungen.

PlayStation4

Wolfenstein 2: The New Colossus ist einer der besten Ego-Shooter nach Old-School-Bauart für Einzelspieler seit langem - mit überraschend starker Geschichte. Steuerung und Performance auf PS4 sind gelungen.

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