Demon Gaze 215.12.2017, Jens Bischoff

Im Test: Rückkehr der Anime-Dämonen

Das erste Demon Gaze erschien noch ausschließlich für PlayStation Vita. Mit dem Nachfolger haben Experience und NIS America auch PlayStation-4-Besitzer mit ins Dungeon-Crawler-Boot geholt. Für wen sich der Trip lohnt, verrät der Test.

Makaberer Auftakt

Kenntnisse über den Vorgänger sind zwar nicht vonnöten, wer aber bereits Demon Gaze gespielt hat, wird auf ein paar vertraute, wenn auch veränderte Gesichter stoßen - immerhin sind seit den Ereignissen des Vorgängers ein paar Jahre vergangen.

Mit Radiosendungen wird versucht, Macht und Einflussbereich der Rebellen auszudehnen.
Ansonsten entführt einen Demon Gaze 2 (ab 25,92€ bei kaufen) jedoch in einen neuen, südlich von Alda gelegenen Stadtstaat namens Asteria City, wo man in die Rolle eines selbst erstellten Protagonisten schlüpft, der die Gabe besitzt, Dämonen zu bändigen und zu befehligen.

Als man nach der Wahl seines Namens, Aussehens, Stimme und Gesinnung zu sich kommt, hat man allerdings keine Ahnung, wer und wo man ist. Angeblich hat man sich auf eine Stellenausschreibung im Schloss von Asteria City gemeldet, die sich in Wahrheit aber als rituelle Opferung entpuppt, der man dank des Einschreitens einer Gruppe von Rebellen gerade noch so entkommen kann. Verantwortlich für diese grausamen Machenschaften scheint der vom Großteil der Bevölkerung abgöttisch verehrte Stadtgründer und Regent Sirius Magnastar, dem man fortan zusammen mit seinen Rettern das Handwerk legen will.

Als Hauptquartier dient den Rebellen eine Kneipe mit geheimer Radiostation im Keller, über die sie die Bevölkerung wachzurütteln versuchen. Doch das allein genügt nicht, da von Magnastar stationierte Dämonen die Empfänglichkeit der Einwohner abzuschotten scheinen.

Die über- und unterirdischen Dungeons werden ganz klassisch Schritt für Schritt aus der Ego-Perspektive nach Beute, Gegnern und anderen Besonderheiten abgegrast.
Und so macht man sich auf in die abgesperrten Bezirke der Stadt, um die dort befindlichen Dämonen zu bekämpfen und mithilfe der eigenen Begabung für die Sache der Rebellen einzuspannen.

Auf der Pirsch

Die Erkundung der Sperrbezirke erfolgt in klassischer Schrittmanier aus der Ego-Perspektive, während nebenher automatisch eine Karte mitgezeichnet wird. Darauf werden allerdings nicht alle relevanten Besonderheiten vermerkt, was, da auch eine manuelle Notizfunktion fehlt, hin und wieder zu nervigen Suchmärschen führen kann. Schön ist hingegen, dass man seine Truppe auch automatisch an beliebige Zielorte laufen lassen kann. Die meiste Zeit geht es aber lediglich darum, Dämonenkreise ausfindig zu machen und die damit verbundenen Kämpfe zu gewinnen, um so am Ende den regionalen Platzhirschen heraufzubeschwören und zu besiegen.

Gekämpft wird in antiquiert inszenierter, aber zum Glück beschleunigbarer Rundenmanier gegen sowohl symbolisch sichtbare als auch zufällig erscheinende Gegner.

Die sowohl bewusst als auch zufällig initiierten Kämpfe werden in Rundenmanier bestritten.
Neben konventionellen Waffenangriffen und Abwehrstellungen können auch individuelle Fertigkeiten eingesetzt, mitgeführte Objekte verwendet sowie Fluchtversuche unternommen werden. Man selbst ist zudem in der Lage, seine bis zu vier dämonischen Begleiter vorübergehend in stärkere Ausgaben ihrer selbst zu verwandeln oder später auch mit ihnen zu noch mächtigeren Exemplaren zu fusionieren.

Für Verwandlungen und Fusionen muss aber erst spezielle Energie gesammelt werden, die anschließend Schritt für Schritt verbraucht oder mit einem Mal entladen wird. Auch bestimmte, mitunter lebensrettende Aktionen, die nur in Dämonenform möglich sind, benötigen diese Energie, weshalb man ihren Einsatz mitunter gut überlegen bzw. planen sollte. Auch wen man wann mitnimmt, spielt eine wichtige Rolle, da viele Gegner bestimmte Schwachstellen und Immunitäten besitzen.

Frivole Ablenkungsmanöver

Zudem kann es Orte geben, die z. B. keinen Einsatz von Magie erlauben. Ansonsten wird man aber auch mit Fallen, Schalter- und Objekträtseln, Geheimwänden oder kleinen Nebenaufgaben auf Trab gehalten. Die sowohl ober- als auch unterirdischen Dungeons wirken aufgrund der altbackenen Technik und starren Grafik allerdings ziemlich steril und trostlos. Auch die Gegner sind meist nur spärlich animiert, die Kampfeffekte maximal durchschnittlich, wovon auch das Zeigen viel nackter Haut nicht ablenken kann.

Man kann seine vorwiegend weiblichen Dämonenbegleiter sogar daten und bei sogenannten Wartungen befummeln, um deren Zuneigung zu festigen, was durchaus sinnvoll ist,

Zur Hege und Pflege der stetig anwachsenden Charakterriege gehören auch fragwürdige Fummeleinlagen, die man sich ruhig hätte sparen können.
da man dadurch nicht nur mehr über sie erfährt, sondern auch Fertigkeiten lernen und Statuswerte verbessern kann. Warum man dafür aber unbedingt ihre erogenen Zonen herausfinden muss, ist doch mehr als fraglich - vor allem bei eher kindlich wirkenden Charakteren.

Davon abgesehen ist die Hege und Pflege der stetig wachsenden Gefolgschaft aber gut gelungen. Bei Stufenanstiegen darf man selbst entscheiden, welcher Charakterwert zulegen soll, und bei neuen Mitstreitern oder bestimmten Entwicklungsstufen darf man sogar wählen, welche besonderen Fertigkeiten erlernt werden sollen. Durch das individuelle Anlegen von Artefakten kann man sogar selbst rollen-untypische Fertigkeiten nutzen. Hinzu kommt, dass man bis zu acht Begleitern ein eigenes Zimmer zuweisen und mit Mobiliar versehen kann, das bestimmte Eigenschaften verstärkt.

Geduldsprobe

Durch das Anwachsen der Rebellengruppe wird man auch immer flexibler und experimentierfreudiger, was die Party-Zusammensetzung betrifft. Nur dass viele Neuzugänge auf Stufe eins anfangen und zu Hause gebliebene Mitstreiter keinerlei Erfahrung sammeln und so teils immer weiter zurückfallen, wenn man sich nicht explizit um sie kümmert, wirkt etwas unglücklich.

Bis zu acht Dämonen können in individuell möblierbaren Zimmern untergebracht werden.
Immerhin kann man den Schwierigkeitsgrad auch nachträglich noch in fünf Stufen regulieren und so jederzeit eine maßgeschneiderte Herausforderung schaffen. Halbwegs erfahrene Spieler sollten ihn sogar am besten gleich zu Beginn mindestens eine Stufe heraufsetzen.

Geduld braucht man aber auch beim Finden passender Ausrüstung. Das Sortiment des hauseigenen Shops ist trotz gelegentlicher Angebote und Lotterie meist überschaubar, gerade anfangs auch oft viel zu teuer und je nach gewähltem Waffen-Set, von denen jeder Charakter zwei festlegen kann, nur über Umwege vergleichbar. Als Beute gibt’s neue Ausrüstung aber lediglich beim Besiegen von Dämonenkreisgegnern und auch das nur, wenn man dafür spezielle Edelsteine opfert. Die sind zwar in der Regel vergleichsweise günstig, das Resultat aber trotz beeinflussbarer Kategorien nicht immer zufriedenstellend.

Zwar lassen sich Waffen und Rüstungen im Rebellenhauptquartier auch aufwerten, aber dafür müssen erst viele andere Exemplare zu Äther zermahlen und dann in stufenweise Upgrades gegossen werden, was meist sehr kostspielig und zeitaufwändig ist - vor allem, wenn man nicht nur seine aktuellen Mitstreiter gut gewappnet sehen möchte. Besonders komfortabel ist das Anpassen der Ausrüsten nicht-aktiver Gefährten allerdings nicht. Wenig zeitgemäß ist auch, dass Formationen während Kämpfen nicht gewechselt und Spielstände nur an bestimmten Stellen gesichert werden können. Bei installierten Zusatzinhalten können sogar regelmäßig Probleme beim Laden von Spielständen auftreten.

Luft nach oben

Hinzu kommt, dass manche Schriften, gerade in der Handheld-Fassung, sehr klein sind - auch wenn es sich dabei meist nur um Steuerungshinweise handelt.

Zwar kann man bei Dialogen immer wieder bestimmte Auswahlen treffen, doch der eigene Protagonist bleibt das ganze Spiel über stumm.
Ansonsten gibt es aber keine nennenswerten Plattform-Unterschiede, außer der eher stiefmütterlich eingesetzten Touch-Funktionalität auf der Vita, die zwar für anzügliche Wartungsspielchen, nicht aber zur Menünavigation zum Einsatz kommt. Schade auch, dass keine Cross-Buy- oder wenigstens Cross-Save-Funktion zwischen PlayStation 4 und PlayStation Vita an Bord ist.

Eine deutsche Lokalisierung sucht man ebenfalls vergeblich. Zumindest kann man aber frei zwischen englischer Synchronisation und japanischem Originalton wählen. Durchgehende Sprachausgabe wird allerdings nicht geboten und der Protagonist bleibt sogar gänzlich stumm. Dafür kann man bei Gesprächen immer wieder zwischen mehreren Antwortmöglichkeiten wählen, während die Story Dutzende Stunden lang mit skurrilen Charakteren, viel Humor und gelungenen Überraschungen aufwartet.

Fazit

Demon Gaze 2 bietet wie sein Vorgänger unterhaltsame, aber unspektakuläre Dungeon-Crawler-Kost mit Anime-Flair. Vorkenntnisse sind trotz ein paar wiederkehrender Figuren allerdings nicht vonnöten, um zusammen mit einer Rebellengruppe die Einwohner eines abgelegenen Stadtstaates aus den Fesseln ihres skrupellosen Führers zu befreien. Dazu setzt man abermals auf die Hilfe von Dämonen, die man dank einer seltenen Gabe zu bändigen und befehligen weiß. Das Setting ist interessant, die Charakter- und Beziehungspflege trotz fragwürdiger Fummeleinlagen motivierend, das Gruppen-Management angenehm flexibel. Man lernt seine dämonischen Begleiter näher kennen, zieht gemeinsam in den Kampf und sammelt fleißig Erfahrung, Informationen und Ausrüstung. Das zähe Beutesystem und die eingeschränkte Kartenfunktion hemmen allerdings oft den Spielfluss, während die Technik unglaublich altbacken wirkt. Auch eine deutsche Lokalisierung hat man sich komplett gespart. Wen das nicht stört, wird aber insgesamt solide und routiniert unterhalten.

Pro

interessantes Setting
gelungenes Anime-Flair
flexibles Gruppen-Management
motivierende Charakter- & Beziehungspflege
beschleunigbare Rundenkämpfe

Kontra

altbackene Technik
zähes Beutesystem
Karte ohne Notizfunktion
fragwürdige Fummelspielchen
nicht lokalisiert

Wertung

PlayStation4

Unterhaltsamer, aber unspektakulärer Dungeon-Crawler für Anime-Fans.

PS_Vita

Unterhaltsamer, aber unspektakulärer Dungeon-Crawler für Anime-Fans.

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