Test: Lost - Das Spiel (Action-Adventure)

von Jörg Luibl





FAZIT



Lost spielt sich auf den ersten Blick wie ein 3D-Adventure der Marke Fahrenheit, wie ein Point&Click im technisch modernen Gewand. Man rennt vom schwarzen Rauch gehetzt um sein Leben, löst mysteriöse Rätsel und kommt über gespielte Rückblicke seiner Vergangenheit auf die Spur. Und die Inselkulisse erinnert in ihren besten Momenten sogar an die idyllischen Momente eines Uncharted. Auf den zweiten Blick offenbart das Abenteuer aber viele Schwächen. Kann es die Faszination der Serie so einfangen, dass TV-Muffel neugierig werden? Nein. Das Spiel verlangt viel Vorwissen und ist so oberflächlich erzählt, dass man als Neuling immer wieder in Löcher stürzt. Serienkenner können viele Fragen beantworten und diese Lücken schließen. Aber selbst die werden sich fühlen wie in einem Zeitraffer - plötzlich sind die Anderen da, die Luke ist gesprengt, man ist im Hauptquartier, das Spiel ist vorbei. Auch wenn Ansätze da sind, auch wenn das Flair dank der originalen Sprecher und Musiken gut eingefangen wird: Die dramaturgische Kraft der Serie wird höchstens angedeutet. Können Erkundung und Rätsel begeistern? Jein. Erstere funktioniert zwar gut in den Fluchtszenen sowie in der Finsternis der Höhle, sie wird aber aufgrund der Sinnlosigkeit des Fotografierens und der strengen Levelgrenzen entwertet. Letztere wiederholen sich zu oft und bieten auf Dauer zu wenig Anspruch. Hinzu kommt der große Nervfaktor der millimetergenauen Schnappschüsse in den Rückblicken - die sind erzählerisch eine klasse Idee, aber spieltechnisch eine Katastrophe. Unterm Strich ist das kein billiger Lizenztrash, aber ein voll lizenzierter Kommerzhappen. Was die Entwickler servieren ist eine Art nostalgisches Heimatgefühl, ein verdammt kurzes, aber durchaus befriedigendes Coming home für alle, die die Serie lieben. Man zieht es sich rein, will satt werden, aber nach dem Abspann knurrt der Magen.

Ich sehe die spielerischen Mängel. Ich habe mittendrin fast ins Gamepad gebissen. Ich hätte Lost nicht höher bewertet als Jörg. Und trotzdem komme ich als Serien-Junkie nicht um dieses Spiel herum. Es zitiert die bekannte Kameraführung, die vertraute Erzählweise, die packende akustische Kulisse so originalgetreu, dass ich mich von der ersten Minute an wie an einem spannenden Fernsehabend gefühlt habe. Aber wenn das Spiel schon fast vollständig auf eine Einführung von Charakteren und Hintergründen verzichtet und sich somit ausschließlich an Fans richtet: Wieso geht Ubisoft dann nicht einen Schritt weiter und bindet es als vollwertige Episode in das Mystery-Abenteuer ein? Wieso stottere ich treudoof alle wichtigen Schauplätze der Serie ab, anstatt eine bisher ungesehene Umgebung zu erkunden? Wieso rekapituliert Elliot lediglich die Handlung zweier Staffeln, anstatt wenigstens ein kleines Geheimnis der Insel endlich zu lüften? Wieso bebildern die Entwickler im Grunde nur ein "Bisher bei Lost", anstatt ihre eigene Episode zu inszenieren? Die Anspielungen auf The Lost Experience, Elliots vorhersehbare Geschichte und der verblüffende Appetithappen kurz vorm Abspann sind zu wenig, um mich als Mystery-Schnüffler zu befriedigen. Via Domus, wie der Titel außerhalb Europas heißt, will die von J.J. Abrams Welt erweitern, ist letztendlich aber nur die stark komprimierte Zusammenfassung des bisher Gesehenen aus einem neuen Blickwinkel.
Entwickler:
Publisher: Ubisoft
Release:
28.02.2008
28.02.2008
28.02.2008
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Vergleichbare Spiele

WERTUNG



PC

„Auch auf dem PC nicht mehr als verdammt kurze Nostalgie für Fans.”

Wertung: 68%

PlayStation 3

„In Ansätzen packend, technisch gut, aber viel zu kurz, zu linaer und ohne Erkundungsreize. ”

Wertung: 68%



 

Lesertests

Kommentare

speedm schrieb am
Dahinter steckt der amerikanische Drehbuchautor J.J. Abrams, der zuvor Armageddon und Alias gemacht und kürzlich Cloverfield produziert hat. Auch wenn er den Bogen der Möglichkeiten in der letzten Staffel etwas überspannt hat und den Faden zu verlieren scheint, kann ich mich der Magie seiner Inselhäppchen kaum entziehen.
ja ich weiss das ist jetzt arg klugscheisserisch und simpsons comicbook guy-mäßig aber j.j. abrams hat nur die pilotfolge und eine weitere episode geschrieben, seitdem hat er mit der erzählerischen entwicklung der serie wenig am hut. die chefautoren sind damon lindelof und carlton cruse. ;-)
w8st8 schrieb am
Also ich bin erst dank dem Spiel auf den Geschmack der Serie gekommen (auch wenn das manche nicht wahrhaben wollen ;)).
Habe mir die Trailer angeschaut und Testberichte überflogen, und war auf diese Grafik gespannt (grad' nen neuen PC gekauft ;)). Also Spiel gekauft, installiert und losgelegt. Für mich als "Casual-Gamer", behaupte ich jetzt mal so da ich sonst nur Shooter spiele, war das Game erfrischend einfach, schön inszeniert und machte mich derbe neugierig auf die Serie.
Nachteil ist natürlich, das im Spiel so herb in der Story der Serie gesprungen wird, das man Mühe hat, da komplett zu folgen. Auch die Mimik der Inselbewohner war manchmal mehr als komisch (Michael schreit "WAAAALLLT, WAAAAAAAAAAAAAAAAAALLLT", mimisch könnte er aber auch sagen, er hätte sich gestern rasiert und danach gefrühstückt).
Jedenfalls hatte ich viel Spaß mit dem Spiel, tja, und seitdem schaue ich auch die Serie (Kollege hat mir DVDs geliehen ;)), und sie ist endgeil. :)
Warum ich das alles jetzt schreibe... kA, Mitteilungsbedürfnis. ;)
kaputzenmann schrieb am
Freu mich auch schon riesig auf die 4. staffel, als regelmäßiger Lost-Gucker kann man mit dem Spiel nichts falsch machen :)habe es mir hier geholt, wirklich geil!
pazzlcore schrieb am
Tach zusammen,
also ich hab das Spiel jetzt durch und muss sagen, dass es wirklich ziemlich kurz ist. Wie schon von Anderen erwähnt, ist die Atmosphäre gut eingefangen und man fühlt sich teilweise richtig in den Jungel hineingezogen.
Die Stimmen und der Sound allgemein waren auch ganz ordentlich.
Aber der Schluss... :evil:
Als Lost-Fan kommt man auf seine Kosten und es ist nicht so schlecht wie andere Lizenzgurken.
Alles in allem hätte ich dem Spiel so ~6-7% mehr gegeben.
Lamehater ][ Ps3 schrieb am
Mal ohne Spaß, seid ihr Xbox fanboys?
Ich lese in jedem Review etwas von 360-Pad auch am PC nutzbar.
Hättet ihr Ahnung würdet ihr das nicht immer nur für das 360 Pad schreiben,
das ist bei dem Sixaxis nähmlich genauso möglich!
Für die die es nicht wissen, man muss nur den Treiber aus dem Netz runterladen! Eine Quelle lässt sich schnell bei google.de finden!
Und es funzt bei allen von mir getesteten games ohne jegliche Einschränkung, ausgenommen der sixaxis Funktion.
schrieb am