BattleForge31.03.2009, Benjamin Schmädig
BattleForge

Im Test:

Wer gerne in Echtzeit Truppen verschiebt, hat momentan alle Controller voll zu tun: Halo Wars und Stormrise wenden sich an Konsolen-Kommandeure, während Empire den Makrokosmos des totalen Krieges zeigt und Dawn of War II auf das Gemeinschaftsgefühl der kleinen Clique setzt. Und das ist nicht einmal die Hälfte aller taktischen Kaliber - von etlichen aktuellen Erweiterungen sogar ganz zu schweigen! Wer braucht da eigentlich noch ein BattleForge (ab 15,90€ bei kaufen)?

Nichts Neues?

Als ich damit anfing, die wichtigsten Notizen "Pro" oder "Kontra" einzufügen, flogen meine Finger zunächst über die Buchstaben "liebevoll inszenierte Figuren". Aber warum? Schließlich erfinden die ehemaligen SpellForce-Macher die Echtzeitstrategie nicht gerade neu - im Gegenteil. Auf dem Schlachtfeld spielen

Zum ersten Mal spielen Sammelkarten die Hauptrolle in großer Echtzeitstrategie.
sich ausschließlich bekannte Szenen ab: Nahkämpfer  rücken vor, Fernkämpfer bleiben fern, spezielle Fähigkeiten teilen mit Schmackes aus, halten den Feind fest, heilen den Freund oder zerstören ganze Areale. Dem gewinnt Phenomic auch unter EA-Flagge nichts Neues ab.

Das große Vorbild

Trotzdem bin ich am Ball geblieben! Denn BattleForge wirkt vor allem deshalb so erfrischend und motivierend, weil hier eine ganze Reihe interessanter Charaktere im Vordergrund stehen. Die Charaktere eines typischen Sammelkarten-Blattes, wohl gemerkt. Begriffe wie Sammelkarten oder Magic: The Gathering habt ihr schon gehört, könnt aber nichts damit anfangen? Dabei dreht sich alles um in Runde ausgetragene taktische Kämpfe, bei denen die Spieler nacheinander ihre auf Karten abgebildeten Soldaten oder Zauber aktivieren. Der Trick ist, dass man schon vorher aus mehreren hundert erhältlichen Karten ein Deck zusammenstellt, dessen Karten taktisch harmonieren sollten. Neue Karten erhält man dabei in so genannten Booster-Packs.

Das Besondere daran: Man weiß nie, welche Karten im neu gekauften Pack drin sind. Erfahrene Spieler erhalten deshalb selten neue Einheiten. Sie müssen deshalb kaufen, kaufen, kaufen oder - was eher dem Geist der Sammelkarten entspricht - mit Gleichgesinnten handeln und tauschen. Und genau dieses Prinzip macht sich BattleForge zu Eigen. Nein, die Entwickler bei Phenomic erfinden keinen der beiden Aspekte neu. Sie verbinden Echtzeitkämpfe und Rundentaktik aber so geschickt, dass zumindest einer der beiden Punkte den anderen sinnvoll ergänzt.

Sammelsüchtig

Das Spiel startet dabei ähnlich wie auch die Magic-Leidenschaft beginnt: Mit einem Basis-Set aus 64 Karten. Zusätzlich spendiert EA jedem Käufer 3000 BattleForge-Punkte, die auch separat erhältliche Währung ähnlich den Microsoft-Punkten. Diese 3000 Punkte sind umgerechnet zwölf Booster-Packs wert, so dass man vom Start weg auf maximal 160 Karten zugreifen kann.  Bemerkenswert finde ich, wie originalgetreu Phenomic das "altmodische" Kartensammeln zu digitalem Leben erweckt. Wer ein neues

Die Preise für die virtuellen Karten liegen in BattleForge etwas höher als jene für z.B. Magic: The Gathering - allerdings spendiert EA jedem Käufer des Spiels neben dem Basisset aus 64 Karten auch 3000 BattleForge-Punkte. Diese sind immerhin 96 Karten wert, so dass Neulinge mit insgesamt 160 Karten das Spiel beginnen. Die Booster-Packs mit jeweils acht Karten kosten schließlich 250 BattleForge-Punkte, sechs Packs am Stück kosten 1250 BattleForge-Punkte. Die von Spielern verlangten Festpreise im Auktionshaus variieren mitunter enorm - Augen auf!

2000 separat erhältliche BattleForge-Punkte kosten für gewöhnlich knapp 19 Euro - 100 Punkte entsprechen umgerechnet also knapp einen Euro. Ein Booster-Pack kostet somit etwas weniger als 2,50 Euro. Das "Six-Pack" schlägt mit etwas unter 12,50 Euro zu Buche - man spart also die Kosten für ein Booster-Pack.Pack kauft, darf nämlich entweder sämtliche acht Karten mit einem Mal einsehen - oder aber jede einzelne Stück für Stück offenlegen. Der spannenden Atmosphäre ist das auf jeden Fall zuträglich! Immerhin sehnt man früher oder später diese eine, seit langem gesuchte Karte herbei...

Keine Angst: Die Entwickler kopieren zwar das Konzept - ihre Geschichte, ihre vier Fraktionen sowie alle dazu gehörigen Karten sind allerdings brandneu. Ähnlich wie in Magic gibt es aber auch hier vier Parteien: Natur, Feuer, Schatten und Frost. Sämtliche Karten - ob Einheiten, Gebäude und Zauber - gehören einem dieser Elemente an und ihr müsst euch entscheiden, welcher Fraktion ihr den Vorzug gebt. Die Wahl hängt von eurer Spielweise ab, denn während sich die Eiswesen gut verteidigen und die Heiler der Natur ihre Armeen unverwundbar erscheinen lassen können, füllen mächtige Angreifer die Reihen der Feuer-Armee. Die Schattenwesen sind hingegen die mit Abstand komplexesten der vier Völker, denn sie zehren von der Kraft getöteter Feinde - zerfallen aber, so lange sie keinen Seelen-Nachschub erhalten. So faszinierend dieses morbide Volk auch ist; seine Spielweise steht im krassen Widerspruch zu meinem gemächlichen Vorgehen. Abgesehen davon gibt es derzeit auffällig wenig Taktiker, die ihr Deck vorrangig mit Schatten gefüllt haben. Ob Phenomic hier zu viel verlangt oder die Einarbeitung "nur" ungewöhnlich langwierig ist, muss die Zukunft zeigen.             

Wer, wann und wo?

Natürlich: Wer will, stapelt einfach Karten unterschiedlichster Couleur in sein Deck und nutzt so eine bunte Auswahl ganz verschiedener Kräfte. Oder? Weit gefehlt! Denn jede Karte kann nur dann beschworen werden, wenn man die für diese Karte benötigten Monumente erobert hat. Jedes neu gewonnene Monument wird dabei einer der vier Fraktionen zugeordnet. Wer also einen einfachen Bogenschützen des Feuers beschwören will, benötigt lediglich ein Feuer-Monument. Stärkere Truppen verlangen aber zwei, drei oder maximal vier Monumente, von denen - je nach Karte - unterschiedliche viele auch einer anderen Fraktion gehören dürfen. Clever: Monumente sind vor allem in den Aufträgen der Kampagne so selten, dass man unbedingt nur höchstens zwei Völker in einem Deck berücksichtigen sollte. Wer 

Wer solche Zerstörungen auslösen will, muss ein mächtiges Deck erstellen und clever taktieren.
für Beschwörungen aus vier Fraktionen entsprechend verschieden farbige Monumente sichern, hätte schließlich nie ausreichend Ressourcen, um mit starken Karten in den Kampf einzugreifen. Will man in BattleForge erfolgreich sein, plant man deshalb unbedingt im Voraus!

Man sollte sich also vorher überlegen, in welcher Reihenfolge man welche Monumente benötigt, wann man in Energiebrunnen investieren sollte und zu welchem Zeitpunkt welche Einheit erfolgreich attackieren kann. Eine Basis steht euch nämlich nicht zur Verfügung; ihr nehmt lediglich euer höchstens 20 Karten großes Deck mit in den Kampf - Monumente und Energiebrunnen müssen im Austausch gegen Energie erst an den vorgegebenen Positionen errichtet werden. Praktisch: Im Hauptmenü kann jede beliebige Einheit auf einer kleinen Karte beschworen und im Kampf gegen ebenso beliebige Gegner getestet werden. Das macht das Herumprobieren komfortabel und übersichtlich - sobald man den Einstieg gefunden hat. Denn das anfängliche Sortieren der 160 Startkarten ist weder effektiv noch unterhaltsam. Ich hatte nach dem sehr kurzen Tutorial jedenfalls noch lange keinen Überblick über die mehr als zehn Dutzend Karten. Vielleicht wäre es clever gewesen, wenn Phenomic die freie Deck-Erstellung erst nach einigen einführenden Missionen freigeschaltet hätte.

Nach dem Trial&Error-Einstieg entwickelt sich das Deck (man darf beliebig viele anlegen, klonen und löschen) allerdings bald zu einer motivierenden Spielwiese: Welcher Zauber unterstützt welche Einheiten am effektivsten? Auf welche Fraktion soll ich den Schwerpunkt legen? Und wann setze ich auf Klasse, wann auf Masse? Es gibt viel zu bedenken und viel zu probieren. Und je besser sich eine Einheit in mein Deck einfügt, umso mehr wächst sie mir ans Herz. Hier zählt schließlich nicht die Geschichte, hier zählt, was die Figuren auf dem Kasten haben! Und das ist auch der Punkt, an dem Skeptiker aufatmen können. Denn egal, wie viele Booster-Packs sich ein steinreicher Neuling leisten kann: Ein erfahrener Taktiker wird dem Einsteiger stets überlegen sein. Natürlich steht Experten mit großem Karten-Pool das eine oder andere Ass im Ärmel zur Verfügung. Wer aber fleißig mit seinen Karten handelt und den Marktplatz aufmerksam verfolgt, findet alles, was er braucht.

Gibst du mir, geb ich dir!

Nicht umsonst gibt es eine Freundesliste, nicht umsonst darf jeder über ein integriertes E-Mail-Netz Karten verschicken; nicht umsonst dürfen alle Spieler im internen Auktionshaus nicht nur bieten, sondern eigene Karten zur Versteigerung einstellen. Selbst feste Kaufpreise darf man vorgeben. Das Clevere daran: Das Einstellen einer Karte kostet lediglich einen kleinen Teil des nach jedem Auftrag erhaltenen Goldes - 

Mächtige Karten erhält man entweder aus zusätzlichen Booster-Packs oder durch den Handel mit eigenen Karten.
der Käufer einer Karte bezahlt aber in BattleForge-Punkten. Aktive Auktionäre müssen im Idealfall also nie Punkte kaufen, sondern scheffeln einfach mit Auktionen genug Bares für weitere Booster-Packs oder um im Auktionshaus einzukaufen. Schade nur, dass ausgerechnet der fürs Sammelkarten-Flair so wichtige Umschlagplatz in Sachen Bedienung einer Servicewüste gleicht: Ich kann zwar nach dem Grad der Seltenheit, der Fraktion und der Anzahl der benötigten Monumente suchen - bekomme aber stets höchstens zehn unübersichtliche Seiten, auf denen alle Ergebnisse entweder Platz haben oder eben nicht. Ich darf die Ergebnisse außerdem nicht nach Gesichtspunkten wie dem Ablaufen der Auktion, dem Kaufpreis, dem Auktionspreis oder wenigstens dem Namen der Suchergebnisse sortieren. Daran müssen die Entwickler unbedingt noch feilen!

Zumal auch die Kommunikation mit anderen Spielern nur eingeschränkt funktioniert: Man darf keine weiteren Chatfenster öffnen, geschweige denn die vorhandenen selbst anordnen und an eine integrierte Voice Chat-Lösung ist schon gar nicht zu denken - in einem ausschließlich online funktionierendem Spiel wirkt das inzwischen anachronistisch. Richtig gelesen: Schon beim Starten des Spiels müsst ihr online sein. Selbst die Solo-Aufträge sind im Grunde Mehrspieler-Partien, in denen ihr eben der einzige Teilnehmer seid. Das ist prinzipiell in Ordnung: Wer BattleForge kauft, erhält eben ein Onlinespiel, in der virtuelle Sammelkarten Geld kosten. Etwas mehr Geld, übrigens, als beim Vorbild Magic: The Gathering (siehe Übersicht im grauen Kasten).   

Die vergessene Welt

Trotzdem ist es mir ein Rätsel, warum ich meinen Fortschritt nicht einmal in den Einzelspieler-Missionen speichern kann. Das funktionierte immerhin selbst vor zehn Jahren schon in Mehrspieler-Gefechten. Viel schlimmer finde ich allerdings, wie herzlos die Entwickler mit ihrer eigenen Story umgehen. Da entwickeln die Autoren nicht nur eine gänzlich neue Welt, sie füllen sie auch mit Mythen, mit Geschichte, mit Göttern, mit Helden, mit fremden Wesen, mit Tragödien, mit Kriegen - um die Erzählung im Spiel dann völlig nebensächlich abzuwatschen. Ich wollte mich auf diese Welt einlassen, denn sie ist ideenreich, idyllisch und spannend. Aber wenn nach jedem abgeschlossenen Szenario nur das umfangreiche Nachschlagewerk blinkt, damit ich mich doch bitte eigenständig auf dem Laufenden halte, verliere ich irgendwann die Lust. Ganz ähnlich ergeht es dem aufwändigen Soundtrack: So schön die Musik auch klingt, so wenig will sie zum Geschehen passen. Schön, dass sich die gespielten Titel der Zusammenstellung des Decks anpassen! Doch letztlich bildet das Orchester nur einen harmonischen, aber leblosen Klangteppich. Nichts gegen einfache Fantasykost - wenn

Leider darf man selbst in Solo-Szenarien nicht speichern.
sie ansprechend erzählt wird. Zumal sie von einigen schönen Artworks bebildert wird. Ich will aber von einem Spiel auch cineastisch unterhalten werden! Vor jedem Einsatz beschreibt ein sehr guter deutscher Sprecher zwar, worum es geht, während sich innerhalb jeder Mission - egal, ob ein, zwei oder vier Spieler daran teilnehmen - ein Plot entwickelt. Tatsächlich dient das alles aber nur dazu, das nächste Ziel bekannt zu geben.

Richtig gelesen: Die Kampagne besteht zwar zum größten Teil aus Aufträgen für Solisten und kann auch komplett alleine absolviert werden. Zusätzlich warten aber im Rahmen der Handlung auch Einsätze für zwei, vier oder sogar zwölf Taktiker. Dafür tritt man einfach einem bereits existierenden Spiel bei oder öffnet ein eigenes. Für bereits absolvierte Szenarien werden zudem nacheinander zwei weitere Schwierigkeitsgrade freigeschaltet. Übermütige seien aber gewarnt: Die Kampagne umfasst zwar nur gut 20 Missionen, diese können allerdings sehr fordernd sein. Wer einen Auftrag nicht mit dem richtigen Deck beginnt, muss eventuell neu starten - wer seine Decks nicht stetig anpasst, steckt irgendwann fest. Schließlich erhält man nicht nur Gold, es gibt auch Upgrade-Karten, mit denen vorhandene Einheiten in wenigen Stufen aufgewertet werden. Eventuell sollte man deshalb einer vorher abgestellten Kreatur eine zweite Chance einräumen...

Deck vs. Deck

Nach ausführlicher Vorbereitung steht mir also ein Deck zur Verfügung, mit dem ich in jeder Situation clever reagieren kann und ich will es endlich im Kampf erproben! Immerhin fährt BattleForge erst im Duell gegen menschliche Gegner zu voller Stärke auf. Hier wird erst deutlich, was meine lieb gewonnenen Figuren auf dem Kasten haben, wie sie miteinander harmonieren und wie gut meine Taktiken auf dem Schlachtfeld aufgehen. Umso bedauerlicher, dass ich mich zwar mit einem menschlichen Kontrahenten messen oder gemeinsam mit einem Verbündeten gegen ein zweites Team antreten darf - die Auswahl des Einsatzgebietes erfolgt allerdings zufällig und es gibt nur die eine Spielvariante.

Dafür räumte das Spiel eine Befürchtung aus dem Weg, die mich im Vorfeld noch zweifeln ließ: dass es im Mehrspieler-Kampf nur um das schnelle Beschwören neuer Einheiten ginge. Immerhin kann ich so lange neben jeder Bodeneinheit ständig weitere Einheiten materialisieren wie meine Energievorräte reichen. Immerhin laufen die ersten Multiplayer-Scharmützel auch

Diese Perspektive gibt es im Spiel übrigens nicht - ihr seid auf eine kaum zoombare isometrische Ansicht angewiesen.
genau so ab, dass man beim ersten Aufeinandertreffen in Panik gerät, wenn der Gegner Verstärkung ruft. Und die einzige Antwort scheinen ganze Schwadronen flink herbei gerufener Verstärkung zu sein. Es ist einfach ungewöhnlich, dass die Verstärkung nicht aus stationären Gebäuden strömt, sondern jederzeit in der Nähe feindlicher Stellungen auftauchen kann. Und es stimmt ja auch: Eine einzelne Einheit wird den Kampf nicht für sich entscheiden...

Clever gelöst

Doch dann steckt man irgendwann fest und erkennt die geschickt eingestreuten Grenzen. Jeder Zauber, jedes Gebäude und jeder Trupp kann nämlich nur begrenzt oft gerufen werden. Und ist das Maximum einmal erreicht, dauert es lange, bis man auch nur eine weitere Karte desselben Typs beschwören kann. Wer sich unnötig verausgabt, gerät deshalb später ins Hintertreffen - egal, wie viele Energiebrunnen oder Monumente er besitzen mag. Energie ist zu Beginn ohnehin rar. Wer übermütig beschwört, steht gegen einen schnellen Gegner also bald ohne Ressourcen da. Nicht zuletzt sind frisch gerufene Einheiten außerdem einige Sekunden lang nur zur Hälfte bei Kräften. Gerade stärkere Einheiten sollte man nicht ausgerechnet auf diesem Weg vergeuden...    

RTS decaf light

Doch so clever Phenomic das Sinnlos-Massaker verhindert, so banal gestalten sie das eigentliche Spiel, egal ob im Kampf gegen den Computer oder gegen menschliche Widersacher. Auf den Schlachtfeldern von BattleForge passiert taktisch nämlich erschreckend wenig. Nichts würde ich lieber tun, als den langen Reifungsprozesses meines Decks mit cleveren Manövern abzurunden. Ich würde meine Einheiten gerne auf überlegten Marschrouten zum Ziel lenken - darf aber keine Wegpunkte setzen. Ich würde meinen Einheiten und Geschütztürmen gerne mehrere Ziele zuweisen, um mich 

Während die vom Computer gesteuerten Gegner ín Gebäuden Einheiten produzieren, verzichtet ihr auf den Basisbau.
anschließend um andere Entscheidungen zu kümmern - darf ihnen aber nur das jeweils aktuelle Ziel vorgeben. Ich würde gerne Spezialfähigkeiten auslösen - muss dafür aber jede Einheit eines Trupps erst anwählen, um dann das entsprechende Symbol anzuklicken. Und ich würde gerne Gebäude reparieren sowie Karten beschwören - es muss aber stets eine Bodeneinheit in unmittelbarer Nähe des Ziels stehen. Grundsätzlich sehe ich dies als sinnvolle Beschränkung des taktischen Spielraums; ein wenig mehr Toleranz würde dem Spielfluss aber gut tun.

Ich wünschte auch, ich könnte das Verhalten meiner Einheiten beeinflussen. Der automatische Aktionsradius von Bogenschützen reicht z.B. so weit, dass sie doch glatt ins feindliche Feuer rennen, um einen völlig unwichtigen Gegner zu erwischen. Ich postiere verwundbare Truppen doch nicht umsonst in den hinteren Reihen... Mich ärgert außerdem, dass meine Einheiten ihre Kameraden nicht per Mausklick beschützen können und dass sich meine sonst auf engem Raum operierenden Einheiten  mitunter nicht an Gebäuden vorbei quetschen wollen. Und es kann ausgesprochen anstrengend sein, dass sich unterschiedliche Truppen einer Armee nicht im gleichen Tempo fortbewegen. Was habe ich denn davon, dass meine verwundbaren Drachen eher ankommen als ihre wichtige Vorhut?

Das ist alles umständlich, es ist zum großen Teil veraltet und es hemmt den Spielfluss. Bei einem Spiel, das die Figuren so sehr in den Vordergrund stellt, müssen ihre Besonderheiten auch stärker ans Tageslicht treten können. BattleForge artet aber entweder wegen fehlender oder zu umständlich erreichbarer Möglichkeiten viel öfter in Massengefechte aus als es eigentlich müsste. Dass es meinen Truppen weder eine Deckung bietet noch physikalische Kulissen eine Rolle spielen, kann ich ihm hingegen verzeihen. Das Kämpfen hätte aber selbst ohne diese Finessen taktischer sein können. Immerhin darf ich an wenigen festgelegten Positionen für wenig Energie Verteidigungsmauern errichten und an beliebigen Punkten meine zahlreichen Geschütztürme errichten.

Ganz schön fordernd!

Die Schlachten hätten allerdings kaum spritziger sein können, denn spätestens wenn sich monströse Riesen durch das idyllische Fantasyreich wuchten und farbefrohe Effekte unter Dutzenden Schattenkriegern, Feuerdrachen oder Eistürmen wüten, wird zumindest das Auge für die Mühe belohnt. Richtig begeistert bin ich von den - auch hier wieder sehr guten - deutschen Stimmen aller Einheiten. Überhaupt sind die meisten Soldaten spätestens auf dem Schlachtfeld so liebevoll zum Leben erweckt wie sie auf den greifbaren Sammelkarten der 

Giganten wie der Koloss im Hintergrund benötigen bestimmen vor allem die späten Phasen einer Partie.
BattleForge-Vorbilder aussehen. Meine kleine Eiskämpferin kann sich z.B. ihr furchtbar sympathisches Kichern nicht verkneifen, wenn unsere Leute einen Feind besiegen. Auf der Schulter eines Feuergiganten sitzt hingegen ein kleiner Soldat, der eine riesige Bleikugel aus der Kanone auf der anderen Schulter des Giganten abfeuert. Dass er anschließend zu seinem Meister zurück sprintet, weil es ihn dabei von der Schulter gefegt hat - köstlich!

Liegt es solchen Details, dass das Spiel selbst auf halbwegs modernen Rechnern nur mit niedrigen Details richtig flüssig läuft? Und zugegeben: Mein privater Computer gehört zwar zur älteren Garde - er stemmt aber Dawn of War II und World in Conflict ohne Murren. BattleForge stottert hingegen so sehr, dass es nicht spielbar ist. Diese benötigte Leistung sieht man selbst der schönen Fantasywelt leider nicht an. Und liegt vielleicht an den hohen Anforderungen, dass das Spiel einige Tastatureingaben einfach ignoriert? So werden frisch beschworene Einheiten z.B. nicht immer der gewählten Gruppe zugeordnet, obwohl ich die dafür nötige Taste gedrückt halte. Tatsächlich braucht das Spiel mitunter sehr lange, bis es einen Tastendruck registriert. Hinzu kommt, dass feindliche Ziele ungewöhnlich präzise angewählt werden müssen - rutscht der Mauszeiger nur ein kleines Stück zur Seite, laufen die Bogenschützen schon mal starken Nahkämpfern direkt vor die Füße. Daraus ergeben sich im besten Fall unbequeme Verzögerungen, im schlimmsten Fall wird die Handhabung in der Hitze eines Gefechts zur nervenden Sisyphos-Arbeit.   

Fazit

Schade: So gut Phenomic und EA das Prinzip Sammelkarten einfangen und so fair die Möglichkeiten zum Kauf oder Tausch neuer Karten gelungen sind, so wenig denken sie das spannende Konzept zu Ende. Da ist auf der einen Seite ein völlig neues Fantasy-Reich, das sich vor Magic: The Gathering zumindest nicht verstecken muss. Da sind liebevoll gezeichnete Einheiten, da ist eine idyllische Welt, da ist das taktisch anspruchsvolle Zusammenstellen eigener Decks - da sind eigentlich alle Voraussetzungen für ein packendes Abenteuer. Aber schaut man hinter die guten Vorsätze, dann ist der Handel mit den Karten zu unhandlich, dann gibt es in einem ausschließlich online spielbaren Titel keinen Voice Chat und dann bleibt die Taktik im eigentlichen Spiel viel zu oberflächlich. Ich will für das erfolgreiche Austüfteln cleverer Karten-Kombinationen nicht nur mit einem Sieg belohnt werden - ich will die Früchte meiner Arbeit auch auskosten dürfen, ich will meine Einheiten wie in einem Company of Heroes ganz gezielt in den Kampf schicken! Doch bis auf das Auswählen weniger, oft schwer erreichbarer Spezialfähigkeiten, bleibt mir hier nur das Markieren und Losschicken - das ist heute einfach zu wenig. Trotzdem werde ich dranbleiben. Denn auch wenn die Echtzeitstrategie vernachlässigt wird: Die Faszination des Sammelns, Handelns und Kombinierens lässt mich so schnell nicht los!

Pro

liebevoll inszenierte Figuren
spannendes Experimentieren mit eigenen Decks+ integrierte Auktionsplattform...
praktische Finessen bei Gruppenzuweisung
sinnvolle Einschränkungen verhindern sinnlose Massenschlachten+ gut erzählte Geschichte...
integrierte Freundesliste und E-Mail-Service
stimmungsvolle orchestrale Musik
sehr gute deutsche Sprachausgabe
in Kampagne eingebundene Mehrspieler-Szenarien
3000 BattleForge-Punkte werden mitgeliefert

Kontra

kein Voice Chat, unhandlicher Text-Chat
auch in Solo-Missionen kein Speichern- ... mit umständlicher Handhabung
Steuerung reagiert träge auf Eingaben
Anwählen von Einheiten oft zu ungenau- ... die völlig nebensächlich abgehandelt wird
keine Befehlsketten, keine Pfad-Eingaben
nur eine Spielvariante für Solo
und Mehrspieler-Partien
umständliches Klicken, um Spezialfähigkeiten auszulösen
besonders zu Beginn lange Trial&Error-Phasen
Fußtruppen müssen immer in der Nähe sein
eigene Gebäude können den Weg versperren
Truppen einer Gruppe bewegen sich unterschiedlich schnell
selbstständige Aktionsradien sind zu groß
keine Kartenwahl im Mehrspieler-Gefecht

Wertung

PC

Die taktische Vielfalt der Sammelkarten in der herkömmlichen Echtzeitstrategie: Punkt eins geht wunderbar auf, Punkt zwei leider kaum.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.