Need for Speed: Shift30.10.2009, Michael Krosta
Need for Speed: Shift

Im Test:

Auf der PSP geht Electronic Arts mit Need for Speed: Shift (ab 6,88€ bei kaufen) einen anderen Weg als auf 360 & Co: Anstatt auch hier einen realistischeren Ansatz zu verfolgen, bleibt man lieber dem Arcade-Prinzip treu und lässt die Raser auf abgesperrten Stadtkursen gegeneinander antreten. Die richtige Entscheidung?

Städte-Tour

Bis auf den Namen und den deutlich kleineren Fuhrpark an lizenzierten Boliden hat Shift auf der PSP tatsächlich nicht viel gemeinsam mit den großen Versionen: Wo man auf der 360, PS3 oder dem PC neben einigen Stadtkursen vornehmlich auf echten Rennstrecken wie der Nordschleife, Suzuka oder Silverstone um den Sieg gefahren ist, geht es auf dem Handheld lediglich in London, Paris, Chicago und San Francisco zur Sache. Im Mehrspielermodus ist außerdem ein Abstecher nach Tokio möglich. Trotzdem nicht gerade eine üppige Auswahl, doch zumindest stehen mehrere Rundkurse sowie A-B-Rennen zur Verfügung, bei denen man auch markante Bauwerke wie die Tower Bridge oder den Eiffelturm passiert. Außerdem sorgen

Auf der PSP verschlägt es die Raser ausschließlich in Städte. Da der Sieg nur legal ausgefahren wird, bleiben die Cops also zu Hause.
eine umgekehrte Streckenführung sowie die Wahl zwischen trockener und nasser Witterung für Variationen. Neben Standardrennen gegen bis zu sieben KI-Gegner stehen auch Zeitfahren, Drift-Herausforderungen, Ausdauer-Veranstaltungen, Duelle gegen einen Fahrer, Checkpoint-Events sowie das Auslösen von Radarfallen auf dem Programm. Auch eine Jagd wird geboten, in der man entweder in die Rolle des Ausreißers oder Verfolgers schlüpft.

Jagd auf die Kings

Der Karrieremodus erinnert von seiner Struktur stark an Need for Speed: ProStreet : Genau wie dort schaltet man auch hier mit der Zeit neue Wettbewerbe und Schwierigkeitsgrade frei. Dabei erhält man nach erfolgreichen Läufen die Chance, gegen diverse Speed-, Drift- und Grip-Kings anzutreten. Enttäuschend fallen die Tuningmöglichkeiten aus, die auch auf der PSP in den letzten Jahren immer ein wesentlicher Bestandteil der NfS-Serie waren. Bei Shift fällt dieser Faktor quasi komplett unter den Tisch: Zwar bekommt man im Rahmen von Loyalitätsboni immer wieder Upgrades für seine Fahrzeuge, doch werden diese generell automatisch zugeteilt. Mehr individuelle Einflussmöglichkeiten hat man lediglich bei der Lackierung, denn neben vorgefertigten Mustern darf man sogar eigene JPG-Dateien importieren und für den Decal-Einsatz anpassen. Daneben steht es auch frei, eigene MP3s zu verwenden, falls einem der gute, aber nicht gerade umfangreiche Soundtrack nicht zusagen sollte. Die Leistungen werden in einem Fahrerprofil festgehalten, in dem man Punkte in den Kategorien Speed, Grip, Drift sowie Präzision und eine entsprechende Einstufung erhält. Ist man z.B. schnell unterwegs, driftet kaum und fährt präzise, darf man sich mit der Bezeichnung "Grip-Schnellfahrer" oder "Straßenherrscher" schmücken.

Wo ist der Autohändler?

Dass bei einer Arcade-Fahrphysik das Herumschrauben an den Einstellungen nicht unbedingt erforderlich ist, leuchtet im Gegensatz zu den fehlenden Tuning-Optionen ein. Aber wo zum Geier ist der Autohändler abgeblieben? Auf der PSP hat man nur am Anfang der Karriere die Auswahl zwischen mehreren Modellen verschiedener Hersteller - danach wird das Autohaus umgehend geschlossen und man bekommt nur noch in Form von Gewinnen Zuwachs in der Garage. Welcher Flitzer es sein soll, darf man allerdings nicht selbst bestimmen. Und so kämpft man sich mühsam durch die insgesamt acht Abschnitte vom Rookie bis zum Elitefahrer vor und muss sich überraschen lassen, welche Belohnungen man spendiert bekommt. Preisgelder gibt es keine - warum auch, wenn man weder Autos noch Tuningteile kaufen kann? In der World Tour steht alles im Zeichen von Punkten, mit denen in erster Linie neue Wettbewerbe freigeschaltet werden. Schade, denn unter der starken Automatisierung sowie den häufigen Streckenwiederholungen leidet schnell die Motivation, sich länger mit Shift zu beschäftigen, auch wenn zumindest die verschiedenen Rennmodi nicht nur beim Quickrace, sondern auch in der Karriere für Abwechslung sorgen. Veteranen werden sich allerdings fragen, warum man nicht auch Verfolgungsjagden gegen die Cops integriert hat, wenn man schon voll auf Arcade setzt. Zumindest in den Einzelrennen hätte ich die Hüter des Gesetzes gerne herausgefordert...

Flott unterwegs

Technisch gibt sich Shift auch auf der PSP keine Blöße: Zwar gibt es weder in der Innen- noch in den beiden Außenansichten einen virtuellen Rückspiegel, doch dafür rasen die ansehnlichen Kulissen mit ihren schicken Lichteffekten flüssig über den Bildschirm und die durchweg gelungene Darstellung vermittelt ein gutes Geschwindigkeitsgefühl. Ist man zu schnell unterwegs und kracht in die Bande, gibt es eine nette Crash-Sequenz, in der die Karosserie zerbeult wird und Einzelteile durch die Luft wirbeln - Auswirkungen auf die Fahrphysik gibt es jedoch keine und auch die Schäden werden umgehend ausgebügelt, sobald man wieder auf der Strecke ist. Leider kann man sich keine Wiederholungen von Rennen und Unfällen ansehen, weil eine entsprechende Option nicht zur Verfügung steht.

Mehrspieler-Duelle für bis zu vier Teilnehmer beschränken sich leider auf Adhoc-Verbindungen - einen Onlinemodus gibt es nicht. Völlig unverständlich ist, dass hier lediglich Einzelrennen (bzw. Serien von Einzelrennen) möglich sind oder man alternativ nur in Zeitrennen nacheinander an einer PSP antritt. Warum hat man nicht auch hier zusätzlich die Wahl zwischen Ausscheidungs-Wettbewerben, Drift-Events und all den anderen Modi, die man auch beim Einzelrennen findet? 

 

Fazit

Auf der PSP verbaut sich Need for Speed: Shift hauptsächlich aufgrund der fehlenden bzw. automatisierten Tuning-Optionen und den großen Einschränkungen beim "Autokauf" den Weg zu höheren Wertungsregionen. Technisch ist der Titel mit seiner flotten Grafikengine dagegen ansprechend und auch der an Pro Street angelehnte Karrieremodus weiß trotz der etwas zu linearen Struktur zu gefallen. Allerdings wiederholen sich die recht wenigen Strecken zu häufig und auch die KI hinterlässt mit ihren Gummiband-Zügen einen bitteren Beigeschmack. Wer trotzdem nach den anspruchsvollen Rennen in Gran Turismo wieder auf der Suche nach einem einfachen Arcade-Racer ist, kann einen Blick riskieren, denn für die eine oder andere kleine Runde zwischendurch ist Shift allemal geeignet.

Pro

flüssige Darstellung
lizenzierter Fuhrpark
abwechslungsreiche Schauplätze
präzise Steuerung
schicke Grafikeffekte (Lens Flare, Staub)
diverse Spielmodi (Drift, Ausscheidung, Radar etc.)
Adhoc-Rennen mit vier bis zu vier Fahrern
sieben KI-Fahrer auf der Strecke
verschiedene Witterungsbedingungen

Kontra

relativ wenige Strecken
kein manuelles Tuning möglich
Gummiband-KI
kein Fahrzeug-Händler
kein Onlinemodus
keine lizenzierten Rennpisten
schwache Mehrspieler-Optionen

Wertung

PSP

Reiner Arcade-Racer, der technisch überzeugt, aber inhaltlich etwas enttäuscht.

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