Race On29.10.2009, Michael Krosta
Race On

Im Test:

SimBin und Rennspiele gehören zusammen wie Michael Schumacher und die Formel 1. Nachdem die Xbox 360-Premiere mit Race Pro ernüchternd ausfiel, widmen sich die schwedischen Entwickler mit Race On (ab 8,99€ bei kaufen) jetzt wieder dem PC. Was hat die jüngste Simulation, die sowohl als Add-On zu Race 07 als auch als Komplett-Bundle erhältlich ist, zu bieten?

Die Amis kommen

Ich liebe die PC-Rennspiele von SimBin! Egal ob GTR(2), Race oder GT Legends: Alle Titel der schwedischen Racing-Spezialisten zeichnen sich durch ein hervorragendes Fahrgefühl aus, das vor allem in Kombination mit einem guten Force Feedback-Lenkrad ein Genuss ist. Der jüngste Zuwachs bildet da keine Ausnahme, denn auch bei Race On steuern sich die lizenzierten Boliden vom Mini Cooper über die WTCC-Karossen wie BMW, Seat, Chevrolet, Alfa Romeo, Lada, Honda und Peugeot bis hin zu den Caterhams sowie Formel-Flitzern traumhaft. Neu dabei ist eine etwas breitere Palette an US Muscle Cars, die u.a. Camaros, Cadillacs sowie Dodge Charger- und Challenger-Modelle umfasst. Daneben feiert auch die STCC (Swedish Touring Car Championship) ihre Premiere und bietet nicht nur ein eigenes Reglement, sondern auch schwedische Pisten sowie weitere Automarken wie etwa den Audi A4. Klar, dass das Bundle auch die WTCC-Meisterschaft der Jahre 2007 und 2008 enthält. Daneben ist auch die Zusammenstellung eigener Saison-Kalender erlaubt, bei denen man auf WTCC-Strecken

VIDEO: Bei Race On wird der Fuhrpark um US Muscle Cars erweitert.ab 2006, die STCC-Pisten sowie die amerikanischen Kurse Laguna Seca und Road America zurückgreifen kann. Zusätzlich stehen noch diverse Variationen (Rückwärts, B-Kurs) und weitere Strecken wie der Vara Raceway oder Imola zur Auswahl.

Mehr und weniger

Doch es gibt nicht nur Zuwachs, denn wo bei der letzten Race 07-Compilation namens GTR Evolution noch die Nordschleife sowie weitere GT-Boliden vom Schlag eines Audi R8 oder Aston Martin gewartet haben, verzichtet man hier auf die Bereicherungen des letzten Jahres und bittet die Käufer für eine Fahrt über die grüne Hölle lieber weiter extra zur Kasse. Zumindest hat man auch das Volvo-Spiel mit auf die zwei DVDs gepresst, wobei der Titel ohnehin kostenlos als Werbespiel angeboten wurde. Bei den vielfältigen Einstellungen an den Boliden bleibt alles beim Alten, so dass man auch hier das Fahrzeug mit viel Kleinarbeit den Streckenbedingungen anpassen kann. Wer es einfacher haben will, greift einfach auf die vorgefertigten Setups zurück oder schaut sich online um, wo man auch die eigenen Einstellungen zum Download anbieten kann. Im Gegensatz zu vielen Konsolen-Simulationen wie zuletzt Forza 3 darf man bei Race On auch verschiedene Witterungseffekte vom leichten bis zum starken Regen einstellen. Optisch macht das Schadensmodell zwar längst nicht so viel her, doch Beschädigungen wirken sich z.T. drastisch auf die Fahrphysik aus und können sogar bis zum Totalschaden führen. Klar, dass neben Trainings-, Warm-Up- und Qualifying-Sessions auch optionale Reifenabnutzung und auf Wunsch auch Benzinverbrauch zur Verfügung stehen, während ein Flaggensystem Pistensäuen Einhalt gebieten soll. Das schafft es aber nur bedingt, denn das Ignorieren von blauen Flaggen (für das Vorbeilassen eines schnelleren Hintermanns) zieht genau so wenige Konsequenzen nach sich wie etwa das (verbotene) Überholen unter gelber Flagge. Wer allerdings zu oft wissentlich abkürzt oder die Rennen mit einem Destruction Derby verwechseln, muss irgendwann mit einer Disqualifikation oder zumindest einer Verwarnung rechnen. Trotz des hohen Anspruchs werden auch Anfänger berücksichtigt,

Je nach Einstellung liefert man sich gegen die KI einige packende Duelle. Nur am Start agieren die Konkurrenten wie Schlafmützen.
die Fahrhilfen wie ABS, Antischlupfregelung und eine Stabilitätshilfe aktivieren und umgekehrt den Schaden ausschalten können - eine dynamische Ideallinie oder gar eine kleine Fahrschule findet man hier allerdings nichts.

Vom Training bis zur Meisterschaft

Bei den Spielmodi trifft man auf die üblichen Verdächtigen: Neben einem Rennwochenende mit allen Sessions gibt es auch die Möglichkeit zu separaten Trainingsläufen, Zeitfahren sowie dem Bestreiten von kompletten Meisterschaften. Während es bei GTR Evolution auch erstmals einen Arcade-Modus mit schnellen Rennen gab, verzichtet man bei Race On seltsamerweise wieder darauf. Im Mehrspielerbereich bleibt dagegen alles beim Alten und man tritt entweder im LAN oder online gegeneinander an. Wie immer hat man dabei viele Möglichkeiten, die Sessions den eigenen Vorlieben anzupassen - angefangen bei den Flaggen über den Schaden bis hin zur erzwungenen Cockpitansicht für alle Teilnehmer. Private Lobbys dürfen außerdem durch ein Passwort geschützt werden. Genau wie die Vorgänger verfügt auch Race On über einen hervorragenden Netzcode, der auch bei einem Starterfeld von mehr als 20 Fahrzeugen noch überwiegend lagfreie Positionskämpfe ermöglicht. Allerdings bestätigen Ausnahmen die Regel und so kommt es auch hier teilweise zu einigen Lags - je nachdem, wie international die Aufstellung ausfällt.

  

KI mit Startschwierigkeiten

Im Kampf gegen die CPU-Fahrer, deren Können sich von 80 bis 110 Prozent einstellen lässt, macht man folgende Erfahrung: Die Konkurrenz agiert im Rennverlauf clever, fährt bewusst Kampflinie und sorgt insgesamt für ein tollen Motorsport-Feeling. Problematisch

Auch Formel-Boliden stehen zur Auswahl. Lizenzierte F1-Renner sind allerdings nicht enthalten.
ist lediglich der Start, den die KI-Fahrer immer wieder völlig verpennen. So ist es je nach Strecke kein Problem, sich innerhalb weniger Sekunden von den hintersten Rängen in die Top 10 zu schieben, da es kaum Gegenwehr gibt, wenn man auf der ersten Gerade an anderen Boliden vorbei prescht.

Schwache Technik

So langsam beschleicht mich das Gefühl, dass sich SimBin gemütlich auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruht. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Engine seit GTR 2 aus dem Jahr 2006 kaum noch Fortschritte gemacht hat? Verglichen mit Konsolen-Titeln wie Gran Turismo 5: Prologue oder Forza 3 überkommt einen beim Anblick von Race On ein leichtes Grauen, denn sowohl Fahrzeuge als auch die sterilen Kulissen mit ihren Papp-Aufstellern auf den Tribünen und fiesen Flimmerkanten sehen verglichen mit aktuellen Rennspielen hoffnungslos veraltet aus. Positiv ist lediglich, dass die Wettbewerbe gegen bis zu 25 KI-Fahrer auch auf schwächeren Systemen ruckelfrei ablaufen und auch die kernigen Motorenklänge wieder keinen Grund zur Kritik geben. Schon im letzten Jahr merkte ich beim Test von GTR Evolution an, dass es Zeit für einen Neuanfang wird. Jetzt ist es höchste Eisenbahn, dass sich SimBin endlich aufrafft, den Technik-Motor aufmotzt und eine moderne, leistungsfähige Engine auf die Beine stellt, anstatt das brüchige Uralt-Gerüst immer weiter zu verwursten. Dabei wird auch am Rundum-Service gespart, denn es gibt weder eine animierte Boxencrew noch atmosphärische Siegerehrungen. Stattdessen muss man mit Reparaturgeräuschen beim Boxenstopp und einem statischen Bild als Belohnung für eine Treppchen-Platzierung leben. Daneben ploppen auch bei hohen Grafikstellungen immer wieder Objekte und sogar Autos ins Bild und unterstreichen damit die Forderung, die Technik endlich einem aufwändigen Tuning zu unterziehen.   

Fazit

Wer US Muscle Cars und der schwedischen Tourenwagenmeisterschaft (STCC) etwas abgewinnen kann, liegt mit Race On genau richtig, das man auch gleich als Bundle mit Race 07 erwerben kann. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich allerdings zu GTR Evolution greifen, weil dort mit der Nordschleife sowie dem Arcade-Modus mehr geboten wird und mich die enthaltenen GT-Modelle vom Schlag eines Audi R8 doch mehr ansprechen als die motorisierten Muskelpakete aus Übersee. Fahrgefühl und Einstellungsmöglichkeiten an den Boliden sind auch bei Race On immer noch vorbildlich, aber die Grafikengine wird mittlerweile vor allem von der Konsolenkonkurrenz mehrfach überrundet. Wenn man zuvor Forza 3 oder NfS: Shift gesehen hat und anschließend in Race On einsteigt, glaubt man, eine kleine Zeitreise zu machen. Liebe Entwickler von SimBin: Eine moderne Engine muss her!

Pro

traumhaftes Fahrgefühl
realistische Fahrphysik
ansprechender Fuhrpark
kernige Motorenklänge
lizenzierte Strecken mit vielen Variationen
volles Schadensmodell
Fahrhilfen für Anfänger
überwiegend lagfreie Onlinerennen
so ziemlich alles individuell anpassbar
Reifenverschleiß & Benzinverbrauch
wechselhafte Witterung
Kupplung wird unterstützt
detailliertes Setup
gelungene KI
Cockpit-Ansicht
sehr gutes Force Feedback
flüssige Darstellung
bis zu 25 Fahrer gleichzeitig
insgesamt gutes Flaggensystem
Community-Einbindung

Kontra

grafisch altbacken
Pop-Ups & Fade-Ins (auch Autos)
schwache Kollisions-Soundeffekte
keine animierte Boxencrew
Schaden optisch nur rudimentär
2D-Bitmaps auf Tribünen
Flimmerkanten (trotz AA)
leblose Kulissen
mangelndes Flair abseits der Piste
Flaggensystem nicht ganz konsequent umgesetzt

Wertung

PC

Race On liefert die gewohnte SimBin-Qualität: Das Fahrgefühl ist top, aber die Präsentation wirkt mittlerweile zu altbacken.

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