Test: NieR (Rollenspiel)

von Mathias Oertel





FAZIT



Cavia - was ist mit euch und Nier los? Das Action-Rollenspiel hat eine Geschichte und Charakterzeichnung, deren Tiefgang, Erzähltempo, Themen oder Emotionalität nahezu einzigartig im Genre sind. Aber all das wird von einer Technik versaut, die nur selten über durchschnittliches PS2- oder Xbox-Niveau hinaus kommt. Hinzu kommen Inkonsequenzen: Man bietet ein solides Kampfsystem mit durchweg interessanten Bossen und eine über Wortzuordnung motivierende Charakterentwicklung, lässt die anfänglich aufkommende Taktik aber später komplett fallen. Man fährt eine bis auf die bereits mittelfristig eintönigen Kampfgeräusche hochklassige Akustik auf, die mit sehr guter Sprachausgabe sowie größtenteils minimalistischen Kompositionen für eine enorme Atmosphäre sorgt, bietet dann aber keine durchgängige Einbindung der Sprachsequenzen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was für ein Juwel aus dem herrlich melancholisch-ausweglosen Nier hätte werden können, wenn die Technik zeitgemäß und die Spielmechanik konsequent umgesetzt worden wäre. Daher hoffe ich, dass Square-Enix an dem Universum festhalten kann, dann aber mit Konsequenz und Risikobereitschaft entwickelt. Denn im erzählerischen Bereich erweitert Nier das Action-Rollenspiel um eine Facette, die dem Genre mehr als gut tut.

Anja war das Mädchen, das immer am Zaun stand. Ihr Blick flüchtete auf die Straße, während wir uns in gackernden Trauben sammelten. Ihre Augen standen zu weit auseinander, sie war dürr und klein, ihre dicken Strumpfhosen stelzten seltsam hölzern an uns vorbei. In Mathe, Geo, Physik und Chemie versackte sie im Klassendurchschnitt, in Kunst malte sie verschrobene Figuren auf altes Papier. Der Schulhof hat seine eigenen Regeln und Anja war nicht hip genug, um dazuzugehören. Auch ich hatte sie nie beachtet - bis zu diesem Tag. Etwas Schlimmes sei geschehen, flüsterte man. Irgendjemand zeigte mit dem Finger auf sie. Ich blickte verstohlen über eine Schulter; wollte ihr wenigstens mein Beileid aussprechen. Mit roten Ohren ging ich am Nachmittag zu ihr, folgte stumm ihren monotonen Schritten. Irgendwo spielte leise Musik. Und dann, als hätte ich es vorher nur nicht hören können, spricht eine sanfte Stimme plötzlich von einem Menschen, von seiner Familie, von ihrem Schicksal. Schüchtern schwärmt sie von Liebe, lacht herzhaft über verflossenes Glück, erzählt von Furcht, ängstigt mich mit Albträumen und weint. Es tut ihr gut, das zu erzählen: Zum ersten Mal sehe ich, wie bezaubernd sie lächeln kann. Wie behutsam ihre Hand eine Strähne hinters Ohr streicht. Stundenlang laufen wir umher, sitzen auf kleinen Treppen, meine Gedanken verlieren sich in ihren Erinnerungen... Anja hatte mich überrascht - mit tausend liebenswerten Kleinigkeiten, mit ihrem ehrlichen traurigen Lächeln. Es ist schwer, sie vor coolen Freunden in Schutz zu nehmen. Aber diesen Abend mit ihr werde ich nie vergessen!
Entwickler:
Publisher: Square Enix
Release:
23.04.2010
23.04.2010
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ab 19,98€
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Vergleichbare Spiele

WERTUNG



Xbox 360

„Solide Action, schwache Technik, ganz starke Erzählstruktur: Das melancholisch ausweglose Abenteuer steht sich auf dem Pfad nach oben selbst im Weg.”

Wertung: 70%

PlayStation 3

„Filigrane Charakterzeichnungen und überzeugende Erzählstrukturen stehen solider Action und schwacher Technik gegenüber.”

Wertung: 70%

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Lesertests

Kommentare

Xris schrieb am
Kritik kann jedes Spiel vertragen, sei es noch so gut. Ich zähle Nier immerhin zu den besten Spielen die ich in dieser Gen gespielt habe. Aber noch besser hätte ich es gefunden wenn SE nicht iwan den Geldhahn zugedreht hätte und die Entwickler das Spiel ordentlich ferstigstellen (mir tuts nach wie vor um die eigentliche guten, aber leider nicht zueende gedachten Ideen leid die man im Gameplay an jeder Ecke findet) lassen. Übrigens war glaube ich der Kontext dieser Diskussion der Test (zumindest imho, zu faul um nu nachzusehen). Und wenn man nun ein Mindestmaß an objetivität fordert dann muß man Nier kritisiern. Denn es gibt Spiele die grafisch und spielerrisch eine ganze Ecke besser sind.
Wobei der Test an zu diesem Spiel ohnehin Crap ist. Weil er anstatt das Gameplay anständig zu beleuchten beinahe die Story vorspoilert. Ist ja richtig die hier in den Vordergrund zu stellen. Aber das Gameplay lediglich als Fußnote zu erwähnen (da steht eigl. nur das Nier ein Gameplay hat, mehr nicht) ist doch ein wenig knap und wenig informativ.
fanboyauf3uhr schrieb am
Xris hat geschrieben:Das Gameplay ist ebenso 0815 wie in CoD. Bzw. ist Nier in dieser Hinsicht sogar noch weitaus gewöhnlicher und auf die Dauer hächst umotivierend.
für dich, ja. für andere ist nier eine offenbarung, z.b. für mich ist nier eines der schönsten und motivierendsten spiele der letzten 30 jahre. das gameplay ist im prinzip simpel, na und? die grafik angestaubt - stört mich nicht, finds eigentlich recht hübsch. alles geschmackssache.
Xris schrieb am
http://www.schnittberichte.com/
Nier ist nicht gelistet ergo uncut.
Ich weiß, genreübergreifende Vergleiche sind nicht besonders klug, wenn ich jedoch sehen muss wie 08/15 Shooter Awards absahnen und eine Perle wie Nier das Nachsehen haben muss, kommen mir fast schon die Tränen...

Du machst dabei aber den Fehler Nier nur auf die Story zu reduzieren. Das Gameplay ist ebenso 0815 wie in CoD. Bzw. ist Nier in dieser Hinsicht sogar noch weitaus gewöhnlicher und auf die Dauer hächst umotivierend. Ein CoD kann, so anspruchslos es auch ist, diese 6 Stunden Spielzeit unterhalten. Nier hingegen hat mich schon nach 2 Stunden Gameplay gelangweilt.
Auch ein God of War ist nicht sonderlich anspruchsvoll im Gameplay. Aber es ist abwechslungsreicher und doch ein wenig inteligenter bezgl. der Kombos - die in Nier garnicht erst vorhanden sind. Und die Boss Monster in Nier sind in spielerischer Hinsicht einfallslos. Es wirkt wie gesagt unfertig.
Aus meiner Sicht ist die Wertung vollkommen in ordnung. Allerdings ist der Test ansich nicht gut. Mir fehlt der Teil der sich mit dem Gameplay beschäftigt. Im grossen und ganzen steht im Test, die Grafik ist scheiße, aber die Story, die Grafik ist scheiße aber die Story etc. und iwan wird dann mal asl kleinen Randnotiz das Gameplay angesprochen. Man kann sich da nicht wirklich ein Bild vom eigentlichen Spiel machen. So entsteht der Eindruck das die Wertung in erster Linie aufgrund der Grafik so ausfällt. Was ich allerdings stark bezweifle. Auf der anderen Seite bewertet 4P ein Spiel wie Disgaea 3 (die Grafik befindet sich auf PSOne Niveau und es ist ebenfalls ein Vollpreistitel) für PS3 mit 84%, wogegen Nier mit 70% einem Grafikwunder gleichkommt.
Mal im Ernst: Du hast es selbst angesprochen, dass die Kameraperspektiven durchaus sehr unterschiedlich ausfallen, und, wie ich finde, dadurch auch ein sehr unterschiedliches Spielgefühl aufkommt. Allerdings wiederholt es sich insgesamt zu oft.

Sie haben aber kaum bis keine spielerischen...
Nero Angelo schrieb am
Mal ne kurze Frage! Ich hab mir NIer jetzt bestellt (kommt in ein paar Tage =) ) aber nun ist mir aufgefallen das die PEGI das Spiel ab 18 bewertet hat, die USK allerdings ab 16... ist das Spiel in deutschland geschnitten, oder hat die USK diesmal ein anderes Bild von dem Game als die PEGI, diesmal ein besseres wie's ausschaut?
Richie2go schrieb am
Ich habe Nier soeben beendet und alle Enden gesehen. Die Wertung geht volkommen an meinem Spieleerlebnis vorbei.
Das die Lokalisierung nicht durchgängig umgesetzt wurde fiel mir nur zu Beginn kurz auf, dies ging jedoch bei den vielen excellenten Eindrücken schnell unter. Die Grafik ist meiner Meinung nach nicht missraten. Mir fiel sie zu keinem Zeitpunjt negativ auf.
Charaktere, Musik, Story, Atmosphäre, Lokalisierung...all dies ist grandios.
Wer auf diese Dinge Wert legt darf sich Nier auf keinen Fall entgehen lassen!
Ich weiß, genreübergreifende Vergleiche sind nicht besonders klug, wenn ich jedoch sehen muss wie 08/15 Shooter Awards absahnen und eine Perle wie Nier das Nachsehen haben muss, kommen mir fast schon die Tränen...
schrieb am