World of Tanks20.02.2014, Eike Cramer
World of Tanks

Im Test:

Das Phänomen World of Tanks (ab 39,90€ bei kaufen) geht in die nächste Runde: Nach Rekorden und Auszeichnungen auf dem PC ist der Gratis-Panzershooter von Wargaming.net auch auf der 360 erschienen. Ob die Gefechte auf der Konsole überzeugen können, klärt sich im Test.

Auf in die Panzerschlacht

Das Erfolgsrezept von World of Tanks ist denkbar einfach: Bis zu dreißig Spieler bekämpfen sich in zwei Teams auf weitläufigen Karten, während sie in schwerem Kriegsgerät sitzen. Das Ziel: Die Einnahme der feindlichen Flagge oder die vollständige Zerstörung des gegnerischen Teams. Dazu stehen Panzer aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert zur Verfügung; vom leichten Cunningham bis zum schweren Tiger rollt, aufgeteilt auf zehn Ränge,  alles über das Schlachtfeld, was damals auf Ketten unterwegs war.

Jede Panzerklasse hat dabei im Kampf ihre Funktion: Leichte und mittelschwere Einheiten wie der Panzer II fungieren als Kundschafter und Unterstützung, während schwere Panzer den Sturmangriff führen. Artillerie und Jagdpanzer lauern hingegen aus sicherer Entfernung auf die Enttarnung des Feindes und schalten ihn gezielt aus. Taktik und Teamwork stehen im Vordergrund, Alleingänge führen meist zu einer schnellen Verschrottung des eigenen Panzers. Die Entwickler setzen in den Kämpfen auf ein zugängliches Fahrmodell, das weit von der Komplexität eines WarThunder entfernt ist. Vorwärts, rückwärts, Turmdrehung: Mehr brauche ich hier nicht, um mich in die flotten Gefechte einzufinden.

Schadensmodell und Panzerbaukasten

Die Kulisse ist durchschnittlich und kann nicht mit der PC-Version oder War Thunder mithalten.

Umfangreicher als die Steuerung ist das Schadensmodell. Sowohl die Besatzung als auch jedes Subsystem meines Panzers kann getroffen werden. Und wenn erstmal die rechte Kette zerstört und die Turmdrehung blockiert ist, hilft auch die stärkste 3,5cm Panzerabwehrkanone nicht mehr. Ich muss also auf Deckung achten, die Schwachstellen der Fahrzeuge genau kennen und notfalls im richtigen Moment den Rückzug antreten. Schön: Schon der Winkel, mit dem feindliche Geschosse auf die Panzerung treffen, kann den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.

Obwohl die Gefechte im Vergleich zum PC auf der Konsole identisch ablaufen und die simple, aber effektive Mechanik mich immer wieder in die Gefechte lockt, gibt es doch unverständliche Nachteile für die 360. So ist es unter DirectX z.B. möglich Waffen, Turm, Ketten und Funkgerät der Panzer einzeln zu erforschen und die Gefährte damit individuell auszustatten. Ich kann mich also entscheiden, ob ich die schwere Panzerung mit einer durchschlagskräftigen Haubitze oder mit einem etwas schwächeren Schnellfeuergeschütz kombiniere.

Dazu kommt, dass ich mich auf dem PC entscheiden kann, was ich zuerst erforschen möchte. Auf der Konsole habe ich nur die Möglichkeit vorgefertigte Pakete zu erstehen und einzubauen, was zu ineffizienten Kombinationen aus Geschütz und Panzerung führen kann und mir in der Entwicklung der Panzer Freiheiten nimmt.

Menü-Krampf

Die individuelle Anpassung der Ausrüstung wurde reduziert. Auf der 360 können nur Konfigurationspakete gekauft werden.

Diese Anpassung sei, so die Entwickler, der Bedienung mit dem Controller geschuldet. Allerdings ist die Menüstruktur auf der 360 ohnehin ziemlich verkorkst. So ist z.B. die Tastenbelegung in den Untermenüs extrem unübersichtlich. Zudem sind wichtige Elemente versteckt oder, wie z.B. der Forschungsbaum, nur indirekt aufrufbar. Dazu kommt, dass jeder Menüwechsel eine nervige Ladezeit nach sich zieht. Da der Wechsel durch die merkwürdige Tastenbelegung auch unbeabsichtigt passiert, wird die Navigation durch die Ansichten schnell zu einer Geduldsprobe. Das ist unverständlich, haben doch Titel wie Diablo 3 gezeigt, dass eine konsolenfähige Anpassung von PC-Menüs kein Hexenwerk ist.

Auch die Steuerung der Panzer im Gefecht ist streckenweise merkwürdig. Zwar ist die Tastenbelegung schlüssig und auch das Zielen geht gut von der Hand. Die Bewegung des Panzers ist oft nervös und etwas unpräzise. Gerade wenn ich mich rückwärts bewege, neigt mein Gefährt zu unerklärlichen seitlichen Ausbrüchen, die dem Feind im ungünstigsten Moment die verwundbare Seitenpanzerung präsentieren.

Technische Probleme, faires Free-to-play

Die Gefechte sind schnell, taktisch und werden teilweise über große Entfernungen geführt.

Auf der technischen Seite kann man nicht mit der PC-Version oder gar dem opulenten WarThunder konkurrieren. Auflösung und Kulisse sind spürbar schwächer und auch die Effekte können im Vergleich nicht mithalten. Dazu kommt ab und zu ein ärgerlicher Lag in den ansonsten relativ  flüssigen Gefechten. Auch die Auswahl der Gefährte und Fraktionen ist auf der Konsole noch recht eingeschränkt. Erst mit drei der sieben auf dem PC verfügbaren Nationen kann ich auf der Konsole in die Panzerschlacht ziehen, auch wenn China, Japan und Co. Stück für Stück nachgereicht werden sollen.

Das Free-to-play-Modell wird auch für World of Warplanes genutzt und ist äußerst fair: Bis auf wenige Sondermodelle können bzw. müssen alle Panzer und Upgrades nach und nach mit Erfahrungspunkten und Ingame-Währung freigeschaltet werden. Letztere kann zwar zu moderaten Konditionen gegen Echtgeld erstanden werden, Erfahrung kann aber nur in Kämpfen gewonnen werden. Die optionalen Premium-Accounts bietet darauf einen Boost, ingesamt ist das System aber gut balanciert, denn auch Sondermunition oder Verbrauchsgegenstände können mit der Spielwährung gekauft werden. Einzig für dauerhafte kosmetische Änderungen an den Panzern muss zwangsweise bezahlt werden.

Fazit

Auch auf der Konsole macht mir das Konzept von World of Tanks Spaß! Schnell eine Runde mit dem Panzer durch die Prärie heizen und Feinde zu Metallschrott zu verarbeiten unterhält ungemein, zumal in den Gefechte auch taktische Elemente nicht zu kurz kommen. Allerdings kann die 360-Version technisch und im Umfang (noch) nicht mit der PC-Version mithalten. Vor allem die Kulisse bleibt deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurück und auch das derzeitige Fehlen von Fraktionen dämpft die Euphorie. Zudem gibt es merkwürdige Designentscheidungen wie die friemeligen Menüs oder die Abschaffung der freien Panzerausstattung. Trotz des fairen Free-to-Play-Systems und den launigen Gefechten hinterlässt World of Tanks so nur einen knapp guten Eindruck.

Pro

motivierendes Spielprinzip
schnelle, taktische Gefechte
faires Free-to-play-Modell
läuft flüssig

Kontra

angestaubte Kulisse
friemelige, unübersichtliche Menüs
etwas ungenaue Panzersteurung
fehlender Umfang im Vergleich zum PC
stark eingeschränkte Individualiserung der Ausstattung
gelegentliche Lags

Wertung

360

Auch auf der Konsole funktioniert World of Tanks. Allerdings leidet die Umsetzung unter einer mäßigen Kulisse, friemeligen Menüs und geringerem Umfang als auf dem PC.

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