Test: Rise & Fall: Civilizations at War (Taktik & Strategie)

von Bodo Naser





FAZIT



Obwohl es derzeit eigentlich zu heiß ist, um epische Strategiespiele zu zocken, und zusätzlich Biergarten und WM locken, hat mich Rise & Fall immer wieder für eine Schlacht zwischendurch gewonnen. Zwischen zwei WM-Spielen oder spät abends, wenn es kühler ist, habe ich als Kleopatra die Römer aus Ägypten vertrieben. Obwohl der neue Helden-Modus in Sachen Dramatik und Anspruch nicht restlos begeistern kann, hat er mich immer wieder ins Getümmel gelockt. Die zeitliche Begrenzung sorgt immerhin dafür, dass ihr euch nicht die ganze Zeit in Egosicht durch die Gegner metzelt, denn ihr seid fast unbesiegbar. Trotzdem bin ich richtig ruhmsüchtig geworden, da ohne die dritte Ressource gar nichts geht: Ohne Ehre kein Aufstieg des Helden, kein Fortkommen des Volkes. Richtig überzeugend sind die packenden Seeschlachten, da ihr dabei die Rolle eurer Flotte bestimmt. Enttäuschend fällt allerdings der konservative Aufbaupart sowie die Feldtaktik aus: Stadt aus dem Sand stampfen, Soldaten ausheben, Masse statt taktische Klasse in den Kämpfen. Die Kulisse im Stile eines Sandalenfilms erreicht zwar nicht die Genrespitze, aber gerade auf hoher See ist das Spiel sehr ansehnlich. Und die Mängel sind in den Momenten vergessen, wenn ich in voller Rüstung samt Armee vor dem Tor einer Stadt stehe und den Angriffsbefehl erteile. Rise & Fall kann zwar keine Zeichen setzen, aber wagt etwas Neues und unterhält mich insgesamt auf gutem Niveau.

Ich werde mit Rise & Fall nicht so warm wie Bodo. Der Genremix unterhält mich gerade mal auf befriedigendem Niveau, kann mich nicht wirklich fesseln. Von der Konzeption her war da wesentlich mehr drin: Es ist ja lobenswert, dass Midway mit dem kämpfenden Helden frischen Wind in die Strategie-Welt bringen will. Aber mir gefällt der Actionmodus nicht in seiner Umsetzung: Es ist mir auf Dauer einfach zu langweilig, mich mit einem übermächtigen Helden durch die Feinde zu metzeln. Hätte man bloß etwas mehr Kampftatktik, etwas mehr Dramatik und Bosskampfstimmung in der Schultersicht vermittelt! Was anfangs aufgrund des frischen Spielgefühls Spaß macht, nutzt sich auf Dauer aufgrund der fehlenden Intensität ab. Auch zu Lande wird es sehr gewöhnlich: Obwohl das Team einige kleine Finessen wie die einheitliche Marschgeschwindigkeit oder das Ausbilden der Truppen im Feld serviert, gibt es auch viele ärgerliche Fehler wie die störrische Wegfindung, die für Pfeile durchlässigen Dächer oder das wirklich lethargische Gegnerverhalten. Das herausragende Merkmal ist allerdings der Seekampf: Hier zeigt Rise & Fall der Konkurrenz tatsächlich, wie spannend und vielfältig maritime Schlachten sein können.
Entwickler:
Publisher: Midway
Release:
12.06.2006
Jetzt kaufen
ab 25,99€
Spielinfo Bilder Videos

Vergleichbare Spiele

WERTUNG



PC

„Der innovative Heldenmodus ist besser eingefügt, als ich dachte.”

Wertung: 81%

Rise & Fall: Civilizations at War ab 25,99€ bei kaufen


 

Lesertests

Kommentare

Beckikaze schrieb am
Vielleicht bekommt das Spiel dadurch nochmal die ihm gebührende Aufmerksamkeit.
Tolles Spiel. Hatte ich das schon gesagt? :)
Anguille schrieb am
Beckikaze hat geschrieben: Dagegen kauft niemand Rise of Legends, weil es einen unbequemen Einstieg hat.
Oh doch...ich habs! :D
Hans_Wurst80 schrieb am
Okay gut argumentiert, geb mich in dem Punkt geschlagen. Aber zu bedenken bleibt dennoch, dass auch (wie heutzutage bei fast allem) der äußere Schein eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt - und große Namen augenscheinlich noch viel mehr.
Hab Company of Heroes noch nie gespielt, weil ich zur Zeit tatsächlich nicht so wirklich an das WW2-Szenario rankomme, aber da es mittlerweile für nen 10er zu haben ist, kann sich das ja noch ändern. :wink: Dass Rise & Legends kommerziell nicht der Überhit wird, kristallisierte sich schon z.B. im PC-Games-Test heraus, als der Tester das Spiel zwar für hervorragend befand, gleichzeitig aber "die große Masse" der Leser darum bat, dieses Spiel nicht zu ignorieren... was wohl aber leider trotzdem geschah.
Dass ein Setting "außer der Reihe" auch Erfolg haben kann, sieht man an Bioshock; dessen ungewöhnliches 50er-Jahre-Unterwasser-Szenario gab in der Presse vor Release auch Anlass zu Bedenken, dass sich das gute Stück nicht verkaufen würde... der Rest ist Geschichte. Aber ist Bioshock auch innovativ? Ich glaube nicht oder nur bedingt, denn Deus Ex, Stalker u.a. verwenden die Spielmechaniken ebenfalls in ähnlicher Form.
Ich denke mal, dass Innovationen heute darum so vorsichtig in Spielkonzepte eingebracht werden, weil sie zwar von allen lauthals gefordert wird, aber unter dem Strich dann nicht oder nur zögerlich gekauft wird. Gerade C & C 3 ist ein gutes Beispiel: durch und durch klassisch, deswegen auch kritisiert und trotzdem verkauft wie warme Semmeln. Darum kann man auch EA keinen Vorwurf machen, seine Spiele nur behutsam zu ändern... ihr eigener Erfolg und der Misserfolg "innovativerer" Spieleschmieden scheint ihnen recht zu geben.
Nun ja, wenn es kein zweites R & F geben wird, trösten wir uns halt noch eine Weile mit dem ersten - schick sieht es für ein RTS ja nach wie vor aus. :D
Beckikaze schrieb am
Da muss ich dir jetzt teilweise widersprechen und zwar derart, dass das Setting allein natürlich nicht darüber entscheidet, ob ein Spiel innovativ ist bzw. gut ist.
Company of heroes ist beispielsweise trotz WW2 ein großartiges Strategiespiel. Und wenn mans genau nimmt, dann ist das Setting von Rise & Fall ja auch sehr ausgelutscht. Wichtig ist viel mehr, was dahinter steckt, also wie das Spiel designt ist.
Ich könnt mir zum Beispiel auch sehr gut ein RTS im WW2 vorstellen, das ebenfalls einen Heldenmodus enthält, obwohl das weniger gut ins Setting passen würde als zur Antike beispielsweise.
Vielmehr kann man jedoch beobachten, dass sich viele Spieler neue Spielkonzepte wünschen, aber dennoch die klassischen Genrevertreter die Verkaufszahlen bestimmen. C&C 3 beispielsweise ist ein Beispiel dafür, das sich vom Konzept her kaum entwickelt hat und trotzdem kaufen es alle.
Dagegen kauft niemand Rise of Legends, weil es einen unbequemen Einstieg hat.
schrieb am