Mortal Kombat vs. DC Universe02.12.2008, Paul Kautz
Mortal Kombat vs. DC Universe

Im Test:

Crossover sind gerade im Prügelspielbereich keine Seltenheit: Da treten Capcom-Recken gegen SNK-Klopper oder Marvel-Helden an, in Super Smash Bros. Brawl geht es ebenfalls kaum überschaubar gegeneinander zur Sache und in Soul Calibur 4 zücken Yoda und Darth Vader die Säbel gegen Maxi, Kilik und Co. Aber Superman gegen Sub-Zero, Batman gegen Baraka, Lex Luthor gegen Liu Kang? Das gab es noch nicht.

Zerfetzt Batman das Cape!

Ich zitiere mich mal selbst aus dem Fazit zu Mortal Kombat Armageddon : »Was bleibt, ist ein guter, aber ausgelutschter Prügler. Es ist definitiv an der Zeit für eine grundlegende Runderneuerung!«. Tadaaa, sehr viel runderneuerter als Mortal Kombat vs. DC Universe (ab 20,98€ bei kaufen) (MKDC) hätte die Serie kaum noch werden können,

Scorpion gegen Batman, Catwoman gegen Rayden, Superman gegen Sub-Zero - MKDC bietet interessante Kombinationsmöglichkeiten.
es sei denn, man hätte einen rundenbasierten Schleich-Shooter daraus gemacht. Denn nicht nur werden hier zwei Serien miteinander verschmolzen, die bislang gar nichts miteinander zu tun haben, auch haben die Entwickler einige mehr oder weniger lieb gewonnene Zöpfe abgeschnitten.

Der kuscheligste davon dürfte die Fatalities betreffen. Ihr wisst schon: Das waren die Manöver, die bislang dafür sorgten, dass die MK-Spiele hierzulande entweder geschnitten, indiziert oder gleich beschlagnahmt wurden. MKDC hat dagegen eine 16er-Freigabe - nanu? Jawoll, es gibt keine rausgerissenen Herzen, abgekauten Oberkörper, herausgerissenen Wirbelsäulen oder platzenden Köpfe mehr; etwas, was wohl spätestens Lizenzgeber DC seinen Superhelden nicht zumuten wollte - zwar bleiben hin und wieder nur qualmende Skelette zurück, aber im Großen und Ganzen ist das Gezeigte eher unterhaltsam als brutal: Liu Kang lässt z.B. einen Mortal Kombat-Automaten auf seinen Gegner fallen, der Joker verarscht seinen Widersacher, bevor er ihn erschießt, Jax macht den Kopf des Feindes hauchdünn, Kitana wirft mit angespitzten Fächern um sich und Sonya Blade verteilt feurige Küsschen. Blut fließt dabei genau wie im eigentlichen Spiel kaum: Zwar bewirken Schläge und Tritte diverse rote Spritzer, die aber weit von den Hektolitern früherer Versionen entfernt sind. Wem das allerdings immer noch zuviel ist, kann selbst das Wenige komplett abschalten.

Blutiger wird's nicht: Die Entwickler haben den Matschgrad im Vergleich zu früheren Mortal Kombats erheblich zurückgekurbelt.
Die Fatalities sind übrigens zweigeteilt: Da Superhelden per Definition Helden sind, die ihre Gegner zwar zur Strecke bringen, aber nicht zerhackstücken, haben diese Vertreter so genannte »Hero Brutalities« - Batman lässt bissige Fledermäuse los, The Green Latern faltet seinen Feind handlich zusammen und Wonderwoman schraubt das bedauernswerte Gegenüber in den Boden, während Superman seine Faust als Hammer und den gegnerischen Kopf als Nagel benutzt. Jede Figur hat zwei dieser Finisher, die serientypisch selbst rausgefunden oder aus den Weiten des Internets (z.B. bei uns) rausgefischt werden müssen. Genau wie alle anderen Manöver könnt ihr diese Attacken im Übungsmodus pauken, der aber keine speziellen Trainingseinheiten enthält.

Rupft Superman die Locke aus!

Alles in allem erwarten euch 22 Fighter aus dem DC- und Mortal Kombat-Universum, wobei zwei davon erst freigespielt werden müssen: Auf der einen Seite die üblichen Verdächtigen wie Sub-Zero, Sonya Blade, Kano, Liu Kang, Rayden oder Scorpion, auf der anderen warten Superman, Batman, Catwoman, Der Joker oder The Flash. Die beste Möglichkeit, alle 

Euch stehen 22 Fighter zur Wahl - eine Art Best-Of der beiden Serien. Zwei der Kämpfer müssen allerdings erst freigespielt werden.
Anwesenden kennenzulernen, ist der Story-Modus: Hier schreibt euch das Spiel den Fighter vor, der aller paar Kämpfe wechselt. Vor Beginn der Geschichte müsst ihr euch für die MK- oder DC-Seite entscheiden, allerdings gibt es zwischen beiden Erzählsträngen immer wieder Überschneidungen. Die Story ist in gut gemachten Zwischensequenzen amüsant inszeniert und angemessen trashig, allerdings auch sehr kurz: Pro Seite werden gerade mal ein paar Stunden Kampfaction benötigt, nach dem Freischalten von Shao Kahn und Darkseid gibt es kaum noch einen Grund, da nochmal reinzuschauen - auch wenn die Übergänge von den Erzähl-Sequenzen zu den Kämpfen schön nahtlos sind. Innerhalb der Story gibt es übrigens keine Fatalities, was wohl daran liegt, dass die Kämpfer nach getaner Arbeit meist noch miteinander interagieren. In der Story solltet ihr euch übrigens den Gefallen tun und eure Konsole auf Englisch stellen - die Sprachausgabe ist hier bestenfalls mäßig. Die Fights selbst werden vom traditionell bodentief schmetternden Mortal Kombat-Sprecher ein- und ausgeleitet.          

Die klassische Spielvariante für den Mortal Kombat-Fan ist ohnehin Arcade: Hier warten traditionsgemäß acht nacheinander abzuarbeitende Gegner, gefolgt von Vor- und Obermotz - der, ebenfalls Tradition, weitaus schwerer als das davor präsentierte Feindesvolk ist. Falls euch das Ganze zu anspruchsvoll ist, könnt ihr unter fünf Schwierigkeitsgraden wählen. Auch in der Arcade-Variante könnt ihr vor Beginn entscheiden, ob ihr lieber gegen MK-

Auf dem Boden der Tatsachen: Im freien Fall könnt ihr euren Gegner weiter bearbeiten - er kann das Blatt allerding auch wenden.
oder DC-Feinde antretet, auch eine Mischvariante ist möglich. Spielerisch solltet ihr keine Überraschungen erwarten, nicht mal ein direktes Wiederholen, nachdem man einen Kampf verloren hat, ist möglich. Besonders enttäuschend ist hier allerdings das Ende: Nachdem Dark Kahn zermatscht wurde, gibt es für jeden Kämpfer gerade mal ein Bild nebst ein paar dürrer Zeilen als Belohnung zu sehen.

Am Mortal Kombat-Kampfsystem wurde im Laufe der Jahre immer mehr herumgedoktert, bis man irgendwann soweit war, dass man zwischen drei Kampfstilen herumschalten und diese sogar zum Teil über wüste Verrenkungen miteinander kombinieren konnte. Diese Zeiten sind dankbarerweise vorbei, für MKDC hat man sich an den ganz frühen Teilen orientiert: Das Geschehen findet auf zwei Ebenen statt (ihr könnt zwar mit dem linken Analogstick auch in die Tiefe laufen, was aber spielerisch kaum Nutzen hat), jeder Fighter verfügt über verhältnismäßig wenigen Angriffe - die sich aber zu effektiven Kombos verbinden lassen. Diese ausgesprochen nützlichen Bösartigkeitsketten lassen sich auch in einem gesonderten Spielmodus (»Kombo Challenge«) trainieren, allerdings wird hier der Anspruch schnell übermenschlich. Die eine oder andere Aufbaustunde kann aber nicht schaden, denn spätestens online trifft man auf weitaus stärkere Gegner als die hiesige KI: Der Netzwerkcode funktioniert tadellos, Lags sind weit und breit nicht auszumachen. Allerdings solltet ihr nicht mehr als das klassische Mano-a-mano erwarten, denn genau das bekommt ihr serviert - und nicht mehr.

Schlagt dem Joker das Grinsen aus dem Gesicht!

Neben den klassischen Haudruff-Kombinationen gibt es jetzt einige neue Möglichkeiten, seinen Gegner so schnell wie möglich zum »Finish Him!« zu bekommen: Ihr könnt euch jetzt den Feind schnappen, um in den »Klose Kombat« zu gehen. Das ist eine

Sag Adieu zu deinem Lieblingsknochen: Im Klose Kombat knacken die Gelenke im Sekundentakt.
Art Minigame, in dem man dem Kontrahenten einige, teilweise sehr schmerzhaft aussehende Nahkampfmanöver antun kann - oder er einem selbst, denn das Ganze basiert darauf, dass bestimmte Tasten gedrückt werden, die allerdings auch der Feind sehen kann. Drückt er im selben Moment die gleiche Taste, wird automatisch gekontert - ein Klose Kombat ist also kein Todesurteil. Genauso wenig wie der dezent Dead Or Alive -inspirierte »Free Fall Kombat«: Steht der Widersacher an einer Wand, drückt ihn ein beherzter Kick durch selbige hindurch. Ihr springt hinterher und könnt ihm im freien Fall weiter die Fresse polieren - oder er euch, denn das Angriff-wechsele-dich-Prinzip gilt auch hier. Jedenfalls so lange, bis die Schlaganzeige gefüllt ist, woraufhin ein unblockbares Manöver den bedauernswerten Gegner mit Schmackes in den Boden schmettert. Spezialspaß Nummer 3 ist das klassische »Test Your Might«: Dieses mal müsst ihr allerdings keine Bretter zerdeppern, sondern den Gegner gegen eine spezielle Wand klatschen. Euer Held nimmt daraufhin Anlauf und drückt ihn automatisch durch anwesende Häuser und Höhlenwände, während beide Spieler wie wild auf ihre Knöpfe einhämmern, um den Schaden zu maximieren bzw. umgekehrt zu minimieren.

Neu ist auch der Rage-Modus: Mit jedem kassierten oder ausgeteilten Treffer füllt sich die zweistufige Anzeige am oberen Bildschirmrand. Per Druck auf beide Schultertasten aktiviert ihr den Modus, wodurch euer Fighter für kurze Zeit gülden leuchtet: In dieser Phase teilt er kräftiger aus, kassiert weniger Schaden und kann von Blocks nicht 

Spielerisch verabschiedet sich MKDC vom »Möglichst viel rein«-Ansatz der Vorgänger, und geht zu den Anfängen der Serie zurück. Technisch hingegen ist man endlich im HD-Zeitalter angekommen - auch wenn das Gezeigte nur gut ist.
aufgehalten werden - ein kurzes, aber mächtiges Manöver, welches da Kampfgeschehen komplett auf den Kopf stellen kann!

MKDC ist das erste HD-Mortal Kombat - und es macht seinen Job nicht schlecht: Die Figuren sind dem Plastiklook zum Trotz cool designt und animiert - mit Ausnahme der obligatorischen Baum fällt-Umfaller. Der Zucker für die Augen ist allerdings die Darstellung der Verletzungen: Schon nach ein paar gewechselten Fäusten zeigen die Kämpfer blutende Wunden, die Klamotten werden zerrissen, Masken zerfallen nach und nach, kassierte Feuerbälle hinterlassen Verbrennungsspuren - sehr schön! Die 14 Levels sind Szenarien aus den MK- und DC-Universen nachempfunden, und lassen euch in teilweise interaktiven Versionen der Bathöhle, dem zerstörten Metropolis oder Gotham City (mit Bat-Signal im Hintergrund) aufeinander eindreschen. Alles in allem zwar kein Vergleich zu grafischen Wunderwerken wie Soul Calibur 4 , aber in jedem Fall solide.

     

Fazit

Mortal Kombat ohne entgrätete Gegner? Sakrileg! Blasphemie! Protestgesänge in den Straßen! Packt die Fackeln und Heugabeln wieder ein, geschätzte Beat-em-Up-Fans, denn der Verlust der ausufernden Blutspenden geht mit dem Gewinn von Spielbarkeit einher. Das Team um Ed Boon hat sich wieder auf seine Wurzeln besonnen und liefert ein simples, fast schon primitives Kampfsystem, mit dem Einsteiger sofort zurechtkommen, und dem Profis variantenreiche Kombos entlocken können. Und hey: Die vorhandenen Fatalities und Brutalities malen den Bildschirm zwar nicht mehr rot, sind dafür aber teilweise wunderbar kreativ inszeniert. Allerdings fühlt sich das Paket insgesamt recht dünn an: Der Story-Modus, so heiter und trashig er auch präsentiert wird, ist eine Angelegenheit von ein paar Stunden und es gibt lediglich zwei Bonusfiguren freizuspielen. Danach bleibt noch der obligatorische Mann-gegen-Mann-Schlagabtausch, der online wie offline problemlos funktioniert, aber auch keinerlei Überraschungen parat hat. Seid ihr auf der Suche nach einem amüsanten Klopper alter Schule, prügelt ihr hier richtig - Hochglanz-Beat-em-Ups wie Soul Calibur 4 sind spielerisch allerdings ein paar Klassen weiter.

Pro

kreative Fatalities und Brutalities
gute Grafik
schöne Animationen
abwechslungsreicher Kämpferkader
einfache Steuerung
solider Online-Modus

Kontra

für ein Mortal Kombat sehr blutarm
sehr kurzer Story-Modus
schwankender Schwierigkeitsgrad
einige überstarke Figuren
lahme deutsche Sprachausgabe

Wertung

360

Überraschend unterhaltsames Crossover, das allerdings nicht viel Langzeitmotivation bietet.

PlayStation3

Überraschend unterhaltsames Crossover, das allerdings nicht viel Langzeitmotivation bietet.

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