Seit 1988 ein Gütesiegel für American Football-Qualität: Die Madden-Serie von Electronic ArtsDie Erfolgsgeschichte der Madden-Serie nimmt allmählich beängstigende Ausmaße an: Seit 1988 hat die American Football-Franchise auf nahezu allen erdenklichen Plattformen Jahr für Jahr neue Standards gesetzt und die spärliche Konkurrenz das Fürchten gelehrt. Was die neuesten Konsolen betrifft, hat man den Sprung in die nächste Football-Generation aber noch nicht überzeugend geschafft. Gelingt es dieses Jahr? Und können die alten Systeme die Klasse halten?

Football für alle

Eines muss man EA lassen: Mit Ausnahme der hierzulande schon auf dem Konsolenfriedhof gelandeten Xbox und GameCube können alle Besitzer aktueller Systeme das Schweineleder in die gegnerische Endzone tragen oder werfen.

Natürlich stellt sich die Frage, inwieweit Unterschiede zwischen den Versionen vorhanden sind und vor allem, ob und was sich im Vergleich zum letzten Jahr getan hat. Die Antworten darauf findet ihr nach Systemen aufgeschlüsselt auf den folgenden Seiten.

So unterschiedlich die Versionen untereinander auch sind, gibt es immer wieder gemeinsame Berührungspunkte. Dazu gehört z.B. die weiterhin nur im englischen Original ausgegebene Sprache oder der durchweg coole Soundtrack, der von Timbaland bis Sum 41 diverse Stile abgreift, aber jederzeit passt. Und von PS2 über PC bis hin zur 360 gibt es als neues Element die so genannten "Weapon"-Icons, die euch auf den ersten Blick über besondere Spielereigenschaften sowohl beim eigenen als auch beim gegnerischen Team informieren.

Für jeden Spielertyp vom Quarterback bis hin zum Defensive Lineman können die Athleten über besondere Fähigkeiten verfügen, die sie clever ausgenutzt zu euren Waffen auf dem Weg zum Sieg machen.

Und natürlich ist und bleibt Madden auch in diesem Jahr die einzige Version des amerikanischen Mega-Sports, die mit offiziellen Lizenzen protzen darf.       

PC

In der guten alten Zeit der letzten Generation konnten sich die PC-Fassungen der Madden-Serie immer rühmen, die besten Elemente der Konsolenversionen unter einem Dach zu vereinen, diese mit schicker hoch aufgelöster Grafik auszustatten und einen Online-Modus anzubieten.

Das soll allerdings nicht heißen, dass man spielerisch still steht: Das "Waffen"-System ist da, verbesserte Kontrollmöglichkeiten in der Defensive geben euch neue Möglichkeit, die Angreifer aus dem Konzept zu bringen und mit leichten Modifikationen der aus den letzten Jahren bewährten Spielmodi bekommen alle, die mit Madden NFL 08 (ab 4,15€ bei kaufen) den Einstieg in die American Football-Welt auf PCs machen, die ausgereifteste Variante, die derzeit auf Rechnern zu haben ist.

Doch dahinter verbirgt sich eine enorme Gefahr: Was, wenn man schon eine der Versionen der letzten zwei Jahre im Schrank stehen hat? Tja, dann kann man Madden 08 ohne zu zögern im Händlerregal stehen lassen.

An den Online-Modi hat sich gar nichts geändert, was per se nicht schlecht ist, da sie den Konsolen-Varianten mit ihren Ligen, Turnieren etc. stets voraus waren. Die Verfeinerungen der Franchise- und Superstar-Modi sind zwar alle sinnvoll und erleichtern den Zugang sowie die Navigation, machen aber im Vergleich zum letzten Jahr spielerisch keinen großen Unterschied.

Bleibt das Waffen-System, das auf PC allerdings auch nicht durch die Bank überzeugt: Klar, die Unterschiede zwischen einem Receiver, der eher auf Schnelligkeit setzt und einem, der vornehmlich auf seine Robustheit baut, sind deutlich und auf dem Spielfeld nachvollziehbar. Doch brauche ich wirklich Icons, um mir das anzeigen zu lassen? Denn insgesamt wirken sich die "Weapons" nicht so stark auf den Spielverlauf und damit auf das taktische Geplänkel vor dem Snap aus. Die Gegner haben einen Pass-Blocker im Lineup? Ist mir fast schon egal, da Madden 08 auf dem PC den Eindruck macht, dass die Icons nur hinzugefügt wurden, damit sie tatsächlich in allen Fassungen zu finden sind. Auf 360 und PS3 jedenfalls haben die Duelle und die "Wahl der Waffen" mehr Tiefgang, taktische Wirkung und erzeugen mehr Spannung als hier.

Kurzfazit: Trotz zahlreicher Verfeinerungen in jeder Hinsicht hinter den Fassungen für PS3 und 360 zurück und zudem noch mit einer veralteten Engine augestattet. Unter dem Strich nicht mehr als ein zaghaftes Add-On.     

360/PS3

Letztes Jahr hinterließen die Fassungen für die aktuelle Konsolengeneration zwiespältige Gefühle: Auf der einen Seite war der technische Fortschritt zwar spürbar, aber auch noch in alten Mechanismen verhaftet. Auf der anderen konnte man auch

Sowohl inhaltlich als auch optisch liegen die 360- und mit leichten Einschränkungen die PS3-Version dieses Jahr an der Spitze der Madden-Front.

Angefangen von den Spielmodi, die nun im Umfang dem entsprechen, was man von der Serie erwartet und mittlerweile  nicht mehr eine abgespeckte Old-Gen-Variante darstellen bis hin zur Kulisse merkt man Madden 08 an, dass der Fokus in diesem Jahr deutlich auf die aktuellen Spielsysteme gelegt wurde.

Zwar findet min im Hintergrund immer noch die undefinierbaren und enorm gleichförmigen Zuschauer, doch was zählt, ist auf dem Platz. Und dort gibt es ein weit reichendes Repertoire neuer Animationen, ein überarbeitetes Physiksystem und vor allem eine auch visuell beeindruckende Umsetzung der Fähigkeiten der im "Waffen"-System relevanten Spieler.

Und nur auf PS3 und 360 ist dieses neue Feature durchdacht und sinnvoll umgesetzt: Vor dem Spielzug könnt ihr euch schnell und einfach einen Überblick über das gegnerische Arsenal machen und entsprechend reagieren. Allerdings hat das auch zur Folge, dass die Steuerung in nahezu jeder Spielsituation extrem belegt ist. Was wiederum bedeutet, dass man die Shortcuts für Audibles oder die Fixierung auf bestimmte Spieler lernen muss. Denn wenn man immer erst auf dem Bildschirm lesen muss, was jetzt welcher Knopf macht (immerhin wird es wenigstens angezeigt), bekommt ihr irgendwann eine Zeitstrafe aufgebrummt.

Hochklassige Football-Action mit spektakulären Szenen und feinen neuen Features: Willkommen bei Madden NFL 08!Wo 360 und PS3 dieses Jahr ebenfalls ihre unbändige Kraft ausspielen, ist die KI: Sowohl Gegner als auch eigene Spieler verhalten sich besser und im positiven Sinne unberechenbarer, was allerdings auch mit den "Waffen" zusammenhängt. Ein scheinbar eingekesselter Receiver z.B. kann es doch auf einmal schaffen, sich freizuschwimmen und den Pass anzunehmen.

In punkto Präsentation besteht bis zum nächsten Jahr aber trotz aller Verfeinerungen Verbesserungsbedarf. Zeitlupen, generelle Kameraeinstellungen etc. gehen zwar in Ordnung und vermitteln TV-Atmosphäre, aber nachdem EA schon mit ESPN kooperiert, frage ich mich immer wieder, wieso man nicht auch das Geschehen noch fernsehreifer inszeniert. Und tut mir einen Gefallen: Lasst das nächste Mal den nur selten überzeugenden Radio-Kommentator weg und zerrt John Madden und Al Michaels wieder ins Studio, um neue Samples aufzunehmen.

Hinsichtlich Animationen und Figurendesign stehen die beiden Versionen generell auf einer Stufe. Allerdings hat die PS3 nicht nur mit einer reduzierten Maximalauflösung (720p), und gelegentlichen Slowdowns im Vergleich zu Xbox 360 (max. 1080p) zu kämpfen, sondern laboriert auch immer noch an fehlender Kantenglättung. Dafür allerdings dürft ihr euch bei beiden Versionen auf weitestgehend lagfreie Online-Duelle freuen.

Kurzfazit: Wer die Wahl hat, wird aufgrund der unter dem Strich ausgereifteren Technik und der höheren Auflösung zur 360-Version greifen, doch spielerisch liegen beide Varianten auf Par und bilden die derzeitige Speerspitze des Konsolen-Footballs.       

Wii

Nintendos Fuchtelkonsole und Sportspiele scheinen wie füreinander gemacht. Diesen Eindruck konnte man mit Wii Sports gewinnen und mit der Wii-Variante von Madden NFL 07 mehr als nur festigen. Über Remote und Nunchuk war man so aktiv

Der Party-Modus der Wii-Version im Überblick!wie noch nie zuvor am Spiel beteiligt. Zwar gab es kleinere Problem bei bestimmten Defensiv-Manövern und die Kulisse überzeugte auch nur eingeschränkt, doch unter dem Strich war das Football-Debüt als gelungen zu bezeichnen.

Darauf aufbauend zeigt sich Madden auf Wii auch in der 08-Ausgabe leider weiterhin als zweischneidiges Schwert, bei dem die positiven Aspekte allerdings überwiegen.

Verbessert wurde z.B. die Steuerung. Dabei hat man sich aber nicht nur darauf beschränkt, die Bewegungsabläufe mit Nunchuk und Remote noch natürlicher und damit intuitiver zu gestalten. Denn wie bei allen EA Sports-Titeln dieser Saison bekommen die Wii-Varianten einen Familienmodus, der mit einer leichteren Steuerung punkten und damit das Spiel auch für jüngere Mitglieder oder Wii-Neueinsteiger in der Famile interessant machen soll. Die damit einhergehenden Automatismen wie z.B. Laufrichtung der Spieler bei entsprechenden Spielzügen werden durch die immer wieder zu Aussetzern neigende KI, die nach wie vor ein generelles Problem der Wii-Version ist, zwar zu einem kleinen störenden Übel, doch unter dem Strich macht auch die reduzierte Steuerungsoption einen Heidenspaß.

Vor allem in den über 20 Minispielen, die man auch mit maximal vier Spielern (und den eigenen Miis als Spielfiguren) erleben darf, kann die gute Laune ihren Höhepunkt erreichen. Spaßig, kurzweilig und auch als Altersgrenzen sprengende Familienunterhaltung tauglich.

Und die Kulisse? Die bleibt nach wie vor das Sorgenkind. Nach wie vor gute und im Vergleich zum Vorjahr aufgestockte Animationen gehen einher mit Clipping-Fehlern und trotz allen guten Willens potthässlichen Pappkameraden als Zuschauern. Gelegentliche Kamerafehler runden das unter dem Strich eher durchschnittliche Gesamtbild ab, das mit Komponentenkabel zwar schicker, aber letztlich nicht besser aussieht.

Kurzfazit: Sinnvolle Erweiterungen der Steurungsmechaniken, Familienmodus, Mini-Spiele samt Mii-Einbindung, Online-Duelle - die Wii-Version ist auf einem verdammt guten Weg, muss für das nächste Jahr aber deutliche grafische Verbesserungen mitbringen.       

PlayStation 2

Mit Ausnahme der Kulisse, die auf Konsolen nur von der Xbox geschlagen wurde, galt die PS2-Variante der Madden-Serie für lange Zeit als Speerspitze im American Football. Und in einer Zeit, in der Visual Concepts sich mühte, EA die Football-Hölle heiß zu machen und mit der NFL 2K-Serie nicht nur in Sachen Präsentation mehr als nur auf Augenhöhe war, konterte der Software-Riese mit spielerischen Glanzpunkten.

Doch dann kam der Moment, als EA sich exklusiv die NFL-Lizenz schnappte. Das Ergebnis: Visual Concepts strich die Segel und die einzige Konkurrenz für Madden auf der PS2 wurde Midways arcadige Blitz-Serie. Und leider wurde die Wahrheit des Satzes "Konkurrenz belebt das Geschäft" im letzten Jahr bestätigt. Da man auf der PS2 nichts zu fürchten hatte, schien es so, dass die Mehrzahl der Entwickler im Tiburon Studios sich bereits auf eine adäquate Umsetzung bzw. Anpassung des Spieles an die Konsolen der (damaligen) nächsten Generation eingestellt hatte. Die PS2-Variante wurde eher stiefmütterlich mit entwickelt und stagnierte auf hohem Niveau.

Daran hat sich auch in diesem Jahr nichts geändert. Dass man zumindest hinsichtlich der Kulisse keinen Zahn mehr zulegen kann, liegt in der Hardware begründet, die nach einigen Jahren American Football am Limit zu sein scheint - und dies soll auch kein all zu großer Kritikpunkt sein. Obwohl ich mir schon gewünscht hätte, dass die kleinen grafischen Unzulänglichkeiten, die auch im letzten Jahr schon zu Punktabzügen führten, immer noch nicht ausgebessert wurden. Hin 

Findigen Augen dürfte auffallen, dass dies ein Bild aus der letztjährigen Version ist. Macht aber gar nichts, da sich dieses Jahr eigentlich nicht viel geändert hat...

Spielerisch hingegen zieht Madden wieder alle Register, die auf einer Konsole der letzten Generation möglich zu sein scheinen, ohne allerdings wie in den Jahren zuvor für neue Standards sorgen zu können - trotz des "Waffen"-Systems, das wie auf dem PC nicht die Intensität erreicht, die wir auf 360 oder PS3 erleben und das daher etwas von seiner Notwendigkeit einbüßt.

Überhaupt muss man sagen, dass die PS2-Variante von Madden eher identisch ist mit der PC-Version und daher mehr auf das erneute Abspulen bewährter Qualität setzt: Modi und sonstige Inhalte wurden behutsam an die letztjährige Fassung angepasst, wodurch sich zwar auch hier ein ausgereiftes Gesamtbild ergibt, das jedoch für Besitzer der 07-Edition nahezu uninteressant ist.

Allerdings sorgt der Fantasy-Modus, der sonst in keiner hierzulande veröffentlichten weiteren 08-Version enthalten ist, für etwas frischen Wind und stellt das eigentliche Kaufargument. Dahinter verbirgt sich ein Spieltyp, in dem ihr euer Team nach eigenen Wünschen und jenseits der üblichen Franchise-Zwänge zusammenstellen könnt. Ihr müsst nur beachten, dass die Werte der gewählten Spieler nicht die euch zur Verfügung stehenden knapp über 700 "Roster-Punkte" übersteigen. Dieses Konto könnt ihr nach und nach aufstocken und die neu gewonnenen Punkte für neue Spieler oder Training anlegen bevor es in einem deutlich arcadigeren Spielansatz nach Blitz: The League-Manier in schnellen, unkomplizierten Matches gegen den nächsten Gegner geht.

Auf Dauer läuft sich der Fantasy Draft zwar etwas den Wolf, doch als kleine Abwechslung zwischendurch und als Argument gegen das leicht abtrünnige Football von Midway ist dieser Modus ein cleverer Schachzug von EA, um die Fassung für die alten Systeme noch einmal aufzuwerten.

Kurzfazit: Wie die PC-Fassung eigentlich nicht mehr als ein sehr behutsames Add-On, bei dem nur der Fantasy-Modus für Besitzer der Vorjahresversion interessant ist. Allerdings kann man der "alten" PS2 wenigstens nicht vorwerfen, dass hinsichtlich der Kulisse noch viel mehr drin war.