Test: Lost Planet 2 (Action-Adventure)

von Jörg Luibl





FAZIT



Warum hat Capcom das Spiel nicht Lost Planet Online genannt? So werde ich als Solist schon im Hauptmenü verwirrt, wenn ich meine Kampagne "hosten" soll - wie doof ist das denn? Und richtig ernüchtert werde ich, wenn ich mir in der Geschichte wie in einem Deathmatch vorkomme - ich mag die brachiale Action zwischen Raketenwerfer und Plasmagranate, ich freue mich über den knackigen Anspruch, aber die Story ist verdammt schwach und die Kameraden sind nicht mehr als seelenlose Bots. Man kommt sich eher vor wie in sechs hoch explosiven Arenen eines Unreal Tournament als in sechs Episoden einer Geschichte. Das Gute: Es knallt und zischt an allen Ecken! Das Schlechte: Das Team ist mir egal und das Leveldesign wirkt manchmal unfair. Denn das Figurenverhalten ist eine Farce: Meinen dämlichen Bots kann ich keine Befehle geben, so dass unfaire Situationen entstehen. Im Gegensatz zum Vorgänger, der mit einem markanten Szenario im Schnee punkten konnte, wirkt der Nachfolger manchmal austauschbar - Dschungel, Wüste, Fabriken und Labors hat man schon so oft gesehen, zumal sich das Missionsdesign auf Dauer gleicht und die KI einige lethargische Totalaussetzer zeigt. Hört sich nach Verriss an? Wäre es auch, wenn es nicht drei motivierende Sicherheiten geben würde: Zum einen das kooperative Erlebnis für bis zu vier Mann, in dem das Spiel deutlich mehr Laune macht, weil es endlich mal zu taktischer und koordinierter Action kommt. Dann die verdammt cool designten Mechs und Waffensysteme wie der Schild oder das Laser-Schwert, die zum martialischen Experimentieren einladen. Und last but not least die spektakulären Bosse, die den Bildschirm verdunkeln und den Boden beben lassen: Freut euch auf Monster wie wälzende Lawinen und aus dem Boden brechende Wurmberge. Für diese XXL-Momente lohnt sich die Reise auf den verlorenen Planeten, denn hier gibt es endlich Nervenkitzel. Aber das sind zu wenige Highlights! Als Solist wird man so oft von gewöhnlicher Ballerei mit teilweise träger Steuerung ernüchtert. Wie soll man mit grenzdebilen Bots Spaß an einer Mission haben, die auf Koordination ausgelegt ist? Heraus kommen Chaos und Frust! Capcom verpasst vor allem aufgrund des inkonsequenten Kampagnen-Designs die Chance, an der internationalen Shooterspitze mitzumischen.

Lust auf bewegte Kritik? Zum Video-Fazit!

Nachtest zur PC-Version vom Oktober 2010:

Es gab mal eine Zeit, da musste man als PC-Spieler vor Capcom-Umsetzungen in Deckung gehen, weil die Japaner ihre Action in billiger Auftragsarbeit abkanzelten - die Folge: Resident Evil 4 sorgte anno 2007 für Platineuphorie auf dem GameCube, unter DirectX für einen 38%-Entsetzen. Diese Zeiten sind spätestens seit Resident Evil 5 vorbei, denn Capcom weiß um die Actionumsätze anderer Spiele und hat mit der potenten Grafikengine "MT-Framework" die Grundlage für hochwertige Kulissen am PC geschaffen. Und Lost Planet 2 sieht am PC sehr gut aus: In der Version 2.0 zeigt die Engine gestochen scharfe Bilder und Licht durchflutete Umgebungen, wahlweise unter DirectX9 oder DirectX11 sowie optimiert für nVidia-Karten. Das Ganze sieht en detail zwar besser aus als auf Konsolen und läuft auch auf Mittelklasse-Hardware flüssig, aber das Grundproblem bleibt die austauschbare Shootermechanik, die gerade mal für ein befriedigendes Erlebnis sorgt - Medal of Honor kam kürzlich auch nicht darüber hinaus. Und was die Online-Komponente von Lost Planet 2 angeht: Da gibt es auf dem PC einfach zu viel bessere Konkurrenz.
Entwickler:
Publisher: Capcom
Release:
07.05.2010
15.10.2010
07.05.2010
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ab 10,89€
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Vergleichbare Spiele

WERTUNG



Xbox 360

„Spektakuläre Bosse, brachiale Action, aber dieses Spiel wurde an Solisten vorbei entwickelt: Schwache Story, dumme KI und redundantes Missionsdesign.”

Wertung: 70%

PC

„Auf dem Rechner sehen die Akriden noch mal schärfer aus, aber die Shootermechanik kommt nicht über solides Niveau hinaus.”

Wertung: 70%

PlayStation 3

„Es gibt keine relevanten technischen Unterschiede zwischen den Konsolen: Auch auf der PS3 gibt es brachiale Action auf solidem Niveau!”

Wertung: 70%

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Lesertests

Kommentare

CBT1979 schrieb am
ich denke hier hat Capcom wieder einer seiner Franchise in den Tod geschickt. Das haben sie mit Dino Crisis, Onimusha schon geschafft, bei Resident Evil und Devil May Cry sind die kurz davor.
senseman16 schrieb am
also mir macht es spaß und es ist einfach nur toll!!!
aber das level wo man bei Kill Big ist, ist in der pc version viel erfrischender als bei der xbox version!
da war sie sooo düster und emohaft ^^
bei der pc version war das alles schon stark von farben und sehr lebhaft!
naja beide ob xbox oder pc machen mir spaß!
FreshG schrieb am
Jetzt kann ich wenigstens auch mit meinen nonkonsolero freunden zusammen zocken :D
brainzucka schrieb am
Ich muss sagen, dass das Spiel im Coop einen RIESENSPASS macht. Habs mit meiner Bruder im Lan gezockt, keine technischen oder spielerischen Probleme gehabt. Am meisten Spaß machen die langen Bosskämpfe, ich erinnere mich an die Zugfahrt mit der drauf installieren Riesenkanone,genial :) Also wer auf pur Action steht sollte es zocken!
:)
gh0 schrieb am
Doch gerade dafür kann capcom sehr wohl was. Sie können bei einem Spiel, das auf Coop ausgelegt ist, nicht erwarten, dass jeder einen 46 Zoller vor seinen Augen leuchten hat.
Mit einem 32 Zoller ist dieses Spiel im Coop unspielbar. Ein Kumpel hat sichs extra ausgeliehen letztes Wochenende, weil wirs mal zocken wollten.... voll the shit mit einem kleineren TV.
Da hätte Capcom durchaus mehrere Splitscreenmodi machen können, damit mans an die TV Größe anpassen kann. Cod MW2 konnte es schliesslich auch.
schrieb am