Die Legende der Wächter08.11.2010, Jens Bischoff
Die Legende der Wächter

Im Test:

Auf den Heimkonsolen konnte man den luftigen Eulenkriegen der Krome Studios trotz kurzer Spielzeit und immer gleicher Aufgaben einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. In der von Tantalus Media produzierten DS-Umsetzung der Kinovorlage geht es hingegen weniger hoch in die Lüfte, Dogfights werden sogar nur noch als zweidimensionale Kritzeleien ausgetragen. Kann das gut gehen?

Flügellahmer Halbbruder

Wie die großen Konsolenbrüder (4P-Test) folgt auch die Handheld-Versoftung grob den Ereignissen des gleichnamigen Films.

Per Stylus dirigiert man Eulenkrieger Shard im Schneckentempo durch pixelige Nebelsuppen.
Die Inszenierung in reiner Bildform fällt dabei ähnlich unspektakulär aus, nur dass jetzt auch noch die Sprachausgabe wegfällt. Die Story ist aber ohnehin eher bescheiden und dient in erster Linie als inhaltliche Verknüpfung der einzelnen Missionen. Diese beschränken sich wiederum auf eine Handvoll Aufgaben, die sich ständig wiederholen und schnell abnutzen. Entweder muss man Gegner verfolgen, Verbündete beschützen oder irgendwas mit heißen Kohlen bombardieren. Mal gilt es während dessen auch Fallen oder Hindernissen auszuweichen, simple Mechanismen in Gang zu setzen oder gesuchte Objekte einzusammeln.

Trotz überschaubarer Spielabschnitte fällt die Orientierung dabei oft unnötig schwer, da entsprechende Zielmarkierungen viel zu selten zum Einsatz kommen und die Sichtweite ziemlich eingeschränkt ist. Zudem stößt man immer wieder auf unsichtbare Barrieren. Auch Flughöhe und -geschwindigkeit sind stark limitiert, wodurch man sich selbst in vergleichsweise offen angelegten Arealen extrem lahm und eingeengt fühlt. Nicht einmal die komplett Touchscreen basierte Flugsteuerung kann überzeugen: Man zieht einfach den Stylus dahin, wo man hin fliegen will und tippt in Reichweite befindliche Objekte kurz an, um mit ihnen zu interagieren. Beschleunigt wird automatisch so lange der Stift auf dem Display ruht; hebt man ihn an, wird schlagartig abgebremst.

Primitives Kritzelchaos

Das Fluggefühl ist natürlich entsprechend mau, die Kulisse ungemein trostlos und selbst Wettrennen oder Verfolgungsjagden ziehen sich wie Kaugummi. Auch in den tunnelförmigen Gewitterwolken, wo man beschleunigende Luftströme passieren und starren Blitzsäulen ausweichen muss, kommt man sich vor wie im Bummelzug für halbseitig gelähmte Grobmotoriker. 

Bei Feindkontakt holt man seine Gegner in stumpfsinnigen Kritzelduellen vom Himmel.
Noch schlimmer wird's, wenn man sich in Kampfhandlungen mit feindlichen Eulen, Krähen oder anderen Vögeln verstrickt: Bei Feindkontakt wechselt das Spiel in eine zweidimensionale Arena, in der man seine Kontrahenten so lange mit Stylus-Strichen bearbeitet, bis sie zu Boden gehen, während man selbst dank uneingeschränkter Blockfunktion jegliche Gegenangriffe zunichte macht, so lange man nur rechtzeitig von Angriff auf Verteidigung wechselt.

Da jeder zum Angriff bereite Gegner schon lange vor seiner Attacke unübersehbar aufleuchtet, gerät man aber so gut wie nie in Bedrängnis. So lange jemand rot leuchtet, hält man einfach eine beliebige Taste zum Blocken gedrückt und wenn alles ruhig ist, kritzelt man munter drauf los, bis alle Angreifer eliminiert sind. Wer will, kann das Ganze auch noch mit einer Reihe verbesserbarer Spezialattacken oder Konter beschleunigen, was sich aber genauso wie die Zielerfassung oft sehr hakelig gestaltet und höchstens bei seltenen Bossgegnern lohnt. Kassiert man doch mal einen Gegentreffer, weil der Angreifer von jenseits des Bildausschnitts zuschlägt oder von der eignen Hand beim Dauerrubbeln verdeckt wird, ist das aber meist auch nicht schlimm, da überall aufsammelbare Heil- oder Schutzgegenstände herum liegen, die man bei Bedarf jederzeit über das Inventar aktivieren kann.

Später kann man zudem die Hilfe eines passiven Flugbegleiters in Anspruch nehmen, den man vor jeder Mission fest legt und der einem dann zusätzliche Inventarplätze, regenerative Kräfte oder andere Vorteile verschafft. Brauchen tut man die zwar in der Regel nicht, aber wer seine Einsätze besonders schnell und effektiv abschließt, erhält Goldmedaillen, mit denen man eine Handvoll Bonusrennen freischalten kann. Blöd ist nur, dass man die Vorgaben dafür erst nach Missionsende angezeigt bekommt und auch bei Levelwiederholungen keinerlei Auskunft darüber erhält, wie viel Zeit man noch hat, wie viele Sammelobjekte noch fehlen oder wie viele Gegner noch besiegt werden müssen. Da sich die Mühe aber sowieso nicht lohnt, ist das fast auch schon egal... Wer unbedingt Eule spielen will, sollte das sowieso tunlichst auf PS3, 360 oder Wii tun und um den auch sonst ziemlich lieblosen und spaßfreien DS-Tiefflieger einen großen Bogen machen! 

Fazit

Auf den Heimkonsolen bot die Legende der Wächter zumindest kurzzeitig wirklich solide Lizenzunterhaltung zwischen Himmel und Erde. Die Version für Nintendos Handheld ist hingegen geradezu unterirdisch: Man flattert mit angezogener Handbremse durch einen künstlich stark begrenzten Luftraum, weicht nervigen Hindernissen aus und bestreitet völlig stumpfsinnige Luftkämpfe. Gegner werden per Stylus einfach weggekritzelt, während man nahezu jeden Gegenangriff mit einer beliebigen Taste blocken kann. Level- und Missionsdesign sind an Monotonie kaum zu unterbieten, Touchscreen-Steuerung und Zielfindung teils eine echte Zumutung. Selbst nette Ansätze wie die frei wählbaren Flügelmänner und aufrüstbaren Spezialangriffe verpuffen sang- und klanglos in stupidem Rubbelchaos und nebligem Pixelsalat. Dem ein oder anderen Einsatz kann man einen gewissen Unterhaltungswert zwar nicht gänzlich absprechen, aber wer mit diesen Eulen in die Lüfte steigt, muss schon sehr genügsam oder masochistisch veranlagt sein, um Spaß dabei zu haben. Die kurze Spielzeit könnte man da fast schon als Pluspunkt sehen...

Pro

frei wählbare Begleiter & Angriffs-Upgrades

Kontra

geringer Umfang
bescheidene Story
hakelige Steuerung
lahme Flugpassagen
stupide Kritzelkämpfe
eintöniges Missionsdesign
nervige Fallen & Hindernisse

Wertung

NDS

Um dieses lahme und stumpfsinnige Stylus-Gekritzel sollten selbst die treusten Eulenfans einen großen Bogen machen.

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