schon schade, aber die Erwartungshaltung war wohl auch etwas hoch. Von einem neuen Spiel von Ex-Witcher-Machern erwartet man irgendwie mehr. Mal gucken wie das Spiel anfühlt, wenn es ein paar Patches abgekommen hat.
Test: Seven: The Days Long Gone (Rollenspiel)
FAZIT
Seven: The Days Long Gone hätte die Überraschung dieses Winters sein können - ein Geheimtipp für Freunde stimmungsvoller Schleich-Abenteuer! Und ich will es aufgrund seiner Thematik und seines Artdesigns mögen, zumal so viel an Möglichkeiten in diesem isometrischen Cyperpunk-Rollenspiel steckt: Man huscht und trickst wie der Meisterdieb, klettert akrobatisch über Dächer, kann hacken und heimlich infiltrieren, coole Gadgets und Spezialmanöver einsetzen, viele Quests auf mehrere Art meistern und sich in offener Welt mit reagierenden Bewohnern austoben. Das klingt nach einem grandiosen Thief-Witcher-Shadowrun, aber diese Vielfalt ist leider auch das große Problem, denn keine Mechanik wirkt ausgereift. Ich kam zu selten in einen Spielfluss, weil es immer irgendwo hakte - nicht nur beim Klettern. Beim Infiltrieren gibt es einige faule Kompromisse, das Sicht- und Wachverhalten der KI ist inkonsequent, viele subtile Manöver und Kills sind schrecklich unklar, die offenen Gefechte zu hektisch, die Steuerung zu fummelig, das Beutesystem überfrachtet, die Charakterentwicklung undurchsichtig und die interessant konzipierte Story will nicht recht in die Gänge kommen. Hinzu gesellen sich einige ärgerliche Bugs und böse Abstürze. Zwischendurch gibt es immer wieder Highlights in einigen situativen Quests mit coolen Charakteren sowie den unterhaltsamen Dialogen, zumal der Mythos zwischen Altvorderen und Dämonen neugierig macht. Aber hier hat sich das ebenso talentierte wie überambitionierte Team mit viel zu vielen Features übernommen - es fehlt ganz einfach die Reife im Spieldesign. Man hätte sich auf weniger, aber dafür poliertere Inhalte konzentrieren und ganze Teile wie das Crafting und die Anleihen an modernen Open-World-Komfort wie eine mit Symbolen überladene Karte sowie Sammelreize streichen sollen. Auch wenn hier viel Potenzial verschenkt wurde, wird man mit etwas Geduld für Trial&Error noch solide unterhalten. Schade, hier war viel mehr drin!
PC
„Schleichen, Akrobatik, Kampf und Rollenspiel in einem? All das in offener Welt mit isometrischer Perspektive? Ja, aber leider wirkt all das entweder unreif, inkonsequent oder überfrachtet. Hier hätte ein Jahr mehr Entwicklung nicht geschadet.”
Wertung: 65%