Im Test: Zurück in der "Rogue-like"-Hölle
Zeig doch mal ein bisschen Rückgrat
Das Team von Volcanicc scheint ein Fan von Brian Yuzna und seinen Horrorfilmen wie Re-Animator zu sein, die hierzulande lange auf dem Index standen. Zumindest hätte das ebenso wie das Spiel in 16-Bit-Retrokulisse inszenierte Intro auch die Grundlage für einen seiner Filme sein können. Der Wissenschaftler Helmut strebt nach ewigem Leben. Und der Dämon, den er beschworen hat, erfüllt ihm diesen Wunsch – wenngleich anders, als Helmut es erwartet hat. Denn er wird zwar von nun an immer wieder auferstehen, wenn er stirbt. Doch im Gegenzug wird er vom Dämon komplett zerlegt. Erst mit der Hilfe des "Auge des Ka-Ra", eines weiteren fiesen Monsters, findet er einigermaßen zu einer Art Fortbewegung zurück: Als fliegender Schädel mit freiliegendem Gehirn mitsamt Wirbelsäule. Aus Hel- wird Hellmut, der Rache schwörende Badass aus der Hölle - und er bekommt auch hier unerwartete Unterstützung vom Auge des Ka-Ra.
Schenk mir ein Leben
Und wenn die bei null ist, muss Hellmut nicht nur die Mutation verlassen, sondern ist in seinem "Natur- Zustand" mit seiner eher zweckmäßigen Bewaffnung ein eher leichtes Opfer - wenngleich man auch in dieser Form überleben kann. Doch sowohl die Goldmünzen als auch vor allem die Kristalle, die von den Feinden nach dem Ableben hinterlassen werden und tunlichst aufgesammelt werden sollten, bevor sie blinkend verschwinden, können helfen, die Feinde in Schach zu halten. Auf jeder Standard-Etage gibt es einen Shop, in dem man für das Gold nicht nur Waffen mit beschränkter Munition oder Lebenspunkt-Upgrades, sondern auch Gesundheitspacks erstehen darf. Man kann sogar eine Wiederbelebungsmünze kaufen. Und mit 20 Kristallen lässt sich sich an bestimmten Orten das Auge das Ka-Ra beschwören, das eine besondere Herausforderung für einen bereithält: Im Rahmen eines knappen Zeitlimits muss eine bestimmte Gegneranzahl erledigt werden. Schafft man dies, erhält man eine weitere Mutation. Und ab diesem Moment kommt sogar ein Hauch Taktik ins Spiel. Denn man darf jederzeit zwischen allen im aktuellen Lauf freigeschalteten Körpern wechseln – natürlich gehört auch Hellmuts Standardform dazu, die allerdings weiterhin nur ein Notnagel bleibt. So kann man sich mit viel Geschick und etwas Glück eine stattliche Anzahl an Formen (sprich: Leben) sichern, bevor man in den nächsten Bosskampf geht. Dass das Umschalten nicht über die
Die zusätzlichen Leben sind bitter nötig, da der Schwierigkeitsgrad im Allgemeinen als herausfordernd bezeichnet werden kann. Wer schon bei Enter The Gungeon oder The Binding of Isaac herzhaft geflucht und dann die Segel gestrichen hat, wird hier vermutlich verzweifeln. Dank einer akkuraten Kollisionsabfrage und der sich recht schnell einstellenden Kenntnis der Angriffsmuster bleibt es zwar größtenteils fair. Doch eher früher als später wird man frustriert an seine Grenze stoßen. Auch weil die zufälligen Gegnerzusammenstellungen eine willkürliche Unberechenbarkeit mitbringen, die zusammen mit der kaum einen Fehler verzeihenden Mechanik dafür sorgt, dass der Game-Over-Bildschirm in seiner ganzen Glorie erstrahlt. Wieder und wieder. Und immer wieder. Die Möhren, die einem in Form der temporären Mutationen sowie den durchwechselnden Bossen vor die Nase gehalten werden, können zwar dafür sorgen, dass man immer mal wieder einen neuen Angriff unternimmt. Doch da erst nach dem Besiegen des Endbosses (!) neue Figuren zur Startauswahl im Labor auftauchen, hat Volcanicc nicht das richtige Maß zwischen Anforderungsprofil und Belohnung gefunden.
Fazit
Die Grundidee mit den durchschaltbaren Charakteren samt ihrer unterschiedlichen Bewaffnung bzw. Spezialangriffen ist gut. Während man das Dutzend zufällig generierter sowie mit Gegnern bestückter Abschnitte (inkl. einem Boss-Quartett) immer wieder in Angriff nimmt, um Rache an einem Dämon zu üben, kann man neue Figuren freischalten und jederzeit zwischen ihnen durchschalten. Sie fungieren nicht nur als neue taktische Option im Kampf, sondern sind auch gleichzeitig quasi die "Leben", die einem zur Verfügung stehen, bevor der permanente Tod seinen Tribut fordert und einen wieder an den Start ins Labor befördert. Zusammen mit dem farbenfrohen 16-Bit-Artdesign, das sich an dem seinerzeit mit einem Gold-Award prämierten Enter The Gungeon zu orientieren scheint, geht eine interessante Faszination von Hellmut: The Badass from Hell aus. Doch es gehen früher als bei ähnlich gelagerter Dualstick-Action Reiz und Motivation verloren. Denn um auch nur eine der zusätzlichen Startfiguren permanent zur Verfügung zu haben, muss der Endboss besiegt werden. Und damit stehen Aufwand und Belohnung in keinem vernünftigen Verhältnis. Denn so sehr ich fordernde und gelegentlich frustrierende Spiele auch schätzen kann, übertreibt es Hellmut in dieser Hinsicht - man hat zu selten das Gefühl, nennenswerten Fortschritt verbucht zu haben. Hier sorgt die willkürliche Unberechenbarkeit zufälliger Levelgestaltung mit ihren unvermuteten Spitzen für unnötigen Frust, so dass sowohl Artdesign als auch die akkurate Steuerung mit ihrer sauberen Kollisionsabfrage in den Hintergrund geraten.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Ambitionierte Dualstick-Action mit zufällig generierten Abschnitten, einem interessanten "Waffen"-Konzept und einem knackigen sowie unausgewogenen Schwierigkeitsgrad, der dem Höllenritt zum Verhängnis wird.
Echtgeldtransaktionen
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