Jimmy White's Cueball World08.01.2002, Jörg Luibl
Jimmy White's Cueball World

Im Test:

Publisher Virgin Interactive will alle Freunde der gepflegten Kugelakrobatik in die Pool- und Snooker-Welt entführen. Mit Jimmy White`s Cueball World präsentieren die Entwickler von Awesome ein Bundle diverser Billard-Spiele, das dank hervorragender Ball-Physik, ansehnlicher Locations und abwechslungsreicher Mini-Spiele die Herzen der Queue-Liebhaber erobern soll. Ob die virtuellen Spieltische einen ähnlichen Reiz ausüben wie ihre realen Vorbilder, erfahrt Ihr in unserem Test!

Was darf`s denn sein? Poolbillard?

Poolbillard dürfte hierzulande weitaus populärer sein als das britische Snooker. Doch während es im Snooker ein -wenn auch kompliziertes- Regelwerk gibt, haben Pool-Fans die Qual der Wahl zwischen zahlreichen Varianten. Auch Jimmy White`s Cueball World bietet für jeden Spielertypen die passende Regel. Insgesamt warten vier Pool-Spiele auf Euch: Englisches Billard mit fünfzehn Kugeln (sieben rote, sieben gelbe, eine schwarze), US 8-Ball mit Punkt- und Streifenkugeln, US 9-Ball mit neun farbigen Kugeln und die 14.1-Endlos-Regeln, wo jeder Spieler eine Zieltasche und -kugel vorher bestimmen muss. Wer schon jetzt überfordert ist, braucht nicht verzagen: Das Handbuch geht ausführlich auf jede Spielvariante ein und erklärt genau, worum es geht.

Oder Snooker?

Insbesondere die Snooker-Regeln dürften so manchem Hobby-Spieler nicht bekannt sein. Was ist der Unterschied zum Poolbillard? Größerer Spieltisch, kleinere Kugeln - stimmt, weswegen Poolbillard wesentlich einfacher zu spielen ist, sowohl real als auch virtuell. Aber hinzu kommen völlig neue Spielregeln, die das Handbuch ausführlich erläutert. Kurz gefasst: Erst immer eine rote Kugel (bringt 1 Punkt) versenken, dann eine farbige (zwischen zwei [gelb] und sieben [schwarz] Punkten), gewonnen hat der Spieler mit der höchsten Punktzahl.

Oder Billard?

Das klassische Billard setzt auf Präzision: Zur Verfügung stehen nur drei Kugeln - eine gelbe, eine weiße und eine rote. Die Spieler bekommen die weiße bzw. die gelbe Kugel und müssen versuchen, ihren Ball mehr oder weniger aufwändig zu versenken. Dafür gibt es zwischen zwei und drei Punkten oder gar bis zu zehn, wenn aufwändige Karambolagen in einem einzigen Stoß summiert werden. Ein Spieler bleibt so lange am Tisch, wie er seine Kugel erfolgreich einlochen kann.

Üben, üben, üben

Doch egal für welche Kugelakrobatik Ihr Euch entscheidet: am Anfang solltet Ihr im Trainingsmodus spielen. Denn nur hier habt Ihr die Möglichkeit, alle Hilfslinien einzuschalten und Euch Tipps geben zu lassen. Der Lerneffekt ist dabei fantastisch, weil man genau sieht, wo der eigene Ball aufprallt, welchen Weg er danach zurücklegt und wohin die getroffene sowie alle anderen Kugeln rollen. Farbige Linien markieren exakt alle Wege, noch bevor Ihr zum Stoß ansetzt. So könnt Ihr in aller Ruhe die Auswirkungen verschiedener Stöße, von Topspin (Queue oben angesetzt), Backspin (Queue unten angesetzt) bis hin zum Effet (Links- und Rechtsdrall), beobachten und Eure Technik verfeinern - ein Traum für alle Ballistiker! Für das Training eignet sich auch der integrierte Trickstoß-Editor, der es Euch ermöglicht, den Billard-Tisch mit beliebigen Kugeln und Situationen zu besetzen - so könnt Ihr ganz gezielt komplizierte Stöße üben.

Wettkampf auf hohem Niveau

Zwar könnt Ihr auch außerhalb des Trainingsmodus auf Hilfslinien zurückgreifen, aber im Wettkampf stehen nur die einfache Richtungslinie und eine Effetlinie zur Verfügung, die Berechnungen à la "Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel" zulassen. Ansonsten seid Ihr hier auf Euch allein gestellt, was Anfängern gerade beim Snooker schnell die Grenzen aufzeigen wird.

Kernstück von Jimmy White`s Cueball World ist die intuitive und leicht zugängliche Benutzeroberfläche: Übersichtliche und selbsterklärende Icons erleichtern den Weg zum Billard-Meister. Die gesamte Steuerung ist äußerst einfach, aber dabei ebenso komplex: Ihr könnt jeden möglichen Kamerawinkel nutzen, um die Situation auf dem Spieltisch richtig einzuschätzen. Außerdem könnt Ihr den Stoßwinkel und Ansatzpunkt des Queues kinderleicht justieren, die gewählte Kugel anvisieren und zustoßen. Beim Stoß habt Ihr -wie bei diversen Golfspielen - die Wahl zwischen dem dynamischen Maus-Schwung, die den Queue-Stoß simuliert, oder der präziseren Klick-Methode. Profi-Spieler dürfen sich auf eine hervorragende Ball-Physik freuen, die alle Kugelbewegungen realistisch simuliert. Das Einzige, was einen Stoß dennoch kläglich an der Kugel abrutschen lassen kann, ist fehlendes Kreiden: Dieses Feature ist überaus nervig, denn Ihr müsst quasi immer zur Kreide greifen, um die Queue-Spitze stumpf zu halten - eine Automatisierung hätte hier Abhilfe geschaffen.

Gegen flinke Finger

Von Euren Kontrahenten seht Ihr nur die animierten Hände: Im ersten Level spielt Ihr z.B. in einem englischen Herrenhaus gegen den weiß behandschuhten Justin Off. Besiegt Ihr den Gentleman, habt Ihr es in der Karibik unter Palmen mit den lackierten Fingernägeln von Sandy Beach zu tun. Und im südamerikanischen Dschungel geht es gegen die pelzigen Klauen des Hairy Potter. Das ist zwar ein nettes Feature, aber manchmal wünscht man sich doch einen kompletten virtuellen Gegner, der mit Gestik und Mimik etwas Leben ins Spiel bringt. Wer die Hände satt hat, kann immerhin gegen seine Freunde antreten: Entweder spielt Ihr an einem Rechner abwechselnd, oder im LAN oder übers Internet.

Die insgesamt acht animierten Locations bilden einen stimmungsvollen Rahmen für den Kugelsport, überzeugen mit passenden Umgebungsgeräuschen wie Brandung oder Vogelgezwitscher, aber bleiben guter Durchschnitt. Dass der Publisher mit "atemberaubend animierten Schauplätzen" wirbt, gehört in den Bereich Fiktion. Die Grafik passt, ist stimmungsvoll, aber wird Euch keinesfalls Atemprobleme bereiten.

Bonus-Spiele bringen Abwechslung

Habt Ihr in einer Disziplin gewonnen, wird ein neuer Spielort oder auch eines der vier Mini-Games freigeschaltet: Darts (301, 501, Around The Clock), Daumenkrieg, ein Irrgartenspiel und Stunt-Tables stehen zur Auswahl. Die kleinen Zusatzspiele sind abwechslungsreich und gut umgesetzt - insbesondere Stunt-Tables ist sehr reizvoll: Ihr müsst auf Hindernis-Pooltischen entweder schnell oder präzise auf Punktejagd gehen.

Pro:

  • viele Spielmodi
  • realistische Ballphysik
  • komfortable Bedienung
  • stimmungsvolle Locations
  • freispielbare Mini-Games
  • Pool und Snooker in einem
  • zahllose Kamerapositionen
  • hilfreicher Trainingsmodus
  • Kontra:

  • nerviges Kreiden
  • kein Karriere-Modus
  • Locations hätten mehr Feinschliff nötig
  • keine komplett animierten Gegenspieler
  • Fazit

    Billardherz, was willst Du mehr? Ich will nicht ewig zur Kreide greifen müssen, ich will voll animierte Gegenspieler und eine faszinierende Umgebung in Top-Grafik. Trotzdem: Freunde der gepflegten Tischkarambolage können mit Jimmy White`s Cueball World nichts falsch machen: Die Spielmodi bieten jede Menge Auswahl, die Ballphysik ist hervorragend, die Locations sind stimmungsvoll und die Mini-Games bieten genug Abwechslung vom präzisen Queue-Alltag. Selbst Einsteiger können sich dank des vorbildlichen Trainingsmodus ohne Bedenken an den Tisch wagen und mit Stoßtechniken experimentieren. Grafisch hätte das Team von Awesome seinem Namen allerdings mehr Ehre machen können: Leider bieten die gut animierten Hand-Gegner auf Dauer zu wenig Abwechslung und die exotischen Locations hätten etwas mehr Feinschliff verdient.

    Wertung

    PC

    0
    Kommentare

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