Iron Front - Liberation 194401.08.2012, Marcel Kleffmann
Iron Front - Liberation 1944

Im Test:

Iron Front: Liberation 1944 ist eine waschechte Militärsimulation, fühlt sich also langsamer, intensiver und komplizierter an als Einbahnstraßen-Shootern wie Call of Duty oder Battlefield. Das von X1 Software entwickelte Spiel fußt auf der Technologie von ArmA II: Operation Arrowhead und übernimmt damit auch die bekannten Stärken und Schwächen ...

Unfertig: Bugs und Abstürze

Das Erbe von ArmA II bemerkt man u.a. am Aufbau des Menüsystems sowie der gesamten Steuerung, die umständlich und unnötig kompliziert daherkommt. Selbst bei einem so umfangreichen Spiel wäre es möglich, die Inventarverwaltung, die Teamkommunikation oder das Kommandosystem benutzerfreundlicher und übersichtlicher zu gestalten. Daher ist für Nicht-Kenner von ArmA einiges an Einarbeitungszeit erforderlich.

Darüber hinaus wird man mit unzähligen Abstürzen, Übersetzungsfehlern, Bugs der Marke "unzerstörbarer Panzer" und nicht funktionierenden Auslösern in den Missionen konfrontiert. Es kann also sein, dass Einsatzziele nicht erfüllt werden können oder erledigte Aufgaben nicht anerkannt werden. All diese Dinge sollten für ArmA-Veteranen keine große Überraschung sein und die mittlerweile verfügbaren drei Patches versprechen erste Abhilfe.

Mittendrin im Panzer.
Fuhrpark der Roten Armee: Katjuscha BM-13N, T-34-76 und IS-2 (JS-2).

Zu den Bugs, fehlerhaften Missionstriggern und ungünstig platzierten Speicherpunkten im Einzelspieler-Modus gesellen sich häufig massive Aussetzer bei der Computerintelligenz der eigenen Mitstreiter. So verstehen manche KI-Begleiter die Befehle entweder gar nicht oder setzen sie falsch um oder wollen bestimmte Positionen (z.B. hinter dem Steuer eines Fahrzeuges) einfach nicht verlassen. Und das ist ziemlich nervtötend in einem Spiel, in dem es vor allem auf konsequentes Teamplay und taktisch durchgeplantes Vorgehen ankommt - schließlich könnte jedes durch die Luft zischende Geschoss könnte das Ende bedeuten.

Qual für Solisten

Download: Patch 1.03

Schon die Jahreszahl im Titel verrät, dass Iron Front im Zweiten Weltkrieg spielt und zwar zur Zeit der sowjetischen Offensive im Sommer 1944. Insgesamt zwei Kampagnen im südlichen Polen stehen zur Verfügung - aus deutscher und sowjetischer Perspektive. Der deutsche Feldzug hat das Ziel, den sowjetischen Vormarsch aufzuhalten und auf sowjetischer Seite geht es darum, durch die feindlichen Linien zu brechen.

In beiden Kampagnen übernehmt ihr das Kommando einer Kompanie. Bei der Wehrmacht seid ihr etwas häufiger zu Fuß unterwegs, während ihr auf russischer Seite öfters mit Panzern durch die Landschaft tuckert. Apropos Panzer: Die Metallkolosse stehen hier stärker im Vordergrund als bei ArmA II. Sie lassen sich sogar ein bisschen besser steuern und sind nicht ganz so übermächtig, wobei das Schadensmodell (Schwachpunkt: rückwärtige Panzerung) komplexer geworden ist. Schön ist ebenso, dass der Einsatz von Handgranaten eine wichtigere Rolle spielt. Dafür fehlt mir persönlich die Vielfalt beim Waffen- und Fahrzeugarsenal, denn im Vergleich zu ArmA II gibt es weniger unterschiedliche Vehikel und Schusswaffen, diese sind aber zumindest authentisch nachgebildet.

 Ansonsten bietet die Kampagne kaum Nennenswertes. Die Geschichte ist nicht der Rede wert und wird mit langweilig inszenierten Zwischensequenzen unnötig in die Länge gezogen. Die Sprachausgabe wirkt genauso hölzern wie die Gesichtsanimationen der charakterlosen und völlig austauschbaren Soldaten. Bei so manch einem Gespräch mit den Mitstreitern möchte man am liebsten dauerhaft die "Überspringen-Taste" drücken. Interesse an der Thematik oder gar Spannung wird auf diese Weise nicht erzeugt. Dies schaffen höchstens die intensiven Gefechte und der Schauplatz. So sind die Karten sehr schön und abwechslungsreich gestaltet und bieten viel Freiraum, um die nach Schema F angelegten Missionsziele abzuhaken. Dennoch hätte ich mir etwas mehr virtuelles Leben auf den Schauplätzen gewünscht.

Mehrspieler-Freude

Die Kehrseite der hohen Sichtweite: In der Nahansicht fallen viele niedrig aufgelöste Texturen auf.
Die Kehrseite der hohen Sichtweite: In der Nahansicht fallen viele niedrig aufgelöste Texturen auf. Bei Soldaten sollte man besser nicht in die Klongesichter schauen.

Hätte Iron Front: Liberation 1944 nur diese Kampagne zu bieten, würde das Spiel wohl im Bereich ausreichend bis mangelhaft versauern. Es sind der Mehrspieler-Modus, die vier liebevoll gestalteten Karten (je zwei große und kleine) und der mächtige Editor, die es letztendlich vor der Bruchlandung retten.

Neben "Capture the Flag" und "Deathmatch" sind die Multiplayer-Modi "Panzerduell" und "Blitzkrieg" enthalten. "Panzerduell" ist ein Team-Deathmatch mit Kampfpanzern aus dem Zweiten Weltkrieg wie dem Königstiger und dem Stalin-Panzer aus der IS-Serie. In "Blitzkrieg" gilt es für eine Partei mit gezielten Vorstößen die Kontrolle über feindliche Zonen zu erhalten, während die Gegner den Angriff stoppen müssen. Gerade wenn man im Mehrspieler-Modus mit 

Ein Blick auf den mächtigen Editor.
Ein Blick auf den mächtigen Editor.
mehreren Personen einen Panzer (also ohne KI-Kollegen) bemannt und in Ruhe sowie in Eigenregie auf ein achtlos umherkurvendes Opfer lauert, dann weiß Iron Front zu überzeugen. Sonderlich viele mögliche Mitspieler waren auf den Servern jedoch nicht anzutreffen: Meistens zählte der Ingame-Server-Browser mehrere Dutzend verfügbare Personen und viele verwaiste Partien.

Dazu gibt es noch einen mächtigen Missionseditor, mit dem man eigene Szenarien und Missionen für den Einzel- und Mehrspieler-Modus erstellen kann und zwar von kleinen Infanterie-Scharmützeln bis hin zu groß angelegten Panzerschlachten mit Luftunterstützung. In diesem Fall ist Iron Front eine sehr große "Sandbox".

Fazit

Iron Front: Liberation 1944 ist keine ernst zu nehmende Konkurrenz für ArmA II. Eigentlich ist das Spiel eine wirklich gute und komplexe Militärsimulation für Geduldige, aber wie damals bei ArmA ist es in einem ziemlich unfertigen Zustand veröffentlicht worden. Die Kampagne ist aufgrund fehlerhafter Missionen, stark durchwachsener Computerintelligenz und furchtbarer Inszenierung nicht der Rede wert. Auch Bugs und Abstürze gibt es anzukreiden, die den Spaß an den eigentlich spannenden und ziemlich realistisch umgesetzten Schlachten rauben. Richtig entfalten kann sich das Spiel erst im Mehrspieler-Modus, denn dort fallen viele Ungereimtheiten weg und die enorme Freiheit auf den großen Schlachtfeldern kommt zum Tragen. Trotz einiger Patches, rate ich momentan noch von dieser unfertigen Militärsimulation ab.

Pro

hoher Realismus
spannende Schlachten
große und schön gestaltete Karten
weite Sicht
enorme Handlungsfreiheit
authentisch nachgebildetes Kriegsgerät
überzeugender Mehrspieler-Modus
mächtiger Editor

Kontra

sehr unfertiger Status (Bugs, Abstürze, Fehler)
langweilige und schlecht inszenierte Kampagne
viele Aussetzer bei der Computerintelligenz
umständliche Bedienung
Fuhrpark
und Waffen-Auswahl könnte größer sein
Karten wirken stellenweise leblos
staksige Animationen und niedrig aufgelöste Texturen
Einführung ist für Neulinge zu oberflächlich

Wertung

PC

Gute und komplexe Militärsimulation für Geduldige, die viel zu unfertig veröffentlicht wurde.

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