Company of Heroes 228.06.2013, Eike Cramer
Company of Heroes 2

Im Test:

Mit Company of Heroes 2 (ab 4,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) setzt Relic einen der erfolgreichsten Echtzeit-Strategie-Titel der letzten Jahre fort. Mit der Verlagerung an die Ostfront halten erstmals die Sowjets und der Winter Einzug in die Serie. Ob die frischen Spielelemente funktionieren und der neue Schauplatz überzeugen kann, klärt der Test.

Willkommen in Stalingrad, Genosse!

Von den wenigen Booten, die das Ufer der Wolga erreicht haben, springen die Rekruten. Hunderte von ihnen, junge Männer aus der ganzen Sowjetunion. Nur jeder zweite von ihnen trägt ein Gewehr, es gibt kaum Munition und fast genauso wenig Hoffnung. Über ihren Köpfen tanzen IL2-Sturmovik und FW-190 ihr tödliches Ballett und die Luft ist erfüllt von Schreien, dem durchdringenden Geräusch von MG-42-Feuerstößen, überlagert von Einschlägen der Artillerie und Mörser. Wir schreiben das Jahr 1943 und die letzten Tage der sechsten deutschen Armee in Stalingrad sind angebrochen.

Diese Szenen sind bezeichnend für den Kampf an der Ostfront. Sowohl in Call of Duty als auch im Film Enemy at the Gates tauchen sie in ähnlicher Form auf und bilden nun auch in Company of Heroes 2 den Einstieg in den brutalen Vernichtungskrieg. Unzählige der jungen Rekruten finden in der Schlacht um Stalingrad den Tod, als sie gegen die befestigten Stellungen der Wehrmacht anrennen. Und während T-34 über das Schlachtfeld in die Stadt rollen, verdiene ich mir erste Sporen als Kommandant einer kleinen Einheit, die MG-Nester räumt, Panzerabwehrstellungen säubert und dabei doch nur Teil der riesigen Sowjetstreitmacht ist, die sich in die Straßen der zerstörten Stadt ergießt.

Tagebücher von der Front

Flammenwerfer-Infanterie ist effektiv gegen befestigte Stellungen. Die Tanks der Truppen können bei Beschuss explodieren.
Flammenwerfer-Infanterie ist effektiv gegen befestigte Stellungen. Die Tanks der Truppen können bei Beschuss explodieren.
Erzählt wird der Krieg im Osten aus der Sicht von Lev Abramovich Isakovich, einem Offizier der Roten Armee. Während des Sturms auf Stalingrad weiß er noch nicht, dass ihn der Krieg von den Außenbezirken Moskaus bis in das Herz Deutschlands führen wird und ihn dabei Karriere, Ansehen und Freiheit kosten wird. Ausgezeichnet während der Verteidigung der russischen Hauptstadt, ist er eigentlich ein Kriegsheld, doch der Isakovich, der in einem sibirischen Gulag von der Front berichtet, ist ein anderer geworden.

Zu oft hat er während seiner Einsätze als Offizier die Grausamkeiten der Politkommissare mit ansehen müssen, die durch Erschießungen eigener Truppen die Moral der Truppe festigen. Zu oft hat er als Kriegsberichterstatter gute Männer sterben sehen und den Verrat an Verbündeten ertragen müssen. Isakovich ist ein gebrochener Mann, traumatisiert von Krieg und desillusioniert von seiner Regierung. Er hat gegen Befehle verstoßen, seine Vorgesetzten in Frage gestellt und auf eigene Faust agiert. Nun droht ihm die Todesstrafe.

Leider wirkt dieser zunächst spannende Blickwinkel schnell äußerst amerikanisiert: Erzählung, Charaktere und Geschehnisse erscheinen wie der äußere Blick einer „zivilisierten Nation“ auf zwei „wilde Stämme“ die sich untereinander bekriegen. Isakovich scheint eine Variante des amerikanischen Helden zu sein, der irgendwie in das brutale Regime der Sowjetarmee geraten ist. Zwar ist die Inszenierung in sich stimmig, aber das Gefühl, hier einen US-geprägten Blick mit fehlendem Verständnis für die Situation zu erhalten, hält sich bis zum Schluss.

Die Fratze des Krieges

Der Konflikt wird wuchtig und brachial in Szene gesetzt.
Der Konflikt wird wuchtig und brachial in Szene gesetzt.
Die Brutalität des Krieges wird von Company of Heroes 2 dennoch auf schonungslose Weise inszeniert: Während der Verteidigung von Moskau etwa, als ich auf dem Rückzug durch Dörfer vor der Stadt verbrannte Erde hinterlassen soll und meine Flammenwerfer dabei auch vor Häusern nicht Halt machen, in denen sich Zivilisten versteckt haben. Oder beim Kessel von Halde, in dem mich meine Truppen entsetzt fragen, ob es deutsche Soldaten oder Zivilisten sind, die in Scharen aus dem eingekesselten Ort fliehen. Ich habe schlucken müssen, als meine Flammenwerfer und Maschinengewehre letztendlich das Feuer auf die Gruppen von Frauen und Männern eröffneten.

Die Kernaussage: Krieg ist brutal, schicksalhaft und ohne Helden. Dennoch wird die Oberfläche der Gräuel der Ostfront nur angekratzt: Eine angemessene Darstellung des Ausmaßes des Vernichtungsfeldzuges der Wehrmacht und Waffen-SS in einem Videospiel  müsste an die Grenze des Erträglichen gehen. Diesen Weg schlägt Relic aber leider nicht ein. Die Befreiungen von Majdanek, Sobibor, Auschwitz und Treblinka bleiben nur eine Randnotiz. Zu einem echten Antikriegsspiel fehlt also ein ganzes Stück, auch wenn Bemühungen erkennbar sind.

Der große Vaterländische Krieg

Die Kommando-Operationen mit den polnischen Partisanen gehören zu den Höhepunkten der Kampagne.
Die Kommando-Operationen mit den polnischen Partisanen gehören zu den Höhepunkten der Kampagne.
In der mit 14 Missionen recht umfangreichen Kampagne führt man seine Truppen über die wichtigsten Schlachtfelder der Ostfront. Die Schlachten um Stalingrad, Leningrad, Posen  und Berlin in denen man sich als Teil der riesigen sowjetischen Kriegsmaschinerie fühlt, sind aber nur die eine Seite des Krieges. Es gibt auch kleinere, sehr atmosphärische Einsätze. Hier muss man sich z.B. mit einer sehr begrenzten Zahl von Einheiten gegen einen übermächtig erscheinenden Tiger behaupten oder mit Partisanen deutsche Wachposten überwinden.

Praktisch ist dabei, dass nicht nur zurückgelassene Maschinengewehre und PAKs, sondern erstmals auch verlassene Panzer von den eigenen Männern erobert und gegen den Feind verwendet werden können. Ich kann meine Truppen jedoch nicht in die nächste Mission mitnehmen. Darunter leidet die Bindung zu meinen Männern und Frauen, ist aber im Kontext der menschenverachtenden Form der Kriegsführung auf Seiten der Roten Armee in Ordnung.

General Winter

Befindet man sich im ersten Drittel des Feldzuges noch in der Defensive und versucht, nicht von der überlegenen Wehrmacht überrollt zu werden, beginnt mit dem Wintereinbruch 1942 der Gegenangriff der Roten Armee. Tiefschnee behindert in den Wintereinsätzen die Bewegung der eigenen Truppen, Fahrzeuge hinterlassen verräterische Spuren und im Falle eines Schneesturmes  drohen die Infanteristen zu erfrieren.

Dann helfen nur Lagerfeuer, Transportfahrzeuge oder Häuser, um meine Truppen vor dem Kältetod zu retten. Leider wird das Wetter in der Kampagne zu selten in den Missionen verwendet, denn Kälte und Deckung funktionieren schlüssig, erfordern genaue Planung und eröffnen neue Taktiken, da auch feindliche Infanterie von den Witterungsbedingungen betroffen ist.

War never changes

Katjuscha Raketenwerfer, sogenannte Stalin-Orgeln, sind eine mächtige Waffe. Da sie sehr verwundbar sind, sollten sie extra bewacht werden.
Katjuscha Raketenwerfer, so genannte Stalin-Orgeln, sind eine mächtige Waffe. Da sie sehr verwundbar sind, sollten sie extra bewacht werden.
Die Struktur der Missionen ist klassisch: Stellungen erobern, Verteidigungslinien durchbrechen, Gegenangriffen standhalten, Sonderziele ausschalten. Überraschungen gibt es kaum. Dennoch wird es nicht langweilig, da sich Missionen erzählerisch meist in mehreren Stufen entwickeln und sich Ziele kaum wiederholen. Höhepunkte sind die bereits angesprochenen Kommando-Missionen, in denen man besonders vorsichtig vorgehen muss und seine eigenen Einheiten nicht verheizen sollte. Hier werden auch die neuen „TrueSight“-Sichtlinien wichtig. Der Spieler sieht nämlich nur, was seine Einheiten sehen: das funktioniert großartig und fordert gerade in Städte durchdachte Platzierungen von Einheiten, sowie vorsichtige Aufklärung.

Auch die Taktiken im Kampf sind klassischer Natur. Vor allem gegen Ende der Kampagne funktioniert mein bevorzugtes Vorgehen mit massiven Artillerieschlägen, gefolgt von einem Sturmangriff aus T-34, SU-85 und Infanterie beinahe schon zu gut. Flankieren, Ausnutzen von Deckung und geschicktes Legen von Sperrfeuer bleiben zwar wichtig, aber gerade die durchaus verbissen kämpfenden Restverteidiger in Berlin könnten aggressiver und variabler auf das Trommelfeuer meiner Geschütze reagieren. Insgesamt ist die KI in der Kampagne auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad zu defensiv, um eine echte Bedrohung darzustellen.

Kanonenfutter und Verstärkungen

Die winterlichen Auseinandersetzungen funktionieren in jedem Spielmodus gut, kommen aber in der Kampagne etwas zu kurz.
Die winterlichen Auseinandersetzungen funktionieren in jedem Spielmodus gut, kommen aber in der Kampagne etwas zu kurz.
Mit den Wehrpflichtigen steht den Sowjets im Feld eine fast unbegrenzte Menge an Kanonenfutter zur Verfügung, das über eine Fähigkeit in die Schlacht geworfen werden kann. Mit den Rekruten können Trupps, die Verluste erlitten haben, wieder auf volle Sollstärke gebracht werden, was Rückzüge von Veteranentrupps seltener nötig macht. Leider ist dieses zentrale Spielelement mit nervigem Mikromanagement verbunden, da man die Einheiten einzeln anwählen muss, um sie zu verbinden. Hat man mehr als drei Trupps auf dem Bildschirm, wird das schnell unübersichtlich und fummelig.

Nötig wird diese Feldauffrischung, weil mit dem Anfordern von neuen Rekruten in Einsätzen der berüchtigte Befehl 227 ausgerufen wird. Rückzug wird durch diesen Befehl zum Verrat. Ist er aktiv erscheint neben meinem Hauptquartier ein Politkommissar, der Trupps die sich durch meinen Tastendruck von der Front zurückgezogen haben ohne mit der Wimper zu zucken hinrichtet. Dies erfordert einen bedachteren Umgang mit der eigenen Infanterie und das Haushalten mit den Rekruten, die allerdings unbegrenzt oft (bis zum Erreichen des Versorgungslimits) angefordert werden können.

Der Panzerfahrer-Krampf

Panzer sind auf dem Schlachtfeld äußerst effektiv, leiden aber unter einer schwachen Wegfindung.
Panzer sind auf dem Schlachtfeld äußerst effektiv, leiden aber unter einer schwachen Wegfindung.
Dummerweise sind aber nicht nur meine Rekruten schlecht ausgebildet, auch die Fahrer meiner Panzer scheinen die eine oder andere Lektion ausgelassen zu haben. Nur so kann ich mir erklären, dass sich Panzer gerne aneinander festfahren, gerade wenn sie im Verband bewegt werden, Insbesondere in den engen Straßen von Posen und Berlin bleiben meine T-34 gerne hängen, manövrieren sich fest, drehen sich ungünstig oder fahren dank mangelhafter Kollisionsabfrage durcheinander hindurch. Das ist ärgerlich, weil Sturmangriffe steckenbleiben und ich durch das Babysitten einzelner Fahrzeugen von der übrigen Koordination meiner Truppen abgehalten werde.

Auch die Infanterie hat im Vergleich zur Westfront vor sieben Jahren wenig dazugelernt. Noch immer ist das Deckungsverhalten fragwürdig: Einheiten stellen sich zu oft von der falschen Seite in die befohlene  Deckung, verlagern manchmal ungefragt ihre Position in ungedeckte Gebiete und bleiben im Angesicht von Gewehr- oder Handgranaten nach wie vor stur auf der Stelle stehen. All das zieht oft unnötige Verluste und nerviges Nachjustieren mit sich und stört den Spielfluss.

Explosive Kriegserfahrungen

Die Kulisse kann insgesamt überzeugen. Vor allem Explosionen und Rauch sehen klasse aus.
Die Kulisse kann insgesamt überzeugen. Vor allem Explosionen und Rauch sehen klasse aus.
Die Gefechte können sich sehen lassen. Zwar kann die Kulisse mit einigen unscharfen Oberflächen sowie manchmal etwas groben Modellen nur einen ordentlichen Eindruck hinterlassen, aber die explodierenden Panzer, volumetrischer Rauch und herumfliegende Trümmer werten das Bild gegenüber dem Vorgänger erheblich auf. Dazu kommt die effektvoll zerstörbare Umgebung: Artillerie und Panzergranaten hinterlassen tiefe Krater und Häuserzeilen fallen krachend in sich zusammen. Auch Wälder beginnen zu brennen, wenn sie von Flammenwerfern oder Molotowcocktails getroffen werden, Bäume knicken um und Brücken zerbersten unter massivem Beschuss.

Die Soundkulisse passt zum Gesamtbild: Explosionen und Geschütze klingen wuchtig, Männer schreien Befehle, Schüsse knallen, Maschinengewehre rattern – dieser Krieg ist wirklich laut. Untermalt werden die Schlachten von orchestraler Musik, die manchmal ein wenig an den Star-Wars-Soundtrack erinnert. Das wirkt erstaunlicherweise nicht deplaziert, manchmal allerdings etwas pathetisch.

Kriegsschauplatz UDSSR

Im Kriegsschauplatz-Modus gibt es neue Herausforderungen, die über eine Karte angewählt werden können.
Im Kriegsschauplatz-Modus gibt es neue Herausforderungen, die über eine Karte angewählt werden können.
Company of Heroes 2 bietet mit dem „Kriegsschauplatz“ genannten Modus ein Bindeglied zwischen der Einzelspielerkampagne und dem Mehrspielermodus, in dem auch die Wehrmacht spielbar ist. Hier können Einzelspieler und Koop-Herausforderungen bestritten werden. Außerdem gibt es Gefechte gegen die KI, die auf Mehrspielerkarten stattfinden. Herausforderungen und Koop-Missionen bieten spezielle Ziele, so muss ich etwa mit Katjuscha-Raketenwerfern in einer bestimmten Zeit 15 Nazi-Stützpunkte zerstören oder mit einem Verbündeten zusammen mehrere Siegpunkte vier Tage und Nächte gegen immer stärker werdende Feindtruppen halten.

Die Missionen haben Arcade-Flair und sind nicht erzählerisch miteinander verbunden. Sie werden über eine Karte, die den Frontverlauf 1941 darstellt ausgewählt, die aber nicht dynamisch durch Sieg oder Niederlage beeinflusst wird. Der Schwierigkeitsgrad ist hier höher als in der Kampagne und gerade die Koop-Einsätze machen Spaß. Auch die KI-Gefechte sind knackig und bereiten gut auf den Mehrspielermodus vor, allerdings könnte man auch dort Gefechte gegen die KI bestreiten.  Alles in allem ist der Kriegsschauplatz eine ordentliche Erweiterung des Spielumfanges, eine echte zweite Kampagne ersetzt er aber nicht. Zum Testzeitpunkt war zudem nur das Jahr 1941 verfügbar, eine Erweiterung per DLC scheint mehr als wahrscheinlich.

Der weltweite Krieg

Nicht nur die Spielmechanik im Winter übezeugt, der Schnee macht auch optisch eine gute Figur.
Nicht nur die Spielmechanik im Winter überzeugt, der Schnee macht auch optisch eine gute Figur.
Neben der Kampagne ist der Mehrspielermodus das wichtige zweite Element. Auf stattlichen 13 Karten, von denen allerdings manche in zwei Ausführungen (Sommer und Winter) vorhanden sind, treten bis zu acht Spieler gegeneinander an. Relic-üblich wird ein Domination ähnlicher Spielmodus geboten, in dem Positionen gehalten werden müssen, bis der Gegner keine Punkte mehr auf dem Konto hat.

Wie schon im Vorgänger und auch in Dawn of War 2 entstehen so spannende Gefechte um einzelne Flaggen und Ressourcenpunkte, mit sich schnell verändernden Frontlinien. Einheiten müssen zum Erobern eines Gebietes außerdem nicht mehr an der Flagge warten, sondern sich nur in einem markierten Umkreis aufhalten, was mehr taktische Variation beim Verteidigen von einnehmenden Truppen ermöglicht. 

Ressourcenmanagement

Luftangriffe von IL2 sind eine der Spezialfähigkeiten sowjetischer Kommandeure.
Luftangriffe von IL-2 sind eine der Spezialfähigkeiten sowjetischer Kommandeure.
Noch immer gibt es die drei Ressourcen Arbeitskraft, Munition und Treibstoff, die für Einheiten, Gebäude und Spezialfähigkeiten benötigt werden. Anders als beim Westfront-Vorgänger erhöht sich die Zahl der produzierten Arbeitskraft aber nicht mehr mit jedem eingenommenen Territorium. Stattdessen hat jeder Spieler ein Grundeinkommen, welches sich mit jeder produzierten Einheit verringert.

Größere Armeen haben also eine geringere Ressourcenproduktion zur Folge, was im Falle von Verlusten längere Produktionszeiten mit sich bringt. Dies führt zu einem ausgeglichenerem Spielablauf, da Spieler mit vielen Einheiten nicht ohne weiteres immer wieder neue Panzer in die entstandenen Lücken schicken können. Zudem können nun Benzin- und Treibstofflager an eingenommenen Flaggen gebaut werden, so dass Spieler eine größere Kontrolle über die Verteilung ihres Ressourceneinkommens haben.

Kommandanten und Spezialisierungen

Das Hauptmenü ist unübersichtlich und wirkt durch Shop und Social-Einbindung überladen.
Das Hauptmenü ist unübersichtlich und wirkt durch Shop und Social-Einbindung überladen.
Es gibt auch wieder Spezialfähigkeiten wie Sondereinheiten oder Bombardements, die vom Spieler nach Erreichen einer bestimmten Erfahrungsstufe im Spiel genutzt werden können. Diesmal kann man jedoch nicht aus drei festgelegten Strängen mit je sechs Fähigkeiten wählen, die in unterschiedlicher Reihenfolge freigeschaltet werden können.

Stattdessen können Spieler vor der Partie aus einem Pool drei Kommandanten wählen, die je 5 Fähigkeiten mitbringen. Je höher der Spieler im globalen Level aufsteigt, desto mehr Kommandanten hat er zur Verfügung, aus denen er wählen kann. Auf dem Schlachtfeld kann dann der Fähigkeitenbaum eines Kommandanten genutzt werden. Allerdings werden die Fähigkeiten nun der Reihe nach aktiviert, was ihren Einsatz weniger variabel macht.

Zudem wurden Spezialisierungen hinzugefügt, die etwa den Schaden einer bestimmten Einheit um fünf Prozent erhöhen, oder Produktionszeiten reduzieren. Einerseits ermöglichen diese Perks eine geschicktere Spezialisierung auf bestimmte Einheitentypen, andererseits bedrohen sie die Balance zwischen den Fraktionen. Eine fragwürdige Pay-to-Shortcut-Politik, in der Kommandeure zudem für Echtgeld erstanden werden können wirft einen Schatten auf den Mehrspielermodus, der zudem ohne echte Lobby daherkommt und so benutzerdefiniertes Matchmaking unnötig erschwert.

Masse vs. Klasse

Technische Probleme

Bei unserem Test hatten wir bei Company of Heroes 2 mit technischen Widrigkeiten zu kämpfen. Auf drei Rechnern mit ähnlicher Kombination aus Intel i5 und nVidia 600er Grafikkarten lief das Spiel instabil und neigte beim Speichern (manuell und automatisch) zu reproduzierbaren Abstürzen, die teilweise das Abschließen einzelner Missionen verhinderten. Zudem war die Performance trotz aktueller Treiber sehr wechselhaft.
Zum Testzeitpunkt war das Balancing zwischen den beiden Fraktionen bereits sehr ordentlich. Die etwas beweglicheren und in größerer Zahl auf dem Schlachtfeld vertretenen Sowjets stehen weniger, aber deutlich stärkeren deutschen Einheiten gegenüber. So sind z.B. die deutschen Panzer Stug III und Panzer IV den Sowjet-Pendants T-34/76 und T-70 in Feuerkraft und Panzerung überlegen, kosten aber auch deutlich mehr Ressourcen. So entsteht ein halbwegs ausgeglichenes Kräfteverhältnis bei zwei sehr unterschiedlich zu spielenden Fraktionen.

Der Winter hat in den Mehrspielerpartien zudem einen angenehm verlangsamenden Effekt. Da sich während der immer wieder auftretenden Schneestürme Infanterie nur in Fahrzeugen bewegen kann führen die Stürme immer wieder zu Feuerpausen, in denen nur Artillerie oder Panzer die Stille durchbrechen. Die reduzierten Sichtlinien laden zudem zum schnellen Verlagern von Truppen ein und ermöglichen Überraschungsangriffe an ungeahnter Position, sobald sich das Wetter lichtet. Die neuen Sichtlinien fügen sich klasse in das Spielgefühl ein und fordern wie schon in der Kampagne eine durchdachtere Platzierung von Aufklärungseinheiten und Verteidigungsstellungen.

Fazit

Für mich ist Company of Heroes 2 eine ordentliche Fortführung des wegweisenden ersten Teils, ohne jedoch dessen einzigartige Qualität zu erreichen. Nach sieben Jahren plagt sich der Titel nach wie vor mit fehlerhafter Wegfindung, merkwürdiger Einheiten-KI und einer zu dicht über dem Schlachtfeld schwebenden Kamera. Im Gegensatz dazu können die neuen Elemente wie Wintereinsätze oder die TrueSight-Sichtlinien überzeugen und bereichern die Gefechte mit neuen taktischen Elementen. Die Kampagne ist zwar passabel inszeniert und bietet viele interessante Einsätze, die Erzählung kann aber aufgrund des pathetischen Hollywood-Flairs und der amerikanischen Sichtweise auf den Konflikt im Osten nicht immer überzeugen. Zudem fehlt es der teilweise eindringlichen Kriegsdarstellung an realen Bezügen zu Vernichtungskrieg und Holocaust, die Company of Heroes 2 zu einem echten Anti-Kriegsspiel gemacht hätten. Stattdessen zieht man sich hier zu oft auf Andeutungen wie „die Taten der Deutschen“ zurück, ohne die Gräuel beim Namen zu nennen. Bei einem Spiel, das sich so intensiv mit dem Krieg an der Ostfront auseinandersetzt wäre mehr nötig gewesen.  Während der Kriegsschauplatz-Modus eher ein netter Bonus ist, in dem man nach der Kampagne auf den Mehrspieler-Part vorbereitet wird, kann jener erneut mit seiner Qualität glänzen. Die Online-Gefechte sind spannend, taktisch, schnell und abwechslungsreich, die Balance ist kurz nach Release bereits äußerst stimmig und die Karten überzeugen durch gut gesetzte Siegpunkte. Einzig die Umstellung der Kommandanten-Fähigkeiten und die überflüssigen Perks trüben hier etwas das Bild. Alles in allem ist Company of Heroes 2 ein guter Echtzeitstrategie-Titel, der aber den Glanz seines Vorgängers nicht erreicht und in einigen Punkten zu sehr auf der Stelle tritt.

Pro

stark inszenierter Kampagneneinstieg
abwechslungsreiches Missionsdesign
gut dargestellte Hintergrundgeschichte, ordentliche Briefings
die wenigen Winterschauplätze fügen sich gut ein
Thematisierung von Kriegsverbrechen
epische Schlachten (Potznau, Berlin)
Befehl 227 ist authentisch und fordert neue Taktiken.
tolle Sniper/Kommandomissionen lockern den Spielverlauf auf
€žTrue Sight€“-Sichtlinien erfordern präzisere Einheitenplatzierungen
gute Kulisse mit tollen Effekten (Explosionen, Beschuss,Rauch,Schnee)
zerstörbare Umgebungen
Feuer hat Auswirkungen auf Holz (Wälder brennen u.a. bei Flammenwerfer-Beschuss ab)
sehr gute Panzermodelle
eindrucksvolle Soundkulisse, auch in leisen Momenten (Gespräche de r Soldaten untereinander)
umfangreicher und gut balancierter Mehrspielermodus mit zahlreichen Individualisierungsmöglichkeiten
Winterauswirkungen im Mehrspielermodus verlangsamen das Spiel und erfordern raffiniertere Taktiken
Kriegsschauplatz-Modus erweitert den Umfang ordentlich

Kontra

zum Ende der Kampagne etwas zu einfach
nerviges Micromanagement durch Truppzusammenführung der Wehrpflichtigen
die Hintergrundgeschichte ist pathetisch und von amerikanischer Sichtweise geprägt
Thematisierung vor allem der deutschen Kriegsverbrechen nicht eindringlich genug
Bezug zur eigenen Armeeeinheit bzw. zum Frontabschnitt nicht deutlich genug.
keinerlei Bindung an Truppenteile, kein Mitnehmen von Einheiten in spätere Missionen.
im Vergleich zum Vorgänger nur Detailverbesserungen in vielen Spielmechaniken
Deckungsverhalten der Infanterie teils schwach
noch immer kein automatisches Ausweichen bei Granatenangriffen
Wegfindung teilweise grenzwertig (Insbesondere Panzer in Städten)
Team-KI bei Gefechten im Kriegsschauplatz-Modus zu schwach
im Vergleich zum Vorgänger weniger gelungene Kommandanten-Fähigkeiten im Mehrspieler-Modus
Kamera zu dicht über dem Schlachtfeld, zu geringe Übersicht
keine Mehrspieler-Lobby und nur sehr umständliches Custom-Matchmaking

Wertung

PC

Gute Echtzeitstrategie, die aber trotz gelungener Mehrspieler-Gefechte den Glanz des Vorgängers nicht erreicht und in einigen Punkten zu sehr auf der Stelle tritt.

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