Bud Spencer & Terence Hill - Slaps And Beans04.05.2018, Mathias Oertel
Bud Spencer & Terence Hill - Slaps And Beans

Im Test: Vier Fäuste für ein Pixel-Halleluja

Als Carlo Pedersoli und Mario Girotti 1959 ihren ersten gemeinsamen Film drehten, hätten sie sich wohl kaum träumen lassen, dass ihre Partnerschaft nicht einmal zehn Jahre später zu einem der schlagfertigsten Duos der Kinogeschichte werden würde. Und was 1967 mit "Gott vergibt… Django nie!" begann und erst 27 Jahre später mit "Die Troublemaker" endete, wird nun mit Slaps & Beans gewürdigt. Kann der Seitwärts-Prügler die Eskapaden der Bud-Spencer/Terence-Hill-Filme einfangen? Im Test geben wir die Antwort.

Jugendhelden

Dass Bud Spencer und Terence Hill schon vor meiner Geburt Filmerfolge feierten, ist das eine. Dass sie mit Filmen wie Zwei außer Rand und Band (1977), Das Krokodil und sein Nilpferd (1979), Vier Fäuste gegen Rio (1984) oder Die Miami Cops (1985) weite Teile meiner Kindheit prägten, ist das andere. Nach heutigen Maßstäben sind die meisten ihrer Kino-Abenteuer zwar eher albern, mitunter vielleicht sogar vergessenswürdig (natürlich gibt es Ausnahmen), dennoch möchte ich die Zeiten mit ihnen nicht missen. Insofern war ich sehr neugierig, ob es das Team von Trinity Team mit Slaps and Beans schafft, den beiden ein spielerisches Denkmal zu setzen.

Slaps & Beans wurde von Klassikern wie Streets of Rage inspiriert, schafft es aber trotz interessanter Ansätze nicht, sich signifikant von den Wurzeln zu lösen.
Mechanisch baut man ebenso wie beim Grafikstil auf alte Spielekunst: Die zwei prügeln sich in einem sehr sympathischen farbenfrohen 16-Bit-Retrodesign wie Axel Stone und Adam Hunter (Streets of Rage) oder Cody und Guy (Final Fight) meist von links nach rechts durch haufenweise, unaufhaltsam auf sie zustürmende sowie tumbe Gegner. Zusammengehalten durch eine eher hanebüchene Geschichte (wobei man damit durchaus die Drehbücher der Filme widerspiegelt), schafft es Trinity dabei jedoch bemerkenswerterweise, viele Anspielungen auf die Kinostreifen unterzubringen. Man ist ebenso in einem Wildwest-Szenario unterwegs wie in urbanen Gebieten oder auf einem Jahrmarkt sowie vielen weiteren abwechslungsreich gestalteten Arealen, die auch alle mit speziellen Gegnertypen aufwarten.

Wenig Kern-Variation

Leider setzt sich diese Vielfalt nicht in der Prügelmechanik fort. Zwar kann man jederzeit in einer Spielpause die Figuren wechseln und natürlich kann man auch zu zweit die Bösen vermöbeln. Doch das ändert nichts daran, dass der Kern trotz sympathischer Animationen und „Spezialbewegungen“ wie Bud Spencers Dampfhammer oder Terence Hills Multischlag nach ein paar Abschnitten seinen Reiz verliert. Wie bei den Spielhallen-Vorbildern kann man Gegenstände aufnehmen und sie gegen die Feinde einsetzen oder seine Lebensenergie über gefüllte Bierkrüge oder Pfannen mit Bohnen auffüllen. Dass man mit Terence auch gelegentlich die Umgebung nutzen und sich z.B. an Gerüsten entlangschwingen kann, um die Gegner

Minispiele wie das Rennen mit dem Dune Buggy aus "Zwei wie Pech und Schwefel" lockern die Prügeleien auf, bringen aber ihre eigenen Probleme mit.
auszuschalten, ist eine nette Variation, ändert aber letztlich nichts daran, dass man über einen sehr langen Zeitraum meist nur am Knopfhämmern ist. Und dafür wiederum ist das Schlagrepertoire nicht abwechslungsreich genug.

Wenn man die Filme auf die Prügeleien reduziert und diese komprimiert sowie aneinanderreiht, dürfte man nach spätestens einer Stunde ebenfalls genug haben. Und so geht es mir bei Slaps & Beans nach ein paar Abschnitten. Ich brauche dann einfach eine Pause – was mich aber nicht davon abhält, etwas später die Dauerprügelei fortzusetzen. Denn so redundant die Prügelaction ist, so sympathisch ist das grundsätzliche audiovisuelle Design, das sich natürlich auch in den exemplarischen Soundeffekten zeigt, die direkt aus den Filmen stammen könnten. Den Konjunktiv weglassen kann man bei der Musik: Lizenzierte Tracks von u.a. Oliver Onions sorgen für eine authentische Reise in die Vergangenheit. Ebenfalls schön: Bei den Dialogen werden nicht nur Versatzstücke aus den Spencer-/Hill-Filmen verbaut, sondern auch ihre Solo-Projekte augenzwinkernd einbezogen („Wie ist seine Name?“ – „Sein Name ist Nobody!) und Anspielungen auf moderne Filme eingebaut, die vor allem bei der älteren Generation für das eine oder andere Lächeln sorgen könnten.

Der kleine Spaß für zwischendurch

Den gelben Lincoln Continental kennt man aus "Zwei bärenstarke Typen". Slaps & Beans steckt voll solcher Anspielungen.
Mit interessanten Bossen, interaktiven Zwischensequenzen sowie Minispielen wird zusätzlich versucht, das Kampfgeschehen aufzulockern. So kommt es theoretisch trotz einer deutlichen Prügel-Übermacht zu interessanten Tempowechseln. Allerdings nutzen diese entweder technisch oder mechanisch ihr Potenzial nur selten aus. Beim Rennen mit dem Dune Buggy aus „Zwei wie Pech und Schwefel“ z.B. wird zwar in eine halbisometrische Ansicht geschaltet, während man das Gefährt ähnlich der Micro Machines von Codemasters steuert, wodurch ebenfalls der Retroansatz gefördert wird. Dennoch wirkt dieser Abschnitt mit seinem unsauberen Scrolling technisch nicht ausgereift. Andere Minispiele bzw. Variationen wie z.B. das Hot-Dog-Wettessen sind nur inhaltlich interessant und dauern meist länger, als ihnen gut tut.

Fazit

Ich möchte Slaps & Beans wirklich mögen. Als spielerische Hommage an das Filmduo, das viele meiner Generation in ihrer Kindheit geprägt hat, ist es eine liebevolle Danksagung an Bud Spencer und Terence Hill. Das farbenfrohe Retro-Design mit seinem 16-Bit-Stil passt wunderbar und würdigt die Filme, die die beiden über fast 20 Jahre gedreht haben. Und akustisch sorgen die lizenzierten Musiken von u.a. Oliver Onions sofort für ein Kopfkino, in dem die beiden mit Dampfhammer-Fäusten und Backpfeifen-Kanonaden die Bösen aus dem Verkehr ziehen. Zudem spart das Spiel nicht mit zahlreichen Anspielungen sowohl auf die Spencer-/Hill-Filme als auch auf moderne Zelluloidstreifen. Dass die Handlung und die Dialoge der hanebüchenen Geschichte eher mau sind: Geschenkt – auch das kann ich als Verbeugung vor den stereotypen Drehbüchern der Originale akzeptieren. Bei mir beginnen die Probleme bei der Mechanik. Zwar orientiert sie sich wie andere moderne Seitwärts-Prügler an den Klassikern Streets of Rage bzw. Golden Axe. Doch unter dem Strich wird sie hier schneller redundant als bei anderen moderneren Vertretern wie z.B. Wulverblade oder Mother Russia Bleeds. Mit Minispielen sowie passablen Bossen wird zwar versucht, Variation zu schaffen. Doch da diese meist auch mit technischen Problemen zu kämpfen haben oder schlichtweg überstrapaziert werden, wirken sie wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dementsprechend sollte man das Spiel ähnlich wie die Filme, auf denen es basiert, in kleinen Dosen genießen. Wer die 20er Mega Blu-ray Collection in einem Rutsch anschaut, wird auch früher oder später auf Übersättigung stoßen. Mit einem leicht wehmütigen Fan-Bonus reicht es für Slaps & Beans aber gerade noch, um den Absturz in ausreichende Bereiche zu verhindern.

Pro

sympathisches, farbenfrohes 16-Bit-Retrodesign
eingängige Steuerung
Lizenzsoundtrack mit bekannten Ohrwürmern
viele Anspielungen auf das Filmfundament
Minispiele lockern den Prügel-Marathon auf
passable Bosskämpfe

Kontra

hanebüchene Story
redundante Mechanik
Minispiele hinsichtlich Länge mitunter überstrapaziert
wenig Variation bei den Animationen

Wertung

PC

Ein sympathisches, wenngleich mechanisch auf Dauer redundantes Denkmal für die beiden besten Leindwand-Prügler aller Zeiten.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

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  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
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