F1 201817.08.2018, Michael Krosta

Im Test: Ein Thron für die Königsklasse

Pünktlich zum Ende der Sommerpause und dem bevorstehenden Rennen in Spa Francorchamps lässt auch Codermasters auf den Konsolen sowie dem PC erneut die Motoren der Formel Eins aufheulen. Kann F1 2018 (ab 36,90€ bei kaufen) nach dem furiosen Vorgänger noch ein paar PS nachlegen und einmal mehr auf das Award-Podest rasen?

Verbesserungen im Detail

Während sich der amtierende Champion Lewis Hamilton und Dauer-Rivale Sebastian Vettel in dieser Saison wieder einmal einen packenden Kampf um den WM-Titel liefern, erlebt man bei F1 2018 ein ganz ähnliches Déjà-vu, denn auf den ersten Blick hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel verändert: Sowohl die Aufmachung als auch das Angebot der Spielmodi entspricht im Großen und Ganzen dem, was man bei F1 2017 vorgefunden hat. Man kann sich also erneut für einen schnellen Ausflug mit modernen oder historischen Wagen in ein Rennwochenende nach Wahl stürzen, das man nach Lust und Laune den eigenen Wünschen anpassen darf. Das betrifft nicht nur Umfang und Anzahl der einzelnen Sessions vom Training über die Qualifikation bis hin zum Rennen, das man sogar mit einer Einführungsrunde einleiten darf. Auch der Wetterverlauf lässt sich für jeden einzelnen Teil des Rennwochenendes festlegen, falls man sich nicht dem Zufall des dynamischen Systems ausliefern will. An offizielle Startzeiten ist man beim eigenen Grand Prix ebenfalls nicht gebunden und darf entsprechend auch morgens früh zum Sonnenaufgang oder zu späterer Stunde die Pisten unsicher machen und dabei sogar den Zeitverlauf bis

Eine Bereicherung für die Übersicht im Cockpit stellt der Halo-Schutz nicht unbedingt dar.
zur fünffachen Geschwindigkeit künstlich beschleunigen. Wie im Vorjahr stehen für manche Strecken erneut verkürzte Layouts zur Wahl, während man die Kult-Piste von Monaco alternativ wieder bei Nacht erleben kann.

Oder man klemmt sich hinters Steuer, um im Zeitfahren auf nassen oder trockenen Pisten neue Bestzeiten für die Online-Ranglisten in den Asphalt zu brennen. Auch gibt es wieder Event-Szenarien zum Herunterladen, die nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stehen und die Teilnehmer vor spezielle Herausforderungen stellen. Selbstverständlich kann man auch die FIA-Weltmeisterschaft mit ihren 21 offiziellen Strecken in Angriff nehmen oder sich kurzerhand einen eigenen Rennkalender zusammenstellen. Nicht nur der Hockenheimring feiert ein Comeback, sondern auch der Große Preis von Frankreich findet nach vielen Jahren erstmals wieder auf dem Circuit Paul Ricard statt. Wie es sich für ein offizielles Spiel gehört, findet man auch wieder alle zehn Teams und 20 Fahrer, die in dieser Saison im Feld mitmischen. Alternativ stehen neben der klassischen WM außerdem wieder eine ganze Reihe von Mini-Meisterschaften mit bestimmten Rahmenbedingungen sowie diverse Spezial-Events wie Checkpunkt-Rennen oder Überhol-Herausforderungen zur Auswahl, in denen man vor allem mit historischen F1-Flitzern unterwegs ist. Im Vergleich zum Vorjahr haben noch mehr Klassiker den Weg in den Fuhrpark gefunden, der mit Neuzugängen wie dem Lotus 72D, Ferrari 312 T2 oder McLaren MP4/1B jetzt auf 20 Oldtimer wächst. Kult-Pisten vergangener Tage wie die Nordschleife oder die alte Version des

In historischen Formel-Eins-Flitzern darf man ebenfalls Platz nehmen.
Hockenheimrings findet man dagegen genauso wenig wie die ruhmreichen Piloten von damals, darunter große Namen wie Lauda, Prost, Senna oder Schumacher- sehr schade.

Traumhafte Karriere

Im Zentrum steht aber einmal mehr die fantastische Karriere, die auf dem starken Fundament des Vorgängers aufbaut und um weitere Faktoren ergänzt wird. Dazu zählt neben Vertragsverhandlungen z.B. die Rückkehr der Medien-Interviews, in denen man der Presse Rede und Antwort stehen muss. Im Gegensatz zu den ersten Gehversuchen bei F1 2010 wirken sich die Statements jetzt aber auf den Ruf und die Moral innerhalb des Teams aus und formen die Persönlichkeit des eigenen Fahrers, den man entweder als fairen Teamplayer oder einen Meister der Selbstinszenierung im Stil von Lewis Hamilton etablieren kann. Leider ist die Zeit zum Antworten vor allem bei textreichen Auswahlmöglichkeiten etwas knapp bemessen und es wird schnell ersichtlich, wie sich die jeweiligen Anmerkungen auswirken, die sich im Laufe der Karriere zudem häufig wiederholen. Manchmal ist es sogar am besten, einen Kommentar einfach zu verweigern. Schön dagegen, dass manchmal sogar Rennsituationen und Zwischenfälle von der Reporterin aufgegriffen werden. Pflügt man sich etwa á la Verstappen rücksichtslos mit der Brechstange durch das Feld, wird man anschließend auf die Autoscooter-Einlagen angesprochen. Auch

Die Interviews sind besser konzipiert und sinnvoller als früher, aber mit der Zeit zu durchschaubar, redundant und fast schon lästig.
die Vorgesetzten hören genau hin, was man von sich gibt und rügen ihren Fahrer, falls der Ruf des Teams durch die Antworten beschädigt wird.

Schade, dass die Interviews im Gegensatz zu der tollen TV-Aufmachung bei Streckenvorstellungen, Ausflügen in die Startaufstellung oder Siegerehrungen nicht besonders ansprechend inszeniert werden und irgendwann nur noch als lästige Pflichtaufgabe wahrgenommen werden. Ähnlich redundant, aber deutlich spaßiger fallen die Testprogramme im Rahmen des freien Training aus, die erneut von der Streckenakklimatisierung über das optimale Brems- und Benzinmanagement bis hin zum Qualifying-Trimm und dem Austüfteln der idealen Rennstrategie reichen. Neuerdings darf man auch das ERS auf Wunsch manuell betreiben und den Ladezustand der Batterie des zusätzlichen Elektromotors über das Multi-Funktions-Display ähnlich beeinflussen wie die Leistung des Verbrenners, dem man wieder drei verschiedene Kraftstoff-Mischungen zuweisen kann. Im dazugehörigen Trainingsprogramm tastet man sich entsprechend an die optimale Energieausbeute heran. Da man abseits des Fahrens mit dem Boxenfunk, manueller DRS-Aktivierung sowie Veränderungen an Motoreinstellung und Flügeln aber ohnehin schon alle Hände voll zu tun hat, kann man auch getrost darauf verzichten und das ERS weiterhin automatisch betreiben. Allerdings wird durch das manuelle Eingreifen das Renngeschehen ohne Zweifel um eine weitere taktische Komponente bereichert. Abseits der Trainingsprogramme darf man die Test-Sessions aber auch klassisch nutzen, um sein ideales Setup zu finden. Neben vorgefertigten Standardmustern kann man wieder selbst Hand anlegen und im Detail am Fahrwerk, den Bremsen oder der Aerodynamik herumschrauben. Schön: Wie gehabt darf man nicht nur Setups, sondern auch Spielstände quasi jederzeit abspeichern, so dass es kein Problem ist, die Rennwochenenden jederzeit zu pausieren.

Schwacher Charaktereditor

Schlüpft man in den anderen Spielmodi in die Haut der lizenzierten Vorbilder, geht man die Karriere ausschließlich mit einem eigenen Fahrer an, den man zu Beginn des Spiels in einem Charakter-Editor erstellt. Viele Möglichkeiten hat man dabei leider nicht: Wie zuvor hat man lediglich eine kleine Auswahl an vorgefertigten Gesichtern und Helmen, die man leider nicht weiter anpassen darf. Immerhin kommen im Zuge der Gleichberechtigung und im Gegensatz zur realen Formel Eins auch Frauen als Stammpiloten zum Einsatz.

Ärgerlich und vor allem persönlich enttäuschend ist die lückenhafte Auswahl an Audionamen, mit denen man direkt vom Spiel angesprochen wird. Zwar finden sich eine Reihe männlicher und weiblicher Vornamen, Nachnamen sowie diverse Spitznamen wie „Der Regenmeister“, aber ausgerechnet Michael ist nicht dabei – und das, wo doch zufällig einer der größten Piloten der

Man kann den Wagen in vier zentralen Bereichen weiterentwickeln. Aber Vorsicht: Die FIA kann in der Karriere das Reglement ändern!
F1-Geschichte auf diesen Namen hört. Stattdessen findet man Vorlagen wie McBride, Murphy, Shah oder Azim. Muss man nicht verstehen...

Stillstand bedeutet Rückschritt

Die Ressourcenpunkte, die man sich sowohl durch das erfolgreiche Absolvieren der Trainingsprogramme als auch gute Leistungen hinter dem Steuer und gewonnene Rivalen-Duelle gegen den Team-Kollegen sowie andere Fahrer verdient, werden in die Weiterentwicklung des Boliden investiert. In F1 2018 warten mehr als 120 Upgrades, mit denen man die Fahreigenschaften und die Leistung seines Rennwagens verbessern kann. Gleichzeitig gilt es, die richtige Balance zwischen Effizienz und Zuverlässigkeit zu finden. Ansonsten kann es schnell passieren, dass hastig produzierte Teile umgehend in den Müll wandern und neu in Auftrag gegeben werden müssen.

Auf der anderen Seite kann einem auch die FIA (Federation Internationale de l'Automobile) höchstpersönlich einen Strich durch die Rechnung machen. Denn der Dachverband des Automobils passt innerhalb der Karriere das Reglement an, was die Entwicklungsabteilung in eine unangenehme Bredouille bringen kann – nämlich dann, wenn bestimmte Upgrades plötzlich nicht mehr regelkonform sind. Entsprechend muss man seine wertvollen Ressourcenpunkte unter Umständen in

Mit einem gut entwickelten Boliden fährt man auch theoretisch überlegenen Teams auf und davon.
Nachbesserungen investieren, falls man seine bereits teuer entwickelten Teile weiter verwenden möchte. Der Versuch, sich als Schummel-Schumi mit verbotenen Konstruktionen durchzumogeln, ist hier allerdings nicht möglich.

Das Rollenspiel-Problem

Obwohl der Bereich Forschung und Entwicklung extrem motiviert, leidet das System an ähnlichen Problemen wie die in dieser Hinsicht artverwandten Rollenspiele. Erledigt man dort zu viele Nebenaufgaben und sammelt fleißig Erfahrungspunkte sowie Ausrüstung, wird man irgendwann übermächtig und selbst Gegner auf höheren Stufen stellen keine ernst zu nehmende Herausforderung mehr dar, falls sie nicht automatisch mitleveln. Ganz ähnlich verhält es sich hier: Hängt man sich in den Trainingsprogrammen rein und leistet gute Arbeit, stehen einem deutlich mehr Ressourcenpunkte zur Verfügung als Faulenzern. Entsprechend werden selbst die Wagen schwächerer Teams wie etwa Sauber oder Haas durch kontinuierliche Upgrades überraschend schnell konkurrenzfähig und lassen irgendwann selbst die Platzhirsche wie Mercedes oder Ferrari alt aussehen. Genau wie der fleißige Rollenspiel-Held wird auch der erfolgreiche Rennfahrer innerhalb der Karriere zu schnell zu mächtig!

Karriere-Anpassungen möglich - im richtigen Moment

Diesem Umstand kann man zum Glück entgegenwirken, indem man nachträgliche Änderungen an den Rahmenbedingungen vornimmt und z.B. die Stufe der KI-Fahrer erhöht. Dies ist jedoch nur vor dem Start des jeweils nächsten Rennwochenendes möglich. Dazu muss man sich während des Ladevorgangs in die Optionen begeben, wo man auch weitere Faktoren wie die Rennlänge verändern darf. Lediglich das dynamische Wettersystem und die offiziellen Startzeiten sind innerhalb der Karriere streng vorgegeben und dürfen nicht angepasst werden. Ab einer Rennlänge von mindestens 25 Prozent werden auch (Pflicht-)Boxenstopps aktiviert, wobei man sich entweder automatisiert zu seinen Mechanikern bringen lassen oder selbst im richtigen Moment den Begrenzer aktivieren und auf die Bremse treten kann, um die erlaubte Höchstgeschwindigkeit nicht zu überschreiten. Bei ersterer Variante stößt allerdings übel auf, wie schnell und unrealistisch der Wagen beim Überschreiten der Linie abgebremst wird. Schön dagegen, dass mit den Boxenstopps eine weitere strategische Komponente Einzug ins Renngeschehen hält. Zwar kann man den Reifenwechsel bereits im Vorfeld planen, sich aber auch an mögliche Umstände

Komponenten wie Motor und Getriebe nutzen sich mit der Zeit ab und müssen ausgetauscht werden, will man keinen Ausfall riskieren.
anpassen und spontan auf eine andere Strategie ausweichen.     

Vorsicht bei Verschleißteilen

Neben den Fortschritten bei Forschung und Entwicklung sollte man außerdem immer ein Auge auf Verschleißteile am Motor und dem Getriebe haben, denn mit zunehmender Abnutzung steigt das Risiko für mechanische Defekte, wie etwa der Ausfall eines Gangs oder überhitzte Batterien des Elektromotors. Im schlimmsten Fall kann zu viel Nachlässigkeit sogar einen Motorplatzer und damit einen Totalschaden nach sich ziehen, dem man selbst durch die optionale Rückspulfunktion kaum noch entkommen dürfte.

Die übernatürliche Zeitreise, mit deren Hilfe man Fahrfehler und Unfälle auf Knopfdruck rückgängig machen kann, erweist sich trotzdem als Segen: Zwar liefert man sich mitunter extrem spannende und harte Rad-an-Rad-Duelle mit der KI, deren Können sich fein in 110 Stufen abstimmen lässt. Hin und wieder leiden die Konkurrenten aber immer noch an frustrierenden Aussetzern, die in fatalen Unfällen enden können, wenn man z.B. in die Bande gedrängt wird oder der Hintermann es für eine tolle Idee hält, einem ins Heck zu krachen. Generell scheinen die KI-Piloten Probleme zu haben, den Überholvorgang ordentlich einzuleiten. Es passierte überraschend oft, dass mein Heck auf langen Geraden vom Hintermann touchiert wurde,

Fahrfehler enden schnell in der Leitplanke...und im Totalschaden.
obwohl ich weder plötzlich abgebremst noch krasse Richtungswechsel vollzogen habe. Hier sollte Codemasters in kommenden Updates auf jeden Fall noch etwas nachbessern. Auf der anderen Seite ist es schön zu beobachten, dass hier keine perfekten Roboter im Cockpit sitzen, sondern sich auch die anderen Fahrer hin und wieder nach Fehlern drehen und abfliegen. Bei Massenkarambolagen rückt sogar das Safety Car aus oder man muss sein Tempo aufgrund einer virtuellen Safety-Car-Phase drosseln. Selbstverständlich gibt es auf Wunsch auch wieder ein strenges Strafsystem, das in manchen Situationen aber ähnlich inkonsequent wirkt wie das durchaus detaillierte Schadensmodell, das unter Simulationsbedingungen selbst bei kleinen Kollisionen greift. Zwar enden Abflüge auf dieser Stufe schnell im Totalschaden, aber es ist klasse, dass man selbst kleine Beeinträchtigungen wie verbogene Flügel oder den Verschleiß wichtiger Komponenten umgehend hinter dem Steuer spürt.    

Großartiges Fahrgefühl

Die Fahrphysik begeistert mit bewährten Qualitäten und lässt sich dank zahlreicher Hilfen wie ABS, Traktionskontrolle oder Bremsassistent nahezu perfekt auf die eigenen Ansprüche zuschneiden. Dadurch kommen sowohl Spaß-Raser als auch Simulations-Freunde auf ihre Kosten. Letztere dürfte es vor allem freuen, dass Codemasters mittlerweile auf viele Daten der Rennteams zugreifen darf, um das Verhalten der PS-Monster möglichst realistisch einzufangen. So wurde u.a. der Simulationsaspekt bei den Reifentemperaturen erhöht und prescht man über Randsteine oder andere Unebenheiten, wird man die leicht erhöhten Feinheiten bei der Federung bemerken. Physikalisch weniger überzeugend sind dagegen manche Kollisionen und deren Auswirkungen, wenn das Fahrzeug etwa plötzlich nochmal abhebt oder sich die Trümmerteile höchst seltsam über den Asphalt verteilen.

Schon mit einem Controller fühlt es sich klasse an, hinter dem Steuer zu sitzen – vornehmlich in der Cockpitansicht, in der man die Sichtbeeinträchtigungen des unsäglichen Cockpitschutzes Halo zum Glück entschärfen darf. Doch erst mit einem Lenkrad erreicht der Fahrspaß dank der hervorragenden Force-Feedback-Effekte seine maximale Drehzahl. Zudem ist es mit dem Wheel deutlich einfacher, gefühlvoll zu fahren und dadurch die Reifen zu schonen. Absehen sollte man dagegen von der

Ob es Sebastian Vettel in dieser Saison endlich schafft, seinen ersten WM-Titel mit Ferrari zu gewinnen?
Idee, sich in einer der Außenperspektiven auf die Strecke zu wagen: Im Gegensatz zum exzellenten Geschwindigkeitsgefühl der Innenansichten wirkt das Geschehen hier erschreckend lahm.

Saubere Technik – mit leichten Abstrichen

Das ist ungewöhnlich, denn sowohl auf dem PC als auch den Konsolen laufen die Rennen mit 60 Bildern pro Sekunde butterweich und konstant flüssig über die Mattscheibe – und das, obwohl der Detailgrad im Vergleich zum Vorgänger noch leicht nach oben geschraubt wurde, wenn etwa kleine Steine beim Ausflug ins Kiesbett aufgewirbelt werden, feine Nebelschwaden aufziehen oder die Reifen qualmen. Auch technisch hat man zumindest auf den Konsolen zugelegt: Trat bei F1 2017 bei manchen Strecken selbst auf der PS4 Pro Tearing auf, wird das Bild hier nicht länger von diesem unschönen Effekt „zerrissen“, der beim Umsehen in der Box oder am Arbeitsplatz aber leider immer noch stört. Darüber hinaus ploppen manchmal noch Objekte wie Schilder oder sogar ganze Tribünen-Abschnitte (Hockenheim!) ins Bild und schmälern den positiven Eindruck der Technik leicht. Dafür sehen die Wagen klasse aus und auch die Polygon-Piloten kommen ihren realen Vorbildern jetzt wieder ein Stück näher. Im Gegensatz zur Vorschau-Version haben sie jetzt auch ihre Mimik wiedergefunden und stehen nicht länger mit versteinerten Mienen in der Gegend (oder auf dem Podest) herum. Schön

Geht es auf der Piste ziemlich ungestüm zu, beschwert sich der Fahrer automatisch.
zudem, dass Codemasters es zumindest versucht, den von Natur aus sterilen Strecken mit Vögeln, Hubschraubern und anderen beweglichen Objekten etwas Leben einzuhauchen.  

Die Kommentare sind dagegen ein zweischneidiges Schwert: Zwar haben die plapperfreudige RTL-Dramaqueen Heiko Wasser und Stefan Römer aufgrund der Bezüge zur vergangenen Saison einerseits ein paar neue Zeilen eingesprochen, doch wurde andererseits viel Material einfach recycelt und es mangelt weiterhin an Variation. Schnell kann man die allseits bekannten Ausführungen des Moderatoren-Duos mitsprechen und kann es bald nicht mehr hören, dass sich das Auto auf der Strecke so wohl gefühlt hat. Gelungener wirkt der Boxenfunk, wobei man sich alternativ sogar wieder per Sprachsteuerung mit seinen Mechanikern unterhalten kann. Mit dem Klang moderner F1-Aggregate werde ich zwar immer noch nicht glücklich, aber dank der historischen Modelle kann man zumindest in Erinnerungen schwelgen, wie toll sich die Formel Eins einmal angehört hat und wie viel schöner die Rennwagen ohne den hässlichen Cockpitschutz ausgesehen haben.

Online-Rennen mit Fairness-Einstufung

Online darf ein komplettes F1-Starterfeld und damit bis zu 20 Spieler um den Sieg kämpfen, wobei zwei zusätzliche Plätze in der Lobby für Zuschauer reserviert sind. Ein neues Einstufungssystem im Stil von GT Sport soll außerdem faire Fahrer fördern und das Matchmaking verbessern. Neben gewerteten Partien kann man aber auch Spaßrennen bestreiten, die sich nicht auf den Fähigkeitsrang oder die Safety-Wertung auswirken. Auch besteht weiterhin die Möglichkeit, neben Einzelrennen mit Freunden eine komplette Online-Meisterschaft mit individuellem Rennkalender auszutragen. Selbstverständlich darf man die eigenen Lobby-Regeln nach Lust und Laune anpassen. Neben der Einschränkung von Fahrhilfen ist es z.B. auch möglich, die Leistung sämtlicher Fahrzeuge zu egalisieren, so dass man mit einem Toro Rosso auf dem gleichen Niveau fahren kann wie mit einem Mercedes-AMG. Leider hatten wir mangels Mitspielern noch keine Möglichkeit, den Online-Modus auszuprobieren,

Genau wie GT Sport will jetzt auch F1 die Fairness im Feld mit einem Einstufungssystem fördern.
doch klingt vor allem der Ansatz mit der Fairness-Wertung vielversprechend. Wir werden die Wertung gegebenenfalls anpassen, sobald wir eigene Erfahrungen in Online-Rennen gesammelt haben.

Alternativ besteht aber nicht nur auf dem PC, sondern tatsächlich auch auf den Konsolen die Möglichkeit, im Rahmen eines lokalen Netzwerks (LAN) gegeneinander anzutreten – Daumen hoch! Nur lokale Rennen am geteilten Bildschirm sind leider wieder nicht möglich. PC-Rennfahrer dürfen sich darüber hinaus nicht nur über eine leicht bessere Technik und noch höhere Bildraten freuen, sondern erhalten auch von Haus aus Unterstützung für Technologien wie Eye-Tracking oder den D-BOX Motion-Simulator. Nur eines vermisst man schmerzlich: VR! Dabei hat Codemasters doch schon bei Dirt Rally durchaus eindrucksvoll bewiesen, dass die hauseigene Engine dazu in der Lage ist. Daher sollte es doch zumindest auf dem PC möglich sein, das F1-Gefühl mit Hilfe von VR noch packender einzufangen. Vielleicht hört man bei Codemasters die Wünsche und liefert noch einen VR-Support per Update nach...

Fazit


Im letzten Jahr habe ich F1 2017 auch allen ans Herz gelegt, die bereits den Vorgänger besitzen. Das wird mit dem jüngsten Ableger aus der Reihe etwas schwieriger: F1 2018 ist eher eine Evolution, die auf einem enorm starken Fundament aufbaut und das Gesamtpaket vornehmlich im Detail verbessert – sei es hinsichtlich der Technik, noch mehr Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb der exzellenten Karriere, dem manuellen ERS-Management oder weiteren Inhalten wie dem Zuwachs an historischen Rennwagen. Die aktuellen Lizenz spricht ebenfalls für das Update, bringt mit dem hässlichen Cockpitschutz HALO und fehlenden Grid-Girls in der Startaufstellung aber nicht nur Vorteile mit sich. Ein Glück, dass sich die Sichtbeeinträchtigungen durch das verhasste Konstrukt in den Optionen mindern lassen! Davon abgesehen fährt sich F1 2018 sowohl mit Controller als auch Lenkrad klasse, sieht gut aus und vermittelt dank hoher Bildraten zumindest in den Innenansichten ein großartiges Geschwindigkeitsgefühl! Gegen die KI liefert man sich zwar viele packende Duelle, doch wenn es eng wird, neigen die Fahrer leider häufig zu Dummheiten, denen man oft nur durch die Rückspulfunktion entkommen kann. Vielversprechend klingen die Einstufungssysteme bei Online-Rennen, die hoffentlich dazu beitragen, dass es in den Mehrspieler-Duellen etwas fairer zugeht. Löblich, dass nicht nur am PC, sondern auch auf den Konsolen mit der LAN-Unterstützung eine Alternative zu Online-Rennen ermöglicht wird. Während Besitzer des Vorgängers dieses Mal abwägen müssen, ob ihnen dieses durchaus ansprechende Update den Vollpreis wert ist, brauchen Neueinsteiger nicht lange zu überlegen: F1 2018 fängt den Motorsport und das Drumherum exzellent ein, bietet eine Vielzahl an taktischen Möglichkeiten innerhalb sowie außerhalb des Cockpits und begeistert mit einer extrem motivierenden Karriere, deren Tiefgang und Umfang man so in kaum einem anderen Rennspiel vorfindet. 

Pro

offizielle und aktuelle Lizenz
hervorragendes Fahrgefühl und überzeugende Physik
umfangreiche und gut inszenierte Karriere
motivierende Weiterentwicklung von zahlreichen Fahrzeug-Komponenten
kämpferische KI-Piloten...
erweiterte Auswahl an historischen F1-Boliden
variierendes FIA-Reglement in Karriere
verkürzte Layouts auf ausgewählten Pisten
Medien-Interviews mit Auswirkungen
detailliertere KI-Abstufungen von 0 bis 110
zahlreiche Hilfen (ABS, Bremsassistent, Traktionskontrolle etc.)
überwiegend flüssige Bildrate und gutes Geschwindigkeitsgefühl
ansprechende Kulisse
umfangreiche Setup-Optionen (schnell & detailliert)
spürbare Abnutzung der Komponenten bis hin zu mechanischen Defekten
dynamisches sowie individuell anpassbares Wettersystem
Benzinverbrauch und ERS als taktische Komponenten
Reifenverschleiß und Reifenmanagement
manuelles ERS-Management (optional)
(optionale) Rückspulfunktion
(optionales) Schadensmodell in drei Stufen
(optionale) Einführungsrunde
manueller Start mit Kupplung und Timing (optional)
manuelle Boxeneinfahrt (Bremspunkt, Begrenzer & Kupplung-Start) (optional)
komplett anpassbare Rennwochenenden mit zahlreichen Optionen
interaktiver Boxenfunk (optional per Sprachsteuerung!)
Live-Monitore und Zeit-Vorspulen in der Garage
motivierende Rivalitäten mit anderen Fahrern
eigener Rennkalender möglich
dynamische Bestenliste / Geisterwagen beim Zeitfahren
übersichtliche TV- und immersive Cockpitansicht
HALO-Mittelstrebe lässt sich optional ausblenden
sehr gute Vibrationseffekte (PS4) und Impulse-Trigger (X1)
Zugriff auf Spieler-Setups beim Zeitfahren
Zwischenspeichern jederzeit erlaubt
virtuelles und reales Safety-Car enthalten
schöne Auswahl an freischaltbaren Mini-Meisterschaften
Siegerehrungen & Co mit komplett modellierten Fahrern
Replays von kompletten Rennen
Vertragsverhandlungen mit eigenen Konditionen
überzeugendes Force Feedback
Blickfeld und Kameras lasen sich im Detail anpassen (sogar auf Konsolen!)
optionaler Boxenfunk via Controller-Lautsprecher (PS4)
einmalige Event-Szenarien zum Herunterladen
Online-Rennen (Matchmaking, private Lobbys, Online-WM)
Einstufungssystem für Online-Fahrer (neu!)
LAN-Unterstützung
optionale Leistungs-Egalität der Fahrzeuge im Mehrspielermodus
optionales Eye-Tracking (PC)

Kontra

Strafsystem weiter zu inkonsequent (Abkürzungen, Kollisionen)
HALO Cockpitschutz beeinträchtigt Sicht (Mittelstrebe aber optional ausblendbar)
Profisaison-Modus wirkt überflüssig
Boxenfunk und Kommentare mit kleinen Aussetzern
...die unter Aussetzern leiden und Probleme beim Überholen haben
keine Mehrspieler-Rennen am geteilten Bildschirm
Kommentare wiederholen sich zu oft und wurden häufig aus Vorgänger übernommen
vorgefertigte Gesichter statt Editor oder Gesichts-Scan
keine historischen Piloten und Rennbedingungen (Nachtanken)
leider keine klassischen Rennstrecken
KI lässt sich beim Start und im Regen zu leicht übertölpeln
auffälliges Tearing beim Umschauen am Arbeitsplatz oder in der Box (Konsolen)
zu wenig Variation bei Trainingsaufgaben
surreale automatisierte Boxenstopps (krasses Abbremsen & Anfahrt)
extrem langsames Geschwindigkeitsgefühl in Außenansichten
eingeschränkte Auswahl bei Audionamen (weder Michael noch Mike)
knappe Antwortzeit bei Interviews
Auswirkungen der Interviews schnell durchschaut
keine VR-Unterstützung

Wertung

PC

F1 2018 ist zwar nur eine Evolution, fängt den Motorsport aber einmal mehr fantastisch ein und begeistert mit einer motivierenden Karriere, die derzeit die Messlatte innerhalb des Rennspiel-Genres darstellt.

PlayStation4

F1 2018 ist zwar nur eine Evolution, fängt den Motorsport aber einmal mehr fantastisch ein und begeistert mit einer motivierenden Karriere, die derzeit die Messlatte innerhalb des Rennspiel-Genres darstellt.

Echtgeldtransaktionen

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