Pacific Storm09.09.2006, Marcel Kleffmann
Pacific Storm

Im Test:

Pacific Storm (ab 35,00€ bei kaufen) hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: die Vereinigung von Truppen-Rekrutierung, Basis-Management, taktischen Echtzeit-Schlachten und Arcade-Action mitten im Zweiten Weltkrieg. Es gab also verdammt viel zu mischen im russischen Team. Aber macht die Verquickung all dieser Elemente überhaupt Sinn oder trägt der komplizierte Schlachtplan keine Früchte?

Viel zu tun...

Als Oberkommandant sämtlicher amerikanischer oder japanischer Streitkräfte dürft ihr in Pacific Storm den Ausgang beziehungsweise den Verlauf des Zweiten Weltkrieges auf der anderen Seite der Weltkugel bestimmen. Je nach gewähltem Modus müsst ihr als Japaner verhindern, dass die Atombomben über Nagasaki und Hiroshima abgeworfen werden oder den Angriff auf Pearl Harbor realisieren, was ihr auf amerikanischer Seite bestmöglich verhindern müsst. Historisch korrekt ist dabei, dass die USA eine bessere wirtschaftliche Grundlage haben, während die Japaner mit erfahrenen Truppen in den Krieg ziehen. Abseits der historischen Einsätze dürft ihr euch im freien Spielmodus, der im Jahr 1940 beginnt und bis 1948 andauert, völlig frei entfalten, jedoch müssen die Japaner den Krieg bis Ende 1941 eröffnen und falls die Amerikaner den Erstschlag wagen, verebbt der Geldstrom aus dem eigenen Land.

Demo-Downloads

Download: Englische Demo (296 MB)

Download: Deutsche Demo (289 MB)

Truppen-Manager 2006

Bevor der virtuelle Pazifikkonflikt entbrennt, solltet ihr unbedingt das Tutorial über euch ergehen lassen (auch wenn es länger dauert als Max Payne 2 zweimal durchzuspielen), denn ohne das ausschweifende und lang andauernde Ingame-Lernprogramm würde die Komplexität der Kriegssimulation euch übermannen. Es beginnt mit dem Ressourcen- und Basis-Management, noch bevor der eigentliche Konflikt entbrennt. In den Militärkomplexen sammelt ihr drei Ressourcen sowie Geld: Eisen braucht ihr

Die Hawaii-Flotte läuft aus...
vorrangig für Schiffe, Öl wird zu Treibstoff weiterverarbeitet und Aluminium findet im Flugzeugbau Verwendung. Damit allen Basen die Rohstoffe zum Aufbau der Streitmacht zur Verfügung stehen, werden sie auf ein globales Konto eingezahlt.

Anschließend rekrutiert ihr Bodentruppen, zimmert Schiffe (Kreuzer, Träger, Schlachtschiffe, etc.) und konstruiert allerlei Flugzeuge (Bomber, Jäger, usw.) - aus einem 83 Einheiten umfassenden Pool. Dann könnt ihr Munitionstypen und Waffensysteme der Einheiten festlegen, Kommandanten ernennen und last but not least rund 100 Technologien bzw. Upgrades erforschen. Dies alles klingt nicht nur kompliziert, sondern ist es auch! Zwar bereitet euch das Tutorial einigermaßen gut auf die Aufgabe vor, aber in der Praxis dauert es lange, bis ihr euch an das viel zu verschachtelte und unnötig komplizierte Interface gewöhnt habt. Übermannt euch die ganze Stützpunktkontrolle, dürft ihr das Kommando in die Hände des Computers legen.  

Es kommt zur Schlacht

Eure Flotten, z.B. zusammengestellt aus Schlachtschiffen, Kreuzern oder Flugzeugträgern mit individueller Besatzung, schickt ihr nach Belieben in Richtung Feind oder in einen der Sektoren des Pazifiks - mit optionaler Zeitraffer-Funktion. Die Betonung liegt darauf, dass ihr mehrere solcher Flotten von großen Ausmaßen erstellen und durch die Seelandschaft kommandieren könnt, wobei es ziemlich schade ist, dass sich mehrere Verbände nicht gemeinsam koordinieren lassen. Trefft ihr dann auf eine feindliche Flotte, 

Hoch über Pearl Harbor ist der Teufel los.
wechselt das Spiel in den Taktikmodus, in dem ihr eure (massenhaften) Einheiten in gewohnter Echtzeit-Strategie-Manier steuert. Erstes Opfer zu Beginn des Gefechtes ist die Übersicht, die aufgrund der hakeligen und fummeligen 3D-Kamera verloren geht und wenn die Nacht hereinbricht, ist eh jeder Funken von Übersicht verschwunden. Daher könnt ihr euch vorher überlegen, ob die künstliche Intelligenz den Kampf übernehmen soll, was in der Regel mehr Verluste einbringt. So geht jedoch der Reiz der eigenen Truppenführung flöten, schließlich ist es einigermaßen spannend zu sehen, ob ihr jetzt die feindliche Hauptflotte erwischt habt oder doch nur auf einen nebenher dümpelnden Verband gestoßen seid.

Überlegt ihr euch persönlich gegen die Feinde, das überladene Interface und die miese Kamera anzutreten, kommen gewisse taktische Belange ins Spiel: Welche Ziele wären am besten und möglichst ohne eigene Verluste zu versenken oder wie kann man die verletzlichen Flugzeugträger mit ihrer wichtigen Fracht im Stahlbauch beschützen? Neben den 

Schon die farbliche Zusammenstellung der Menübildschirme ist mit u.a. rotem Text auf braunem Untergrund nicht wirklich augenfreundlich.
Seeschlachten könnt ihr ebenfalls Landstützpunkte attackieren und das funktioniert nach dem gleichen Schema, denn bevor die Infanterie an Land geht, müssen rivalisierende Schiffe und Flugzeuge beseitigt werden.

Und Action

Zu guter Letzt könnt ihr selbst aktiv werden und Geschütztürme auf den Schiffen steuern (à la "Incoming") oder euch in ein Flugzeug-Cockpit hocken. Hierbei steht Action klar im Vordergrund, gepaart mit einer Arcade-Flugphysik. Diese Idee ist eigentlich ganz nett, bringt euch aber keinerlei Vorteile. Ihr bekommt keinen Schadensbonus verpasst und den Ausgang der Schlacht könnt ihr sowieso nicht beeinflussen. Hierbei sowie in der taktischen Ansicht fällt jedoch auf, dass die Optik des Spiels längst nicht mehr zeitgemäß ist und vor allem die Schiff- und Flugzeug-Modelle grob wirken. Von weitem erkennt ihr von den Schiffen sowieso nur graue Klötze und beim Vorbeiflug werden Geschütze und wenige Aufbauten sichtbar, mehr nicht und Abwechslung schon gar nicht. Wesentlich schlimmer sieht es bei Gebäuden aus, die so schrecklich lieblos schon im Jahr 2000 existierten und von der im Hintergrund düdelnden "Musik" bekommt man sowieso nur Kopfschmerzen.

Fazit

Pacific Storm ist ein harter Brocken, der keinesfalls für Gelegenheitsspieler oder Fortgeschrittene zu empfehlen ist, sondern ausschließlich für echte Strategie-Profis. In der Zeit, in der andere Spiele komplett durchgespielt werden, ist hier gerade mal die Tutorialphase vorbei. Die ausführliche Lernmissionen führen euch zwar gut in die komplexe Mechanik ein, allerdings müsst ihr euch in den ersten Stunden kräftig durchbeißen und Geduld beweisen, damit euch das verschachtelte Interface nicht den letzten Nerv raubt. Ansonsten kann zumindest die große Komplexität im Management der Kriegslogistik und beim Zusammenstellen der Flotte überzeugen, bevor euch die taktischen Schlachten mit schlechter Kamera und überholter Grafik verschrecken. Die Bonus-Zugabe mit dem Arcade-Modus ist hingegen völlig überflüssig. Frustresistente Hardcore-Strategen mit dem Hang zum Kriegsmanager sind die Einzigen, die mit Pacific Storm glücklich werden könnten.

Pro

+ sehr komplexe Genremischung
unzählige Einstellungsmöglichkeiten
große Spielwelt
viele Truppen

Kontra

verschachtelte Steuerung
Flottenkoordinationsprobleme
lange Lernzeit und schwer zugänglich
Arcade-Modus eigentlich unnötig
Kamera-Probleme
nicht mehr zeitgemäße Grafik-Kulisse
störende Musik

Wertung

PC

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