Tomb Raider: Anniversary31.05.2007, Michael Krosta
Tomb Raider: Anniversary

Im Test:

Mensch, Lara! Ist es wirklich schon zehn Jahre her, als ich mit dir auf der PlayStation verborgene Höhlen erkundet und nach wertvollen Artefakten gesucht habe? Wer hätte damals gedacht, dass du dich - angetrieben von einer perfekten Marketing-Maschinerie - von der überdimensional proportionierten Videospielheldin zur Pop-Ikone mausern und sogar von Hollywood-Star Angelina Jolie in zwei Kinofilmen verkörpert werden würdest? Holt die Torten raus, zündet die Kerzen an – es gibt ein Jubiläum zu feiern!

Hebet die Gläser!

Eigentlich ist es bei Geburtstagen üblich, dem Geburtstagskind ein Geschenk zu machen. Doch wir kennen Mrs. Croft. Wir wissen, dass die Lady mit dem dicken Bankkonto und Abenteuerdrang alles hat, was sie braucht. Bis auf ein paar alte Artefakte, aber die lassen sich ja mittlerweile seit zehn Jahren suchen und finden. Anstatt sich selbst mit Präsenten

Voller Tatendrang stürzt sich Lara in die Höhlen und Gräber. An Motivation mangelt es der Archäologin auch nach zehn Jahren nicht. (PC)
überhäufen zu lassen, macht Lara ihren Fans zum Jubiläum ein besonderes Geschenk und verabschiedet sich gleichzeitig aus der letzten Konsolengeneration: Mit Tomb Raider Anniversary erwartet euch auf dem PC und der PS2 ihr erstes Abenteuer aus dem Jahr 1996. Keine Sorge, hier wird nicht der Klassiker genommen und unverändert unters Spielervolk gebracht, um noch einmal kräftig abzukassieren. Stattdessen kommt für die neu aufgelegte Suche nach Atlantis die leistungsstarke Tomb Raider Legend-Engine zum Einsatz, wodurch das Erforschen der Höhlen von Peru über Griechenland bis hin zu Ägypten technisch deutlich aufgebohrt wurde. Vorbei sind die Zeiten, in denen euch fette Pixel ins Auge sprangen und ihr euch über die hakelige Steuerung via Digitalkreuz ärgern musstet. In der Neuauflage erwarten euch scharfe Texturen und ansehnliche Lichteffekte, die für atmosphärische Kulissen sorgen. Auch die Animationen wurden in den letzten zehn Jahren kontinuierlich verfeinert und erreichen bei Anniversary ihren vorläufigen Höhepunkt. Überhaupt bekommt ihr hier die ansprechendste Lara der Seriengeschichte geboten, wenn nach einem mehr oder weniger freiwilligen Bad das Wasser auf dem glänzenden Polygonkörper abperlt oder sie eine Kletterpartie mit einem graziösen Handstand-Überschlag abschließt. Grafisch hat die PC-Version mit ihrer höheren Auflösung und mehrfacher Kantenglättung eindeutig die Nase vorn, doch auch die PS2-Fassung  kann sich sehen lassen, obwohl sie mir einen Tick zu dunkel ausgefallen ist. Zwar lässt sich die Helligkeit manuell im Spiel regeln, doch wird dadurch das Bild "milchiger". Während ihr auf dem PC mit seinen kräftigeren Farben und der besseren Ausleuchtung den Durchblick habt, wünscht ihr euch auf der PS2 immer wieder die aus Legend bekannte Taschenlampe, um etwas erkennen zu können. Von daher empfiehlt es sich, in einem abgedunkelten Raum zu spielen. Die PC-Version hat dagegen mit Clipping-Fehlern zu kämpfen, bei denen es schon mal passieren kann, dass Laras Füße plötzlich im Boden versinken oder sie umgekehrt über dem Boden zu schweben scheint.

Wo ist der Vorsprung?

Ein gemeinsames Problem ist die mitunter störrische Kamera: Zwar gewöhnt man sich schnell daran, sie mit dem rechten Analogstick

Gameplay-Videos

 manuell zu korrigieren, doch hat man an vielen Stellen gar nicht die Gelegenheit dazu. Vor allem, wenn ihr mal wieder an einem Vorsprung hängt und nach der nächsten Kante Ausschau haltet, lässt euch die Kamera im Stich, weil sie sich nicht ausreichend schwenken lässt. Ich war mir oft nicht sicher, wohin ich springen sollte, weil ich den nächsten Felsvorsprung nicht ins Bild bekommen konnte und "blind" springen musste. Klar, dass das nicht immer gut geht und so gehen einige unnötige Tode auf das Konto der unglücklichen Kameraeinstellung. Von daher solltet ihr vorausschauend vorgehen und euch vor allem in den zahlreichen Kletterpassagen die Vorsprünge und Kanten einprägen. Diese sind sehr gut sichtbar in den Kulissen, da sie mit einem hellgrauen Farbton hervorgehoben werden. Das Original erwies sich hier als deutlich kniffliger, genau wie bei der Steuerung. Auf der PS2 und dem PC, auf dem Anniversary auch das

Direkte Schießereien mit Menschen gibt es nicht. Stattdessen liefert ihr euch Kämpfe mit hungrigen Raubtieren.
Xbox 360-Pad unterstützt, habt ihr die Archäologin mit Analogstick und automatischer Zielfunktion meist gut im Griff. Nur manchmal ist ein pixelgenaues Abspringen nötig, was in den ersten Versuchen oft in einem Absturz inklusive Tod und Frust endet.

Am Haken

Die Spielmechanik wurde 1:1 von Legend übernommen und so findet sich neben Waffen wie den Pistolen und einer Shotgun, Medikamenten und Objekten zum Lösen von Rätseln auch der Greifhaken in Laras Inventar. Entsprechend sind die Level nicht hundertprozentig identisch mit der Originalvorlage, sondern wurden für den Einsatz des Hakens leicht modifiziert, mit dem ihr euch an gekennzeichneten Stellen nicht nur über Abgründe schwingen, sondern auch Plattformen aus der Wand ziehen oder wie der Prinz von Persien an Mauern entlang laufen könnt. Auch die Bullet-Time wurde in leicht abgeänderter Form von Legend übernommen: Stürmen Gegner wie Wölfe, Bären oder gar Dinosaurier auf euch zu, verschwimmt irgendwann der Bildschirm. Genau in diesem Moment solltet ihr die Kreis-Taste drücken und schon schaltet das Geschehen in die aus Matrix bekannte Zeitlupe um. Jetzt wartet ihr nur noch, bis die automatische Zielerfassung greift und drückt ab. Klingt einfach, aber diese cool inszenierten Sequenzen sind stark abhängig vom richtigen Timing. So ist es mir auf der PS2 oft passiert, dass Lara bei einem Angriff nur in die Hocke gegangen ist, da sich diese Bewegung den Knopf mit der Bullet-Time teilt.

           

Tierische Gegner

Im Gegensatz zu den letzten Teilen, die mit der Zeit immer actionlastiger wurden und euch in Schusswechseln vermehrt  Menschen als Gegner gegenüberstellten, konzentrierte sich Laras Premiere schon damals mehr auf das Erforschen der architektonisch beeindruckenden Kulissen und fordernde Geschicklichkeitseinlagen. Diesem Konzept bleibt auch Anniversary treu, so dass ihr die meiste Zeit damit verbringen werdet, nach Felsvorsprüngen, Stangen und anderen Klettermöglichkeiten

Mit dem Kletterhaken kann Lara an Mauern entlang laufen - genau so wie ein gewisser Prinz aus Persien. (PS2)
Ausschau zu halten, die euch der nächsten Tür, einem Schalter oder Rätsel ein Stück näher bringen. Wer hier ein Action-Baller-Feuerwerk erwartet, wird enttäuscht. Die Waffen müssen in der Regel nur dann gezückt werden, wenn euch die tierischen Bestien attackieren, deren KI anscheinend unverändert aus dem Original übernommen wurde. So kann man beobachten, wie Wölfe unaufhörlich gegen eine Wand rennen, während ihr euch auf einer Anhöhe befindet. Auch ein mächtiger Bär war alles andere als Angst einflößend, als er während meiner tödlichen Schüsse lieber regungslos am Brunneneingang des Dorfes stehen blieb, anstatt Laras zartes Fleisch zu jagen. Abgesehen von den Raubtieren und den hinterhältigen Fallen müsst ihr euch keine Sorgen machen, denn andere Menschen werdet ihr in den Gräbern und Höhlen nicht finden, geschweigedenn mit Waffengewalt bekämpfen müssen.

Moment! War es nicht so, dass man damals auf der  PlayStation auch mal bei einem Menschen die Waffe abdrücken musste? Richtig. Doch für Anniversary bedient man sich für diese Zwecke einer Mechanik, die ebenfalls aus Legend übernommen wurde: Quick Time Events. So schön es auch sein mag, sich zurückzulehnen und die Engine-Zwischensequenzen zu genießen, solltet ihr immer darauf gefasst sein, plötzlich in eines der unterhaltsamen Reaktionsspielchen gezogen zu werden. Weniger stressig ist das Erkunden der Croft-Villa, die zum Jubiläum einmal mehr erweitert wurde, so dass euch jetzt noch mehr Räume und Rätsel offen stehen. Außerdem eignet sich die Villa perfekt, um sich

Wie beim Original, steht auch bei Anniversary weniger Action und mehr das Erkunden und Lösen von Rätseln im Vordergrund.
in die Steuerung einzuarbeiten. Daneben werden Anfänger auch von Tutorial-Tipps unterstützt, die auf dem PC jedoch ausschließlich auf die Tastatur zugeschnitten sind, auch wenn ihr mit Gamepad spielt.   

Der Fan-Bonus

Für Lara-Fans hält Anniversary eine Vielzahl an Bonusinhalten bereit, die es freizuspielen gilt. Neben Filmsequenzen, Outfits und Galerien gibt es u.a. auch Musikstücke und Entwicklerkommentare zu ergattern. Noch mehr Futter bekommen die Käufer der Sammleredition, der eine Bonus-DVD beiliegt, die randvoll mit Trailern, Bildern, Dokumentationen und sowohl dem Soundtrack zu Anniversary als auch Legend gefüllt ist. Leider handelt es sich bei der Bonus-Disc um eine Video-DVD. Wer also z.B. hofft, den Soundtrack in MP3-Form zu bekommen, hat Pech gehabt. Doch auch in DVD-Form werden euch die orchestralen Klänge, die z.T. von einem Chor unterstützt werden, genau so begeistern wie im Spiel selbst, wo sie allerdings nur an bestimmten Stellen, etwa beim Kampf, eingespielt werden. Ansonsten werdet ihr lediglich von atmosphärischen Soundeffekten begleitet, die das Ambiente einer Höhle hervorragend einfangen. Einzig auf der PS2 wird man von dem Phänomen überrascht, dass manche Geräusche, wie z.B. beim Verschieben einer Kiste, zeitverzögert ertönten. Durchweg gelungen ist die deutsche Synchro mit der altbekannten Lara-Sprecherin, die nur selten in Dialogen zum Einsatz kommt, da die Funkunterstützung aus Legend komplett fehlen und Begegnungen mit anderen Menschen wie gesagt die Ausnahme sind.        

Verspätung

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis Lara ihren hübschen Hintern auch auf die Xbox 360 schwingen würde. Fast fünf Monate nach dem PC- und PS2-Debüt der Neuauflage jagt die abenteuerlustige Archäologin jetzt auch auf der Microsoft-Konsole dem Scion von Atlantis hinterher! Auf den ersten Blick entspricht die Umsetzung dem PC-Vorbild: Betrachtet man beide Versionen direkt nebeneinander, fällt kaum ein Unterschied auf und so macht Lara auch auf der 360 eine ansprechende Figur. Doch man hat nicht nur die positiven Eigenschaften übernommen, denn Mrs. Croft erwartet auf der 360 mit vereinzelten Clippingfehlern und z.T. hektischen Kameraschwenks die gleichen Probleme wie auf anderen Plattformen. Auch die KI agiert oft immer noch strohdumm und so seht ihr immer wieder Gegner, die unaufhörlich gegen eine

Grafisch gibt es auf der Xbox 360 praktisch keinen Unterschied zur PC-Fassung.
Wand rennen oder ein anderes seltsames Verhalten an den Tag legen. Hinzu kommt, dass die aktuelle Umsetzung in technischer Hinsicht dem PC einen Tick hinterher hängt. In großen Höhlen oder Außenarealen mit großer Weitsicht kommt es bei Kameraschwenks immer wieder zu merklichen Rucklern, die es in dieser Form auf dem PC nicht zu sehen gab.

Die Qual der Wahl

Eine Pop-Ikone wie Lara Croft muss mit der Zeit gehen. Und da es heute bei Publishern angesagt ist, das Feld und Potenzial der digitalen Distribution sowie häppchenweisen Episoden-Inhalten auszuloten, fährt man bei Eidos auf einer zweigleisigen Strategie. Neben der handelsüblichen Verkaufsversion, die für knapp 35 Euro angeboten wird, bekommt ihr ab November über den Xbox Live Marktplatz das Jubiläum nach und nach in Episodenform zum Download angeboten. Für 1200 Microsoft-Punkte bekommt ihr jeweils zwei Level, so dass ihr am Ende kaum günstiger wegkommt als beim Händler eures Vertrauens. Zumindest für Eidos dürfte es aber interessant sein zu beobachten, welche Version sich in welchem Verhältnis besser verkauft. So oder so ist der relativ günstige Preis ein echtes Pro-Argument für Tomb Raider: Anniversary (ab 0,98€ bei kaufen). Auch wenn es "nur" ein Remake ist, stimmen Umfang und Qualität für einen Midprice-Titel. 

  

Schwing das Nunchuk

Schon auf der Xbox 360 war Lara spät dran, doch für ihre Wii-Premiere hat sich die Archäologin gleich noch mehr Zeit gelassen. Das allerdings aus gutem Grund: Handelte es sich beim Auftritt auf Microsofts Konsole praktisch nur um eine PC-Konvertierung, hat man sich für die Wii-Version einige Gedanken gemacht, um die Steuerung bestmöglich an Remote und Nunchuk anzupassen. Einiges davon ging gut, einiges daneben. Die Standardbewegungen von Laufen bis Klettern habt ihr auch mit Nintendos Controller-Duo gut im Griff. Auch wenn ihr beim Umlegen eines Hebels die entsprechende Bewegung imitiert, mit der Remote als Taschenlampe dunkle Höhlen ausleuchtet oder durch das Schütteln des Nunchuks die gute Mrs. Croft zu schnelleren Bewegungen animiert, ist noch alles in Ordnung. Kritischer wird es dagegen beim Wurfhaken: Hier müsst ihr ebenfalls nur das Nunchuk schütteln, was aber gerade in hektischen Situationen oder stark vom richtigen Timing abhängigen Aktionen nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Das gilt auch für die Quick-Time-Reactions, bei denen ebenfalls bestimmte Bewegungen mit den Controllern ausgeführt werden müssen. Teilweise zeigen die Abbildungen jedoch nicht ganz eindeutig, was ihr überhaupt machen sollt. Vor allem

Auf Wii werden mehr eure archäologischen Fähigkeiten gefordert und so müsst ihr z.B. Abdrücke von Reliefen mit der Remote anfertigen.
das abwechselnde Trommeln mit Remote und Nunchuk ist zunächst nicht deutlich. Kleiner Tipp: Anstatt kleine schnelle Bewegungen auszuführen wie etwa beim olympischen Sprint in Mario & Sonic, solltet ihr lieber langsamere Bewegungen ausführen, aber dafür viel weiter ausholen.

Zielen schwer gemacht

Das Anvisieren der Gegner funktioniert hier ähnlich wie in der Wii-Umsetzung von Resident Evil 4. Das bedeutet, dass ihr mit Hilfe der Remote jederzeit ein Fadenkreuz frei über den Bildschirm bewegen könnt, sobald ihr den Z-Knopf des Nunchuks gedrückt haltet und Lara damit in den Angriffsmodus versetzt. Im Prinzip funktioniert das Zielen auch gut, wenn auch nicht ganz so präzise wie bei Capcoms Survival-Horror. Das eigentliche Problem liegt jedoch bei der Kamera. Schon auf anderen Plattformen wurde das Geschehen nicht immer ideal eingefangen, doch konnte man dort die Fehler noch relativ schnell mit dem Analogstick korrigieren. Mit den Wii-Controllern gestalten sich die Kamerajustierungen dagegen unnötig nervig, denn hier müsst ihr den C-Knopf auf dem Nunchuk gedrückt halten, um anschließend durch die Bewegungen mit der Fernbedienung alles zu richten. In ruhigen Momenten kann man zähneknirschend damit leben. Aber wenn

Grafisch sieht die Wii-Version nicht besser aus als die PS2-Vorlage. Schade - hier hätte man mehr erwarten können.
ihr von zig Gegnern umzingelt seid und euch nicht nur mit aggressiven Wölfen und Dinos, sondern auch noch mit der zickigen Kamera rumschlagen müsst, nimmt die Geduld so schnell ab wie der Frust steigt.

Exklusive Werkzeuge

Da helfen auch die exklusiven Wii-Features nicht mehr viel, bei denen ihr z.B. mit einer Bürste den Staub von Artefakten entfernen und anschließend Abdrücke von Reliefen anfertigen könnt - und das selbstverständlich mit entsprechenden Remote-Bewegungen. Auch eine Spitzhacke zum Zerstören brüchiger Wände sowie eine Spachtel zum Entfernen von Mauerreliefen gehören auf Wii zu Laras Ausrüstung. Letzteres erinnert dabei sogar an das Schlösserknacken in Splinter Cell, da ihr die Stelle zunächst mit einer Lupe absuchen müsst und die Rumble-Funktion an einer Schwachstelle losrüttelt. Ebenfalls neu sind manche Rätsel, die in Zusammenhang mit den Archäologie-Aufgaben stehen. So finden sich vor einigen Türen neuerdings Schalter, bei denen ihr zunächst einige Zylinder in die richtige Reihenfolge bringen müsst, die ihr zuvor durch das Anfertigen eines Abdrucks von einem frei gebürsteten Relief erhalten habt. Auch die Schalterrätsel mit den Zahnrädern wurden für die Wii-Umsetzung leicht überarbeitet: Hier müsst ihr die entsprechenden Teile nicht nur finden, sondern auch manuell richtig anordnen, damit die Zahnräder auch ineinander greifen. Last but not least müsst ihr euch hin und wieder auch als Künstler betätigen und selbst mit der Remote Formen zeichnen oder sie abtasten. Eines wird deutlich: Die Entwickler haben sich viele Gedanken gemacht, um das Spiel an die Fähigkeiten der Wii-Konsole anzupassen, doch ging leider nicht alles auf - allen voran das schlimme Hantieren mit der Kamera. Auch grafisch hätte man durchaus etwas mehr erwarten können, denn die Kulissen sehen hier genau so aus wie auf der betagten PS2, während die Performance in großen Arealen wie etwa dem Kampf gegen den T-Rex auch schon mal von kleinen Slowdowns heimgesucht wird. Deshalb hinkt die Wii-Umsetzung trotz einiger interessanter Steuerungsansätze insgesamt den anderen Fassungen hinterher. 

 

Fazit

Alte Liebe rostet nicht. Im Fall von Tomb Raider gewinnt sie sogar an Glanz. Wer das Original von 1996 direkt neben dem aktuellen Remake betrachtet, bekommt eine eindrucksvolle Demonstration, wie sehr sich die Technik in den vergangenen zehn Jahren entwickelt hat. Wo damals noch Renderfilmchen mit extrem dicken Balken und Pixelbrei über die Mattscheibe liefen, lässt heute eine Grafikengine in Echtzeit die Muskeln spielen und das alte Abenteuer zusammen mit der überarbeiteten, verbesserten Spielmechanik in einem ganz neuen Licht erscheinen. Trotzdem schlummert unter der polierten Oberfläche bis auf wenige Änderungen das gleiche Spiel wie damals. Prima, denn inhaltlich zählt das erste Tomb Raider mit seinem Schwerpunkt auf Erkundungen und Kletterpartien immer noch zu einem der besten Teile der Serie. Leider verdirbt euch im Jubiläums-Remake immer wieder die Kamera den Spaß und ist neben den oft pixelgenauen Steuerungsanforderungen für einige unnötige Tode sowie Frustmomente verantwortlich. Gut, dass die Entwickler so viele Speicherpunkte in den weitläufigen Arealen verteilt haben. Die KI-Aussetzer scheinen jedoch direkt aus dem Original übernommen worden zu sein. Vielleicht hätte man nicht nur die Präsentation, sondern auch das Figurenverhalten auf einen aktuellen Stand bringen sollen. Trotz der Kritik bekommen vor allem Lara-Fans der ersten Stunde mit Anniversary einen wunderbaren Trip zurück in die Vergangenheit, bei dem alte Erinnerungen wach werden. Doch auch Neueinsteiger können keinen besseren Titel finden, um auf einem modernisierten Weg in die Serie einzusteigen, denn ich bin mir sicher, dass man auch in Zukunft von Lara Croft hören wird. Nach dem Abstieg bis zum Tiefpunkt The Angel of Darkness befindet sich die Tomb Raider-Serie wieder im Aufwind. Crystal Dynamics muss den eingeschlagenen Weg weiter gehen, mit neuen Ideen anreichern sowie eine vernünftige KI und Kamera auf die Beine stellen, damit sich Lara endlich wieder einen Award in ihrem Anwesen ausstellen kann.

Pro

gelungene optische Frischzellenkur
verbesserte Spielmechanik
stimmungsvoller Soundtrack
atmosphärische Lichteffekte
tolles Leveldesign
gute Synchro
meist präzise Steuerung
viele Kontrollpunkte
neue Archäologen-Features (Wii)

Kontra

„nur“ ein Remake (Recycling)
Kameraprobleme
doofe KI-Aussetzer
vereinzelte Frustmomente
sehr dunkles Bild (PS2)
teilweise pixelgenaues Abspringen erforderlich
Slowdowns in größeren Räumen (360, Wii)
umständliches Hantieren mit Kamera (Wii)
Greifarm-Einsatz mit Nunchuk-Rütteln etwas unglücklich
grafisch nur auf PS2-Niveau (Wii)

Wertung

360

Egal, ob in Episodenform oder direkt vom Händler: Auch auf der 360 kann Laras Jubiläum gefeiert werden!

PC

Inhaltlich identisch mit der PS2-Version - optisch auf dem PC einen ganzen Tick schöner.

PlayStation2

Tomb Raider Anniversary ist ein gelungenes Remake des Originals von 1996, hat aber Schwächen bei der KI und Kamera.

Wii

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