Burnout Paradise03.02.2009, Mathias Oertel
Burnout Paradise

Im Test:

Konsolenuser schwärmen seit der guten alten PS2 von Criterions Burnout-Serie, die zuletzt mit dem Open World-Ableger Paradise auf PS3 und Xbox 360 erfolgreich einen neuen Weg einschlagen konnte. Und jetzt können auch PC-Spieler in die rasend schnelle und mit haarsträubenden Unfällen gespickten Welt von Paradise City abtauchen. Was kann der Hochglanz-Raser auf dem PC bieten?

Lang ist's her

Ein gutes Jahr ist es her, seitdem uns Burnout Paradise (ab 18,66€ bei kaufen) (BP) auf 360 und PS3 die Zeit im Übermaß gestohlen und Abend um Abend geraubt hat. Die Wertung von 86% auf beiden Systemen (zusätzlich war es eines der ersten Spiele, die auf beiden HD-Konsolen gleichwertige Technik besaß) und ein hervorragender zweiter Platz bei der Wahl zum "Rennspiel des Jahres" sprechen eine deutliche Sprache.

Wir begrüßen die PC-Raser in Paradise City, dem Schauplatz des Zweitplatzierten bei unserer Wahl zum Rennspiel des Jahres 2008!
Doch das Entwicklerteam von Criterion hat in der Zwischenzeit auch nicht auf der faulen Haut gelegen. Es wurden mittlerweile zwei kostenlose Zusatzpacks auf Konsole zum Download veröffentlicht, die nicht nur einige der in der Ursprungs-Version angekreideten Mankos beheben, sondern auch noch haufenweise neue und interessante Zusatz-Inhalte beisteuern konnte. Dazu gehörten z.B. ein dynamischer und frei konfigurierbarer Tag- und Nachtwechsel sowie dynamische Wettereffekte

Alt bekannter Offline-Spaß

Doch worin lag und liegt nach wie vor der Reiz, in Paradise City zu cruisen, ein Rennen nach dem anderen zu bestreiten, ganze Highways mit Autowracks gefüllt zurückzulassen oder sich auf die Suche auch nach dem letzten versteckten Geheimnis in der Stadt zu machen?

Die Antwort ist einfach: Es passt nahezu alles wunderbar zusammen. Nehmen wir z.B. die Offline-Ausflüge: Es warten insgesamt 120 Veranstaltungen aus verschiedenen Kategorien, haufenweise Zäune und Werbetafeln, die zerstört werden dürfen sowie 50 Super-Sprünge, die es zu entdecken gilt.

Insgesamt 75 Fahrzeuge in drei Kategorien (Crash/Stunt/Speed) können den Schrottplätzen in Paradise City hinzugefügt werden, wo sie dann als Hochgeschwindigkeits-Spaßbringer zur Verfügung stehen.

Dass die aus den Vorgängern gleichermaßen bekannten wie berüchtigten Crash-Kreuzungen in der offenen Welt der Schere zum Opfer fielen, wird durch die so genannte "Showtime", die jederzeit aktivierbar ist, kompensiert - und das durchaus ansprechend.

Hier könnt ihr in einer Art Zeitlupenmodus versuchen, so viele Fahrzeuge wie möglich durch Kollision mit eurem Fahrzeug in einen Crash zu verwickeln. Der Clou: So lange eure Turbo-Anzeige mitspielt, könnt ihr durch Knopfdruck das Fahrzeug "hüpfen" lassen und so versuchen, noch mehr Zivilisten zum Verhängnis zu werden. Unter dem Strich erreichte und erreicht dieser Modus zwar nicht ganz den Charme der Crash-Kreuzungen, bleibt aber nach wie vor eine sinnvolle Ergänzung im Burnout-Universum.

zusätzlich zu den On- und Offline-Modi gibt es in der Ultimate Box auch einen frischen Partymodus, an dem bis zu acht Spieler per Hotseat teilnehmen können. Besitzer der Urversion auf Konsolen können diesen Modus kostenpflichtig nachrüsten.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Motivations-Punkt ist der jederzeit zuschaltbare Online-Modus für bis zu acht Spieler, in dem weit über 400 auf die Teilnehmerzahl abgestimmte kooperative  Herausforderungen warten. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, sich in heißen Rennen gegenseitig die Hölle heiß zu machen. Für weiter führende Informationen zu den Original-Inhalten möchten wir auf den Test der Konsolen-Version verweisen.

Das Neue

Eines kann man Criterion seit der Erstveröffentlichung mit Sicherheit nicht vorwerfen: Dass sich das Team auf die faule Haut gelegt hat. Allen Konsolen-Rasern mit Online-Anbindung sind die zwei bislang kostenlos veröffentlichten Erweiterungen ("Codename Cagney" sowie Motorräder) zwar schon bekannt, doch für Neueinsteiger in die Burnout-Welt und die PC-User wurden diese beiden Pakete gleich mit auf der Disk untergebracht.

Mit dem Cagney-Pack wurde unter anderem ein großer Kritikpunkt am Hauptprogramm ausgemerzt: Die im Vergleich zu den Offline-Rasereien eingeschränkte Auswahl an kompetitiven Veranstaltungsmodi, die nun mit den Online-Varianten der Stunt-Rennen, Marked Man und Road Rage aufgewertet wurden.

     

Und seit der Veröffentlichung des "Bikes Pack" kann man zum ersten Mal in der Burnout-Geschichte mit heißen Zweirädern den Asphalt unsicher machen. Doch so löblich es ist, dass es z.B. auch spezielle Herausforderungen und Rennen (sowohl on- als auch offline) für die Motorräder gibt, sind diese unter dem Strich nicht mehr als eine gut gemeinte Ergänzung.

Denn bei Crashs mit Motorrädern (immerhin ein herausragendes Merkmal der Serie) gibt es keine spektakulären Sequenzen zu sehen. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass die Entwickler Probleme damit haben, die Auswirkungen einer harten Kollision auf den menschlichen Fahrerkörper zu zeigen. Dennoch wirkt diese Fahrzeug-Klasse merkwürdig losgelöst vom

Auch ein Jahr nach dem Erstrelease hat Burnout Paradise nichts von seiner Faszination eingebüßt und sieht auf Highend-PCs verdammt gut aus.
Rest des Spieles - in der PC-Version sogar wortwörtlich. Denn hier müsst ihr vor euren Ausflügen durch Paradise City festlegen, ob ihr auf zwei oder vier Rädern unterwegs sein wollt. Das ist insofern befremdlich, da auf Konsolen auf dem Schrottplatz sowohl die PS-starken Boliden als auch die Motorräder ausgewählt werden dürfen.

Dies ist allerdings der einzige inhaltliche Unterscheidungspunkt zwischen den Rechenknecht- und Konsolen-Rasern.

Mit den Motorrädern kamen auch noch zwei visuell/atmosphärische Erweiterung: Dynamisches Wetter und ein optionaler Tag-/Nachtzyklus, bei dem sogar die Länge der einzelnen Tage bis hin zur Echtzeit-Simulation eingestellt werden kann.

Party-Time

Komplett neu hingegen ist das so genannte Party-Pack, das ebenfalls in die Ultimate Box gesteckt wurde und für Besitzer der Original-Version auf 360 bzw. PS3 als (dieses Mal kostenpflichtiger) Download-Inhalt zur Verfügung stehen wird.

Dahinter verbirgt sich ein Offline-Hotseat-Modus mit drei Herausforderungs-Typen für bis zu acht Spieler. Bei den Tempo-Wettbewerben geht es darum, unter identischen Bedingungen (gleiches Fahrzeug, gleiche Strecke) die beste Zeit abzuliefern. Analog dazu geht es bei den Stunts um Tricks und Sprunghöhe, -Weite oder Gesamtsprungzeit in beispielsweise einer Minute. Die Fähigkeiten-Herausforderungen wiederum drehen sich um die fahrerischen Qualitäten und darum, wie gut ihr euer Gefährt durch Gegenverkehr steuern oder durch schwierige Kurven navigieren könnt, ohne einen Unfall zu bauen.

Als Ergänzung zu den "Standard-Modi" (sowohl on- als auch offline) weiß die Burnout-Party durchaus zu unterhalten, da sich die Wartezeit für die auf ihren Auftritt wartenden Piloten in einem akzeptablen Bereich aufhält.

In einem Punkt lässt sie aber unnötig Punkte liegen. Punkte, die evtl. sogar dazu hätten führen können, dass die Ultimate Box insgesamt besser abschneidet als die etwa ein Jahr alte Originalversion. Die Wettbewerbe sind spannend - keine Frage. Doch wie viel spannender hätten sie sein können, wenn bei den Tempo-Wettbewerben z.B. nicht nur Zwischenzeiten eingeblendet würden, sondern auch der aktuelle Abstand zu dem Erst- oder wenigstens dem vor einem Platzierten? Auch bei den anderen Wettbewerben hätten Ad hoc-Zwischenstände Wunder gewirkt, um sowohl die Motivation noch weiter anzuheizen als auch die nicht Beteiligten noch stärker vor dem Schirm mitfiebern zu lassen.

Alte Probleme

Ungeachtet dessen ist Burnout Paradise ein Parade-Beispiel dafür, dass ein Spiel auch ein Jahr nach seiner ursprünglichen Veröffentlichung immer noch faszinieren und motivieren kann. Oder mit anderen Worten: Qualität ist nicht totzukriegen.

Die Stunt-Wettbewerbe gehören zu den anspruchsvolleren Missionen im Burnout-Rennzirkus.
Dass auch die Ultimate Box immer noch einige Mankos mit sich herumschleppt, wenngleich hin und wieder in leicht abgewandelter Form, ist bedauerlich, aber unter dem Strich kein Wertungskiller. Immerhin hat Burnout Paradise in seiner Urform Platz 2 in unserer Wahl zum Rennspiel des Jahres kassiert.

Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass man sich im Lauf des letzten Jahres einiger kleiner Schönheitsfehler angenommen hätte. Dazu gehört die nach wie vor am Rande der Nervgrenze schrammende deutschsprachige DJane Atomica, an der ich mich schon damals sehr schnell satt gehört hatte.

Ebenfalls störend bleiben die "helfenden" Anzeigen, die auf einen Richtungswechsel an der nächsten Kreuzung aufmerksam machen: Zu klein, zu schnell, zu unauffällig blinken sich die Straßenschilder ins Bild.

Auch der Wagenwechsel ist immer noch suboptimal. Vor allem offline ist es mitunter sehr störend, wenn man immer wieder zum nächst gelegenen Schrottplatz zurückkehren muss, wenn man sein Vehikel austauschen möchte.

Dafür hingegen hat man sich mit der Ultimate Box, bzw. dem Patch der zum Release des Sammelpacks erscheinen wird, eines Problems entledigt: Jetzt kann man endlich den Neustart eines Rennens einfach veranlassen - es irritiert zwar etwas, das die Option dafür im "Online-Menü" liegt, doch die Funktion greift auch offline.

   

Auch am PC ein Highlight

Da sich bei den Konsolenvarianten visuell mit Ausnahme der gelungenen Wetterbedingungen und Tageszeiten nichts geändert hat und sowohl 360 als auch PS3 bereits in der Originalversion mit technisch makelloser Hochgeschwindigkeit glänzen konnten, gehe ich nachfolgend im Wesentlichen auf die PC-Version ein.

Immerhin ist es das erste Mal, das Criterion seinen Vorzeigeraser auf Rechenknechten zum Einsatz bringt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und braucht sich weder vor den Konsolen-Kollegen noch anderen Rennspielen verstecken.

Detailliert, schnell und hinsichtlich Auflösung, Seitenverhältnis und Hardware-Anforderung enorm skalierbar: Criterion hat mit der PC-Umsetzung ganze Arbeit geleistet.
Dabei konnte ich erfreut feststellen, dass man sich bei Criterion nicht nur an eine einfache Portierung, sondern auch Optimierung hinsichtlich Anspruch und Leistungsfähigkeit moderner PC-Systeme gemacht hat. So lässt sich nicht nur die Grundauflösung verändern, sondern auch das Seitenverhältnis in mehreren Stufen anpassen. Neben den üblichen 4:3- oder 16:9-Verhältnissen warten auch exotischere Varianten wie 5:4 oder 15:10. Für Besitzer von Multi-Grafikkarten und -Monitoren ist es sogar möglich, bis zu drei Bildschirme nebeneinander zu stellen und sich so das ultimative Burnout-Erlebnis zu geben.

Dass angesichts der hohen Geschwindigkeit, den detaillierten Fahrzeugen und den physikalisch aufwändigen Crash-Berechnungen ein möglichst potenter Rechenknecht seinen Dienst verrichten sollte, ist dementsprechend selbstverständlich.

Da allerdings zahlreiche Skalierungsmöglichkeiten integriert wurden, kann man mit ein bisschen Tüfteln auch auf einer etwas älteren Maschine gute Ergebnisse erzielen. Ein Dual-Core-Prozessor samt 1 GB RAM sowie eine 512 MB-Grafikkarte sind unserer Einschätzung nach aber das Minimum, um einigermaßen ansehnlich durch Paradise City cruisen zu können.

Auf unseren Alienware-Rechnern hat einzig das Zuschalten des erstmals in Crysis eingesetzten SSAO-Pixelshaders für massive Einbrüche in der Bildrate bis hin zur Unspielbarkeit gesorgt. Da dieser Effekt aber pur über die Grafikkarte abgearbeitet wird, war dies für mich eher der Anlass, nach einem neuen Modell zu schreien. Und selbst ohne diesen Effekt sieht Burnout Paradise immer noch verdammt gut aus. Zumindest so gut, dass ich die sehr seltenen, aber dennoch spürbaren Minimal-Abweichungen von der im Normalfall konstanten Bildrate geflissentlich übersehen konnte. Geschwindigkeit, Detailreichtum, die spektakulären Unfälle: Alles vom Feinsten. Ach ja: Hatte ich schon die Mords-Geschwindigkeit erwähnt?

Falls sich das Gerücht bewahrheiten sollte, dass Criterion sich zumindest anteilig mit um das nächste Need for Speed kümmert, dürfte die in den letzten Jahren stark eingeknickte Serie zumindest visuell zu einem neuen Höhepunkt geführt werden.

Doch zurück zu Burnout Paradise... Nicht nur hinsichtlich der Kulisse zeigt sich die PC-Version auf der Höhe der Zeit. Mit der Möglichkeit, sowohl Tastatur als auch alternativ das 360 Pad für Windows und sogar ein Lenkrad einzusetzen, werden alle wesentlichen Anforderungen nicht nur erfüllt, sondern bravourös bewältigt. Für Feinmechaniker gibt es hinsichtlich der Kontroll-Sensibilität und ggf. Force Feedback-Unterstützung zahlreiche Einstellmöglichkeiten, wobei mit Ausnahme der nur soliden Tastatur-Steuerung schon die Standard-Einstellungen für Pad und Lenkrad eine optimale Kontrolle der Boliden erlauben. Im direkt Vergleich ziehe ich zwar die Pad-Lösung vor - doch das ist eine persönliche Präferenz, die keinerlei Auswirkungen auf die Wertung hat.   

Fazit

Für PC-User hat sich die Wartezeit gelohnt. Der Hochgeschwindigkeits-Raser, der nur knapp geschlagen auf Platz 2 unserer Wahl zum Rennspiel des Jahres 2008 landen konnte, sorgt für klasse Unterhaltung am Rechner: Eine punktgenaue Steuerung, ein enormer Umfang, eine nahtlos integrierte Online-Anbindung mit Hunderten Missionen, dazu ein zusätzlicher Party-Modus für Hotseat-Crashmeister, sowie eine bis auf die DJane klasse Akustik. Ich weiß gar nicht, wo ich das Schwärmen beenden soll. Doch dann holen sie mich doch wieder ein, die Schatten der Vergangenheit, die auch der Ultimate Box trotz eines gewaltigen Komplettpaketes "nur" zur gleichen Wertung wie der Ursprungsversion verhelfen. Die späten Richtungshilfen sind bei einem Highspeed-Rennen nahezu wirkungslos und gehen nach wie vor unter. Der Wagenwechsel hätte mittlerweile deutlich komfortabler ausfallen können. Und dass es bei Motorrädern nicht nur eingeschränkte Crashsequenzen gibt, sondern zusätzlich nicht möglich ist, gemeinsam mit den vierrädrigen Kollegen auf die Piste zu gehen, ist ebenfalls bedauerlich. Dennoch: Der Abstecher nach Paradise City steckt voller offensichtlicher sowie versteckter Reize, spielt sich erstaunlich frisch und liefert damit den Beweis ab, dass gute Qualität selbst in der schnelllebigen Videospielwelt absolut zeitlos ist. Für die erweiterte Wiederauflage der 360- bzw. PS3-Varianten spricht allerdings nur die komfortable "All-in-One-Lösung", die den Download der zusätzlichen Gratis-Inhalte erspart und gleich den kostenpflichtigen Party-Modus erhält. Festzuhalten bleibt, dass sowohl Konsolen-Nachzügler als auch vor allem endlich die PC-Spieler eines der besten Arcade-Rennspiele der letzten Jahre in seiner XXL-Version in ihre Sammlung aufnehmen dürfen. 

Pro

weit über 100 Offline-Rennen in verschiedenen Kategorien
über 70 Fahrzeuge in vier Kategorien
Party-Modus mit Hot Seat-Herausforderungen
wahnwitzige Geschwindigkeit
optisch imposantes Schadenssystem
offene Welt
online für bis zu acht Spieler
weit über 400 Online-Herausforderungen
nahtloser Übergang von Off- und Onlinespiel
zahlreiche Rennmodi im Onlinemodus

Kontra

<P>
keine klassischen Crash-Kreuzungen mehr
nur Host kann Rennen und Herausforderungen starten
keine "ewigen" Online-Statistiken
Richtungshilfen kommen sehr spät
kein Aftertouch
Wagenwechsel unnötig kompliziert
DJ Atomica ein nicht zu unterschätzender Nerv-Faktor</P>

Wertung

PC

Auch auf dem PC spielt Paradise City seine Stärken aus: Hochgeschwindigkeit und pures Adrenalin!

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