Wolfenstein 2: The New Colossus02.10.2017, Marcel Kleffmann

Vorschau: B.J. Blazkowicz räumt in New Orleans auf

Ende des Monats kehrt B.J. Blazkowicz in Wolfenstein 2: The New Colossus (ab 10,99€ bei kaufen) zurück und versucht "das Regime" mithilfe einer illustren Widerstandsgruppe aus Nordamerika zu vertreiben. Nach der letzten Vorschau, in der wir den Auftakt mit Rollstuhl und das Roswell-Level mit Atombombe im Feuerlöscher spielten, konnten wir jetzt einen Feuer spuckenden Panzerhund durch New Orleans reiten.

Filmreife Action

Wie gewohnt beginnt der Einsatz mit einer ausgedehnten und hochklassig inszenierten Zwischensequenz, die ungefähr dreieinhalb Minuten dauert und sich um die Aufständischen sowie die anstehende Mission dreht - wie gut letztendlich Charakterzeichnung sowie die kniffelige Mischung aus Humor und Ernst ausfallen werden, bleibt abzuwarten, da bisher lediglich Bruchstücke des großen Ganzen zu sehen waren. In der Zwischensequenz wird jedenfalls erklärt, dass die fast unkaputtbare Kampfmaschine B.J. Blazkowicz einen Widerstandskämpfer in New Orleans ausfindig machen und eine Bank stürmen soll. Blöd nur, dass "das Regime" die stellenweise überflutete Stadt in eine Festung verwandelt hat. Den Zugang vom Meer blockiert ein Minenfeld, doch Blazkowicz wird mit einem praktischen Ein-Mann-Torpedo einfach zwischen den Minen hindurchgeschossen ...

Video: B.J. Blazkowicz spurtet in Rambo-Manier durch New Orleans.

Akimbo gegen das Regime

Kaum dort eingetroffen, sieht man gleich Regimesoldaten und einen Panzerhund durch die verlassenen Gassen ziehen. Abermals kann man sich für eine laute oder leise Vorgehensweise entscheiden. Man kann den Panzerhund mit ein bisschen Geschick links liegen lassen und die Feinde mit schallgedämpften Knarren ausschalten oder sie gänzlich in Ruhe lassen. Diesmal entscheide ich mich für die direkte Vorgehensweise und stürme mit zwei unterschiedlichen Waffen in den Händen (Akimbo) durch die Straßen und entfessle ein Bleigewitter, gegen das die computergesteuerten Soldaten nicht wirklich ankommen. Auch die Anführer, die viel Verstärkung rufen, sollen ruhig Verstärkung rufen. An Munition mangelt es nicht und wenn doch, hilft die Axt im Nahkampf. Während die normalen Soldaten nur durch schiere Überzahl eine Bedrohung (auf dem Standard-Schwierigkeitsgrad) darstellen, sind die dick gepanzerten Soldaten schon hartnäckiger und vor allem die feuerspuckenden Panzerhunde können sich als Herausforderung erweisen, sofern man sie nicht irgendwie umgeht. In einem verlassenen Stellwerk liefer ich mir zum Beispiel einen längeren Kampf mit einem Panzerhund und nutze dabei Container, die zu eng für den Panzerhund stehen, um die Position schnell wechseln zu können.

Kurze Zeit später habe ich das Quartier der Widerstandskämpfer erreicht. Es folgt eine Zwischensequenz, die fünfeinhalb Minuten dauert und erneut mit einer erstklassigen cinematischen Inszenierung und Kameraarbeit punktet. Nur leider ist die Vertonung bzw. die Sound-Abmischung ziemlich unglücklich, da die gesprochenen Dialoge im Vergleich zur Hintergrundmusik viel zu leise sind (siehe im Video, ab 20:00 Min.).

Wenn B.J. Blazkowicz einen Feuer spuckenden Panzerhund reitet, dann muss das Regime größere Geschütze auffahren ...
Apropos Sprache: Sowohl die deutsche Sprachausgabe als auch die Übersetzung weisen einige Schwächen auf - und damit ist nicht nur die stellenweise fehlende Lippensynchronität des Gesagten gemeint. Manche Begriffe werden zum Beispiel eher "unglücklich" übersetzt (z.B. "Motherfucker" mit "Scheisser"). Auf die englische Sprachausgabe wird man in der finalen deutschen Version verzichten müssen. Übrigens: Alles in allem soll die Dauer der Zwischensequenzen ungefähr drei Stunden betragen. Konkrete Angaben über den Umfang der Kampagne wurden nicht gemacht.

Und nach diesem Story-Intermezzo darf man sich auf einen "modifizierten" Panzerhund schwingen und auf seinem Rücken durch das restliche Areal bis in die Abwasserkanäle der Stadt reiten. Mit dem eingebauten Flammenwerfer lösen sich die Regimesoldaten blitzschnell in Wohlgefallen auf. Nur mit sich teleportierenden Soldaten und den im Abwasserkanal lauernden großen Robotern ist nicht zu spaßen …

Fäuste, Stelzen und Gurte

Neben den modifizierbaren Waffen und den Verbesserungen von B.J. in Sachen Heimlichkeit, Chaos oder Taktik, auf die wir in der letzten Vorschau eingegangen sind, gibt es noch die Kampfmods. Jede der drei Kampfmods gibt B.J. bestimmte Fähigkeiten, mit denen er Gegner ausschalten oder sich besser/leichter durch das Level bewegen kann. Die Rede ist von Donnerfäusten, Schlachtenläufer und Pythongurt.

Mit den Donnerfäusten kann Blazkowicz bestimmte (angeknackste) Wände einschlagen oder alternativ die Gegner verprügeln. Mit den Schlachtenläufern, die im Prinzip so etwas wie ausfahrbare Stelzen sind, können leicht höhergelegene Bereiche (ca. drei Meter) erreicht oder Angriffen ausgewichen werden. Die Pythongurte erlauben es B.J., sich durch normalerweise viel zu enge Räume zu bewegen, wie zum Beispiel Rohre oder Lüftungsschächte.

Mach's nochmal B.J.

Das U-Boot, auf dem die Zwischensequenz vor der New-Orleans-Mission stattfand, wird außerdem als eine Art "Hub" (Aufenthaltsort) zwischen den Missionen dienen. Von dort aus kann man nicht nur Storymissionen angehen, sondern - nach dem Abschluss der Geschichte - den Levels einen weiteren Besuch abstatten. Im Vergleich zu dem ersten Besuch werden sich die Levels leicht verändert haben.

Video: Nach der Modifikation der Waffen ballert sich B.J. Blazkowicz bis zum Quartier der Widerstandskämpfer durch und reitet anschließend auf einem Panzerhund.
Tommy Tordsson Björk (Lead Narrative Writer) meinte in unserem Interview, dass man auf der Suche nach übersehenen Gegenständen auf neue oder andere Feinde treffen könnte. Auch die Umgebung könnte sich leicht verändert haben, wie zum Beispiel die Tageszeit. Die Entwickler hoffen dadurch den Wiederspielwelt zu erhöhen.

The New Order: Fergus oder Wyatt

In Wolfenstein: The New Order musste man am Ende des ersten Levels eine Entscheidung über Leben und Tod treffen. Man konnte entweder Fergus oder Wyatt retten, was nur einen marginalen Einfluss auf den tatsächlichen Spielablauf hatte. Für welchen Charakter man sich damals entschieden hat, wird die Geschichte und die Zwischensequenzen in The New Colossus beeinflussen. Hat man beispielsweise Wyatt gerettet, so wird Wyatt mit von der Partie sein - und umgekehrt. Diejenigen, die den ersten Teil nicht gespielt bzw. keinen Speicherstand mehr haben, dürfen zu Beginn auswählen, welcher "Storyline" sie folgen wollen. Schön zu sehen, dass die Entwickler diese "Kleinigkeit" aus dem Vorgänger aufgreifen und nicht im Sande verlaufen lassen.

Ausblick

Die zweite Anspielrunde von Wolfenstein 2: The New Colossus hat die Lust auf den Befreiungskampf in der alternativen Version von Nordamerika gesteigert. Die Shooter-Passagen nach Old-School-Bauart sind rasant, brutal und wuchtig, wobei man auch ein wenig schleichen kann. Darüber hinaus gab es mit dem Raketenzug und dem Panzerhundritt immer wieder gute und überraschende Level-Ideen, die hoffentlich auch die anderen Missionen in der Kampagne aufwerten. Lediglich einige Bugs, zum Beispiel beim an Land gehen sowie das "Feststecken" im Level durch den Einsatz der Stelzen, trübten den Spielspaß ein wenig. Außerdem bin ich mit der deutschen Übersetzung nicht ganz glücklich. Gespannt bin ich, wie sich die aufwändig inszenierte Geschichte, die eine Gratwanderung zwischen Humor und Ernst versucht, in der finalen Version präsentieren wird.

Einschätzung: gut

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