Trillion: God of Destruction21.04.2016, Jens Bischoff

Im Test: Kampf gegen eine Billion Lebenspunkte

Schon mal einem Gegner mit einer Billion Lebenspunkten gegenübergestanden? In Trillion: God of Destruction (ab 3,50€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) von Compile Heart und Idea Factory kann man es mit genau einem solchen Ungetüm aufnehmen. Was das Taktik-Rollenspiel für die PlayStation Vita sonst noch zu bieten hat, verrät der Test.

Ein dicker Brocken

Die Unterwelt ist in Aufruhr: Da sagt doch tatsächlich ein Eindringling der Hölle und all ihren Bewohnern den Kampf an. Doch dieser Jemand ist nicht irgendwer, sondern Trillion, der Gott der Zerstörung, und der verfügt wortwörtlich über eine Billion (englisch: Trillion) Lebenspunkte. Die ersten Versuche den Koloss abzuwehren scheitern entsprechend kläglich. Selbst der derzeitige Herrscher der Unterwelt, Zeabolos, muss sich geschlagen geben und einen Pakt mit einer mysteriösen Fremden eingehen, die ihm im Tausch für seine Seele, die Macht in Aussicht stellt, Trillion zu besiegen.

Zeabolos nimmt an und erhält einen Ring, der seinen treusten Untergebenen außerordentliche Kräfte verleiht, die Trillion Stück für Stück den Garaus machen sollen. Zuvor gilt es allerdings die ausschließlich weibliche Gefolgschaft fürsorglich auf ihren Einsatz vorzubereiten. Hat man seiner Auserwählten den Ring überreicht, muss man deren Training, Ausrüstung und Wohlbefinden überwachen. Um bestimmte Charaktermerkmale zu steigern, verordnet man entsprechende Trainingseinheiten, die automatisch absolviert werden. Anschließend lassen sich mit den so verdienten Punkten Fertigkeiten, Talente und Statuswerte verbessern. Um Erschöpfungen oder gar Verletzungen vorzubeugen, sollten aber auch Ruhephasen auf dem Programm stehen.

Auf Beutejagd

Darüber hinaus muss man sich auch um die Ausrüstung seiner Auserwählten kümmern. Die kann man entweder gegen Bares im Forschungslabor anfertigen lassen oder in zufallsgenerierten Mini-Dungeons erbeuten. Letztere öffnen allerdings nur nach genügend Trainingserfolgen ihre Pforten.

In zufallsgenerierten Mini-Dungeons geht's zur Vorbereitung auf Monster- und Beutejagd.
Für die Erkundung der gerasterten Miniatur-Labyrinthe stehen einem zudem nur eine begrenzte Anzahl an Schritten zur Verfügung, mit denen es nicht nur Gegner zu eliminieren und Schätze zu erbeuten, sondern auch rechtzeitig den Ausgang zu erreichen gilt. Schafft man das nicht, verliert man alles Erbeutete wieder.

Da die Labyrinthe stets nur aus einer Handvoll Gänge und Räume bestehen und man schnell mit speziellen Angriffen abzukürzen lernt, kehrt man aber nur selten mit leeren Händen zurück. Zudem gibt es Verbrauchsgegenstände, die eine sichere Rückkehr mit aller Beute garantieren sowie die Möglichkeit vor jedem Dungeon-Besuch zu speichern. Auch beim Trainieren und anderen Ereignissen kann man unerwünschte Effekte so leicht umgehen. Nötig ist das aber nicht, da selbst schlechte Ergebnisse positive Folgen haben und bestimmte Hürden ohnehin nicht vorzeitig überwunden werden können.

Freie Hand

Es gibt allerdings auch Entscheidungen, die den Spielverlauf maßgeblich verändern und zu unterschiedlichen Enden führen. Auch auf die Charakterentwicklung kann entscheidend Einfluss genommen werden. Schließlich hat man abgesehen von ein paar Grundtalenten und -eigenschaften völlig freie Hand beim weiteren Werdegang. Wer will, kann sogar gänzlich auf das Verbessern von Statuswerten verzichten und alle Trainingspunkte in Talente und Fertigkeiten investieren oder umgekehrt. Darüber hinaus lassen sich auch die persönlichen Waffen der Protagonistinnen individuell modifizieren. Neben allgemeinen Leistungssteigerungen sorgen angebrachte Siegel teils für gravierende Veränderungen bezüglich Reichweite, Energiereserven oder Widerstandskraft.

Wenn man sich auch sonst gut um seine Trainingspartnerin kümmert, steigt zudem deren Zuneigung, die später im Kampf eine Art Energiepolster bildet, das Spezialangriffe speist und als Abwehrschild fungiert, bevor es den eigentlichen Lebens- und Magiereserven an den Kragen geht. Gemeinsame Aktivitäten und passende Geschenke lassen die Beziehung besonders gedeihen. Letztere muss man nicht einmal kaufen, sondern erhält sie aus einem Kapselautomaten, für den man täglich Münzen bekommt. Geld braucht man aber natürlich trotzdem - vor allem für Labor und Waffensschmied. Doch keine Sorge, wer in den Dungeons kein Glück hat, kann auch spontan Steuern erheben. Andere Zeit kostende Aktivitäten sind an dem Tag dann jedoch tabu.

Zug um Zug

Am Ende jeder Woche steht in der Regel ein Probekampf gegen einen Trillion-Dummy an, wo man Erfahrungen sammeln und sich einen Marschplan zurechtlegen kann. Diese Aufeinandertreffen laufen wie die echten Kämpfe gegen Trillion in simultaner Rundenmanier ab.

Vor dem richtigen Duell mit Trillion stehen wöchentliche Testkämpfe gegen hölzerne Dummys.
Das heißt, sobald man sich bewegt, angreift oder eine andere Aktion ausführt, schreitet auch der Gegner zur Tat. Bleibt man stehen, verharrt auch das Gegenüber. Die Schlachtfelder sind wie die Mini-Dungeons, in denen ebenfalls simultan gezogen wird, schachbrettartig gerastert.

Farbliche Markierungen auf den Rastern zeigen an, wann dort spezielle Angriffe wie Feuersalven, giftige Sprühnebel oder Wirbelwinde bevorstehen. Weiße Felder sind noch eine Weile sicher, färben sich aber schon beim nächsten Zug gelb, dann orange. Werden sie anschließend rot, steht ein Angriff unmitelbar bevor, während lila gefärbte Felder anstehende Giftangriffe kennzeichnen. Zudem können sowohl Trillion als auch sein Dummy kleinere Gegner herbeirufen, mit denem man sich dann zusätzlich herumplagen muss. Allerdings erhält man für jeden erledigten Widersacher einen Bonuszug, so dass man daraus durchaus auch Vorteile schlagen kann.

Darüber hinaus kann man auch selbst diverse KI-Begleiter für die Schlacht rekrutieren. Entsprechende Kapazitäten muss man über die Charakterentwicklung allerdings erst schaffen, gewünschte Kandidaten im Voraus bezahlen. Greift man bestimmte Körperpartien Trillions wiederholt an, zerbrechen irgendwann deren Panzerungen, was entsprechende Schwächungen nach sich zieht und noch größere Schäden zulässt. Steht man selbst dem Tod nah, kann man mit letzter Kraft sogar ein Körperteil für alle nachfolgenden Kämpfe dauerhaft versiegeln, so dass damit getätigte Angriffe zukünftig ausbleiben - leider nicht auch beim Dummy. Alternativ kann man für seinen Abgang aber auch einen brachialen Finisher, eine Wiedergeburt als KI-Begleiter, eine Verlängerung der Trainingszeiten oder ein Waffen-Upgrade wählen.

Sattes Erbe

Egal, wofür man sich entscheidet, die nächste Kandidatin wird auf jeden Fall davon profitieren. Auch ein Teil der verdienten Trainingspunkte wird auf die jeweilige Nachfolgerin übertragen, Geld und sicher verwahrte Beute ebenso. Lediglich im finalen Kampf getragene Ausrüstung sowie mitgeführte Begleiter und Verbrauchsgegenstände gehen flöten. Nichtsdestotrotz wird man in jedem Anlauf stärker.

Gibt eine Akteurin den Löffel ab, kann sie sich für eins von fünf finalen Manövern entscheiden.
Allerdings machen sich auch zunehmend Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Vor allem die trotz unterschiedlicher Akteurinnen immer wieder gleich ablaufenden Kämpfe und Dungeon-Ausflüge zehren an den Nerven.

Daran können auch die gerade mal zwei Verwandlungen Trillions, die neue Taktiken erfordern, nichts ändern. Selbst die amüsanten Nebenereignisse und Dialoge nutzen sich zusehends ab, da sie sich immer öfter wiederholen. Statt dem schwindenden Interesse mit zusätzlicher Abwechslung zu begegnen, bemühen die Entwickler aber lieber voyeuristische Reize, die teils fast schon groteske Ausmaße annehmen. Eine umfangreichere Vertonung oder gar eine deutsche Lokalisierung wäre vielen bestimmt lieber gewesen. Zumindest kann man jederzeit frei zwischen englischer und japanischer Tonspur wählen.

Fazit

Da wagt es doch tatsächlich jemand, der Hölle den Krieg zu erklären. Doch auch wenn der sich Gott der Zerstörung nennt und über eine Billion Lebenspunkte verfügt, bietet ihm die Unterwelt tapfer die Stirn. Und zwar in Form der sich freiwillig opfernden weiblichen Verwandtschaft des Teufels. Zuvor müssen die Mädels allerdings gut auf ihren Einsatz vorbereitet werden. Es wird trainiert, geschmiedet und beschenkt, um für das bevorstehende Duell bestmöglich gewappnet zu sein. Auf dem Schlachtfeld gilt es Trillions Lebensgeister dann in simultaner Rundenmanier so weit wie möglich zu dezimieren, bevor die nächste Auserwählte ihr Training beginnt. Das Konzept ist interessant, nutzt sich trotz auflockernder Raubzüge durch zufällig generierte Mini-Dungeons sowie Trillions Wandlungs- und Beschwörungsfähigkeiten aber mit der Zeit spürbar ab. Auch Ereignisse und Dialoge beginnen sich zu wiederholen und trotz humoristischer Bemühungen an Reiz zu verlieren. Unterm Strich wird aber trotzdem sympathisch inszenierte und spielerisch solide Rundentaktik serviert.

Pro

interessantes Kampfkonzept
individuelle Charakterpflege
humorvolle Inszenierung

Kontra

auf Dauer eintöniger Spielverlauf
viele Wiederholungen
nicht lokalisiert

Wertung

PS_Vita

Interessantes, aber auf Dauer etwas eintöniges Taktik-Rollenspiel gegen hauptsächlich einen Gegner.

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